mh also ich bin einer der langhaarigen zeckenzuechter mit jesuslatschen und jamaika hut gewesen.
naja ganz so dramatisch wars nicht, aber zivildienstleistender war ich trotzdem.
fuer mich war es damals keine frage der moral, sondern mehr eine frage nach dem was mich weiter bringt, bzw woraus ich mehr nutzen ziehe.
fuer mich standen dabei einige fakten zu tage:
ich wurde damals arbeitslos, und die arbeitgeber wollten mich nicht, solange ich den wehrdienst nicht hinter mir hatte. ich hab das kreiswehrersatzamt 3 mal angeschrieben, dass ich gemustert werden will, damit ich es schnell hinter mir habe.
es hat 6!!! Monate gedauert bis ich zu Musterung kam.
Ich wurde t2 gemustert und haette durchaus dienst bei der bundeswehr gemacht. dazu waren bei mir aber bestimmte vorraussetzungen nötig. wenn ich zur bundeswehr gegangen waere, haetten sie mir eine ordentliche stelle nach meiner wahl bieten muessen, bzw etwas wo ich mich verbessern kann.
z.B. eine technische ausbildung, einen führerschein, oder auch eine vollwertige sanitaetsausbildung.
ich haette mich dafuer auch durchaus verpflichtet.
ich habe dies auch beim musterungsgespraech erwaehnt. einige wochen später ruft mich mein wehrdienstberater an und meint zu mir "herr w. es wird wohl nicht möglich sein, so wie es aussieht, werden sie in ein mörserbataillon kommen".
super, ich hatte einen kumpel der war dort. es war keine schinderrei, aber der fortbildungseffekt war gleich NULL.
Angemerkt sei, ich hab keine Skrupel eine Waffe in die Hand zu nehmen. Ob ich auf jemanden schießen könnte? Weiss ich nicht.
Deshalb habe ich mich dazu entschieden den Ersatzdienst zu machen, zum einen weil ich dort knapp das doppelte des hungerlohns von der bundeswehr bekommen habe, zudem hab ich zuhause geschlafen neben meiner freundin, in meinem bett, konnte abends machen was ich will solange ich keinen dienst hatte, und musste mich niemandem unterordnen. erst recht schon keinem verfetteten ausbilder, welcher die uebungen selbst nicht kann, aber dafuer andere drillt, oder einer frau, welche zur bundeswehr gegangen ist um im leben auch mal in ihrem feminismus maenner unterzubuttern (es sind bei weitem nicht alle so, aber ich kenn da so ein paar maedels, ... naja ).
Da ich sowieso ein hochkommunikativer mensch bin, der gerne sagt was er denkt, hatte ich im zivildienst in der behinderten und altenpflege keine probleme. ich kam mit allen wunderbar klar, habe verschiedenste sichtweisen kennengelernt, gesehen wie behinderte leben, gesehen wie solche menschen sich hochhalten, aber auch gesehen wie solche menschen abstuerzen können.
dinge die mich im leben weiter bringen als eine bettdecke im 90° Winkel zu falten, oder mich von einem spuckenden Ausbilder anmachen zu lassen, weil mein Stiefel einen Fleck hat.
Ich glaube gerne, dass Menschen Ihre Bundeswehrzeit sehr genossen haben, es herscht eine klasse Kameradschaft, man tut Dinge die man sonst im Leben wohl nicht ohne weiteres kennenlernen würde, in sofern kann ich mir vorstellen das sowas Spass macht.
ich für mich weiß aber, dass ich das nicht brauche.
Sicher bin ich aber, dass dem ein oder anderem Kindchen unserer heutigen Gesellschaft diese 9 Monate in der Bundeswehr sehr gut tun würden.
Ich habe auf jedenfall sehr gute Freunde die den Wehrdienst geleistet haben, und die sind auch nicht unmenschlicher als Zivildienstleistende.
Und warum man als Zivi oder Soldat entmenscht wird, mh.. ich glaube dass kann nur jemand sagen der nicht beim Bund oder im Sozialen Dienst war. Sonst wüsste er es besser.
Wegen mir soll sich jeder davor drücken, der meint das es gut ist.
Ich kann nur so viel sagen, für mich war der Dienst auch verschwendete Zeit. 1 1/2 Jahre (6 Monate bis zu Musterung + 9 Monate Dienst + Wartezit zwischen Musterung und Einzug).
Dennoch weiß ich was es heißt es gemacht zu haben, weil ich mich nicht davor gedrückt habe, und weil ich mittlerweile weiß, dass gerade auf dem Zivildienst ein großer teil unseres sozialen Systems lastet.
Denn Zivis sind günstige Arbeitskraefte die teils länger schuften als ein normalarbeitender, und dazu aber nichtmal 1/3 von bekommen was eine vollzeitkraft bekommt.
Zudem müssen Sie sich Ihre Dienstzeiten bestimmen lassen. Ich zum Beispiel hatte wochenlang Dienst bei einem behinderten der um 6 Uhr aufstehen wollte. Dh um 5 raus, und um 6 dort sein. Dazu war es noch geteilter Dienst, dh ich hatte am Nachmittag ein paar Stunden frei und musste dann Abends von 19 bis 22 Uhr weiterackern.
So und jetzt frag ich dich nochmal, du der diesen Dienst nicht geleistet hat, willst allen ernstes mir sagen DAS ICH ENTMENSCHT BIN?
Gruß,
der M