Gesprochenes vs. Geschriebenes Latein
Servus zusammen!
Zum einen hat Deine Freundin den Kern des Problems schon ganz gut erfasst. Denn bei der Frage, ob das Latein nun eine tote oder lebendige Sprache sei, muss man, um diese zu beantworten, die Situation "im alten Rom" genauer betrachten.
Die form des Lateins, die wir alle an der Schule, Uni etc. erlernen, stellt ein schriftsprachliches Modell dar, die in Grammatiken, Lexika normiert ist. Dies war jedoch nur die Form des Lateins einiger weniger, die auch des Schreibens und Lesens mächtig waren. Daneben existierte auch eine lateinische Umgangssprache, die auch als "Vulgärlatein" bezeichnet wird. (Der Terminus "Vulgärlatein ist mit Vorsicht zu genießen, da er den Eindruck vermittelt, es würde sich um eine verdorbene oder vulgäre Form des Lateins handeln, dem ist aber nicht so.)
Ein schönes Beispiel liefert Cicero, der sich in seinen Werken natürlich des Modells bediente (schriftsprachliches Latein), vgl. Vier Reden gegen Catilina. In seinen privaten Briefen an seine Familie jedoch (Epistulae ad Familiaris) benutzt auch er die Umgangssprache (gesprochenes Latein), die er als "sermo vulgaris", d.h. die Sprache des Volkes, bezeichnet.
Aus dem "Vulgarlatein (Sprechlatein)" haben sich auf Grund von Substrat-, Superstrat- und Adstrateinflüssen nun die romanischen Sprachen herausgebildet und entwickelt, wobei das Italienische durch seine konservativen Charakter dem Latein doch sehr nahe steht.
Es bleibt also festzuhalten, dass das gesprochene Latein heute durch die romanischen Sprachen fortgeführt wird (es "lebt" also weiter). Auch das schriftsprachliche Latein "lebt" ebenfalls weiter, da es ja weiterhin in Schule, Uni unterrichtet und gelehrt wird. Daneben findet es sich noch im "aktivem Gebrauch" in der katholischen Kirche.
Bei weiterem Klärungsbedarf einfach nachfragen.
MfG,
majosch