Lerendy
Weißer Winterglockenapfel
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Dazu müsste dann ein Intranetbetreiber alle Dienste der Welt kennen und richtig priorisieren können. Kann er aber nicht.
Und selbst wenn er es könnte, würde es immer noch um Faktor 1000 schlechter im Vergleich zur netzseitigen Priorisierung sein.
Eben waren es noch 2-3 Dienste die Priorisiert werden sollten, die man recht schnell über ihre Protokolle identifiziert hat, jetzt sind wir schon so weit, dass man alle Dienste dieser Welt kennen müsste um sie alle in ja/nein/vielleicht einzuteilen, was der Provider übrigens ebenfalls machen müsste und für ihn nicht weniger unmöglich ist.
Netzneutralität bedeutet übrigens nicht, dass man Paketen kein Priorisierungsflag mit auf den Weg geben darf, mit dem man dann Firmennetzwerke priorisieren kann. Es bedeutet nur, dass der Provider nicht priorisieren darf und dann das Flag einfach ignoriert solange sich das Paket auf Providerseite befindet.
Worum es da geht ist doch, dass du das managen der Engstellen in einem Firmennetzwerk gerne an die Provider weiterreichen möchtest. Das ist natürlich extrem bequem, für die Unternehmen mit eigenen Netzwerkstrukturen kosteneffizient und der Provider macht das sicherlich auch besser als so mancher "Experte" der für ein Firmennetzwerk zuständig ist.
Das Problem: So einfach ist es nicht.
Die Behandlung der Priorisierung muss immer an der Engstelle erfolgen. Beispielsweise an dem Switch an dem zu viele Pakete ankommen. Befindet sich der Switch in Firmenbesitz, dann macht der Provider an dieser Stelle überhaupt nichts, da sich die Engstelle außerhalb seines Einflussbereiches befindet. Das einzige wo er noch helfen könnte wäre am Übergabepunkt, wo beide Parteien eingreifen können.
Dass die Netzneutralität dafür aber gekippt wird damit Firmen es in ihrem Netzwerk leichter haben, ist aus Kunden/Bürgersicht völlig bescheuert. Und auch für das Unternehmen ist es weniger toll wenn die Priorisierung des Providers nicht mit den eigenen Priorisierungsnotwendigkeiten übereinstimmt, wovon auszugehen ist. Vor allem wenn man von Provider-Deals auf Massenmarkt-Konsumerebene ausgeht, die Gift für jedes Intranet wären. YouTube mit erhöhter Priorität im Firmennetzwerk ist sicherlich mal ein Knaller.
Aber ja, ich kenne viele Punkte die Unternehmen gerne hätten. Ich bin mir sicher dass viele Firmen es auch gerne hätten, wenn der Staat die Straßen auf dem Firmengelände Instant hält. Kann die Straßenmeisterei auch viel besser als der Hausmeister der Firma.
Um zwischen den Diensten zu differenzieren und jedem die Hälfte des Bedarfs zuzuweisen, müsste aber auch wieder eine Analyse der Datenpakete stattfinden, zumindest was den absendenden Dienst betrifft. Wie sollte der Provider sonst wissen, welche Datenpakete zum hungrigen Spiel und welche zum genügsamen Datenabruf gehören? Wir reden hier sicher nicht von DPI, aber eine Klassifizierung der Dienste wäre das schon. Und genau das lehnen Neutralitätsverfechter ab.
Das ganze funktioniert völlig ohne die Dienste zu kennen. Tritt beispielsweise eine 30% überlast auf, ist es bei der Gleichbehandlung durchaus möglich dass alle Verbindungen zu 70% noch durchkommen. Die Protokolle müssen nur intelligent genug sein.
Es wäre sogar möglich eine Protokollstruktur zu schaffen, die völlig ohne Priorisierung und nur durch ein gut geregeltes Miteinander die Echtzeitdienste durchlässt und den Rest der Bandbreite fair aufteilt. Man würde statt einem erzwungenen/reglementierte Verhalten durch einen gewinnorientiert arbeitenden Provider auf das Miteinander setzen.
Auf das durch Protokolle geregelte miteinander verlässt sich das Internet seit 13 Jahren und es wurden viele Anpassungen durchgeführt um neu entstandene Probleme wie höheres Datenaufkommen zu lösen. Auch um das Verhalten von Verbindungen an Engstellen zu regeln wurde einiges getan. TCP's "slow Start" als Beispiel falls da mal wer googeln möchte.
Damit wir wieder ganz vorne mitspielen, muss in Deutschland ordentlich investiert werden.
Ja, da hast du absolut recht. Da muss ordentlich investiert werden.
Priorisieren damit "ungeliebte" Dienste das Netz weniger belasten, die zwar auf der halben Welt genutzt werden und nur in Deutschland zum Problem werden, um den Netzausbau noch irgendwie weiter verzögern zu können, ist definitiv nicht der richtige Weg. Bei der ganzen Diskussion geht es nämlich darum die Engstellen nicht zu beseitigen, was eigentlich passieren sollte, sondern darum wie die Engstellen möglichst gewinnbringend genutzt werden.
Die Telekom sieht da vor: Ich verkaufe die Durchleitung durch die engstelle. Dann habe ich das Netz nicht ausbauen müssen und habe noch was verdient dabei.
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