Irreversibel
Holländischer Prinz
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Wenn Du aber mal die Komplikationen von Tavor und Dormicum mit den Gefahren einer Vollnarkose vergleichst, dann schneiden die beiden aber wesentlich besser ab. Atemdepressionen bei Tavor... also mit dem Promillebereich wirst Du da nicht hinkommen, weil auch diese Fälle nur solche sein werden bei denen die Patienten Vorerkrankungen hatten.
Außerdem muss der Patient doch dabei nicht schlafen, OK bei Dormicum ratzt er ein, aber wichtig ist doch nur das er den Eingriff nicht mitbekommt, bzw. dieser ihm egal ist. Dabei ist Tavor klasse, der Patient kann beim Eingriff mitwirken weil er ansprechbar ist und er hat keine Angst, keine Schmerzen und ist dem Arzt sogar noch dankbar.
Von den Komplikationen und den Gefahren kann doch keine Vollnarkose mit Dormicum oder Tavor mithalten. No chance!
Mir fällt übrigens auf, dass Du erst vor der Sucht warnst und jetzt vor Gefahren im Promillebereich. Bist Du Anästhesist?
Nein, in der zahnziehenden Branche, aber ich kann auch gut mit Anästhesisten . Mit Midazolam kann man extrem ängstliche Patienten sedieren. Damit kann man auch evtl. auftretende Würgereflexe dämpfen und dem Patienten allgemein die Angst nehmen. Allerdings sind Benzodiazepine auch von Routiniers schwer zu beherrschen. Die Dosis-Wirkungsbeziehung ist ziemlich unklar und ändert sich von Patient zu Patient. Sucht ist u.A. bei längerer Verschreibung möglich, besonders bei Tavor. Lorazepam (Tavor) wirkt extrem lange (HWZ etwa ein ganzer Tag... 10-20 Std.), länger als Diazepam (Valium) und dann setzt die Wirkung ziemlich plötzlich aus. Besonders depressive Menschen kann das schnell psychisch abhängig machen und ich würde es niemals bei einer Weisheitszahn-OP verwenden. Das ist ein Standardeingriff unter Lokalanästhesie, man kann auch Midazolam geben - aber nicht bei jedem. Ich würde mich von meinen Patienten nicht dazu verleiten lassen es einzusetzen, wenn ich nicht selbst von der Notwendigkeit dieser Medikation überzeugt bin. Weder mein Chef noch die Zahnärzte in meiner Familie geben Midazolam und erst recht nicht Tavor - es ist kein Kunstfehler es zu geben aber es ist auch nicht notwendig und da liegt bei mir der Hase im Pfeffer. Man hat es in der Praxis, vor allen Dingen für den Fall eines akuten Myokardinfarkts oder einer Lungenembolie zur Anxiolyse und Sedierung, aber selbst eine komplexe Weisheitszahn-OP liegt einige Nummern darunter.
Es ist ja immer eine Frage der Verhältnismäßigkeit. Wieviele Stunden will ich mir denn bitteschön Zeit lassen um ein paar Weisheitszähne zu ziehen und wenn ich schon sehe "Uh oh, das wird kompliziert..." dann würde ich den Patienten an einen ZMK-Chirurgen mit Anästhesisten überweisen. Wenn man nicht gerade Professor mit einer 8er-Abschussliste von 5-6000 Weisheitszähnen ist zieht man einem Patienten auch nicht alle 4 Weisheitszähne auf einmal. Das dann schon lieber mit einem Anästhesisten und modernen Medikamenten, da wird man schnell eingeleitet, ebenso schnell wieder ausgeleitet, kann nach einer halben Stunde auch wieder einigermaßen laufen und hat auch nix gemerkt. Und bei Komplikationen ist vor allen Dingen ein erfahrener Anästhesist anwesend der solche Zwischenfälle beherrschen kann. Auch ein Zahnarzt beherrscht solche Zwischenfälle, allerdings nicht routiniert. Und bevor ich einen Patienten im Wartezimmer wiederbeleben muss weil er mir unter Dormicum blau angelaufen ist mache ich entweder eine Therapie in kleineren Schritten (2 + 2 Zähne) ohne Benzodiazepine oder ich überweise sofort an den Chirurgen.
Man sollte auch nicht die anxiolytische Wirkung eines freundlichen Gesprächs und guter Aufklärung unterschätzen ... so, zurück an die Arbeit...
Robb: kühlen, Berthas Tipp hilft notfalls (am besten das Händchen in ein Tuch einwickeln bevor man festfriert ), besser ist eine Kältekompresse. Achte auf intermittierendes Kühlen, das heisst: nicht die ganze Zeit draufhalten sondern in Abständen kühlen.