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rassistisch?

effzehn

Luxemburger Triumph
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Als Klugscheißer möchte ich in Bezug auf das Wort "Rasse" äußern.
Laut
http://de.wikipedia.org/wiki/Rasse#.22Rassen.22_in_Bezug_auf_Menschen
und anderen
ist das Wort in Bezug auf den Menschen ein Konstrukt politischer und ideologischer Schmieden gewesen.
Biologisch (und damit korrekterweise) gibt es nur eine, nämlich _die_ menschliche Rasse: den homo sapiens.
Vor ein paar tausend Jahren gabs tatsächlich noch zwei menschliche Rassen, nämlich zusätzlich noch den homo neandertalensis. (Wie wäre es eigentlich heute, wäre er nicht ausgestorben?)
Somit ist das Wort Rassismus in seiner wörtlichen Logik obsolet, hat aber, wie bereits verlinkt, eine weitaus weitreichendere Bedeutung.

Es gibt nur eine Rasse, und der gehören wir alle an, alle 6,x Milliarden Menschen sind homo sapiens, egal ob dunkel, hell, bunt, usw.
 

cws

Pomme d'or
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Eventuell habe ich in Berlin auch ein zu positiv, sehr tolerant erlebtes Umfeld.
Das mag anderswo eben ganz anders sein, aber wenn ich jetzt noch was sage, dann machen mich die Brandenburger im Forum berechtigt zur Schnecke, weil dann meine Vorurteile voll durchschlagen :)

*wegduck*
 

leif_ben

Himbeerapfel von Holowaus
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cws schrieb:
Eventuell habe ich in Berlin auch ein zu positiv, sehr tolerant erlebtes Umfeld.

Oh ja, ich will endlich wieder in berlin wohnen :). allerdings ... das mit meiner ex-freundin ---- das war alles in berlin ... gibt schon da auch fiese ecken ...
also jetzt aber ... schönen abend noch
ben
 

fantaboy

Leipziger Reinette
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die bezeichnung "neger" ist für mich schon deshalb ein un-wort, weil sie die menschen nach ihrer hautfarbe unterscheidet. diese wird bekanntlich immer dunkler, je mehr sonne die menschen im laufe der jahrhunderte in ihrem gebiet abkriegen. menschen mit schwarzer hautfarbe würden binnen 1000 jahren weiss werden, wenn sie sich nur im norden europas aufhalten würden. (das erzählen sie zumindest im discovery channel).
ausserdem wurde dieses wort in der generation vor mir bedenkenlos rassistisch benutzt, oft auch ungewollt. da ist vom "braven neger" die rede, wenn er sonntags immer in die kirche kommt und vom "wilden neger", wenn er dies nicht tut.
"neger" beinhaltete immer etwas negatives und sei es nur die feststellung, das sich "der neger" zivilisatorisch eine stufe unter uns, den weissen europäern befand.
in den zeiten der galoppierenden politischen korrektheit tut man sich eben deshalb so schwer mit der bezeichnung andersfarbiger menschen (schon wieder rassismus, andersfarbig als wer, na wer wohl?), weil die meisten begriffe, die man bisher benutzte, negativ besetzt sind und fast durchgehend abwertend waren.
es ist ein gutes zeichen, wenn darüber mal geredet wird, weil es heisst, dass jemand nachdachte...
 

Jenso

Gast
@effzehn: möchte ich nun auch noch "klugscheißen" - habe schließlich mal Biologie studiert.

a) Historisches:
die Sache mit den Neandertalern ist nicht nur "ein paar tausend", sondern zigtausend Jahre her (>100.000).

b) Genetisch (nicht gleich an Modernes denken; das Wort kommt von "Herkunft" oder "Erschaffung", "Schöpfung"):

Die wissenschaftliche (Linnésche) Nomenklatur ist eindeutig:
"homo" ist eine Gattung, d. h. eine nah verwandte Gruppe von Arten, die untereinander nur beschränkt fertil sind (fortpflanzungsfähig: siehe Esel und Pferd, gibt zwar nachwuchs, dieser ist aber steril, also nicht fortpflanzungsfähig)

"homo sapiens" bezeichnet eine Art in dieser Gattung.
Eine Art ist eine Gruppe von Individuen, die sehr ähnlich und unbeschränkt fertil sind (alle Hunde, Pferde oder Menschen untereinander)

"homo sapiens sapiens"
Gruppen von Individuen innerhalb der Art, mit einerseits großer Ähnlichkeit untereinander aber mit gewissen Unterschieden (beides vererblich), kann man als "Rasse" bezeichnen, also bei Hunden etwa: Dackel, Husky und Bulldogge; bei Pferden Araber, Haflinger und Trakehner; beim Menschen evtl. Monogolen, Aborigines, Eskimo und eben Negroide...

Mischlinge oder Blendlinge nennt man (naturwissenschaftlich!) wiederum die Kreuzungsergebnisse zwischen Rassen ("Promenadenmischung" o.ä.) - hier beginnt m.E. spätestens der Rassenwahn.

Übrigens kann man in Analogie zum Rassismus durchaus von "Speciezismus" sprechen, wenn man die - evtl. unlautere - Auffassung vertritt, die eine Art sei etwa wertvoller als andere, man könne also Tiere ohne moralischen Makel verspeisen usw.

Nun wird es endlos.
 

Sanamiguel

Tokyo Rose
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Wirklich schön ist, dass hier so sachlich darüber diskutiert wird :)

IMHO gab es auf Discovery mal einen Bericht, dass die "Mutter der Menschheit" schwarz war...
Dieses scheint damals einigen Rassisten entgangen zu sein...

Es ist schade, dass die Fremdenfeindlichkeit auch Heute noch nicht der Vergangenheit angehört - ohne jetzt irgendwelche Stellungnahmen hier damit in Verbindung zu bringen; ich meine nur, dass diese Personen ihre Energie lieber in nützliche Dinge fließen lassen sollten (anstatt in Hass...)

Meine 2 Cents
 

hochstammapfel

Châtaigne du Léman
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groove-i.d schrieb:
ich finde es nicht sinnlos, sondern aus unserem zusammenhang heraus durchaus sehr, sehr aufschlußreich und interessant (ich weiß, ich habe dieses wort schon zigmal benutzt. meine es aber so.)

ansonsten habe ich nicht dne eindruck, daß irgendwer hier vor hat seine meinung durchzusetzten. oder beziehst Du Dich auf die welt da draußen?
Interessant ist es allemal, und wie ich auch schon in einem früheren Posting gesagt habe: Ich bin gespannt auf alle Meinungen, seien sie noch so verschieden, dafür diskutiert man doch, nicht wahr?
Ich wollte damit nur sagen, dass es eines dieser Themen ist, über die unendlich lange diskutiert werden können (was in diesem Forum, Apfeltalk, auf offensichtlich höherem Niveau geschieht als irgendwo anders :)). Was ich nicht meine, ist, dass man aufhören sollte, darüber zu diskutieren. Mehr davon! ;)
 

groove-i.d

Rote Sternrenette
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gestern abend habe ich von dem indiotypen aus der bar erzählt. er war gestern tatsächlich auch wieder da. all eyes to him, sach ich nur.
nicht nur, weil er so verrückt gekleidet ist. ok, ok, das ist schon sehr wesentlich bei ihm, aber eben auch wegen seiner hautfarbe.

es gibt eine ganze reihe menschen, deren augen an schwarzen geradezu haften bleiben. aus welchen gründen auch immer. eyecatcher sind es. ich sehe sie mir an, weil ich als musiker dem jazzmythos und der entwicklung verfallen bin und in vielen schwarzen eine art sitte und benehmen feststelle, die mir gefällt. nicht selten strahlen sie eine art von würde aus, die ich mir nur intuitiv erklären kann. nicht rational oder faktisch.

vielleicht, weil die einfach den live-groove und naturblues haben?
(ohhhh, da müßten jetzt einige pauschalisierungsgegner sich zu worte melden, nicht wahr ;) )

bis später!

p.s.: all die historischen stellungnahmen und infos lese ich mir mal in ruhe durch. es scheinen viele interessante fakten dabei zu sein, denen ich mir bislang noch nicht bewußt war.
 

effzehn

Luxemburger Triumph
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Jenso schrieb:
"homo sapiens sapiens"
Gruppen von Individuen innerhalb der Art, mit einerseits großer Ähnlichkeit untereinander aber mit gewissen Unterschieden (beides vererblich), kann man als "Rasse" bezeichnen, also bei Hunden etwa: Dackel, Husky und Bulldogge; bei Pferden Araber, Haflinger und Trakehner; beim Menschen evtl. Monogolen, Aborigines, Eskimo und eben Negroide...

Danke für die Aufklärung. Aber das heißt ja, dass (zumindest biologisch gesehen) der Begriff der "Rasse" auf den Menschen anwendbar ist? Laut dem Wikipedia Eintrag ist das jedoch stark umstritten und überholt:
Wikipedia schrieb:
Heute wird die Menscheit nicht mehr in Rassen untereilt, man kann aber durch genetische Studien seine Auswanderung aus Afrika vor etwa 65 000 Jahren studieren und verschiedene genetische Gruppen voneinander trennen.

?
 

yjnthaar

Schwabenkönig
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Moin, Moin,

Da der Thread hier schon so weit gesponnen wurde, hatte ich jetzt nicht den Nerv alles zu lesen. Daher verzeiht mir wenn ich etwas sage was schon so kam. :)

Also mir geht es eigentlich so, dass ich i.d.R. die Leute immer mit "Herr, Frau, Damen, Fräulein, Kleines, Mädchen, Bube, usw." anrede. Im allgemeinen "ausländische MitbürgerInnen". Daher stellts sich mir das Problem mit der "Rassenklassifizierung" erstmal gar nicht. Was ich noch eher benutze ist "Die Polin, der Chinese, die Japanerin, der Italiener".

Was ich gerne aus "zum Spass" verwende ist: "Der/Die mit den Haaren" :-D

Aber ich kann ja auch nur von mir reden...

Salve,
Simon
 

leif_ben

Himbeerapfel von Holowaus
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groove-i.d schrieb:
es gibt eine ganze reihe menschen, deren augen an schwarzen geradezu haften bleiben. aus welchen gründen auch immer. eyecatcher sind es. ich sehe sie mir an, weil ich als musiker dem jazzmythos und der entwicklung verfallen bin und in vielen schwarzen eine art sitte und benehmen feststelle, die mir gefällt. nicht selten strahlen sie eine art von würde aus, die ich mir nur intuitiv erklären kann. nicht rational oder faktisch.

vielleicht, weil die einfach den live-groove und naturblues haben?
(ohhhh, da müßten jetzt einige pauschalisierungsgegner sich zu worte melden, nicht wahr ;) )

melde mich hiermit als pauschalisierungsgegner zur wort. auch dieses thema ist lohnend und diskussionswürdig: ob nicht auch das pauschale aufwerten von schwarzen problematisch ist? die ganzen stereotypen, die da so kursieren, weisen auch oft eine gewisse nähe zu so tierhaften assoziationen auf -- der megapotente schwarze, gazellenhafte bewegungen usw. also auch hier: vorsicht und oft selbstaufklärungsbedarf.
 

Beinhorn

Melrose
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Und immer der doppelte Senf ...

Dieser Thread ist mittlerweile so aufgebläht, weil sich so einige Köppe leider nicht durchlesen, was hier schon alles geschrieben wurde ...
 

cws

Pomme d'or
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Re: Und immer der doppelte Senf ...

Es ist wohl auch so, dass wir uns mit unserem Bemühen um political correctness und dem Bemühen um Nichtdiskrimminierung ein Stück weit in die Tasche lügen.

Wir glauben an das "Alle Menschen sind gleich" "Alle Menschen sind gut"

Dem ist nicht so.
_Es gibt gute und schlechte Menschen und alle Abstufungen dazwischen.
_Es gibt kulturelle Unterschiede, Unterschiede in der Moral, die wo sie aufeinanderstossen nicht vereinbar sind.
_Es gibt Unterschiede im Denken.

Es wird einen fairen und nichtdiskrimminierenden Umgang miteinander nur geben,
_wenn man diese Unterschiede nicht nur wahrnimmt, sondern auch ausspricht.
_wenn man Unterschiede als Unterschiede wahrnimmt, nicht als Wertung.
_wenn man sich über die Unterschiede austauscht.
_wenn man Toleranz übt.

Das alles funktioniert aber nicht als Einbahnstrasse. Es reicht nicht, dass man etwas toleriert, etwas hinnimt. So wird man weder ein Vorurteil beseitigen noch etwas verändern, sondern bestenfalls nebeneinander stehende geschlossene Systemen erzeugen. Davon haben wir reichlich. Ob man das dann eine Parallelgesellschaft nennt oder eine sozio-ökonömisch homogene Gruppe ohne Aussenbezug hat es umsonst.
Es wird nur funktionieren, wenn man sich auf gemeinsame Spielregen einigt.

Wie ich diese Toleranz dann allerdings in der U-Bahn umsetzen soll, wie ich mich auf Spielregeln einigen soll, wenn eine Gruppe besoffener Glatzen einsteigt - keine Ahnung.

Das sind alles kulturelle Probleme.

Und was die genetischen Unterschiede angeht, wohl der sensibelste Punkt, die sollte man dann aber nicht an der Hautfarbe festmachen. Jeder von uns hat seine Genetik, jeder hat seine genetischen Besonderheiten. Manche davon halten wir für genetische "Fehler". Ich rate dringend davon ab von genetischen Vorteilen oder Nachteilen oder Fehlern zu reden. Wir sind weit davon entfernt Maßstäbe für eine Bewertung zu haben. Rein biologisch, von Moral ist hier keine Rede, erst recht nicht vom Menschen. Biologisch gibt es kein Richtig und kein Falsch erst recht kein Gut oder Böse, nur ein Anders. Ob dieses Anders zweckmäßig ist oder nicht, das unterliegt wechselseitgen Abhängikeiten, die wir nichteinmal ansatzweise verstehen, können wir doch Sinnvolles nicht einmal zum biologischen "Zweck" sagen.
 

leif_ben

Himbeerapfel von Holowaus
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Re: Und immer der doppelte Senf ...

cws schrieb:
Es ist wohl auch so, dass wir uns mit unserem Bemühen um political correctness und dem Bemühen um Nichtdiskrimminierung ein Stück weit in die Tasche lügen.

Hi cws, :)

ich finde das alles ziemlich gut, was du schreibst. aber ich würd gern den zusammenhang zum eingangsstatement besser verstehen --- inwiefern lügen wir uns in die tasche?

viele grüße
ben
 

cws

Pomme d'or
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Re: Und immer der doppelte Senf ...

leif_ben schrieb:
Hi cws, :)

ich finde das alles ziemlich gut, was du schreibst. aber ich würd gern den zusammenhang zum eingangsstatement besser verstehen --- inwiefern lügen wir uns in die tasche?

viele grüße
ben

Weil wir eben gerne glauben (würden):

das "Alle Menschen gleich" und "Alle Menschen gut" sind.
 

leif_ben

Himbeerapfel von Holowaus
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Re: Und immer der doppelte Senf ...

cws schrieb:
Weil wir eben gerne glauben (würden):

das "Alle Menschen gleich" und "Alle Menschen gut" sind.

nur: was hat das mit pc und dem bemühen um nichtdiskriminierung zu tun? das hatte mich eigentlich interessiert ...
 

Jenso

Gast
Das hat insofern mit dem Eingangs-Statement zu tun, als daß es Hintergründe für das (m.E. vergebliche) Bemühen um nicht-rassistisches Verhalten, um political correctness etc. von seinen Triebfedern her zu erläutern.

Klar wünschen wir uns alle eine gute Welt/gute Menschen (und möchten es selbst auch sein). Aber: die Verhältnisse, sie sind nicht so.

Das vermag nicht jeder zu akzeptieren, aus der Verdrängung solcher Ansichten erwächst dann (u.a.) bemühtes Verhalten / Gutmenschen-Ideen usw.

Nachsatz: auch die, die so sehr um Nicht-Diskr. sich bemühen, diskriminieren (ihrer selbst nicht bewußt) unmerklich vielfach doch/auch.
Ich verweise z.B. auf die Haltung der Möchte-gern-Fortschrittler gegenüber den Glatzen und Faschos (alles in einen Topf, keine Differenzierung, oft Anwendung von "Totschlagargumentation": wenn man nicht beitritt oder mindestens zustimmt, sei man dagegen...)
 

cws

Pomme d'or
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Re: Und immer der doppelte Senf ...

Weil ich das empfinden habe, dass die Aussage, dass nicht alle Menschen gleich sind schon als rassistisch gewertet wird. Es widerspricht scheinbar auch den Grundfesten der amerikanischen Verfassung. "all man are created equal ..." .
Obwohl das "created equal" hier sicher mit "gleichen Rechten", gleichwertig bedeutet. Gleichheit, Freiheit, Brüderlichkeit ... meint sicher auch "Gleichwertigkeit".

Aber es war in der zurückliegenden Zeit ja eine Weile ideologische Grundlage, dass alle Menschen gleich sind, und erst die Sozialisation zu den unterschieden führt.
Zu unterschiedlicher Intelligenz, zu unterschiedlicher Gesundheit, unterschiedlicher Moral ... etwa so als würden wir als weißes Blatt Papier geboren.

Es sollte die Gesellschaft sein, die uns zu dem macht, der wir werden. Zum gutem Menschen oder zum Verbrecher, zum einfachen Denker oder zum Genie. Letztlich blieb dann auch keine Eigenverantwortung, sondern im Zweifel die schlechte Jugend, die Eltern, die Schule, ...

Das eben sehe ich in mehreren Facetten anders.
 

rainless

Fießers Erstling
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nun...

...meldet sich das disktutierte Objekt. ;) (<-- und ja, ich weiß das das politisch nicht korrekt ist. Ich weiß auch, dass sich andere Afrodeutsche dadurch angegriffen fühlen mögen und will deswegen klar sagen, dass das Bitte nur als ein persönliches Statement sein soll, ein Aufruf dazu, die Thematik nicht übertrieben verbissen zu sehen.)

Ich bin nun also Neger, Schwarzer, Halb-afrikaner oder sonst was auch immer. Und weil man zu solchen Themen immer eine sehr eigene und individuelle Auffassung hat ein paar Daten zu mir: Ich bin 15 Jahre alt, wohne und lebe im sozial gut gestellten Hamburger Norden, besuche ein Gymnasium. Meine Mutter ist Deutsche, mein Vater kommt aus Ghana, ist allerdings kurz nach meiner Geburt abgehauen, ich habe ihn folglich nie kennengelernt. Ich habe also außer meiner Hautfarbe keinen großen Bezug zu afrikanischer Kultur.
Persönlich habe ich in meinem Leben bis jetzt zum Glück noch keinen rassistischen Angriff auf mich erlebt. (Eigentlich sehr verwunderlich.) Unterschwellig? Keien Ahnung, ich nehme da eigentlich kaum etwas wahr, auch wenn man sich schon manchmal Gedanken macht. Ich könnte da jetzt aber nichts konkretes nennen. Mit anderen "Schwarzen" habe ich nicht zu tun, gibts hier kaum. Jedenfalls nicht in meinem Alter. Das ist wohl der Grund warum ich in der Diskussion einen etwas lockeren Standpunkt vertrete.

Erstmal zu Wikipedia:
Die beste Bezeichnung (da gewünschte Eigenbezeichnung) lautet jedoch "Afrodeutscher".

Ähm, ja. Ich persönlich wünsche diese Bezeichnung jedenfalls nicht . Klingt irgendwie ein bisschen sehr künstlich, aber das mag auch daran liegen, dass ich sie heute zum ersten Mal höre. Generell stelle ich mir die Frage wozu man all diese Bezeichnungen überhaupt braucht. Mir jedenfalls fehlt schlicht und einfach der Bedarf jemanden als "weiß" oder "schwarz" oder als "grünblaugestreift" zu bezeichnen. Ich habe den Thread jetzt mal so halbwegs durchgelesen, allerdings sei es mir verziehen, dass ich manchen Post nur "quergelesen" habe. Dennoch scheint mir diese Frage hier etwas zu kurz zu kommen. Wozu braucht man dies Kategorisierung überhaupt großartig? Gut selten vielleicht mal, aber prinzipiell würde ich das ganze eher als eine Kleinigkeit bezeichnen. (Wie gesagt, ich seh das recht locker.)

Neger? Gefallen tut mir das Wort nicht , aber so ein großes Problem wie der genannte Freund von irgendwem (war auf seite 1/2, laaange her :-D ) habe ich nicht.
Von all den Wörtern, die hier so durch den Raum fliegen würde ich wohl Schwarzer oder Farbiger bevorzugen. Trotzdem wieder die Frage nach dem "wozu".
Ich spreche doch keinen auf der Straße mit "Hallo Du Weißer/Schwarzer/Neger" an. Und ebenso sollte es umgekehrt nicht sein. Ich würde das jedenfalls als Abwertung meiner individuellen Person empfinden. Sicherlich verstärkt sich dieser Aspekt für uns Schwarze durch die historischen und, mindestens ebenso wichtig, gegenwärtigen Gegebenheiten.


die bezeichnung "neger" ist für mich schon deshalb ein un-wort, weil sie die menschen nach ihrer hautfarbe unterscheidet. (fantaboy)

Ja, stimmt schon. Nur sollte man es auch nicht übertreiben finde ich. Schon wieder die Frage in welcher Gelegenheit man das Wort umbedingt benutzen will/muss. Ich sehe gerade, dass sich mir eine Antwort auftut: Wenn man einen Menschen beschreiben will. (Mal ein Beispiel: Der Saxophonist war ein Schwarzer.) Jetzt kann mir keiner etzählen, dass man das nur sagt um die Hautfarbe zu bestimmen. Kategorisch fällt das Wort eher in die Gruppierung "Europäer, Asiat, Schwarzer", finde ich. Jetzt kann man zwei Wege gehen. Entweder man ist politisch (über-)korrekt und lässt die Tatsache, dass die Person schwarz ist bei seiner Beschreibung weg. Ich merke, dass ich das manchmal versuche und das mir dann das Wort "schwarz" irgendwie schwer über die Lippen kommt. (Ich würde niemals auf die Idee kommen und sagen es sei ein "Neger" gewesen.) Oder man verhält sich normal und sagt einfach, es sei ein Schwarzer gewesen. Auch wenn das jetzt widersprüchlich klingen mag, ich finde es eigentlich schwachsinnig das Wort "Schwarz" raus zu lassen. (Man merkt an diesem Punkt, dass ich innerlich nichts/kaum schwarzes in mir trage) Trotzdem, ich ertappe mich schon dabei, dass ich manchmal versuche die Eigenschaft des "Schwarz seiens" nicht an die erste Stelle zu setzen.
Ich muss allerdings klar sagen, dass es nicht das Wort Schwarz ist. Wenn ich sagen würde sie/er sehe afrikanisch aus, würde es mir ähnlich gehen. Scheint irgendwas persönliches zu sein. Vielleicht bin ich da einfach zu sehr Opfer der gesellschaftlichen Übervorsichtigkeit mit solchen Begrifflichkeiten.

"Nur die inneren Werte zählen."
Schöne Worte, so sind sie doch recht fern von der Realität. Ich will damit nicht die Oberflächlichkeit lobpreisen, ich will nur ausrücken, dass der Mensch - seien wir realistisch - auch immer auf das Äußere achtet. Und mit der Eigenschaft des Schwarzen lässt sich (zumindest was das Aussehen angeht. Und es fließt sicherlich nur äußerliches mit ein. Gewisse Voruteile hat man immer. (siehe unten) Aber ob man das generell als schlecht aburteilen kann, oder ob das nicht -mehr oder weniger - immer auftritt sei mal dahingestellt.) mehr ausdrücken als nur die Hautfarbe. Klar, man könnte auch davon reden, dass jemand afrikanisch aussieht. (s.o.) Muss man selbst entscheiden, ich persönlich würde mich durch keines von beidem angegriffen (wohlgemerkt angegriffen, aufhören würde ich in beiden Fällen.) fühlen, wenn ich das Gespräch zufällig mithören würde.

Eigentlich habe ich das so gedacht: Wenn mir ein wildfremder Schwarzer über den Weg läuft und ich mit diesem per Zufall über dieses Thema diskutiere, spreche ich vorerst käumlichst von Negern, denn ich weiss in Gottes Namen nicht, wie er darauf reagiert. Wenn ihn das beleidigen sollte, hätte ich mir in so einem Fall schon selbst ins Knie geschossen. Ich will doch auch niemanden Beleidigen.
Und wenn kein Schwarzer anwesend ist, kann ich ja von Negern sprechen, denn es ist niemand da, der sich beleidigt fühlen könnte, oder? (Von Hochstammapfel)

Dieser Ansatz gefällt mir überhaupt nicht. Wirklich nicht. Halte ich mindestens genauso schlimm, wie jemanden direkt anzusprechen, wenn nicht noch wesentlich schlimmer. Um das ganze mal zuzuspitzen: Es wäre also auch in Ordnung wenn Du mich in meiner Abwesenheit als Nigger, Arschloch oder sonstwas bezeichnest? Vielen Dank! (Ich reihe "Neger" bewusst nicht in diese Kategorie ein, weil ich das Wort nicht als so schlimm empfinde. Lieb ist es mir aber keinesfalls. Schwarzer ist mir - wie schon gesagt - von allen am liebsten.

Oder wollen wir der Tatsache aus dem Weg gehen, dass Schwarze nun mal schwarz sind?

(Nochmal der Hochstammapfel)

Damit machst Du es Dir zu einfach. Viel zu einfach. Erstens reduziert sich der Ausdruck des "Schwarzen" KEINESFALLES!!! nur auf die Hautfarbe. Davon bin ich überzeugt. Und zweitens finde ich diese Rechtfertigungsart absurd! Gruppe XYC wurde Jahrhundertelang mit Begriff FGH gedemütigt und empfindet ihn als negativ. Dann kommst Du und sagst Begriff FGH würde doch nur Eigenschaft ABC von Gruppe XYC benennen. Es ist also vollkommen in Ordnung Gruppe XYC mit Begriff FGH zu bennenen. Dann würdest Du 1.) unverschämterweise Gruppe XYC auf Eigenschaft ABC reduzieren 2.) schlimmerweise die Historie um Gruppe XYC ignorieren und dich 3.) untragbarerweise dem (begründeten) Wunsch von Gruppe XYC gleichgültig gegenüberstellen. Nochmals vielen herzlichen Dank!


es gibt eine ganze reihe menschen, deren augen an schwarzen geradezu haften bleiben. aus welchen gründen auch immer. eyecatcher sind es. ich sehe sie mir an, weil ich als musiker dem jazzmythos und der entwicklung verfallen bin und in vielen schwarzen eine art sitte und benehmen feststelle, die mir gefällt. nicht selten strahlen sie eine art von würde aus, die ich mir nur intuitiv erklären kann. nicht rational oder faktisch.

vielleicht, weil die einfach den live-groove und naturblues haben?
(ohhhh, da müßten jetzt einige pauschalisierungsgegner sich zu worte melden, nicht wahr ) (von groove i.d.)

Ja, ich finde, dass Du damit sehr stark reduizierst. Außerdem verstehe ich nicht, was Dein Statement zur Frage des Rassismus beitragen soll. (Ich glaube jedenfalls nicht, dass ich irgendwelchen live-groove oder naturblues habe. Keine Ahnung, vielleich ja doch. :cool: ) Klar, hier in Deutschland gibt es weniger Schwarze als Weiße. Da fällt man sicherlich auf, aber doch dann bitte nicht alle Eigenschaften auf die Hautfarbe reduzieren. Allerdings fällt mir gerade hier auf, welche Vielfalt an Interpretationsmöglichlkeiten der Begriff der "Schwärze" bietet. (Was ich nicht negativ finde.) Allerdings würde ich jedem, der denkt jemanden aufgrund seiner Hautfarbe einer bestimmten Kultur, Art und Lebensweise zuordnen zu können einen beschränkten Horizont unterstellen. Gerade heute geht das wirklich nicht. (Nicht, dass es falsch verstanden wird, ich habe mit Deinem Kommentar im Speziellen kein Problem. Nur sollte/darf man sich da nicht zu stark ein generelles und reduziertes Bild zurechtlegen.)

melde mich hiermit als pauschalisierungsgegner zur wort. auch dieses thema ist lohnend und diskussionswürdig: ob nicht auch das pauschale aufwerten von schwarzen problematisch ist? die ganzen stereotypen, die da so kursieren, weisen auch oft eine gewisse nähe zu so tierhaften assoziationen auf -- der megapotente schwarze, gazellenhafte bewegungen usw. also auch hier: vorsicht und oft selbstaufklärungsbedarf.

Leif_ben

Sicherlich, aber wer ist schon Voruteilsfrei? Gewisse Bilder hat jeder Mensch, der Versuch das zwanghaft komplett zu unterbinden. Tierhafte Assoziationen, Gazellen? HeHe, darauf bringst Du mich zum ersten Mal. Interessant, ich wäre nicht darauf gekommen, dass tierisch Abbilder so verbreitete Stereotypen unter "Weißen" sind. Gibt aber auch viel naheliegendere Dinge, wie zum Beispiel die liebe Rapgemeinde mit der ich mich nun so gar nicht identifizieren kann. Oder unkultiviertes Auftreten, Gewaltbereitschaft. Ich nenne das mal erfahrungsgeprägte Tendenzen. Mediendarstellungen als Beispiel. Da gibt es dann einen schönen Begriff, Neger oder Schwarzer und da kann man da all seine "Erfahrungen" (ja auch ein Film oder TV oder sonstwas ist so eine) dran hängen. Kritisieren will ich hier nicht die Medien sondern die Art und Weise wie einige Menschen damit umgehen (oder eben nicht).

Niemand will Wörter verbieten. Es geht darum, sich zu fragen, was dagegen spricht, das Wort zu benutzen. Dass das Wort von denen, die damit bezeichnet werden, als Beleidigung aufgefasst wird, ist nun wirklich Grund genug, es nicht zu verwenden ... (Von leif_ben)

Voilá! Dem schließe ich mich uneingeschränkt an.

Komme ich mal langsam zum Schluß: Wie sich herausgestellt hat bin ich !persönlich! gegen die Verwendung der Bezeichnung "Neger". Das Wort ist irgenwie negativ behaftet. (Und selbst wenn mir jetzt irgendwer kommt und mir lang und breit darlegt, dass seine Begrifflichkeit auf spanisch "schwarz" bedeutet und denkt das würde ihm den Ausdruck reinwaschen, dann vertritt er einen äußerst egoistischen Standpunkt und nimmt die Welt um ihn herum nich wahr.

Dennoch bin ich der Überzeugung, dass man es sich auch nicht mit allem und jedem übertreiben schwer machen sollte. Klar das ist hier Heikel und Grenzwertig, aber übertriebene und (stark) unaufrichtige Tolleranz ist auch nicht der richtige Weg. (Was nicht heiß, dass man sich respektlos verhalten und die Gefühle anderer mit Füßen treten soll.)

Es kommt immer darauf an wie man ein Wort nutzt. Man kann viele Worte abfällig nutzen, auch den Begriff des Schwarzen, aber ich empfinde ihn grundsätzloich eben nicht negativ. Das heißt aber nicht, dass jedes Wort grundsätzlich objektiv ist. Und deswegen sollte man den Neger als direkte Bezeichnung aus dem Spiel lassen. (Und dafür die "Schoko"küsse damit versehen. ;) Ich sag jedenfalls Negerkuss dazu, meistens. Ohne Schwierigkeiten.

Ich gehe ja jetzt ins Austauschjahr, in die suburbs von Washington, DC. (Eine sehr schwarze Stadt.) An meiner Schule sind 40 Prozent AfricanAmerican, etwas was ich von hier garnicht kenne.

Oh je, und wer soll das jetzt alles lesen? :-[ Wirklich ein schwieriges Thema. Bin sehr gespannt ob/wie sich die Diskussion fortsetzt und ob all das was ich geschrieben habe tatsächlich meine innerste Meinung wiederspiegelt. (Insbesondere weil es schon spät ist und ich das ganze wahrscheinlich erst morgen noch ein paar Mal zur Überarbeitung lesen werde.

Viele Grüße,

Hannes

Nachtrag: Ach Du ahnst es nicht, dass könnte vielleicht der längste Post sein, den ich jemals in einem Forum verfasst habe. Sieht man ja erst richtig, wenn das Monster richtig eingestellt wurde. Dabei habe ich garnicht so lang dran getippt, Entschuldigt bitte.
 
Zuletzt bearbeitet:

Bonobo

Nathusius Taubenapfel
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5.475
Jetzt nur ganz kurz: Sehr cooler Beitrag, Hannes aka Rainless, vielen Dank!

Gruesse, Tom