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Reichensteuer, Was meint Ihr?

  • Ersteller Timotheus
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newman

Roter Eiserapfel
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Die Reichensteuer wird in dieser Form vom Verfassungsgericht kassiert werden und danach sterben. Meiner Ansicht nach ist das den Spitzen von CDU/CSU UND SPD völlig klar.

Warum man den Versuch trotzdem macht? Um die SPD-Linksaussen zu bedienen, die mahnen Wahlversprechen an. Nach dem Scheitern in Karlsruhe kann sich niemand in der Koalition vorwerfen lassen man hätte es nicht zumindest versucht - der schwarze Peter liegt bei den Richtern.

Reine Volksverarschung.

BTW: Ich bin gegen eine Reichensteuer, die haben wir durch die Progression ja bereits. Das Kirchhoffsche Modell käme meinen Vorstellungen schon sehr nahe. Leider hat(te) Kirchhoff eine ziemlich naive Ansicht von Politik - er glaubte tatsächlich man könne sich sachlich und ehrlich mit dem Thema auseinandersetzen. Das geht weder mit Politikern, noch mit dem Großteil der Bürger.
 

stk

Grünapfel
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Moin,

früher gab man seinem Fürsten den Zehnt der einen dafür beschützte.

Meinetwegen dürfen es heute auch 20 % sein, weil ich von meinem Staat nicht nur Schutz sondern auch noch Schulen und Krankenhäuser haben mag. Und gerne auch etwas gestaffelt für die die etwas mehr in der Tasche haben. Woher jeder seine Kohlen nimmt ist mir ziemlich wurscht. Ob jemand sein Geld lieber mit Geld oder mit Arbeit verdient ist seine Entscheidung. Was aufhören muß ist die Armrechnerei. Die Idee vom Grundeinkommen finde ich faszinierend und als Vorstufe zur Abschaffung des Geldes (schönen Gruß von Jean-Luc Picard ;)) absolut geeignet. Bis dahin würde ich gerne den Kirchhoffschen Ideen (die ganz nebenbei bemekrt von der FDP schon ein paar Jahre länger durch's Land getragen werden, aber die kann man ja nicht wählen :oops: !?) etwas näher treten wollen.

Gruß Stefan
 

Timotheus

Gast
Eure Steuersystemvorschläge orientieren sich oft an Herrn Kirchhoff und dessen Steuersätze und Freibeträge. Das ist aber nicht alles.

Der Grundstz ist doch heute, dass von den Einkünften die Kosten für die Erzielung dieser Einkünfte abgezogen werden und erst der verbleibende Betrag zu versteuern ist (sehr grob gesagt). So ist es ja auch in einem Unternhemen, Umsatz minus Kosten gleich Gewinn. Zur Vereinfachung wird heute schon ein Arbeitnehmerpauschbetrag gewährt. Warum das Ganze? Weil sich die Einkommenssituationen eben bei allen Steuerpflichtigen unterscheiden. Einer hat höhere Kosten als der Andere. Diese Unterscheidung fällt aber im Kirchhoffschen Modell völlig weg, da bekommen alle den gleichen Freibetrag und gut ist. Das Steuerrecht ist doch auch deswegen so kompliziert, weil es ca. 80 Mio Lebenssituation in Deutschland gibt. Die vorgeschlagenen Modelle sind zugegeben sehr einfach und der Verwaltungsaufwand deutlich geringer. Ob sie wirklich gerecht sind, bezweifle ich aber.

Man sieht ja schon heute, dass sich die Menschen aufregen, wenn die Pendlerpauschale wegfällt. Mobilität ist gut und heute auch notwendig, es bedeutet aber meiner Meinung nach nicht, dass ich an einem Ort wohnen bleibe und 100 oder 200km zur Arbeit pendle. Das ist für mich falsch verstandene Mobilität. Ein Umzug wäre mobil. Und an diesen Dingen soll sich der Staat oder in anderen Worten wir, die Gesellschaft, beteiligen?

Ich stelle mal noch ne sehr provokante These auf. Jegliche Unternehmensbesteuerung ist eigentlich Unsinn. Die Gewinne werden ja spätestens beim Anteilseigner als Einkommen besteuert. Hier liegt eine systematische Doppelbesteuerung vor, welche durch das Halbeinkünfteverfhren nur gemildert aber nicht vermieden wird.

Hab mal dazu einen schönen Satz gehört. Unternehmen kann man nicht ausghungern, weil sie keine Mägen haben. Hinter Unternehmen stehen auch "nur" Menschen. Arbeitnehmer und Anteilseigner z.B.

Tim.
 

stk

Grünapfel
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Moin

unterscheide Unternehmen und Unternehmen. Es multinationaler Konzern mit der Maxime Shareholder Value ist etwas vollständig anderes als ein kleiner oder mittelständischer, familiengeführter (Handwerks-)Betrieb. Aber da sind wir dann mitten drin im Thema Abzugsmöglichkeiten, Ausnahmen, … Insoweit ist die Idee der ausschliesslichen Konsumbesteuerung wie im Grundeinkommenskonzept vorgesehen kein ganz falscher Ansatz!

Wenn ich nicht die Leistung die erbracht, sondern die, die verbraucht wird besteuere ist auch das Thema mit der Globalisierung wieder etwas eingefangen. Es spielt nämlich dann (steuerlich!) keine Rolle mehr ob ich mir Grundig oder JVC kaufe. Langfristig auch arbeitsmarkttechnisch nicht mehr, weil ich durch diese Art auch Unternehmen am Standort Deutschland in die Strümpfe helfe.

Die Idee des Grundeinkommens sollte man auch nicht ohne die aktuelle Diskussion um Mindest- und Kombihlöhne sehen. Die von Gewerkschaften geforderten 7,50 EUR (meinetwegen auch die 8 EUR der PDS) machen auf 200 Arbeitsstunden im Monat (das ist weit jenseits aller gültigen Tarifverträge!) dann 1500 (1600) EUR brutto im Monat. Das ist alles andere als üppig! Nach aktuellen Steuern und Sozialabgaben bleiben da bestenfalls so runde 1100 EUR über, während der Arbeitgeber dafür rund 2.500 EUR aufzuwänden hat. Und genau in dieser Schere von 1.100 zu 2.500 liegt unser Problem, das Randfee schon beschrieben hat: wir können uns die Art und Menge der Umverteilungen die aktuell betrieben werden sowie (*zweimal unterstreich*) den dafür notwendigen Apparat einfach nicht mehr leisten.

Gruß Stefan
 

Timotheus

Gast
Die idee des Grundeinkommens mag ja interessant und gut sein. Ich halte sie aber nicht für gut. Du bekommst zwar einen Betrag von 800 Euro pauschal, aber ansonsten fallen alle Sozialleistungen weg. Dazugehören Rente, ALG, Sozialhilfe und Wohngeld. Bis hierhin ok, ist halt nur ein anderer Name. Aber eben auch die Lesitungen der Krankenkassen, d.h. Du muss nachwievor deine Beiträge zahlen, diese werden dann als Grundeinkommen ausgeschüttet und dein Krankheitskosten trägst Du dann selbst. Wie das bei Rentnern und anderen sozial Schwachen aussieht, kann man sich sehr einfach ausmalen. Sozial Schwache sind ja auch häufiger krank als wohlhabende (soll keine Diskriminierung sein).

Die Konsumbesteuerung ist schon in Ordnung. Diesen Weg geht die Bundesregierung ja auch, mit der Anhebung der Mehrwertsteuer und der Reduzierung von anderen Abgaben.

Mindestlöhne, naja. gerade was die Linkspartei bnzw. WASG da macht , halte ich für sehr schlecht. Ob man Globalisierung will/mag oder nicht. sie ist einfach Tatsache und es ist auch so, dass unsere Arbeiter mit denen in anderen Ländern konkurieren, z.B. China. Da macht es wenig Sinn für eine Branche mit int. Konkurenz Mindestlöhne vorzuschreiben. Dies führt zu Arbeitslosigkeit. Anders sieht es bei Branchen aus, die nicht int. Konkurenz ausgestetzt sind. Z.B. deine Haare können nicht so einfach in China geschnitten werden. Allerdings ist fraglich, ob die Erhöhung der Löhne in diesen Bereichen gerecht denen gegenüber ist, die in int. Konkurenz arbeiten. Diese müssen schließlich auch höhere Preise dann bezahlen.

Tim.
 

derzabel

Riesenboiken
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Tim-e schrieb:
Solange Du deinen Wohnsitz bzw. deinen gewöhnlichen Aufenthalt in D hast, nist Du mit deinem Welteinkommen in d steuerpflichtig. Hast Du deinen Wohnsitz im ausland oder deinen gewöhnlichen Aufenthalt, dann bist Du nur mit den Einkünften aus D in D steuerpflichtig, beschränkte Steuerpflicht. Aber ich glaube da sind wir uns einig. Mit teilweise entziehen meinte ich, dass eben einige ins Ausland ziehen und dann eben in D nur noch mit den deutschen Einkünften steuerpflichtig sind und nicht mehr mit allen Einkünften. In der ESt ist D immer noch ein Hochsteuerland, gerade im Vergleich zur CH.
Gruß, Tim.

Das mit dem Welteinkommen ist halt nur die halbe Wahrheit. Deutschland hat mit den allen "bedeutenden Ländern" (außer Brasilien) Doppelbesteuerungsabkommen wodurch sich das Welteinkommensprinzip auch schon wieder relativiert. Aber das würde jetzt wohl den Rahmen sprengen.... da Du Dich aber dafür zu interessieren scheinst habe hier hier nen super Schaubild für Dich ;)

@newman: besser hätte man es wohl nicht sagen können!

Und noch mal zu diesem Grundeinkommen-Zeug:
Es ist ja grundsätzlich gut, wenn sich "schlaue Menschen" mal Gedanken machen, aber so ein Vorschlag ist nicht ernst zu nehmen. Ist das eigentlich ne Sekte?

Da müssten wir vorher aus der EU austreten - ok darüber könnte man ja reden o_O ich will Euch ja nicht eurer Träume "berauben" aber eine derartige Besteuerung wird es hier zu Lande sicher nicht geben....

SZ v. 8.5.06 Reichensteuer bringt weniger Geld als erhofft
Finanzminister Steinbrück wird durch die Reichensteuer nur 60 Millionen Euro einnehmen. Ursprünglich rechnete die Koalition mit dem Fünfachen. [...] ---> kompletter Artikel

und noch was zur Umsatzsteuererhöhung: bisher ist das immer noch nicht durch den Bundesrat. Die letzte Möglichkeit vor der Sommerpause ist der 29.5. wenn die das da nicht geregelt bekommen kostet das auch wieder ein paar tausend € Steuerausfälle (§29 UStG) - aber das holen wir ja mit der Reichensteuer locker wieder rein ;)
 

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  • OECD-MA_Gliederung.doc
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Timotheus

Gast
Schon klar, dass nicht alles Einkommen, welches unter das Welteinkommensprinzip fällt, dann auch tatsächlich mit der dt. ESt in voller Höhe belastet wird. Sonst käme ja eine Doppelbesteuerung raus. Diese zu mildern, versucht das DBA, klar. Du wirst mir doch aber zustimmen, dass eine Person, welche in zwei Jahren die gleichen Einkünfte hat und in einem Jahr in D unbeschränkt und im anderen Jahr beschränkt steuerpflichtig ist, im Jahre der beschränkten Steuerpflicht weniger Steuern in D zahlt. Etwas Anderes meinte ich auch nicht.

Wir kommen aber ein bisschen vom Thema bzw. der Diskussion ab.

Es wird ja auch oft Politikerschelte betrieben. So nach dem Motto, das Volk will ja Reformen, nur die Politiker nicht. Ziemlicher Quatsch wie ich finde. Warum z.B. muss ein Politiker, welcher eine größere Reform machen will, Angst haben, wiedergewählt zu werden. Da scheint ja das Volk doch nicht zufrieden mit den Reformen zu sein. An diesem Punkt wird dann immer kritisiert, dass es dem Politiker nur um seine Wiederwahl geht und er deshalb nicht die doch so sehnlich gewünschten Reformen macht. Ist nur leider nicht zu Ende gedacht.

Gruß, Tim.
 

Rüdiger

Gast
Das ist gerecht. Wer viel hat muss eben etwas abgeben. Das war schon immer so!
 

Harald909

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Ein paar Dinge möchte ich in Erinnerung rufen:

1) Art. 14 Abs. 2 Grundgesetz lautet: "Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen."

2) Eine Reichensteuer ist definitiv nicht verfassungswidrig! Die Vermögenssteuer (darauf spielt die Vermutung einer vermeintlichen Verfassungswidrigkeit wohl ab) wurde in ihrer seinerzeit bestehenden Form vom Bundesverfassungsgericht für verfassungswidrig erklärt, da Immobilien (Einheitswerte) und Geld de facto unterschiedlich besteuert wurden, ohne dass dies sachlich gerechtfertigt gewesen wäre. Damit wurde eine Vermögenssteuer nicht als solche verfassungsrechtlich unzulässig, auch wenn uns das Politiker immer wieder weis zu machen versuchen.

3) Starke Schultern sollen mehr als schwache Schultern zu tragen haben.

4) In den skandinavischen Ländern geht es auch mit hohen Steuern, sehr gut sogar.

5) Eine Reichensteuer ist Kosmetik, sonst würde die CDU gar nicht zustimmen. Am ungerechten Steuersystem, das Otto-Normalverdiener über Gebühr belastet und hohe Einkommen aus nichtselbständiger "Arbeit" ungeschoren lässt, ändert sich damit nichts.

6) Kirchhofs Modell wäre nur dann schlüssig, wenn es keine Möglichkeiten mehr gäbe, Betriebsausgaben, Kinderfreibeträge, Werbungskosten usw. abzusetzen. Wie das durchzusetzen ist, möchte ich sehen, denn davon profitieren überdurchschnittlich Bezieher hoher Einkommen. Ich befürchte eher, das hat sich auch im Wahlkampf 2005 gezeigt, dass vorrangig Entlastungen für kleine Leute (Pendlerpauschale, Steuerfreiheit für Nacht- und Feiertagszuschläge) dran glauben müssen.

7) Ich bin für ein knallhartes progressives Steuersystem ohne Schlupflöcher. Das Argument, dann würden die Reichen ins Ausland, lässt sich einfach lösen: Steuerflucht wird zum Straftatbestand, wenn Schumi, Ulrich, Boris & Co. nicht hier ihre Steuern zahlen, dann sollten sie sich hier auch nicht mehr blicken lassen...

Gruß

H.
 
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Anindo

Wagnerapfel
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In der Mehrheit ganz schön rechts-liberaler Tenor hier :eek:
Bin ich hier im FDP-Forum gelandet :-[
Nur so viel: wer Kirchhoff will, ist für amerikanische Verhältnisse! Die haben ein ähnliches Steuersystem schon was länger. Pinochet ging in Chile auch in die Richtung. Das ist ein faschistoides System der Umverteilung und sonst nix.

Ich bin für das Grundeinkommen. Durch den hohen Mehrwertssteuersatz werden Produkte aus dem Ausland nämlich so viel teurer, dass es sich wieder lohnt was einheimische Produkte zu kaufen. Andererseits sinken die Lohnkosten hier um ein Vielfaches, so dass deutsche Produkte sich im Endpreis nicht verteuern und es sich auch wieder lohnt hier zu produzieren. Prinzipiell wird die Richtung ja eingeschlagen, aber in viel zu kleinen Schritten.

Zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit gibt es nur einen echten Ausweg: Arbeitszeitverkürzung. Die USPD hatte 1919 schon die 35-Stundenwoche verlangt und trotz Automatisierung in fast allen Bereichen der Arbeitswelt ist bis heute nichts daraus geworden. Ich kenne nur zwei Sorten von Menschen: Die, die zu viel arbeiten und die, die es gar nicht tun. Ganz schön dumm, dass so zu verteilen.
 

derzabel

Riesenboiken
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Harald909 schrieb:
Ein paar Dinge möchte ich in Erinnerung rufen:

2) Eine Reichensteuer ist definitiv nicht verfassungswidrig! Die Vermögenssteuer (darauf spielt die Vermutung einer vermeintlichen Verfassungswidrigkeit wohl ab) wurde in ihrer seinerzeit bestehenden Form vom Bundesverfassungsgericht für verfassungswidrig erklärt, da Immobilien (Einheitswerte) und Geld de facto unterschiedlich besteuert wurden, ohne dass dies sachlich gerechtfertigt gewesen wäre. Damit wurde eine Vermögenssteuer nicht als solche verfassungsrechtlich unzulässig, auch wenn uns das Politiker immer wieder weis zu machen versuchen.

Gruß

H.

Deine These die "Reichensteuer" sei definitiv nicht verfassungswidrig halte ich für sehr gewagt! Art. 3 GG (Gleichheitsgrundsatz) dürfte eine gute Grundlage für ein erfolgreiche Klage sein. So schlecht stehen die Chancen da sicher nicht.

Das mit den Einheitswerten war sicher auch ein Grund, allerdings frage ich mich, warum die Grundsteuer dann nicht verfassungswidrig ist - immerhin liegen auch der noch die Einheitswerte zu Grunde.
Mit den Werten von 1964 (bzw. alte Bundesländer mit den Werten von 1934!!!!!!!) man muss sich mal vorstellen, dass man im Jahre 2006 auf einer solchen Basis Steuern berechnet - das ist doch "abartig".... man berechnet das original immer noch in DM um es dann in € umzurechnen....

Deine anderen Punkte gefallen mir sehr gut.
Mir gefällt das skandinavischen Modell sehr gut. Leider wurde in den Jahren in denen es uns besser gibt versäumt entsprechende Maßnahmen einzuleiten und jetzt haben wir den Salat.
 
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derzabel

Riesenboiken
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Anindo schrieb:
In der Mehrheit ganz schön rechts-liberaler Tenor hier :eek:
Bin ich hier im FDP-Forum gelandet :-[
Nur so viel: wer Kirchhoff will, ist für amerikanische Verhältnisse! Die haben ein ähnliches Steuersystem schon was länger. Pinochet ging in Chile auch in die Richtung. Das ist ein faschistoides System der Umverteilung und sonst nix.

Ich bin für das Grundeinkommen. Durch den hohen Mehrwertssteuersatz werden Produkte aus dem Ausland nämlich so viel teurer, dass es sich wieder lohnt was einheimische Produkte zu kaufen. Andererseits sinken die Lohnkosten hier um ein Vielfaches, so dass deutsche Produkte sich im Endpreis nicht verteuern und es sich auch wieder lohnt hier zu produzieren. Prinzipiell wird die Richtung ja eingeschlagen, aber in viel zu kleinen Schritten.

Sorry, aber Deine Aussagen über Kirchhof lassen mich vermuten, dass Du Deine Informationen über seinen Vorschläge größtenteils "den Medien" entnommen hast. Wenn Du seine Bücher gelesen hättest wüsstest Du, dass er einen sehr stark ausgeprägten Gerechtigkeitssinn hat und besonders auf die Familien sehr große Rücksicht nimmt. Darauf geht er ausführlich ein - und ist meiner Meinung nach auch schlüssig argumentiert.
Leider hätte er von CDU/ FDP nie die Möglichkeit bekommen es so umzusetzen wie er das vor hatte. Sein Modell funktioniert nur komplett oder gar nicht. Ihm kann man das sicher nicht vorwerfen.
Im Gegensatz z.B. zum FDP-Steuermodell berücksichtigt er so was nämlich.

Ich finde auch nicht alles prima was er vorgeschlagen hat (siehe weiter oben), aber der Typ hat sich wirklich Gedanken gemacht! Wenn solche hellen Köpfe wie er in diesem Land Politiker wären - könnte man vielleicht etwas optimistischer in Zukunft schauen....


bow dieses "Grundeinkommen" regt mich auf :-c *ganz ruhig..... :eek:
 

Anindo

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derzabel schrieb:
Wenn Du seine Bücher gelesen hättest wüsstest Du, dass er einen sehr stark ausgeprägten Gerechtigkeitssinn hat und besonders auf die Familien sehr große Rücksicht nimmt. Darauf geht er ausführlich ein - und ist meiner Meinung nach auch schlüssig argumentiert.
Sein Vorschlag war ja nun wirklich simpel genug, um in ein paar Minuten erklärt zu werden und was der Typ privat macht, interessiert mich nun wirklich nicht.
Ich habe nichts gegen ein einfacheres Steuerrecht, aber bitte nicht mit den Sätzen.

Ich finde auch nicht alles prima was er vorgeschlagen hat (siehe weiter oben), aber der Typ hat sich wirklich Gedanken gemacht! Wenn solche hellen Köpfe wie er in diesem Land Politiker wären - könnte man vielleicht etwas optimistischer in Zukunft schauen....
Mit nur solchen Idioten hätten wir schon längst Ultra-Kapitalismus, Massenarmut und Ausbeutung pur. Die Hauptaufgabe des Staates ist die Umverteilung von Oben nach Unten. Umgekehrt geht das nämlich ganz von alleine.

bow dieses "Grundeinkommen" regt mich auf :-c *ganz ruhig..... :eek:
Soso, und was sind deine Gedanken zur Automatisierung der Arbeit? Klingt prinzipiell ja nach Zurücklehnen und Mund aufmachen. Nur in diesem System ist das Gegenteil der Fall. Was wir jetzt haben, nennt man übrigens Spätkapitalismus.
 

Harald909

Prinzenapfel
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derzabel schrieb:
Deine These die "Reichensteuer" sei definitiv nicht verfassungswidrig halte ich für sehr gewagt! Art. 3 GG (Gleichheitsgrundsatz) dürfte eine gute Grundlage für ein erfolgreiche Klage sein. So schlecht stehen die Chancen da sicher nicht.

Art. 3 Abs. 1 GG besagt nach juristischer Auffassung: "Gleiches darf nicht willkürlich ungleich und Ungleiches darf nicht willkürlich gleich behandelt werden." Reiche und Arme sind aber nun mal nicht gleich, was ihre finanzielle Leistungsfähigkeit anbelangt. Unser jetziger progressiver Steuersatz, der (theoretisch) Bezieher hoher Einkommen höher besteuert als Geringverdiener, ist deshalb mit Art. 3 GG vereinbar, weil "mehr Einkommen" ein zulässiges Differenzierungsmerkmal ist (gibt es auch Rechtsprechung des BVerfG zu, siehe zuletzt hier). dieser Entscheidung wurde sogar Kirchhofs "Halbteilungsgrundsatz" gekippt, den er in der Entscheidung über die Vermögensteuer aufgestellt hat.

Ein höhere Steuer für Reiche, die sich letztlich nicht von einer stärkeren Progression unterscheidet, ist deshalb verfassungsrechtlich zulässig, sofern nicht in der Ausgestaltung Fehler gemacht werden. Eine Verfassungsbeschwerde dürfte keinen Erfolg haben.

Ansonsten halte ich derzeit Vollbeschäftigung und die Rückkehr in die Wirtschaftswunderzeit für eine Illusion. Lohnabhängige Beschäftigung garantiert immer weniger die Partizipation am Volkseinkommen. Ich bin deshalb auch für ein Grundeinkommen unabhängig vom Bedarf und umgekehrt für eine hohe Besteuerung.

H.
 

Timotheus

Gast
@Harald909:

Die Reichensteuer behandelt aber die Einkommen über 250.000 bzw. 500.000 eben nicht gleich und ist daher, auch deiner Logik folgend, wohl verfassungswidrig. Einkommen aus gewerblicher Tätigkeit ist freigestellt. Einkommen aus Vermietung und Verpachtung z.B. nicht.

Wir haben doch einen progressiven Steuertarif. Warum behaupten eigentlich immer soviele, dass die Reichen weniger zahlen? Was ist mit weniger eigentlich gemeint? Weniger in Relation von Steuer und Einkommen? Nur weil das immer behauptet wird, ist es meiner Meinung nach nicht war. Wie käme es sonst, das 8,5% der Steuerpflichtigen 50% des Steueraufkommens tragen?

@Anindo:

Zum Thema Grundeinkommen. Ich glaube Du übersiehst, das gleichzeitig alle Sozialleistungen wegfallen. Ich weiss nicht, ob es dann immer noch so schön ist im Monat pauschal einen best. Betrag zu bekommen, wenn man alles selber zahlen muss. Vorallem Krankenkosten können enorm sein.

Wenn die Mehrwertsteuer steigt, steigen die Preise der einheimische genauso, wie die Preise der importierten Güter.

Arbeitszeitverkürzung. Meinst Du mit Lohnausgleich, d.h. Reduzierung des Lohns entsprechend der reduzierten Arbeit, oder ohne Lohnausgleich? Um neue Arbeitsplätze zu schaffen, wäre nur mit angepassten Löhnen dein Ziel zu erreichen. Es gibt jedoch auch fixe Kosten eines Arbeitsplatzes, diese fallen auf jeden Fall zusätzlich bei Mehrbeschäftigung und gleicher Produktion an und das ist ja dein Ziel, bei gleicher Produktion mehr Leute zu beschäftigen. Diese müssen auch wieder erwirtschaftet werden.

Was passiert eigentlich, wenn wir bei unseren "deutschen" Verhältnissen bleiben, weil wir die "amerikanischen" Verhältnisse nicht wollen. Dann bricht doch alles zusammen in absehbarer Zeit. Schon heute wird es für die Jungen als Rente nur eine Grundsicherung geben und gleichzeitig zahlen diese Leute soviel in die Rentekasse wie noch nie.

Gruß, Tim.
 

derzabel

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Harald909 schrieb:
Art. 3 Abs. 1 GG besagt nach juristischer Auffassung: "Gleiches darf nicht willkürlich ungleich und Ungleiches darf nicht willkürlich gleich behandelt werden." Reiche und Arme sind aber nun mal nicht gleich, was ihre finanzielle Leistungsfähigkeit anbelangt. Unser jetziger progressiver Steuersatz, der (theoretisch) Bezieher hoher Einkommen höher besteuert als Geringverdiener, ist deshalb mit Art. 3 GG vereinbar, weil "mehr Einkommen" ein zulässiges Differenzierungsmerkmal ist (gibt es auch Rechtsprechung des BVerfG zu, siehe zuletzt hier). dieser Entscheidung wurde sogar Kirchhofs "Halbteilungsgrundsatz" gekippt, den er in der Entscheidung über die Vermögensteuer aufgestellt hat.

H.

Ja hast ja schon recht, aber die Argumentation, dass gewerbliche und nichtgewerbliche Einkünfte in dem jetzigen Entwurf nicht gleich behandelt werden hat ja nix mit dem "Problem der Vermögenssteuer" zu tun?
Vielleicht hast Du ja auch recht, aber total eindeutig ist das sicher nicht.
 
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derzabel

Riesenboiken
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Anindo schrieb:
Sein Vorschlag war ja nun wirklich simpel genug, um in ein paar Minuten erklärt zu werden und was der Typ privat macht, interessiert mich nun wirklich nicht.
Ich habe nichts gegen ein einfacheres Steuerrecht, aber bitte nicht mit den Sätzen.

Ähm ja..... also ich bin der Meinung mal sollte schon das ganze Konzept betrachten bevor man sich da so weit aus dem Fenster lehnt..... kauf Dir das Buch für 15€*und dann sprechen wir weiter. Wie gesagt ist nicht alles die Offenbarung was der vorschlägt aber ihm in dem Punkt einen Vorwurf zu machen ohne die Fakten zu - bzw. nur aus "Bild/ Bams und Glotze" zu kennen ist nicht ok.

Anindo schrieb:
Mit nur solchen Idioten hätten wir schon längst Ultra-Kapitalismus, Massenarmut und Ausbeutung pur. Die Hauptaufgabe des Staates ist die Umverteilung von Oben nach Unten. Umgekehrt geht das nämlich ganz von alleine.

Kirchhof als Idioten zu bezeichnen nur weil man politisch auseinander geht halte ich ebenfalls für fraglich. Was ist denn Dein Vorschlag? Kommunismus?
z.B. die Schweden haben ein ähnliches Modell und hohe Steuern. Die werden regiert- genau noch? von LINKS.... das Modell findest Du sicher auch total unfair und kapitalistisch???

Ich habe noch nie in meinem Leben FDP oder CDU gewählt nur mal so nebenbei. Zum Beispiel hat Lafontaine in seinen Büchern teilweise auch die ein oder andere gute Idee die man so unterschreiben könnte, aber es muss doch auch realistisch sein und in die heutigen Rahmenbedingungen passen. Er hat allerdings in seiner kurzen Zeit als Finanzminister eher dazu beigetragen, dass das ESt weiter "vollgemüllt" wurde.

Anindo schrieb:
Soso, und was sind deine Gedanken zur Automatisierung der Arbeit? Klingt prinzipiell ja nach Zurücklehnen und Mund aufmachen. Nur in diesem System ist das Gegenteil der Fall. Was wir jetzt haben, nennt man übrigens Spätkapitalismus.

Dazu sage ich nix mehr. Lese einfach weiter oben.

Man sollte den Tatsachen ins Auge sehen - die "Ärmel aufkrempeln" und sich nicht an irgendwelchen unrealistischen Konzepten "aufgeilen"... o_O (5 Mack ins Phrasenschwein)
 

Timotheus

Gast
Anindo schrieb:
Soso, und was sind deine Gedanken zur Automatisierung der Arbeit? Klingt prinzipiell ja nach Zurücklehnen und Mund aufmachen. Nur in diesem System ist das Gegenteil der Fall. Was wir jetzt haben, nennt man übrigens Spätkapitalismus.
Automation ist aber kein naturgegebener zwangsläufiger Prozess. Sieh dir z.B. China an. Dort stehen in einem Laden mit 30 m² drei junge Angestellten. In D gibt es in einem Schlecker mit ca. 100m² zwei Angestellte. Arbeit ist dort viel billiger. Genauso sieht es in den Fabriken aus. Die gleiche Fertigung liefe bei uns mit Maschinen und ein paar Arbeitern, dort ist das Verhältnis zum Teil genau umgekehrt.

Außerdem werden durch Automation Arbeitkräfte frei. Die menschlichen Bedürfnisse sind grundsätzlich unendlich, d.h. früher nicht befriedigte Bedürfnisse können nun befriedigt werden. Die heutige Gesellschaft ist doch um ein Vielfaches produktiver als vor 200 Jahren. Trotzdem ist doch ein großer Teil der Bevölkerung in Arbeit. Um den Lebenstandard von damals zu halten bräuchten wir jedenfalls nur einen Bruchteil der heutigen Arbeitskräfte. Was ich damit sagen will ist, dass die gestiegene Produktivität zum Teil durch neue Bedürfnisse kompensiert wird. In vielen entwickelten oder sich entwickelnden Ländern der Erde ist doch das größte Problem die demografische Entwicklung. Viele Alte die Rente haben wollen, tendenziell eher krank sind und immer weniger Junge, die diese Mittel zur Verfügung stellen. Hinzu kommt die hohe Arbeitslosigkeit in D, welche sicher auch durch den gestiegenen Globalisierungsgrad verursacht wird. Es ist eben günstiger in Asien zu produzieren.

Wie oben beschrieben werden sicher für einen Arbeitsplatz der in D wegfällt mehr als einer in z.B. China geschaffen, bei der Verlagerung von D nach China. Für die Menschen dort ist es doch sehr gut. Natürlich kann das uns Deutsche nicht befriedigen. Aber es ist eben auch so, dass durch den Wegfall in D andere profitieren. Verbietest Du die Verlagerung, entziehst Du diesen anderen Menschen deren Lebensgrundlage.

Gruß, Tim.