Das denke ich auch. Man wird bestimmte Maßnahmen zurücknehmen, die vermutlich nicht entscheidend sind, gleichzeitig aber großen wirtschaftlichen Schaden anrichten, geschlossene Geschäfte z.B., gleichzeitig evtl. auch Teile der Schulen, dort insbesondere die jüngeren risikoarmen Jahrgänge, damit die Eltern wieder normal arbeiten können usw.
Der wirtschaftliche Druck ist groß.
Ganz interessant dazu sind die Ansichten von Streeck, auch wenn er es noch nicht scharf ausspricht:
Sehr interessant, was Streeck sagt (die Erkenntnisse zum Thema Schmierinfektion oder die Frage, wieviel denn unsere Gsundheitssystem verkraftet) In einem Punkt habe ich allerdings Zweifel.
Er kritisierst, dass Maßnahmen sehr schnell ohne abzuwarten um Erkenntnisse zu ermitteln eingeführt worden sind. Aber hatte man eine Wahl? Ich denke nicht. In der Zeit hat sich die Zahl der Infizierten alle 3 Tage verdoppelt. Eine Maßnahme 3 Tage später einzuführen bedeutet, dass man bei Wirkung dieser schon doppelt so viele infizierte gehabt hätte, was auch doppelt soviele Patienten mit schweren Krankheitsverlauf bedeuten würde, doppelt soviele Beatmungsgeräte benötigt etc. pp.
ich denke nicht, dass man zu dem Zeitpunkt die Zeit hat, Erkenntnisse zu gewinnen, um dann spezifischer handeln zu können.
Ich finde auch den Vergleich zu Südkorea schwierig. Südkorea hat viel früher die Epidemie identifiziert. Das bedeutet es gab viel weniger Infizierte, die man finden und isolieren musste Und zum anderen waren diese zu einem guten Teil auf eine Personengruppe beschränkt, nämlich die Sektenmitglieder. Da genügten die Testkapazität, um in dem Bereich massiv zu testen und Infektionsketten zu unterbrechen. Südkorea konnte die Epidemie stoppen, bevor sie überhaupt an Fahrt gewinnen konnte.
Wäre es bei uns so gewesen, dass wir nur den Heinsberg Cluster gehabt hätten, ja, dann vielleicht hätte es klappen können. Aber bei uns war es anders, denn das Virus wurde von denen, die aus dem Ski-Urlaub zurückkehrten, in ganz Deutschland verteilt.
Und zu Schweden. Ich habe das jetzt schon oft gelesen. Ich frage mich: gibt es auch nur den geringsten Hinweis, dass diese Strategie funktioniert? Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern hat Schweden noch keine Abschwächung des Exponenten. Das kann natürlich damit zusammen hängen, dass es in Schweden später losging. Ein Erklärung könnte aber auch ein, dass die Maßnahmen schlicht nicht wirkungsvoll genug sind.
Achja, super interessanter Punkt war die Frage nach der Übertragung in Geschäfen oder Friseuren. Ich frage mich das jedes mal, wenn ich einkaufen gehe: das Personal ist jeden Tag da, tritt mit Hunderten Leuten in Kontakt. Diese zu monitoren und regelmäßig zu testen wäre aus mehreren Gründen sinnvoll. Zum einen zum Erkenntnissgewinn, wie sich das Virus in Einkaufsläden verbreiten und zum anderen um das Personal zu schützen und Infektionsketten zu unterbrechen.
Aber sicherlich liegt es im Moment nicht an fehlenden Ideen, was man machen könnte und sollte, sondern an der Kapazität.