Wo haste das eigentlich her, dass die Fallzahlen nur eine Folge der Anzahl Tests wären?
Dass die Zahlen *nur* eine Folge der Testzahlen wären habe ich nicht behauptet und das wäre natürlich kompletter Unsinn.
Ich schreibe, dass die Zahlen korrelieren. Das bedeutet nur, dass sie in irgendeiner Form voneinander abhängen. Das ist kaum von der Hand zu weisen.
Und haste die These mal überprüft, in dem du dir die Zahlen anschaust?
Natürlich habe ich mir die verfügbaren Zahlen angesehen.
Die Fallzahlen korrelieren mit der Gesamtanzahl Tests, wenn zwei Voraussetzungen erfüllt sind:
- die wahre Inzidenz bleibt konstant
- die Auswahl der zu Testenden erfolgt zufällig
Das ist falsch. Ich meine nicht lineare Abhängigkeit, sondern Korrelation.
Dritter Punkt, welcher gegen die These spricht, ist die Zahl der in Krankenhäuser zu behandelnden Menschen. Die ist unabhängig von den Anzahl Tests, steigt aber stetig.
Ich behaupte nicht, dass die Zahl der Kranken konstant ist. Das wäre unsinnig.
Eine einfache Überprüfung der Fallzahlen mit den Anzahl Tests offenbart, das diese überhaupt nicht in dem Maße korrelieren, wie du behauptest.
Ich habe nichts über den Korrelationskoeffizienten geschrieben und daher würde ich auch nichts dergleichen behaupten. Man wird mir aber zustimmen müssen, dass für den Koeffizienten gilt 0 < r < 1.
Sicherlich hat die Gesamtzahl Tests auch einen gewissen Einfluss auf die Anzahl Infizierten, die man findet.
Nichts anderes schrieb ich oben. Das nennt man Korrelation. Dann sind wir uns ja doch einig
Noch einmal zurück zu dem, was das RKI als "Inzidenz" angibt. Beispiel:
"Bezogen auf die Einwohnerzahl (Fälle pro 100.000 Einwohner) wurden die höchsten Inzidenzen aus Bayern (191), Baden-Württemberg (175) und Hamburg (163) übermittelt."
Das ist sogar aus zwei Gründen sehr schwach:
1) Man nimmt nicht die Anzahl der wirklichen Fälle/100.000 EW, sondern die Anzahl der positiven Tests. Das schrieb ich schon oben und das muss ich wohl nicht weiter erklären.
2) Inzidenz berechnet man durch die Anzahl *neuer* Fälle pro Zeitperiode und EW. Das RKI benutzt hier jedoch die absolute Zahl und nicht die Differenz zu einer anderen Zeitperiode, z.B. die Änderung zum Vorjahr oder Vortag. Um eine Ausbreitung zu beziffern, müsste man die Periodizität auf einen Tag festlegen. Das RKI berechnet diese Werte ja auch täglich neu.
Die Inzidenz soll die Steigerung der auf eine feste Gruppe bezogenen Fälle pro Zeit beschreiben. Dazu kann man nicht die aufsummierte Zahl der Fälle nutzen. Was das RKI angibt, ist (abgesehen von Fehler 1)) am ehesten noch die Prävalenz und die sagt nichts über das Wachstum aus. Prävalenz bezieht man allerdings auch nicht auf 100.000 EW, wie das RKI es tut.
Konkret: Das RKI benutzt die Gesamsumme der pos. Tests um zu beschreiben, wie hoch die Wachstumsrate ist. Vereinfacht mit den Begriffen der Analysis gesprochen, verwechselt man die Steigung mit dem Funktionswert.
Das ist mit gutem Willen eine äußerst ungeeignete Verwendung der Begriffe. Ich halte es für unerträglich, dass diese sehr wichtige Behörde in dieser massiven Krise so arbeitet. Wir reden hier über eine ganz entscheidende Zahl, die wissenschaftlich korrekt und belastbar berechnet und kommuniziert werden muss.
Ohne die Behauptung es sei die Inzidenz angegeben wird diese Zahl übrigens bei
https://corona.rki.de. Wegen der morgendlichen Aktualisierung unterscheiden sie sich gerade leicht.
EDIT: Das ufert hier aus, denke ich. Sorry dafür. Ich werde versuchen, mich künftig zurückzuhalten, auch wenn es mir angesichts der Situation schwerfällt.