Das iPad kann nichts, was ein Smartphone oder Laptop nicht auch könnte. Und so benutzt man es höchstens fürs surfen auf der Couch. Ein bisschen gar wenig für 600 Euro.
Die Frage ist, welche Funktionen ein iPad/Tablet im Vergleich zu anderen Geräteklassen wie Desktops, Laptops, Smartphones, Smartwatches, Smart-TVs, Wearables und Misch-Geräten (Convertables, Hybrides, Detachables, Phablets etc.) besonders gut kann und welche nicht. Man darf nicht vergessen, ein Tablet wurde als Gerät zum Konsumieren entworfen. Und das erfüllt es hervorragend. Es hatte niemals den Anspruch als All-in-one-Gerät in Erscheinung zu treten. Erst nach und nach entwickelt es sich evolutionär weiter, um auch andere Einsatzgebiete sinnvoll abdecken zu können.
Ich würde die aktuellen Einsatzzwecke mal so kategorisieren:
Kategorie 1: "Killerfeatures", die keine andere Geräteklasse so komfortabel und kompromisslos gut kann wie das iPad/Tablet
- elektronische Bücher, Zeitschriften und Presseartikel lesen
- digitaler Notizblock, Hefter und Notizzettel (frag mal Studenten oder den Bildungsbereich, was dort von der neuen Stift-Eingabe gehalten wird)
- digitales Foto- und Videoalbum
- Videotelefonie
- ortsunabhängig Fernsehen, Filme und Serien ansehen
- ortsunabhängig im Internet surfen
Kategorie 2: Funktionen, die das iPad/Tablet gut kann, aber auch andere Geräte gut können
- Verwaltung persönlicher Informationen (E-Mails, Kalender, Erinnerungen, Kontakte, iCloud Drive etc.)
- ortsunabhängig Computerspiele spielen
- ortsunabhängig Musik hören
- Kartendienste nutzen
- Heimautomatisation steuern
Kategorie 3: Kompromiss-Lösungen, die das iPad/Tablet beherrscht, die dafür aber eigentlich wenig sinnvoll sind und andere Geräte auch zukünftig besser können bzw. besser erledigen
- Foto-/Videokamera (zumindest für den europäischen Normalnutzer ist ein Smartphone oder eine externe Kamera besser)
- Kommunikation über Sprachtelefonie und Kurznachrichten (Smartphone besser, da immer dabei)
- Uhr/Wecker/Stoppuhr/Timer (Smartwatch oder gewöhnliche Uhr besser, da schneller griffbereit)
- Navigation/Ortungsdienste (Smartphone besser, da immer dabei und besser handhabbar)
- Tools wie Taschenrechner, Sprachaufzeichnungen, Kompass etc. (Smartphone besser, da schneller griffbereit und handlicher)
Kategorie 4: Anwendungen, die für das iPad/Tablet sinnvoll sind und perspektivisch auch gut nutzbar sind, aber gegenwärtig noch nicht reif genug sind und andere Geräte aktuell noch wesentlich besser erledigen können
- Produktiv-Anwendungen für private und berufliche Nutzung (Office- und Kreativ-Anwendungen)
- Geschäftsspezifische Anwendungen (z. B. SAP etc.)
- komplexe Individuallösungen (z. B. Anlagensteuerung etc.)
Derjenige, der das iPad/Tablet hauptsächlich in Kategorie 4 einsetzen will, muss auf jeden Fall noch einen langen Atem haben. Egal, was die vielen Anbieter in den nächsten Jahren alles veröffentlichen werden... ich glaube nicht, dass diese Lösungen auf absehbare Zeit kompromisslos zufrieden stellen. Zumindest nicht in den nächsten 15-20 Jahren. Ich schätze, dass erst dann zumindest die Privatanwender das iPad/Tablet als kompromisslose Alternative bzw. Ersatz zum klassischen Desktop/Laptop ansehen.