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Beyond

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edward schrieb:
Daher finde ich gerade solche Diskussionen wichtig, damit man die Meinung der Anderen kennenlernt und man sich austauscht.

Was ich mich schon länger frage: Wieso ist dieser Thread eigentlich so schlecht bewertet?
 

sale53

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Beyond schrieb:
Was ich mich schon länger frage: Wieso ist dieser Thread eigentlich so schlecht bewertet?

Vielleicht, weil er ein gewisses Niveau erreicht hat und nicht nach der Sockenfarbe fragt?;)
Gruß

Klaus
 

Harald909

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"Die Dummheit des Menschen ist unfassbar. Sie zu schützen und zu mehren ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt..."

H.
 
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Altron

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Runde zwei:) :p
(Das artet ja langsam in Arbeit aus;))
erstmal zu #76

Beyond schrieb:
Sehe ich ähnlich, aber gleichzeitig folgende Realitäten:

1. Die Mehrheit der Deutschen ist bereits heute Empfänger von staatlichen Alimentationen [sowohl erworbener, als auch nicht-erworbener]: Nur ~33 Mio. Deutsche [~4 Mio. Unternehmer und ~29 Mio. Angestellte] tragen - wenigstens zum Teil - zum Erwerb ihres eigenen Lebensunterhalts bei. Diese Zahlen werden sich [Demographie lässt grüßen] weiter zu Lasten der Einzahler verschieben.
Aber sie tragen voll zum Erwerb ihres Einkommens bei, und des Einkommens der anderen 48 Millionen, wir machen zwar ständig Schulden, aber soviel nun auch wieder nicht;).
Dazu fällt mir ein Spruch ein, statistisches Bundesamt:
Wir rechnen die Welt, wie sie uns gefällt;).

2. Unser System basiert auf dem Prinzip der Mehrheitsentscheidung: Und damit wären wir auch schon beim Thema "eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus" und mitten im politischen Tagesgeschehen.
Eine Krähe vielleicht nicht, ein Politiker schon, wenn es sich für ihn lohnt;)

Was die anderen - europäischen - Länder mach[t]en, lässt sich extrem vereinfacht auf 2 Positionen reduzieren:

1. Kleinere Länder [etwa Schweiz, Österreich, Luxemburg, außerdem: Niederlande, Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland] importieren in unglaublichem Ausmaß junge, gut ausgebildete Arbeitskräfte [gerne auch aus dem deutschsprachigen Ausland] und konnten so mit relativ geringen Strukturveränderungen auf Demographie und sonstige Veränderungen der letzten 15 Jahre reagieren.
Und sie Importieren auch noch ganz andere Sachen, z.B. Steuerzahler(Firmen, Promis, usw.) die Zahlen da zwar viel weniger als hier, aber sie zahlen.
Das zu verhindern ist wieder Aufgabe des Systems, was sich aus gutem Grund nicht drum schert.

2. Größere Länder haben entweder exakt dieselben Probleme wie wir und auch keine Lösung [Frankreich, Italien], provitieren massiv von Auslandsmärkten und ebenfalls Arbeitskräfteimporten [Spanien und Portugal etwa müssen sich bei Südamerika bedanken und hatten nie einen vergleichbaren Sozialstatus wie Deutschland] oder haben frühzeitig und massiv gegengesteuert [Thatcher, GB; außereuopäisch: Neuseeland], als es noch relativ schmerzfrei möglich war. Damit wären wir aber auch schon wieder bei oben 2.
Naja, wenn den Franzosen was nicht passt, gehen die wenigstens richtig auf die Strasse;). Und ob es in GB wirklich soviel besser ist wag ich auch noch zu bezweifelno_O .

Ich glaube, dass wir in den nächsten 5 - 1o Jahren folgendes erleben werden:

1. Eine massive Ausdehnung der Staatstätigkeit [mehr Steuern, Abgaben, Vorschriften].
Wie schon in den letzten 5-10Jahren, ich sehe das so, wenn Deutschland mit einem Steuerpult zu Regeln währe, vier Regler, und unsere Politiker es nicht hin kriegen es zu Bedienen, machen sie ein Gesetz, was aus den vier Reglern, 16 Regler macht, usw.

2. Eine gleichzeitige Absenkungen der Transferleistungen in alle Sozialsysteme [eigentlich paradox, aber wenn man absolut weniger Umsatz macht, weil man die Preise erhöht hat, bleibt halt häufig weniger Gewinn übrig, der - im Fall Deutschland - auch noch auf mehr "Teilhaber" verteilt werden muss.]
1. Nicht verteilt werden muss, sondern soll;).
2. Nicht nur in Deutschland.

An die "großen Systemwechsel" glaube ich nicht: Wenn überhaupt bekommen wir vielleicht irgendwann ein vernünftiges Steuersystem hin, aber selbst das erscheint mir unter diesen Rahmenparametern eher unwahrscheinlich. - Wenn die Kassen dann wirklich leer sind, kommt vielleicht ein Umdenken. Aber bis dahin haben wir [fast schon: leider] einfach zu viel Kapital, das erst einmal verbraten werden kann.
Eigentlich deiner Meinung, aber wir haben kein Kapital, sondern sind noch Kreditwürdig und wenn das auch vorbei ist, werden wir von der EU an China verkauft;).
 

Beyond

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Altron schrieb:
Und sie Importieren auch noch ganz andere Sachen, z.B. Steuerzahler(Firmen, Promis, usw.) die Zahlen da zwar viel weniger als hier, aber sie zahlen.

Ja, richtig. Das hatte ich, ob des vorherigen Posts, vergessen zu erwähnen. Und dieser Punkt ist natürlich auch - kurzfristig - wichtiger.

Altron schrieb:
Das zu verhindern ist wieder Aufgabe des Systems, was sich aus gutem Grund nicht drum schert.

Wohl wahr. Das leidige Thema Steuern und Abgaben. Unsere Regierungen der letzten 2o Jahre [die Wende hat alles nur überschattet] hatten und haben offenbar das Ziel, die 2o Prozent, die [heute und morgen] für 8o Prozent der Staatseinnahmen einstehen, möglichst zügig außer Landes zu treiben.

Altron schrieb:
1. Nicht verteilt werden muss, sondern soll ;).

Wegen "der Mehrheit" ist es leider ein Muss. :(
 

Altron

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zu #85
Beyond schrieb:
Wegen "der Mehrheit" ist es leider ein Muss.
Das hab ich schon richtig verstanden, ich finden den Sozialstaat(wen es den ein richtiger währe:() eigentlich ziemlich gut, man ist schneller Arbeitslos als man Denkt, und das das ausgenutzt wird liegt wieder am System.

zu #78
edward schrieb:
@all:

Aber mal ehrlich, wir diskutieren hier mehr über das System und alles andere, als über Lösungen. So kommen wir nicht weiter. Wie sollen dann Politiker entscheiden, wenn der Souverän nicht mal weiss, was er will. Alle warten nur darauf, dass sie etwas sagen und machen und dann wird es in der Luft zerrießen ohne jegliche Gegenvorschläge. Poltiker sind nicht per se besser oder schlechter als wir.
Darum geht es ja gerade, das System funktioniert nicht, zu deutsch, die Politiker haben's einfach nicht drauf:p:oops:.
Alleine Bundestag und Bundesrat(bzw. Bund und Länder), das hatte früher mal Sinn gemacht, als eine Reise quer durch Deutschland noch ein paar Tage dauerte, aber heute... Da ändert in diesem festgefahrenen System niemand mehr was dran.

Richtig ist schon, das uns das System bremst. Sehr schön find ich die Analyse von Beyond, die Mehrheit profitiert stark vom sozialen System und daher sind Kürzungen, so notwendig sie sind, nur sehr schwer möglich. Eigentlich sollte es trotzdem im Interesse dieser Mehrheit liegen, die Systeme zu reformieren. Ohne Änderungen werden wir uns weiterhin nur langsam entwickeln und können eben auch nur wenig an viele verteilen. Langfristig sind Einschnitte jetzt besser als gar nichts zu tun oder gar den Sozialstaat noch auszuweiten.
Die Mehrheit kann nie von einer Umlage profitieren.
Und der Sozialstaat, kann in seinen Leistungen zwar eingeschränkt werden, nicht aber in seinem Umfang, das gibt bloss berechtigte Unsicherheit.

Ich bin ja gar nicht dafür nun alles zu Kürzen. Gerade ALG2 hat ja schon einiges bewegt. Wir haben aber große Probleme in der Rente und im Gesundheitswesen. Dort muss dringend etwas geschehen, sonst wächst uns alles über Kopf. Außerdem muss in absehbarer Zeit die Neuverschuldung auf 0. Schon heute wird mehr für Zinsen ausgegeben als z.B. für die Bundeswehr.
ALG2+Hatz4 ist ein bürokratisches Monster geworden, was jetzt mehr kostet als vorher.
Zu Rente und Gesundheitswesen, hab ich doch schon Vorschläge gemacht(#56);).
Neuverschuldung auf 0, dafür müssten noch ganz andere Änderungen vorgenommen werden.

Demnächst soll ja der HH 2007 vorgestellt werden. Ich hoffe dort wird es einen ordentlichen Schritt in die richtige Richtung geben, d.h. für mich weniger Schulden.
Das glaube ich leider nicht:(.
 

Altron

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zu #79
Beyond schrieb:
Natürlich wäre es in jedermanns Interesse! Aber halt nur dann, wenn sich "die Mehrheit" diesem übergeordneten Interesse unterordnet. "Die Mehrheit" besteht aber aus 62 Mio. Wahlberechtigten, mit [mindestens] 62 Mio. Partikularinteressen. Insbesondere dem Interesse, von den eigenen Zuschüssen und Vorteilen nichts abzugeben [man denke insofern auch an direkt wie indirekt subventionierte Unternehmen und direkt wie indirekt subventionierte Private] und statt dessen lieber noch mehr zu bekommen.
Da hast du vollkommen Recht, wenn müsste man halt das ganze System auf einmal Reformieren, das will ich unseren Politiker, Wirtschaftsbossen, ect. aber nun wirklich nicht zumuten;).

Wie schon geschrieben, glaube ich, dass echte Änderungen erst dann vorgenommen werden, wenn die Kassen richtig leer sind [= mieserables Rating der Kreditagenturen und damit keine Chance die Nettoneuverschuldung im bisherigen Stil zu erhöhen und außerdem keine Chance mehr, weitere Steuer- und Abgabenerhöhungen ohne noch stärkere Kapital- und Humankapitalflucht durchzuführen], denn dann gibt es keine Möglichkeit mehr, einfach weiterzumachen.
...dann ist Deutschland Pleite...

Was dann passieren wird, ist die "Rasenmähermethode": Es werden einfach pauschal und überall Leistungen so weit gekürzt, bis ein valider Haushalt steht. Dass wir es soweit haben kommen lassen, ist sehr schade, aber nicht mehr zu ändern [Kapitalvernichtung scheint einfach Spaß zu machen]. Jeder weitere Tag wird allerdings einen überproportional tieferen Einschnitt erzwingen. Dieser wird meiner Meinung nach allerdings frühestens in 5 bis 1o Jahren erfolgen. Vorher bekommen wir nämlich wahrscheinlich noch die "Große Koalition Reloaded", weil sich "die Mehrheit" wieder nicht klar ist, was sie eigentlich will, und werden uns auch allgemein noch weiter verschulden und die Steuern erhöhen können, ohne dass der Kapitalmarkt sanktioniert.
Nicht kommen lassen, verursacht haben wir es, nach dem zweiten Weltkrieg musste schnell Geld für die Rentner her, einfachste Lösung, Umlagefinanzierung.
Und ob große Koalition, oder sonst was, das Programm ist doch sowieso in weiten Teilen das gleiche.
 

sale53

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Vielleicht sollte man im Zusammenhang mit der Kostensenkung im Gesundheitswesen auch einmal den Pharmafirmen auf die Finger klopfen. Täglich schwärmen zigtausende Pharmareferenten zu Ärzten und Apotheken aus und beglücken diese mit kleinen und großen Aufmerksamkeiten und Gratisprodukten.
Kaum hat die Legislative ein neues Gestz zur Kostendämpfung auf den Weg gebracht, schon hat die Pharmalobby ein Schlupfloch entdeckt. Sicher, dies spricht für ihre Cleverness und zeigt die Unfähigkeit unserer Bürokraten, trotzdem denke ich, wäre hier noch einiges zu holen.

Gruß

Klaus
 

Beyond

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Altron schrieb:
Das hab ich schon richtig verstanden, ich finden den Sozialstaat(wen es den ein richtiger währe:() eigentlich ziemlich gut, man ist schneller Arbeitslos als man Denkt, und das das ausgenutzt wird liegt wieder am System.

Ich halte die soziale Marktwirtschaft - in den Dimensionen, die Sie bis etwa Mitte/Ende der 1960er hatte [Staatsquote, also staatliche Betätigung, bei um die 35%] - für ein absolut sinnvolles und auch grundsätzlich erfolgreiches Konstrukt.

Chancengleichheit, also Bildung, muss meiner Meinung nach von irgendwem bezahlt werden ["der Staat" ist nicht nur für Verteidigung, Polizei, eine optimierte Verwaltung ... ach ja: und Autobahnen zuständig ;)] und dafür eignet sich durchaus das Gemeinwesen. Nichtsdestotrotz würde ich mir auch hier deutlich mehr privates Engagement wünschen, um eine höhere Effizienz und Effektivität zu erreichen.


Altron schrieb:
Darum geht es ja gerade, das System funktioniert nicht, zu deutsch, die Politiker haben's einfach nicht drauf:p:oops:.

Eine Thatcher haben wir sicherlich nicht.


Altron schrieb:
Alleine Bundestag und Bundesrat(bzw. Bund und Länder), das hatte früher mal Sinn gemacht, als eine Reise quer durch Deutschland noch ein paar Tage dauerte, aber heute... Da ändert in diesem festgefahrenen System niemand mehr was dran.

Wir können uns ja gerade anschauen, was aus der "Föderalismusreform" wird. Apropos: Wenn sich so etwas schon unter das Wörtchen "Reform" subsumieren läßt, brauchen wir dringend ein paar Revolutionen. ;)


Altron schrieb:
Die Mehrheit kann nie von einer Umlage profitieren. Und der Sozialstaat, kann in seinen Leistungen zwar eingeschränkt werden, nicht aber in seinem Umfang, das gibt bloss berechtigte Unsicherheit.

Ist denn das Ziel tatsächlich die Umlage? Das Ziel müßte doch darin bestehen, die Umlage überflüssig zu machen, oder? Und klar: Es wird immer Menschen geben, die an einem "normalen" Leben, so wie wir es leben dürfen, nicht teilhaben können, aber ich glaube an den Rest und das er es selbst schaffen kann, würde man ihn denn lassen!
 
Zuletzt bearbeitet:

Beyond

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Altron schrieb:
Nicht kommen lassen, verursacht haben wir es, nach dem zweiten Weltkrieg musste schnell Geld für die Rentner her, einfachste Lösung, Umlagefinanzierung.

Ja richtig. Allerdings haben wir den Kapitalstock schon im 1. Weltkrieg "zerbombt". Was allerdings nicht richtig ist: "Wir" haben das wohl sicher nicht [mit-]verursacht!?

Was ich allerdings meinte, ist, dass "wir" [zumindest in den letzten 15 Jahren] zugelassen haben, dass nicht schon vor 2o, besser 25 Jahren Reformen durchgeführt wurden.

Dieser Punkt hilft aber übrigens nicht weiter. Woran es lag oder sogar: "wer Schuld hatte" löst nicht die heutigen Probleme und noch weniger die von morgen.


Altron schrieb:
Und ob große Koalition, oder sonst was, das Programm ist doch sowieso in weiten Teilen das gleiche.

Ich würde es lieber so sagen: das fehlende Rückgrat, das, was eigentlich gewollt wird, auch laut zu sagen und vor allem: durchzuführen, ist sicherlich ein starkes Indiz für einen "Spitzenpolitiker". Damit sind wir aber auch schon wieder bei "der Mehrheit" ["den Umfragen", "den Medien", ...]. Die wenigen Spitzenpolitiker, die Rückgrat bewiesen haben, wie etwa [ich kann mich nur wiederholen, weil es so viele Beispiele - nicht gibt] Thatcher, haben sicherlich nicht alles richtig gemacht, aber zumindest soviel, dass die Grundsysteme heute prinzipiell im Lot sind. Und das sorgt für viel Sicherheit.
 

Altron

Gast
zu #80
edward schrieb:
Gerade weil der Einzelne ein Interesse am maximieren seines Einkommens hat, aus welchen Quellen auch immer, sollte jetzt auf etwas verzichtet werden, damit später von einem größeren Kuchen besser/mehr verteilt werden kann. Das Problem ist, dass die meisten Menschen nicht in die Zukunft sehen oder nur sehr kurzfristig. Der Spatz in der Hand ist ihnen lieber als die Taube auf dem Dach. Zukunft ist ungewiss und risikobehaftet.
Das liegt vielleicht auch daran, das der Staat das vertrauen seiner Bürger schon zu oft missbraucht hat.


Daher finde ich gerade solche Diskussionen wichtig, damit man die Meinung der Anderen kennenlernt und man sich austauscht. Ich habe VWL studiert und stelle immer wieder fest, wie wenig ökonomisches Gefühl die Mehrheit hat. Nur kommen wir an einigen ökonomischen Gesetzen nicht vorbei. Immer wenn sich ein Wirtschaftsexperte meldet, heisst es, Kahlschlag, wir wollen keine Ökonomisierung des Lebens. Diese Entscheidung ist ok und vollkommen legitim, ist aber mit Folgen verbunden, die dann auch getragen werden müssen. Zu diesen Folgen heisst es dann, die Wirtschaft oder die Unternehmer sind schuld.
Find ich auch;), aber es wurden doch schon sehr, sehr viele Gründe genannt, warum es nicht Funktioniert.

Genug des Klassenkampfs. Besser wir diskutieren Lösungen jeglicher Art.
Nichts dagegen, nur wie meinst du das? Lösungen im Punkt System(wie funktioniert was) oder Lösungen im rüberbringen.
Wobei sich ein gutes System auch rüberbringen liesse, aber eben nicht denen, die die Macht habe, die leben nämlich jetzt schon mehr als gut.
 

Altron

Gast
zu #81
Beyond schrieb:
Was ich mich schon länger frage: Wieso ist dieser Thread eigentlich so schlecht bewertet?
Das ist typisch deutsch, nichts dazu sagen, aber Hauptsache dagegen:(.

zu #88
sale53 schrieb:
Vielleicht sollte man im Zusammenhang mit der Kostensenkung im Gesundheitswesen auch einmal den Pharmafirmen auf die Finger klopfen. Täglich schwärmen zigtausende Pharmareferenten zu Ärzten und Apotheken aus und beglücken diese mit kleinen und großen Aufmerksamkeiten und Gratisprodukten.
Kaum hat die Legislative ein neues Gestz zur Kostendämpfung auf den Weg gebracht, schon hat die Pharmalobby ein Schlupfloch entdeckt. Sicher, dies spricht für ihre Cleverness und zeigt die Unfähigkeit unserer Bürokraten, trotzdem denke ich, wäre hier noch einiges zu holen.
Die wollen doch garnichts dagegen tuen, z.B. Telekommunikation: 0190-Nummer, kaum verboten, gibt die Behörde die nächste frei.
 

Beyond

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Altron schrieb:
Das liegt vielleicht auch daran, das der Staat das vertrauen seiner Bürger schon zu oft missbraucht hat.

Könnte es nicht auch daran liegen, dass "die Bürger" viel zu oft blindlings auf "den Staat" vertrauen oder: vertrauen wollen, anstatt wenigstens zu versuchen ihre Probleme zunächst einmal selbst zu lösen? Vielleicht zusammen mit anderen, die gleiche Probleme haben?


Altron schrieb:
Nichts dagegen, nur wie meinst du das? Lösungen im Punkt System(wie funktioniert was) oder Lösungen im rüberbringen.

Das ist ein äußerst wichtiger Punkt: Viele der Probleme des oder der "Systeme" liegen nicht direkt im System, also seiner Struktur, sondern meiner Meinung nach sehr häufig in der Kommunikation. Oder anders gesagt: Wer verkaufen will, braucht das Vertrauen des Marktes. Und das ist ohne Zweifel weitgehend erschüttert.
 

Harald909

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Jetzt mal im Ernst: Das Problem an der ganzen Sache ist, dass es nicht wirklich Alternativen zu geben scheint. Oder einen ehemaligen Bundespräsidenten (Herzog, "Ruckrede" 1997) zitiert: "Es gibt kein Erkenntnisdefizit, aber ein Umsetzungsdefizit." Auch der letzte Bundeskanzler meinte zu Hartz IV "alternativlos" und er wurde vom Sparkassendirektor Köhler brav dafür gelobt. Heute wissen wir: Die bessere (zumindest billigere) Alternative wäre es gewesen, alles so zu lassen, wie es ist.

Ich halte jedoch im Gegensatz zu Herzog unser Erkenntnisdefizit für enorm. Bis heute fehlt mir eine eingängige (!) Erklärung für die Arbeitslosigkeit in Deutschland. Es findet auch keine Diskussion in der Politik statt, ob wirklich "sozial ist, was Arbeit schafft". Vom Mythos "Vollbeschäftigung" mal ganz zu schweigen. Denn es geht ja nicht nur um Beschäftigung, sondern auch um Partizipation am Wohlstand unseres Wohlstandes. Hier werden wir aber mehr und mehr mit dem Phänomen der Ungleichverteiltung von Chancen und Risiken konfrontiert. Man hat den Eindruck, es müsse sich unbedingt etwas bewegen, da sind sich alle einig, aber keiner weiß wohin.

In den USA, Großbritannien oder Neuseeland (dort kenne ich die Situation), sind zwar die Arbeitslosenraten geringer als hier und die Wirtschaft dynamischer. Dafür ist aber auch der Unterschied zwischen Arm und Reich wesentlich größer und die Sozialleistungen wesentlich geringer. Dort erkennt man den sozialen Status an den Zähnen und an der Lebenserwartung. Dort geht es vielen Menschen wesentlich dreckiger als hier.

Wollen wir das? Ist das die globale Zukunft? Unsere einzige Chance? Wer sich auf der Gewinnerseite eines solchen Systems wähnt oder hofft, der wird vielleicht dafür sein, hier kommt "erst das Fressen und dann die Moral" (B. Brecht). In Deutschland gibt es starke Lobbys, die das wollen.

Auf der anderen Seite gibt es v.a. die skandinavischen Staaten, die noch immer stärker auf Solidarität denn auf Konkurrenz bauen. Auch dort musste der Sozialstaat schon Federn lassen, aber man hat doch einen ziemlichen Einfallsreichtum entwickelt, um der Globalisierung zu trotzen und zugleich in ihr zu bestehen.

Das beantwortet aber nicht die Frage, ob die globale Wettbewerbs- und Konkurrenzgesellschaft ein Naturereignis ist. Oder ist sie vielmehr menschen- (und politik-)gemacht und damit ebenfalls veränderbar ist? Wenn nicht, dann kann unsere Demokratie eigentlich schon abdanken, denn die wesentlichen Faktoren für die gesellschaftliche und ökonomische Realität sind dann nicht mehr gestaltbar. Politik wäre machtlos und könnte irgendwelchen autoritären Expertengremien überlassen werden. Dafür wurde hier schon mal das Wort "Faschismus" gebraucht. Ob es passt, lasse ich mal dahingestellt, ein Demokratieverlust durch den "Terror der Ökonomie" ist für mich auf jeden Fall festzustellen. Die schwindende Wahlbeteiligung demonstriert dies eindrucksvoll.

Kommen wir zu einem anderen Ergebnis, dann müsste eine breite Diskussion einsetzen, was die Menschen in Deutschland eigentlich wollen. Ich glaube, die meisten wollen eher den gemütlichen und kuscheligen Sozialstaat der alten Bundesrepublik. Zu Recht, wie ich meine. Sodann müsste man sehen, wie dieser verteidigt, umgesetzt, ausgebaut werden könnte. Nicht trotz der Globalisierung, sondern unter Gestaltung der Globalisierung. Und das wäre die nächste Diskussion.

H.
 
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Beyond

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Das ist typisch deutsch, nichts dazu sagen, aber Hauptsache dagegen:(.

Ich weiß nicht. Wäre das tatsächlich so, hätte Deutschland in den letzten 57 Jahren nicht das geschafft, was es geschafft hat. Nur irgendwann, ich glaube in den 1970ern, wurde die Realität endgültig aus den Augen verloren. Denn zu diesem Zeitpunkt waren alle kommenden Probleme bereits sehr gut erkennbar oder aktiv bekannt [und Adenauer wußte schon in den 1950ern, dass die umlagefinanzierte Rente nicht aufgeht], aber es war doch so schön, damit weiterzumachen. In den 1980ern wurde es dann - europaweit - so auffällig, dass einige handelten, während wir viele Dinge "ausgesessen" haben. Dann kam die Wende und Staatsverschuldung wurde zum Hobby.

Nichtsdestotrotz: Ich bin davon überzeugt, dass mehr drin ist, als das, was momentan passiert.
 
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Altron

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zu #89
Beyond schrieb:
Ich halte die soziale Marktwirtschaft - in den Dimensionen, die Sie bis etwa Mitte/Ende der 1960er hatte [Staatsquote, also staatliche Betätigung, bei um die 35%] - für ein absolut sinnvolles und auch grundsätzlich erfolgreiches Konstrukt.
Mehr als 35% werden heute wohl auch nicht für notwendige Sozialleistungen ausgegeben.

Chancengleichheit, also Bildung, muss meiner Meinung nach von irgendwem bezahlt werden ["der Staat" ist nicht nur für Verteidigung, Polizei, eine optimierte Verwaltung ... ach ja: und Autobahnen zuständig ;)] und dafür eignet sich durchaus das Gemeinwesen. Nichtsdestotrotz würde ich mir auch hier deutlich mehr privates Engagement wünschen, um eine höhere Effizienz und Effektivität zu erreichen.
Aber da wird man doch noch mehr verarscht, Versicherung pleite, Geld futsch, und 50 Jahre(Arbeitsleben) ist eine verdammt lange Zeit.

Eine Thatcher haben wir sicherlich nicht.
Wir haben aber welche, die sich für sie halten(siehe Streik öffentlicher Dienst);).
In diesem Streik geht es nicht um die, die sich im 6.Stock der Kreisverwaltung ausschlafen.
Mal ganz abgesehen davon, das das die Firmen natürlich nachmachen werden, so nach dem Motto, "was der Staat kann, können wir schon lange".
Ich bin mir auch nicht so sicher, ob wir eine wollen.

Wir können uns ja gerade anschauen, was aus der "Föderalismusreform" wird. Apropos: Wenn sich so etwas schon unter das Wörtchen "Reform" subsumieren läßt, brauchen wir dringend ein paar Revolutionen. ;)
Ganz deiner Meinung...ups, hab ich das gesagt:eek:

Ist denn das Ziel tatsächlich die Umlage? Das Ziel müßte doch darin bestehen, die Umlage überflüssig zu machen, oder? Und klar: Es wird immer Menschen geben, die an einem "normalen" Leben, so wie wir es leben dürfen, nicht teilhaben können, aber ich glaube an den Rest und das er es selbst schaffen kann, würde man ihn denn lassen!
Das Ziel nicht, lies es dir noch mal im kompletten Zusammenhang durch;).
 

Altron

Gast
zu #90
Beyond schrieb:
Ja richtig. Allerdings haben wir den Kapitalstock schon im 1. Weltkrieg "zerbombt". Was allerdings nicht richtig ist: "Wir" haben das wohl sicher nicht [mit-]verursacht!?
Man hätte früher(nach dem 2. Weltkrieg) schon kürzer(noch kürzer) treten müssen, und ein Solides System aufbauen.
Ab wann definierst du den wir, oder für was?

Was ich allerdings meinte, ist, dass "wir" [zumindest in den letzten 15 Jahren] zugelassen haben, dass nicht schon vor 2o, besser 25 Jahren Reformen durchgeführt wurden.

Dieser Punkt hilft aber übrigens nicht weiter. Woran es lag oder sogar: "wer Schuld hatte" löst nicht die heutigen Probleme und noch weniger die von morgen.

Ich würde es lieber so sagen: das fehlende Rückgrat, das, was eigentlich gewollt wird, auch laut zu sagen und vor allem: durchzuführen, ist sicherlich ein starkes Indiz für einen "Spitzenpolitiker". Damit sind wir aber auch schon wieder bei "der Mehrheit" ["den Umfragen", "den Medien", ...]. Die wenigen Spitzenpolitiker, die Rückgrat bewiesen haben, wie etwa [ich kann mich nur wiederholen, weil es so viele Beispiele - nicht gibt] Thatcher, haben sicherlich nicht alles richtig gemacht, aber zumindest soviel, dass die Grundsysteme heute prinzipiell im Lot sind. Und das sorgt für viel Sicherheit.
Da gebe ich dir mal einfach recht:).
 

edward

Jerseymac
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Ich denke die skandinavischen Staaten können für Deutschland ein gutes Beispiel sein. Amerikanische Verhältnisse will hier ja niemand. Alles ist in den USA aber auch nicht schlecht. Immerhin können selbst weniger gut ausgebildete Menschen in den USA mit einem Job (oder auch mehreren) ihren Lebensunterhalt finanzieren. Habe da selbst über meine Freundin Erfahrungen aus Kanada (setze das pauschal mal gleich den USAo_O).

Ich finde den Begriff "Terror der Ökonomie" vollkommen falsch. Auch früher mussten wir nach ökonomischen Gesetzten leben. Von 1950 bis ca. 1980 ging es den BRD allerdings ökonomisch so gut, dass man sich einige Wohltaten leisten konnte, die man sich im harten globalen Wettbewerb nur schwer finazieren kann, heute nicht und früher (vor 1950) auch nicht. Leider lässt sich diese Entwicklung nicht fortschreiben. Daher ist eine Orientierung an dieser Zeit meiner Meinung nach nicht korrekt. Die von Adenauer eingeführte Rente wird heute als selbstverständlich hingenommen. Niemals vorher hat es ein solches System in D und nirgends auf der Welt sonst gegeben. Herr Adenauer meinte, Kinder bekommen die Menschen immer. Aber auch schon damals hat es Leute gegeben, die gesehen haben, langfristig funktioniert dieses Rentensystem nicht. Es war ein Wahlgeschenk.

Ich halte unser politisches System für in Ordnung. Es ist sicher nicht das Schnellste, aber wollen wir eine Diktatur? Gut fände ich die Umschichtung der Finanzierung des Sozialssystems von Abgaben auf den Faktor Arbeit zur Steuerfinanzierung. Diese könnten wesentlich flexibler ausgestaltet werden als einseitig Arbeit zu belasten. Hier halte ich die MwSt für ideal. Sie hat eine sehr große Steuerbasis und trifft reichere Haushalte absolut stärker als ärmere, da diese auch mehr konsumieren. Relativ werden ärmere Haushalte stärker belastet, da ihr Konsumanteil höher ist.

Ich halte auch den globalen Wettbewerb (Globalisierung) für ein vollkommen natürliches Ereignis. Es hat schon immer int. Handel gegeben. Dadurch ist mal der Orient und Italien reich geworden. Im Grunde werden doch Waren ausgetauscht, die woanders effizienter, günstiger hergestellt werden können. Dies liegt im Interese aller Menschen. Die vorhandenen Ressourcen sollten möglichst effizient genutzt werden. Natürlich müssen wir Deutschen dafür sorgen, dass wir trotzdem noch ein Einkommen haben, um am Konsum teilzunehmen. Momentan ist die Entwicklung eben sehr rasant mit dem Aufstieg Chinas und Indien.
 

sale53

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728
Altron schrieb:
zu #90

Man hätte früher(nach dem 2. Weltkrieg) schon kürzer(noch kürzer) treten müssen, und ein Solides System aufbauen.
Ab wann definierst du den wir, oder für was?

Also da muss ich aber noch mal einhaken. Die Leute haben nach dem 2. Wk. sehr kurz getreten. In der Zeit des Wirtschaftswunders und der Vollbeschäftigung unter Erhard gab es gar keinen Grund am Erfolg des Systems zu zweifeln.

Gruß

Klaus
 

Altron

Gast
zu #93
Beyond schrieb:
Könnte es nicht auch daran liegen, dass "die Bürger" viel zu oft blindlings auf "den Staat" vertrauen oder: vertrauen wollen, anstatt wenigstens zu versuchen ihre Probleme zunächst einmal selbst zu lösen? Vielleicht zusammen mit anderen, die gleiche Probleme haben?
Man sollte dem Staat vertrauen können, und er wird dafür bezahlt Probleme zu lösen, sich um die Infrastruktur, die Grundbedürfnisse zu Kümmern.

Das ist ein äußerst wichtiger Punkt: Viele der Probleme des oder der "Systeme" liegen nicht direkt im System, also seiner Struktur, sondern meiner Meinung nach sehr häufig in der Kommunikation. Oder anders gesagt: Wer verkaufen will, braucht das Vertrauen des Marktes. Und das ist ohne Zweifel weitgehend erschüttert.
1. Kommunikation ist Teil des Systems
2. Sag ich doch;)