Oft kann die Vernunft noch so gute Argumente haben, eine Entscheidung objektiv betrachtet noch so richtig sein, es funktioniert dann einfach trotzdem nicht. Android™-Smartphones sind für mich so ein Fall.
Vor ein paar Wochen war es mal wieder soweit. Ich war genervt von meinem Smartphone. Dieses mal war es ein Samsung, genauer ein Galaxy S7. Ein, wenn nicht das Topsmartphone des Jahres 2016 (vom brandheißen Note 7 mal abgesehen). Schickes Design, hervorragende Verarbeitung, tolle Performance, irre Kamera, das beste jemals verbaute Display. Zur Veröffentlichung der wahr gewordene Traum eines jeden Smartphone Specs-Junkies. Und anfangs fühlte es sich auch gut an. Richtig gut. Ich war happy, alles war snappy, die Oberfläche aufgeräumt, die Bilder der Kamera Referenz.
Es kam, wie es kommen musste
Doch irgendwann fing es wieder an. Schleichend. Erst habe ich es gar nicht bemerkt. Wie ich mich an verschiedenen Dingen rieb, mir Details zunehmend auf die Nerven gingen. Oft nur Kleinigkeiten, welche die meisten Benutzer gar nicht bemerken dürften. Insgesamt aber nichts womit man nicht leben könnte. Und dann kamen sie doch wieder. Diese, nennen wir sie mal „typischen“ Android-Verhalten, die mich schon immer schier wahnsinnig gemacht haben. Zum Beispiel innerhalb weniger Stunden leer gesaugte Akkus und heiß gelaufene Prozessoren, weil irgendein Systemdienst durchdrehte (vornehmlich der „Medien Server“) oder irgendeine App mit dem letzten Update ein Speicherleck erhalten hat. Statt nach einem oder gar eineinhalb Tagen war der Akku dann schon mal in drei oder vier Stunden komplett leer.
Was mache ich also? Ich begebe mich auf die Suche, wer oder was mir den Akku deines 800 Euro Smartphones leer saugt. Und da ist auch schon der Fehler. Ich will mich nicht auf Fehlersuche begeben. Ich will mich nicht durch Listen und Auswertungen wühlen, welcher Prozess wie viel CPU-Zeit angefordert und wie viel Energie verbraucht hat. Das ist ein Telefon. Nur ein Telefon. Das soll einfach funktionieren und sich selbst verwalten. Es heißt schließlich Smartphone, nicht Dumbphone!
Mal ernsthaft, ich möchte einfach nur ein schnelles, schickes, zuverlässiges Telefon. Das vielleicht sogar zusätzlich telefonieren kann, was aber kein Muss ist. Ich meine, telefonieren? Wir haben bald 2017. Dieser Taschencomputer muss nicht viel können, muss keine vier Dutzend Apps bereithalten. Aber das, was es erledigen soll, muss es schnell und zuverlässig erledigen. Dauerhaft schnell und zuverlässig. Und es sollte möglichst schnell die neuesten Updates erhalten. Wenn ich ein paar hundert Euro für einen besseren Taschenrechner ausgebe, dann möchte ich auch gerne die neuesten Spielereien haben. Ob ich sie dann wirklich nutze oder auch nicht. Davon abgesehen ist das Internet kein Ponyhof mehr und es wollen mehr böse Menschen unbemerkt an mein Bankkonto als es Finanzbeamte auf der Welt gibt.
Updates? Is' aus
Und da wären wir auch schon bei der nächsten Misere: Updates. Updates? Am Ende gar schnelle Updates? Bei Android? Nada. Zero. Zipp. Nichts gibt’s. Keines meiner Android Smartphones der letzten zwei Jahre hat bislang ein Update auf Android 7.0 erhalten, von Android 7.1 ganz zu schweigen. Weder das LG G3, noch das Motorola X Style und auch das Samsung Galaxy S7 nicht. Und das waren die jeweiligen Flaggschiffe zum Zeitpunkt des Kaufs. Die Aushängeschilder der Unternehmen. Alle angetreten mit dem Versprechen „schnell und unkompliziert“ Updates bereitzustellen. Von wegen, Updates gibt es erst nach Monaten. Sofern es überhaupt Aktualisierungen gibt. Wer die Angebote einschlägiger Telekommunikationsanbieter annimmt und sich zum Ratenkauf des Telefons über den Mobilfunktarif entschließt (nichts anderes ist es schließlich), wartet im Zweifelsfall sogar vergeblich. Mindestens aber nochmal mehrere Wochen und Monate länger. Immerhin wollen die TeleVodakoms dieser Welt ihre viertklassigen Apps noch irgendwie unlöschbar einbauen, was jedoch nur der Praktikant machen kann und der ist nur einmal die Woche da.
Performance wird überbewertet
Und ich weiß noch nicht einmal was schlimmer ist. Keine Updates zu erhalten oder doch Updates angeboten zu bekommen. Denn machen wir uns nichts vor, sollte sich doch mal eine neue Android-Version auf unsere Telefone verirren, weil sie in einem unachtsamen Moment ausgebrochen und dann falsch abgebogen ist, freuen wir uns im ersten Moment über die neue Optik. Nur um beim zweiten Augenschlag das Gerät in die Mülltonne werfen zu wollen, weil es mal wieder langsamer wurde. Updates scheinen in der Android-Welt nicht ohne große Performance-Einbußen zu funktionieren.
Dabei spreche ich nicht von Major Updates nach zwei, drei oder vier Jahren. Nur die glücklichsten Kunden der teuersten Telefone erhalten überhaupt länger als ein Jahr Aktualisierungen. Android-Smartphones scheinen schon langsamer zu werden, wenn ihr Hersteller ein Update auch nur ankündigt. Wie auch immer das Google, Samsung, LG, Lenovo und wie sie alle heißen schaffen.
Gut, zur Ehrenrettung des Galaxy S7 muss ich sagen, dass mein S7 bislang gar nicht in den Genuss eines größeren Updates kam. Android 7 gibt es ja immer noch nicht. Obwohl man es ja eigentlich für „kurz nach dem offiziellen Start, auf jeden Fall aber noch 2016“ versprochen hatte. Ob das S7 hier die Ausnahme meiner bisherigen Android Smartphones bildet, kann ich nicht einmal bestätigen oder dementieren. Die Sonys, LGs, Motorolas und was hier in den letzten sechs Jahren nicht schon alles herumlag haben sich jedenfalls alle gleich verhalten: sie wurden langsamer. Und langsamer. Und langsamer.
Googles Nexus oder jetzt Pixel-Reihe ist da im übrigen auch keine wirkliche Alternative. Der zugesicherte Supportzeitraum beträgt auch hier nur zwei Jahre. Nur zwei Jahre zugesicherte Unterstützung für ein 1000€ Smartphone. Danach hat man Glück. Oder auch nicht. Zum Vergleich: Das neueste iOS läuft auch noch auf der iPhone 5-Reihe. Die kam 2012 auf den Markt und läuft auch mit iOS 10 richtig rund. Hallo Google?
Alternativlos?
Doch welche Alternativen hat man heutzutage? Schmerzlich vermisse ich Windows Phone. In dessen Oberfläche hatte ich mich vom ersten Anfassen an schon nahezu verliebt. 2010 kam ich ins Microsoft Beta-Programm und erhielt ein HTC 7 Mozart für ausgiebige Tests gestellt. Ausgepackt, eingeschaltet und … wow. So anders, futuristisch und trotzdem sofort intuitiv bedienbar. Und gespickt mit einfachen aber cleveren Ideen. Klar war das alles noch etwas holprig und unrund. Aber diese Oberfläche und die Performance, begeisternd. Zum damaligen Zeitpunkt hatte ich gerade mein zweites iPhone, ein 3GS, das zunehmend vom HTC als alltäglicher Begleiter abgelöst wurde.
(Eben jenes HTC 7 Mozart hat übrigens noch drei Jahre später Updates erhalten. Und zwar Updates, welche die ohnehin sehr gute Performance und Laufzeit sogar noch deutlich verbessert haben. Eat this, Android!)
Windows Phone war dann zwar erst ab Version 7.5 wirklich einsetzbar und ab Version 8 empfehlenswert. Aber die Richtung stimmte einfach von Anfang an und mit Windows Phone 8/8.1 hatte man dann wirklich das nahezu perfekte mobile Betriebssystem. Dem leider erst die Apps für den Massenmarkt fehlten und dann von Microsoft mit Windows 10 Mobile doch zu Grabe getragen wurde. Mein Weg mit Windows Phone ist aber „another story for another time“.
Wir müssen reden
Zurück ins hier und jetzt. Was mache ich nun also? Nachdem es trotz unzähliger Anläufe mit den verschiedensten Herstellern zu den unterschiedlichsten Zeitpunkten und allen großen Hauptversionen mit Android einfach nicht funktioniert hat. Ich lasse es bleiben und trenne mich wegen unüberbrückbarer Differenzen.
Android, ich mache Schluss. Es klappt einfach nicht mit uns. Es war nicht alles schlecht und wir hatten auch schöne Zeiten. Jedes deiner Flaggschiffe hat mich erst richtig begeistert. Ich war immer Feuer und Flamme und dachte, ja das ist es jetzt. Mit dir werde ich alt. Doch dann habe ich dich fast genau so schnell wieder verflucht. Es hat nicht sollen sein. Ich habe auch schon jemanden neuen gefunden, also spar dir die Mühe. Und lass uns bitte keine Freunde bleiben.
Willkommen zurück, iPhone. Irgendwie habe ich dich doch vermisst.