Versteht Ihr langsam die Problematik, dass das Gendern einem grammatikalisch immer irgendwo auf die Füsse fällt?
Natürlich ist es in manchen Fällen schwierig oder problematisch. Das gewählte Beispiel eignet sich nur nicht gerade dazu diesen Punkt zu unterstreichen. Dieser Satzfetzen tut so oder so weh.
„Gegendertes“ Sprechen oder Schreiben ist ungewohnt und an manchen/ einigen/ vielen Ecken eben nicht ganz einfach. Das macht natürlich (zusätzliche) Arbeit an diesen Ecken. Mehr Aufwand findet selten breiten spontanen Anklang.
Randnotiz: im Endeffekt hat die Gender-Diskussion nur die Diskussionen über Anglizismen, verlorene Genitive und neue Rechtschreibregeln abgelöst. Davon hört man praktisch nichts mehr. Von Deppen-Apostrophen und anderen Kuriositäten,
wie „vong“ (falls ihr euch noch erinnert), auch nicht mehr. Es wird (gefühlt) schon immer und ewig an Veränderungen der Sprache rumgemeckert. Manches davon setzt sich durch, anderes nicht und irgendwann steht‘s im Duden und die Sache ist weitestgehend abgehakt und vergessen.
Und als Einblick in meine persönliche Gefühlswelt: in einer Zeit, die dominiert ist von gesellschaftlichen Rückschritten, um nicht zu sagen einer braunen Flut an Diskriminierung und gelebtem Hass, empfinde ich persönlich es als winzige Erleichterung, wenn ich durch etwas mehr Gedankenmachen ein ganz, ganz kleines bisschen in Richtung Inklusion und Rücksicht mitwirken kann. Ich weiß, dass das eine rhetorische Keule ist und deswegen beziehe ich das auch nur auf mich persönlich und meine Gefühle. Das bedeutet nichts für niemanden. Ich kann mich nur gerade nicht passender ausdrücken und versuche so ein bisschen Verständnis zu erzeugen.
Ganz anderer Punkt: Gleichberechtigung ist ja schön und gut, aber Gleichberechtigung ist ein Begriff aus der Kategorie „Chancengleichheit“. Beim Lotto 6 aus 49 herrscht auch Chancengleichheit (und Gleichberechtigung), aber das ist deswegen ja noch kein gesellschaftlicher Anspruch oder kein gesellschaftliches Ziel. Es geht - meinem Verständnis nach - um Gleichstellung. Um dahin zu kommen, sind noch ein paar Schritte zu gehen. Siehe Gender-Pay-Gap etc.
Ist Gender-inkludierende Sprache das beste und effektivste Mittel, um da hin zu kommen? Wahrscheinlich nicht. Aber es reizt manche Leute, denen es gut tut mal auf diese Weise Reize gesetzt zu bekommen, und es ist ein Mittel, das wir alle halbwegs einfach nutzen können.
Und noch mal unabhängig von allem anderen, gibt es eine nicht ganz kleine Gruppe von Menschen im deutschsprachigen Raum, die einfach nicht mit der männlichen Form angesprochen werden möchten. Man/ ich kann diesen Wunsch nicht nur verstehen, sondern ihn auch gerne ernst nehmen und respektieren. Warum auch nicht? Es gibt so viele soziale Konventionen und Bräuche, an die wir uns ganz selbstverständlich halten. Warum ausgerechnet an die nicht, obwohl sie explizit formuliert wurde. Wenn sich der Anlass (echte Gleichstellung) irgendwann mal gesellschaftlich überholt haben wird, wird die sprachliche Anpassung auch wieder verschwinden. In dem Sinne, no big deal.
Jetzt habe ich wieder den Fehler gemacht zu viele (Meta-) Ebenen in einen Post zu packen, aber es war mir gerade wichtig eine persönliche Einordnung festzuhalten.