Das halte ich inhaltlich für durchaus richtig beobachtet. Allerdings ist es moralisch falsch. Man hat als Journalist eine moralische Verantwortung gegenüber den Leuten, die man "beliefert", es ist nämlich nicht einfach nur eine Dienstleistung über etwas zu berichten, es verpflichtet auch.
Genauso wie ein Arzt seinem Patienten auch nicht die Beine abhacken würde wenn er darum bäte sollte ein Journalist nicht über alles berichten was so passiert. Man übernimmt Verantwortung für die Welt, die man in Bildern und Worten beschreibt und man übernimmt Verantwortung für die Leser, die man durch diese Bilder und Worte beeinflusst.
Das ist übrigens nicht auf die Bild-Zeitung gemünzt, dort weiss sowieso jeder dass das Aufgedruckte nicht das Papier wert ist und die "Journalisten" dort nicht für 5 Pfennige Verantwortung übernehmen können. Die Bild-Zeitung hat seit 1998 2 Millionen ihrer Leser verloren, insgesamt ca. 12 Millionen Deutsche lesen die Zeitung (Auflage ca. 3 Millionen Exemplare täglich), davon haben nur etwa 8 Prozent das Abitur. Genauso wie ich die Teletubbies nicht für altersgerechte Fernsehunterhaltung halte (ganz abgesehen davon dass die einzige Zielgruppe, Säuglinge, nicht vor den Fernseher gehören) halte ich die Bild-Zeitung nicht für eine gute oder auch nur halbwegs annehmbare Zeitung für egal wen.
Zum "Seite 1 Girl" - den Text dazu schreibt (oder schrieb, weiss nicht) immer eine Frau, fragt mich nicht wie sie heisst, das habe ich verdrängt. Ich frage mich wie unendlich tiefer man als Frau noch sinken könnte als diese frivolen Kommentare unter die "Auslage" der Bild-Seite-1-Miezen zu schreiben. "Uuups, Mandy ist ihr BH in die Fritteuse gefallen...", also noch ekliger als mit diesem Geschreibe kann man wirklich nicht an niedrigste Instinkte appellieren. Dass Nacktbildchen beliebt sind wage ich nicht anzuzweifeln, wo es nun ja mittlerweile sogar schon gesellschaftsfähig geworden ist, den Playboy zu lesen - heute heisst das "Körperästhetik" und man outet sich schon fast als Klemmi wenn man keine Männermagazine liest.
Ich frage mich jetzt, wie man, wenn man Kai Dieckmann heisst und Chefredakteur dieser "Zeitung" ist, morgens noch beim Rasieren in den Spiegel sehen kann ohne sich in Grund und Boden zu schämen. Geld mit so etwas zu verdienen ist noch niedriger als sich an der nächsten Laterne zu prostituieren. Die Abdecker und Totengräber hat man damals wenigstens noch an ihrem Geruch erkannt, sogar die Scharfrichter hatten noch ein gewisses Berufsethos und der Vorteil all dieser Berufe war: Sie wohnten nicht mitten unter uns sondern in ihren eigenen Vierteln in denen sie ihrem Tun nachgehen konnten ohne andere Bürger zu behelligen. Heute jedoch darf man sich, sofern man bei der Bild-Zeitung arbeitet, öffentlich wie ein Schwein aufführen, mit dem Finger auf Leute zeigen und ihnen ohne Beweise allerlei Anrüchiges unterstellen und ist auch noch ein geachtetes Mitglied mitten in unserer Gesellschaft. Verdrehte Welt.