Ist für mich nicht nachvollziehbar. Annahme: Alle hätten den gleichen Anschluss zum gleichen Preis und nun kann ich als Kunde wählen: Musikstreaming wähle ich LTE, Email wähle ich E und für AT nehme 3G. Je nach Geschwindigkeit zahle ich unterschiedliche Preise. Wäre das wirklich Teufelszeug?
Und wäre es Teufelszeug wenn AT für mich die Kosten für 3G zahlt, damit ich diesen Thread schneller verfolgen kann?
Vielleicht kommt das Unbehagen daher, dass wir schon derzeit für unterschiedliche Geschwindigkeiten unterschiedlich Tarife bezahlen, aber dann nochmals direkt oder indirekt zur Kasse gebeten werden sollen. Verständlich. Aber da gilt es dann eine verursachungsgerechte Verteilung / Gebührenstruktur zu entwickeln.
Also nochmal, das hat nichts mit der Netzneutralität zu tun.
Unterschiedliche Geschwindigkeiten, Tarife, Volumengrößen sind völlig in Ordnung.
Einen LTE Tarif zu buchen statt einem 3G hat auch nichts mit der Netzneutralität zu tun. Es wäre auch kein Teufelszeug wenn Apfeltalk dir deinen 3G Anschluss bezahlt, sofern du ihn dann für alles nutzen kannst, weil auch das nichts, wirklich überhaupt nichts mit der Netzneutralität zu tun hat.
Niemand hier fordert den Kommunistischen Einheitsanschluss oder dass alle den gleichen Tarif haben. Das hat mit der Diskussion um die Netzneutralität nichts zu tun.
Bei der Netzneutralität geht es einzig und alleine darum, ob ein Provider unterschiedliche Datenpakete unterschiedlich behandeln darf auf dem Weg zum Kunden. Sind sie alle gleich langsam weil man einen 5 Euro Tarif hat, dann ist das in Ordnung. Sind sie alle gleich schnell, weil man den 150 Euro Vertrag hat, dann ist das auch in Ordnung.
Werden Pakete von Musikstreamingdienst A auf das Volumen angerechnet und von Dienst B eben nicht, dann ist die Neutralität verletzt.
Und dort liegt das wirkliche Problem. Aus diesen Grünbden aber auf sinnvolles QoS zu verzichten, schießt am Ziel vorbei. Eine Lösung habe ich auch nicht, höchstens vielleicht die Idee, dass hier eine staatliche Regulierung helfen _könnte_. Ich formuliere bewusst vorsichtig...
Die Besonderheit bei "Datenautobahnen" ist, dass ein QoS nur notwendig ist wenn die Infrastruktur den Anforderungen nicht mehr gerecht wird. Das ist soweit richtig.
Das macht die Worthülsen unserer Kanzlerin, in denen sie davon Spricht dass man das Netz so ausbauen muss dass alle Daten ohne Verzögerung transportiert werden können und man dann auf ein QoS setzt, etwas lächerlich. Hat man das Netz so ausgebaut, dann benötigt man kein QoS.
Und da geht es dann an die Infrastruktur des Internets. Wenn die Netzneutralität kippt, müssten die Provider nur die Kapazitäten aufbringen um die Premiumdienste transportieren zu können. Pakete von nicht Premiumdiensten sind eh unbeliebte Gäste und der Provider muss dafür sorgen dass möglichst viele Content Provider zum Premiunkunden werden. Engstellen bei denen ein QoS notwendig ist, kommen da gerade recht. Die Telekom hat im Zuge ihres letzten Vorstoßes versucht eine künstliche Engstelle zu setzen in Form des 60Gb Volumens bei der Flatrate.
Das ist eine ziemlich üble Situation für den Kunden. Die Provider müssen ohne Neutralität viel mehr in den Netzausbau investieren. Wollen die Provider jetzt die wichtigen Daten schnell transportieren, müssen sie wegen der Neutralität dafür sorgen dass alle Daten schnell transportiert werden. Kippt die Netzneutralität, besteht dieser Umstand nicht mehr. Wichtige Daten werden bevorzugt behandelt und unwichtige Daten können ruhig erstmal hängen bleiben. Gleichzeitig müssen sie nicht nur weniger in den Netzausbau investieren sondern können auch bei den Content Providern die Hand aufhalten die sich einen Tunnel durch die Engstelle erkaufen müssen wenn sie den Kunden in einer zufriedenstellenden Qualität erreichen wollen.
Je mehr und stärkere Engstellen dann Auftreten umso besser ist das für die Provider, da so mehr Druck auf die Content Provider ausgeübt wird. Kein Contentprovider würde an die Telekom zahlen wenn es nicht notwendig ist. Die 60 GB Engstelle wäre für Videostreaming der tot gewesen. Natürlich wurde der Telekomeigene Videodienst nicht angerechnet, wie praktisch. Die Telekom hat ja auch angeboten dass Netflix, Maxdome, Amazon ja Premiumkunden werden könnten und die Durchleitung durch die Engstelle kaufen könnten. Was die Telekom da wollte war ein "Spotify Deal" mit den Video-Providern im Festnetz. Sie sollten Zahlen wenn sie Telekomkunden haben wollten und der Telekomkunden sollte nur die Partner als praktikable Optionen haben.
Kippt die Neutralität, dann kippt auch das Internet so wie wir es kennen, weil das Internet so wie wir es kennen nur durch die Neutralität zu dem geworden ist was es jetzt ist.
Das die Telekom mit Spotify eine Kooperation bzgl. des Datenvolumens haben, hat doch mit der Netzneutralität selbst nichts zu tun. Da werden mal wieder Äpfel und Birnen verglichen...
Das stimmt so nicht. Und wenn man in die Drossel rattert, werden die Pakete auch unterschiedlich schnell transportiert. Daten von Spotify mit 50 MBit/s und von Apple Musik mit 64 kBit, was gerade mal 1/4 der benötigten Bandbreite entspricht, was eine Nutzung effektiv vereitelt.