Hi, mal zur Ausgangsfrage:
ja, Latein ist tot. Und ja, man kann es gut gebrauchen - hab ich im Nachhinein gemerkt. Die Techniken, die ich gelernt habe, um lateinische Texte zu entschlüsseln, benutze ich weitestgehend auch, um (da ich im Ausland studiere) fremdsprachliche wissenschaftliche Texte zu studieren.
Latein vermittelt einem eine ungeheure systematische Denkweise, was einem dabei auch hilft, sehr sehr schnell durch sehr komplexe Dinge durchzusteigen, weil man lernt, automatisch die wichtigsten Begriffe und die passenden kontextuellen Inhalte auf einen Schlag zu erfassen, manchmal ohne einen Satz überhaupt richtig zu lesen.
Außerdem kann ich einfache Texte in romanischen Sprachen verstehen. Deswegen nehme ich mir auch vor, später noch mal Spanisch aufzusatteln.
Jedenfalls würde ich Latein nicht wirklich mehr empfehlen, wenn man eine Sprache lernen will, um sie zu sprechen - sondern wenn man sein Gehirn wirklich in bestimmte komplexe Denkweisen reintrainieren will. Und vor hat, später was draus zu machen - leider weiß man das i.d.r noch nicht, wenn man sich die 2. Fremdsprache in der Schule aussucht.
PS: Man KANN Latein sprechen. Mein Lateinlehrer sprach es quasi fließend, und mit ein bisschen Konzentration konnte ich als Schüler auch so halben Smalltalk damit betreiben.
Wichtig, um Latein beim Hören zu verstehen, ist die Betonung. Viele Lehrer machen den kapitalen Fehler, so einen Text platt runterzulesen, quasi wie ein Erstklässler ein Gedicht. Das klingt nicht nur fürchterlich scheiße, die Sinnzusammenhänge werden auch überhaupt nicht deutlich, und die stecken nun mal oft in solchen Ausdrücken wie quam, que etc. die gerne auch mal am Ende eines Wortes stehen. Nur Beispielsweise jetzt.
Wer Verschachtelungen in Sätzen und Bezüge zwischen Wörtern einfach plattliest darf sich nicht wundern, wenn kein einziger Schüler ein Wort davon begreift, was man da gerade für eine Litanei ableiert.
Letztens hab ich außerdem gelesen, dass man wohl früher das "ae" als "ai" ausgesprochen hat und in ein paar Jahren soll das auch so unterrichtet werden. Dann wird aus dem "Caesar - Zäsar / Käsar" endlich der "Kaisar -> Kaiser". U.U. könnte das Leuten, die Schwierigkeiten bei der Sprache haben, zumindest etwas Erleichterung verschaffen.