Apple sieht sich erneut Kritik ausgesetzt: Nach der Entfernung der ICEBlock-App aus dem App Store haben zwei ehemalige Mitarbeitende das Unternehmen in offenen Briefen zu mehr Transparenz aufgefordert.
Die Diskussion über Zensur und Umgang mit politischen Forderungen trifft einen Kern der Philosophie, die Apple seit Jahren nach außen trägt.
Hintergrund zur Entfernung von ICEBlock
Apple entfernte in der vergangenen Woche die ICE-Spotting-App ICEBlock und weitere ähnliche Anwendungen aus dem App Store. Dies geschah auf Verlangen der US-Justizministerin Pam Bondi, die argumentierte, dass ICEBlock gezielt dazu diene, US-Einwanderungsbeamte (ICE-Agents) bei ihrer Arbeit zu gefährden. Google reagierte ebenfalls, indem es vergleichbare Apps wie Red Dot aus dem Play Store entfernte, obwohl von der US-Regierung offenbar kein formeller Antrag hierzu gestellt worden war. Die Entscheidung von Apple und Google führte zu einer breiten Debatte in der Tech-Community und sorgt nun für Kritik ehemaliger Führungskräfte.
Kritik von Wiley Hodges und Alex Horovitz
Wiley Hodges, der über 22 Jahre bei Apple arbeitete und maßgeblich Produkte wie Xcode und Swift mitentwickelte, wandte sich in einem Brief an CEO Tim Cook. Darin erklärt er, dass ihn das Vorgehen von Apple „zutiefst verstört“. Früher habe er Apple als eindeutig auf Seiten der Benutzer:innen gesehen, heute müsse er diese Sichtweise hinterfragen. Hodges betont, dass der Streit um das iPhone im Fall des Anschlags von San Bernardino ein Wendepunkt gewesen sei: Damals habe Apple durch seine Weigerung, das Gerät zu entsperren, viele Menschen überzeugt, für Datensicherheit und Prinzipien einzustehen. Die aktuelle Entfernung der App stehe dazu im Widerspruch und untergrabe das Vertrauen in Apples Werte hinsichtlich einer offenen Gesellschaft.
Hodges kritisiert insbesondere, dass Apple ICEBlock entfernte, ohne dass eine rechtliche Grundlage oder ein offizielles Verfahren vorgelegt worden sei. Dadurch verliere das Unternehmen an Glaubwürdigkeit in seinem Umgang mit staatlichen Eingriffen und eigenen Prinzipien.
Auch Alex Horovitz, ein ehemaliger Senior Manager für Fertigungssysteme und Infrastruktur bei Apple, äußerte sich ähnlich. In seinem Schreiben verweist er auf Apples Rolle als kulturelle Institution. Jede freiwillige Nachgiebigkeit gegenüber politischem Druck stärke die Kräfte, die Macht zentralisieren und einst verteidigte Freiheiten schwächen wollen. Beide ehemaligen Mitarbeiter:innen fordern Apple auf, offenzulegen, ob die Forderungen der US-Behörden tatsächlich auf einer Rechtsgrundlage basierten.
Forderung nach Klarheit
Sowohl Hodges als auch Horovitz verlangen von Tim Cook eine Erklärung: Sie möchten wissen, ob und weshalb Apple der Aufforderung zur App-Entfernung nachgekommen ist und welche gesetzlichen Gründe es dafür gegeben habe. Hodges warnte ausdrücklich davor, autoritären Tendenzen freiwillig nachzugeben, da dies langfristig Macht verschiebe. Er betont, dass am Ende immer das Recht und nicht das Wohlwollen Einzelner die Richtschnur bleiben müsse.
Apple selbst hat sich zu den konkreten Vorwürfen bislang nicht öffentlich geäußert.