Wenn die sich da anscheinend so einig sind, warum tun die nichts dagegen?
Das ist eine der grundsätzlichen Fragen der Menschheitsgeschichte bereits seit der frühesten Frühzeit.
Netzneutralität will also, dass alles gleich durchgeleitet wird und alle den gleichen Preis hierfür zahlen.
Erster Teil richtig, zweiter Teil nein. Es ist völlig legitim wenn unterschiedliche Provider - sogar für eine völlig identische Leistung - unterschiedliche Preise nehmen und erst recht, wenn sie für unterschiedliche Leistungen verschiedene Preise nehmen, z. B. mehr oder weniger Inklusivvolumen oder höhere oder niedrige Leitungsgeschwindigkeiten. Es ist legitim, für eine 100 Mbit-Leitung mehr zu verlangen, als für eine 50 Mbit-Leitung, oder für 1 GB Fullspeedvolumen mehr als für 300 MB. Da muss jeder Kunde selber wissen, wieviel er braucht und/oder zu zahlen bereit ist.
Es geht ja eben nicht in erster Linie um die Verträge zwischen dem Provider und dem Kunden, es geht um den reinen Begriff der Neutralbehandlung ALLER Daten, die der Kunde im Rahmen seines Vertrages versendet oder empfängt.
Stell Dir vor, Du betreibst eine Webseite, sagen wir, einen Blog über Apple-Produkte. Jetzt geht Apfeltalk hin und bezahlt die Telekom dafür, dass Ihre Seite an die Kunden schneller und ohne Verzögerung ausgeliefert werden, Deine Seite jedoch erst nach 30 Sekunden Wartezeit und nur mit 10% der Geschwindigkeit aufbaut. Wäre das ok für Dich? Wenn Du das dann noch für Wettbewerb hältst und dich damit abfindest, dass Apfeltalk eben die erfolgreichere und damit auch finanziell potentere Seite ist, dann denk aber mal weiter: Was wäre, wenn Apple auf einmal die Telekom dafür bezahlen würde, dass überhaupt keine Webseiten, die kritisch über Apple-Produkte berichten, mehr aufgerufen werden können?
Ab wann soll man anfangen, sich dagegen zu wehren? Ab wann ist es kein legitimer Wettbewerb mehr, sondern ein unlauterer? Ab wann wird es Zensur? Darf es sein, dass irgendwann nur noch die Provider bestimmen, wer seine Daten durchs Internet schicken darf, weil er dafür am besten bezahlt?
Zugegeben, so weit sind wir noch nicht und es hängt auch nicht an dem Spotify-Deal als solches. Wenn man diese Sachen aber einmal anfängt zuzulassen, dann ist es umso schwerer, einen Punkt zum aufhören zu finden. Es wird ja nicht gleich zum ganz großen Knall kommen, aber es wird Stück für Stück ein Level weiter gehen, immer drauf aufbauend, dass das heute ja kaum schlimmer ist als das, was man gestern noch geduldet hat. Das sollte man sich vor Augen führen, wenn man sich darüber wundert, dass manchen von uns den vermeintlich harmlosen Spotify-Deal so auf's Korn nehmen.