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Heute vor 20 Jahren

daveinitiv

Wilstedter Apfel
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ein trauriger Tag in der Geschichte der Menschheit

Am 26.04.1986 kam es im Kernkraft Werk bei Tschernobyl im Block 4 des Reaktors zu einer verheerenden Kernschmelze.
In Folge einer Aneinanderreihung von Fehlern und falschen Entscheidungen kam es gegen halb zwei morgens zum Super-GAU (INES:7), dem zweitverheerendsten atomaren Unfall ohne militärischen Hintergrund. Die schlimmste nukleare Havarie ereignete sich im Jahre 1957 in Kyschtym in der Nähe der Stadt Majak im südlichen Ural. Dieser Störfall blieb wie viele andere recht unbekannt, da es "nur" eine regionale Kontamination gab.

In Tschernobyl schwanken die Angaben für die Todesfälle von 56 (laut IAEO-Meinung) und einer Anzahl von 4000 Krebstoten, bis zu 15.000 - 50.000 Todesfälle allein unter den Liquidatoren (den Menschen, die sofort eingesetzt wurden das Unglück einzudämmen), laut WHO an den unmittelbaren Folgen des Unglücks, also direkt an der Strahlenexposition, durch Krankheit und Suizid.

Der Fallout kommt auch in Westeuropa an, leider zeigen sich die sowjetischen Informationsquellen erst wenig kooperativ, Informationen sickern spät und selten durch.

Im gleichen Jahr kommt es in Deutschland auch noch zu zwei Störfällen. Einer ganz kurzfristig nach dem in Tschernobyl, am 4. Juli im Kernkraftwerk THTR-300 in Hamm-Uentrop, wo radioaktives Helium in die Atmosphäre abgeleitet wird und am 12. September im Kernkraftwerk Krümmel bei der Stadt Geesthacht. Dort wurde an verschiedenen Stellen eine alarmierend hohe Radioaktivität gemessen. Die Tatsachen liegen bis heute im Dunkeln, zwar schließen die Betreiber einen Störfall innerhalb des Kraftwerks jedoch aus. Aber ab Ende 1989 kommt es in der Region zu einer deutlichen erhöhten Leukämierate.

Exemplarisch zu erwähnen sind noch die Störfälle in Windscale (heute Sellafied), 26. September 1973, in der Wiederaufbereitungsanlage, 7. Dezember in Greifswald ein Unfall im KKW Nord Greifswald (ehemalige DDR), bei dem die Mannschaft des KKWs in allen Belange richtig reagierte und ein Unglück abwenden konnte. Am 13. Januar 1977 kam es in Gundremmingen, Deutschland, im Kernkraftwerk Gundremmingen zu einem Totalausfall, bei dem auf Grund von einem Kurzschluss das Wasser bis drei Meter Höhe im Reaktorgebäude stieg und eine Temperatur von bis zu 80° C erreichte. Entgegen anders lautender Aussagen ging dieses AKW nie mehr ans Netz, war der Schaden doch irreparabel.

Exemplarisch für etliche Pannen und Unglücke in Amerika sei Three Mile Island bei Harrisburg (Pennsylvania), am 28. März 1979, genannt, bei dem es auf Grund von und menschlichem Fehlverhalten und Ausfall von Maschinenteilen zu einer partiellen Kernschmelze kommt, da die Reaktorkühlung ausfällt. Es ist bis heute der schwerste Unfall eines kommerziellen Reaktors in der USA.
Und in den USA gibt es eine wirklich große Menge an Vorfällen.

Zeigen doch diese ganze Unfälle, dass die von Lobbyisten so hochgepriesene Sicherheit der Atomenergie oft genug nicht vorhanden ist. Und auch die so günstige Produktion von Atomstrom ist nur unter dem Aspekt zu sehen, dass meist der Staat die Kosten und Risiken für dich Sicherheit und die Schadensregulierung bei eventuellen Störfällen übernimmt.

Weitaus schwererwiegend ist aber die Frage der Lagerung von den verbrauchten Brennelementen. Kann man das mit einem vernünftigen ökologische Gewissen vereinbaren?

Hier hat AT schon mal einmal ausführlich diskutiert.

Ich möchte diesen Tag nutzen, um an alle Opfer, sowohl ziviler, als auch militärischer Atomunfälle zu erinnern und zu gedenken.
Wann wird die Menschheit sich ihrer Verantwortung stellen und eine der größten, weil oft zu unkalkulierbar und zu risikobehaftet, Gefahren ihrer selbst die Absage zu erteilen.

Wie lange soll die Zitrone Erde noch gepresst werden? Die Tropfen sind ja jetzt schon bitter genug.
 
Zuletzt bearbeitet:

Gunnar

Baldwins roter Pepping
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Ich war damals erst 10 Jahre alt. Habe die Katastrophe nicht richtig mitbekommen. Erst jetzt realisiert man es erst richtig und kann es nachvollziehen.

So ein Unfall kann immer wieder passieren. Ein Atomkraftwerk ist immer ein gefährliches Ding, das nur mit viel Glück unter Kontrolle gebracht wird.

In den Osteuropäischen Ländern gibt es noch viele Kraftwerke des Tschernobyl Typs. Das gibt mir doch sehr zu denken.

Nachtrag: Es gibt auch noch die vergessenen Unfälle:

http://www.welt.de/data/1996/04/09/686606.html

Gunnar
 
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space

Neuer Berner Rosenapfel
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So ein Jahrestag ist doch schon was eigenartiges... Er bringt alles das wieder hoch, das wir geneigt sind zu verdrängen!
Und ich fühle mich richtig schlecht heute...

Im Gegensatz zu Gunnar war ich schon etwas älter und kann mich sehr gut an die Tage nach dem Unglück erinnern:
Schon als Kind saß ich immer vor dem Globus und hatte mich in einige Flecken verliebt, die ich unbedingt in meinem Leben mal sehen wollte... die SU (Russland und vor allem Mittelasien-aber das ist eine andere Geschichte) gehörten dazu. Ich hatte gerade ein Langzeitvisum für Moskau beantragt (hat dann aber bis 1988 gedauert, bis sie es mir nach ewigen Betteln erteilt hatten- ich war ja dekadenter Westberliner) - als das Unglück geschah...
Spärlich flossen die Informationen, aber es war klar, dass etwas ganz schreckliches passiert war.
Am schlimmsten war die Unbeholfenheit, mit der alle damit umgegangen waren. Ich wollte nur weg aus Berlin und bin zu Freunden in den Vogelsberg (Hessen) gefahren. Da sah ich dann die GrePos und NVA, die alle Fahrzeuge aus Polen kommend mit Wasser abgespritzten... Den Transitverkehr jedoch nicht... Später saß ich dann in einer Holzhütte mit meinen Freunden und dann fing es an zu regnen. Es waren Regenwolken, die aus dem Osten kamen. Ich glaube, wir dachten insgeheim, dass die Welt untergeht,denn wir fingen an zu singen!

Unbeholfen waren aber auch die Versuche, denSchaden einzudämmen. Den Feuerwehrleuten, die als erste vor Ort waren, ist es zu verdanken, dass die Katastrophe nicht noch weitaus schlimmer endete! Obwohl die letale Strahlungsdosis (was in dem Moment keiner genau wußte-aber es war klar das sie schnell erreicht werden würde) schon nach wenigen Sekunden erreicht war, blieben sie bis zu 10 Min. am Stück im Reaktor...bis sie einen metallenen Geschmach im Mund bekamen.
Sie sind danach alle unter schrecklichsten Qualen gestorben!
Hilflos reagierten die sowjetischen Behörden.
Doch auch als irgendwann -viel später - der ach so fortgeschrittene Westen um Hife gebeten wurde, änderte sich nichts. Die superduper Spezialroboter, die in den Reaktor fahren sollten, kamen nicht dort an, weil sie auf halben Wege durch die Strahlungsintensität ihren Geist aufgaben.
Keiner war solch einem SuperGau gewachsen.
Die Brennstäbe ließen sich nicht entfernen und so wurde letztendlich der ganze Reaktor mit Massen von Beton zugeschüttet und ummantelt... und so steht er ja heute noch . Der Beton ist mittlerweile rissig und bedarf dringend einer Erneuerung.

Ich habe später öfter mit Kindern aus der Gegend um Tschernobyl zu tun gehabt (im Rahmen der Kinderluftbrücke) und viele schreckliche Informationen erhalten. Gerade sie waren am schlimmsten betroffen. Jedes zweite Kind der Region erkrankte an den Folgen der Strahlung. Die noch ungeborenen waren noch schlimmer dran.
Man weiß auch heute nicht wirklich viel über die Folgen der Strahlung auf das Erbgut, aber japanische Berichte zeigen, dass in der zweiten und dritten Generation vermehrt Erbgutschäden auftreten...


Es ist so ein Tag, an dem mir mal wieder bewußt wird, dass wir was ändern müssen!
Deshalb werde ich morgen (bin jetzt zu müde) ein neues Thema erstellen, welches mir schon lange auf der Leber liegt.... ich habe mich bis jetzt nicht "getraut", darüber zu schreiben...
Bis morgen
 
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Juuro

Schafnase
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Hallo!

Ich war als das passiert ist grade mal nen halbes Jahr alt. darum möchte ich dieses traurige Jubiläum dazu nutzen mich näher darüber zu informieren.
Mich würde interessieren wieso diese Feuerwehrleute, die sich da im Reaktor befanden, einen metallischen Geschmack im Mund bekamen? Wodurch wurde das verursacht?
Wie viel Minuten, Stunden, Tage später sind die dann gestorben? Und was war dann die Todesursache? Gehirntod? Herzversagen? Zusammenbruch des Nervensystems?
 

Mac Patric

Ribston Pepping
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Ich war damals 12 Jahre und mit den Pfadfindern im Pfälzer Wald. Es regnete und das Zelten machte nicht wirklich Spass.
Als ich nach Hause kam und die Nachrichten vom Super-Gau hörte, konnte ich die Auswirkungen noch nicht überblicken, da ich der Meinung war Rußland sei schließlich weit weg.
Heute bin ich der Meinung, dass sich das Ausmaß der Auswirkungen auf Mensch und Natur erst in 1 oder 2 Generationen zeigt und dann Rückschlüsse auf den damaligen Reaktorunfall von Tschernobyl schwer nachzuweisen sind.

MP
 

pete99

Pomme au Mors
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daveinitiv schrieb:
Weitaus schwerwiegend ist aber die Frage der Lagerung von den verbrauchten Brennelementen. Kann man das mit einem vernünftigen ökologische Gewissen vereinbaren?

Weitaus wichtiger wäre die Frage: Kann man das Verheizen von fossilen Treibstoffen mit einem ökologischen Gewissen vereinbaren? Ist es ökologisch vertretbar Flüsse aufzustauen? Was, ausser den verbrauchten Brennelementen, ist an dieser Energieform unsauber?
Als Chemiker, der sich ein wenig mit der Sicherheit in AKWs beschäftigt hat, trau ich mich hier mal getrost zu behaupten, das ein modernes, vernünftig betriebenes AKW (nicht so eines wie in Tschernobyl, das von der Konstruktion in keiner Weise vergleichbar mit modernen Geräten ist und an dem man an jenem Tag vor jetzt etwas mehr als 20 Jahren ziemlich blöd rumexperimentiert hat) eine durchaus sichere Sache ist. Ich kann mir gar nicht vorstellen das in einem modernen AKW überhaupt was passieren kann. Jetzt mal von ganz kleinen technischen Gebrechen (die dann gleich in jeder Zeitung stehen) die halt nunmal in einer solch großen technischen Anlage passieren abgesehen. Ich weiß, jetzt kommt sicher gleich Jemand und haltet mir vor "Fehler passieren" oder "Es arbeiten ja auch nur Menschen dort". Dazu muß ich entschieden Nein sagen. So viele Fehler, passieren nicht einfach! So viele Sicherheitssysteme können gar nicht ausfallen, dass man z.B. die Steuerstäbe im Notfall nicht vollkommen absenken kann. Die sind aufgehängt, sofern die Schwerkraft auf diesem Planeten nicht ausfällt, werden die immer nach unten fallen, bevor das System überkritisch wird. Das Aussetzen der Schwerkraft, möchte ich hier mal getrost weglassen. Davon kann man wirklich nicht ausgehen. Da würden wir dann ohnehin alle sterben (irgendwo in der Atmosphäre verdampfen oder sonst was). Borsäure, als den wohl besten Neutronen-Absorber, kann man im Notfall immer beimengen. Diese wird die Kettenreaktion mit Sicherheit abbrechen, sollte wirklich alles schief laufen. In modernen Druckwasserreaktoren regelt sich das System durch Temperaturerhöhung des Wassers von selbst (da es sich um eine physikalische Eigenschaft handelt) ab.

Ich will mit diesem Post ein wenig beruhigen. Ich halt nichts von Panikmache und von Aussagen Unqualifizierter. Nur weil ich eine Technik nicht verstehe, darf ich sie noch lange nicht werten. Ich hab mich damit beschäftig und behaupte, das die Technik wirklich gut ist! Und ich bin mir sicher, jeder der sich damit auseinandersetzt (und nicht aus Prinzip, weil Kernkraft unpopulär ist und weil einem schon als Kind eingetrichtert wurde, das dies die Büchse der Pandora sei), der die Mechanistik hinter Kernspaltung und deren Regelung versteht, wird mir zustimmen.


Gunnar schrieb:
In den Osteuropäischen Ländern gibt es noch viele Kraftwerke des Tschernobyl Typs. Das gibt mir doch sehr zu denken.
Ja - Leider gibts noch einige Siedewasserreaktoren...
 

pete99

Pomme au Mors
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Schaut mal was ich gerade gefunden habe. Da gibt es einen sehr netten Beitrag zum Thema Sicherheitskonzepte von AKWs in der Wiki. Wer noch Zweifel an der Sicherheit eines AKWs hat, bitte lesen, bevor man Panik verbreitet...
 

michast

Stahls Winterprinz
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Ich kann mich noch sehr gut an diesen Gau erinnern. Händeringend suchte der Westen danach, Informationen aus der UdSSR zu bekommen und es kleckerte immer nur ein wenig. Von einem "kleinen Zwischenfall" war zuerst die Rede. Erst als die Strahlenwerte im "Westen" deutlich erhöht waren, kam nach und nach mehr Informationen. Für die jüngeren, die Russland heute als einigermassen westlich orientiert kennen: Von der damaligen Sowjetunion wusste man nicht sehr viel. Es drang immer nur soviel nach aussen wie man bereit war, preiszugeben. Ich glaube, man kann das einigermassen mit dem heutigen China vergleichen.

Bei uns wurde damals dringend davon abgeraten, selbst gesammelte Pilze zu essen. Auch vor dem Verzehr von selbst angebauten Gemüse und Früchten wurde gewarnt.

Nur kurze Zeit nach diesem Schock waren wieder erste Stimmen zu hören, dass so etwas bei uns natürlich nie passieren könne und die sowjetischen Anlagen selbstverständlich viel zu alt seien. Ausserdem habe man schon seit Jahren vor der in der Sowjetunion verwendeten, gefährlichen Technik gewarnt, welche im Westen nicht zum Einsatz käme.

Daves Beispiele aus deutschen AKWs sowie dem Vorfall in den USA zeigt jedoch, dass offensichtlich auch die "moderne westliche" Technik nicht gegen Störfälle gefeit ist.

Für mich stand seit damals fest: Atomkraft kann es nicht sein. Es ist keine saubere Energie. Der radioaktive Müll, der dabei entsteht, strahlt über Jahrhunderte und es gibt keine Langzeitstudien, was mit dem Müll nach 100 Jahren oder länger in den Endlagern passiert (weil es die noch gar nicht geben kann). Ein Großteil der Kosten für die Entsorgung trägt der Bund, würde das auf die AKWs übertragen werden, wäre dieser Strom unbezahlbar.

Es ist sicher kein schönes Bild, wenn überall in der Landschaft diese Windkraftwerke stehen. Hätte man sich aber in der Vergangenheit mit denselben Anstrengungen um alternative Energien gekümmert, mit der man sich um die Entwicklung von Atomenergie gekümmert hat, wären wir heute deutlich weiter.

Doch man scheint es immer noch nicht wahrhaben zu wollen. Mit enormen Druck versucht die "Atom-Lobbi" die schrittweise Abschaltung der AKWs hinauszuzögern frei nach dem Motto "Ja, wir wollen ja abschalten, aber nicht heute, lieber morgen".

Gruß,
Michael
 

commander

Baldwins roter Pepping
Unvergessen
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Danke, Dave, dass Du diesen Artikel geschrieben hast - falls Du es nicht getan hättest, hätte wohl meine heutige Mittagspause herhalten müssen.

Ich habe vor einigen Tagen eine Reportage über die Folgen von Tschernobyl in der Ukraine im Radio gehört. Ich hatte mir keine Vorstellung davon gemacht, wie katastrophal die Auswirkungen heute noch sind. Zigtausende Menschen leben in verstrahlten Zonen und können dort nicht weg, weil sie schlicht und ergreifend kein Geld haben, um ihre Häuser zu verlassen und sich irgendwo etwas zu mieten. Die meisten haben nicht einmal genug Geld, um unverstrahlte Lebensmittel zu kaufen und bauen selbst Gemüse an.

Ausserdem wollen einige Leute natürlich nicht ihre Heimat verlassen.... aber genau diese Heimat ist _FÜR IMMER_ unbewohnbar geworden, da die meisten radioaktiven Isotope dort gigantische Halbwertszeiten haben.

Allein das reicht mir schon, um sicher zu wissen, dass eine Techologie, die (vielleicht bei uns auch nur im Prinzip) solch ein Gefahrenpotential hat, nicht als Lösung unserer Energieprobleme geeignet ist. Aber das nur nebenbei.

An den Tag (die Tage) des Unglücks kann ich mich auch noch gut erinnern. Und dass meine Lieblingsfamilienausflüge danach nicht mehr stattfanden: ins Schwammerln gehen.

Aber ich denke, gemessen an den vielen schrecklichen Schicksalen, die dieses Unglück bis heute verursacht, war das nur eine kleine Bürde.

Gruß,

.commander
 

stk

Grünapfel
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Moin,

apropos fehlende Vorstellung - eigentlich wollte ich das mal ins Google Earth Quiz posten, wenn ich mal wieder an der Reihe gewesen wäre, aber so werde ich's hier los ;).

Mir war bis vor ein paar Tagen nicht klar, was das für ein Riesenapparat überhaupt ist. Die Fernsehbilder - selbst die Luftaufnahmen - zeigen einen für meine Begriffe verschwindend geringen Ausschnitt der Wirklichkeit:

gquiz9.jpg


Ach ja - den hier wollte ich Euch auch nicht vorenthalten: http://www.kiddofspeed.com/ :oops:

Gruß Stefan
 

daveinitiv

Wilstedter Apfel
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Im Durchschnitt kommt es in den 17 deutschen Kernkraftwerken jeden zweiten Tag zu einem Störfall. Ohne dass es zu Schäden etc. kommt, aber persönlich finde ich das ziemlich unangenehm.
 

Imker

Gala
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Hi,

ich erinnere mich noch sehr genau an die Tage im Jahre 1986.
Wir haben in der Berufsschule tagelang nur über das Thema Kernkraft diskutiert.
Auch kontrovers!
Natürlich gibt es keine "sauberere" Art der Energieerzeugung als die Kernkraft.
Allerdings auch keine, die uns eine schlimmere Altlast hinterläßt. Noch in 100.000 Jahren müssen sich unsere Nachkommen, so die Spezies Mensch dann noch existiert, mit unserem Müll herumschlagen.:(
Das erscheint mir unverantwortlich.
Da Öl und andere fossile Brennstoffe für wichtigere Sachen zu gebrauchen sind, als unbedingt in unsere Motoren zu wandern, müssen wir uns dringend auf Alternativen besinnen.
Wasserstofftechnologie, erneuerbare Energien, Kernfusion wären solche Themen.
Oder entschlüsselt endlich jemand den Mechanismus sder Photosynthese und macht ihn großtechnisch benutzbar?
 

Harald909

Prinzenapfel
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Ich wohne hier in der Nähe von Lubmin. Dort stand/steht das größte AKW der DDR. Block 6 war fast fertig, als man sich 1990 entschied, das AKW still zu legen. Somit kann man diesen Block besichtigen, kann in den Reaktor hineinsehen, die gesamten Sicherheitseinrichtungen bestaunen und sich nur wundern:

Wundern über diese Dinosaurier-Technologie, die allein durch die Sicherheitsmaßnahmen so aufwendig und teuer wird, dass sie sich eigentlich nicht mehr rentieren kann. Wundern über die Hybris des Menschen, der glaubt, alles ließe sich beherrschen, wenn man nur genug Material, Technik und Menschen einsetzt.

Die Atomkraft ist von gestern. Für die Lösung unserer Energie- und CO2-Probleme brauchen wir neue Energieformen. Alternative und regenerative Energien, klar, aber noch viel wichtiger ist: Energie sparen. Das bedeutet nicht bei Kerzenschein ein Buch lesen zu müssen und zu Fuß in den Urlaub zu fahren. Aber das bedeutet z.B. Kraft-Wärme-Kopplung durch Blockheizkraftwerke in jedem Haus. Die haben einen Wirkungsgrad von 90%. Damit ließe sich auf Großkraftwerke, die 50% Energieverlust haben, bis der Strom beim Verbraucher ankommt, gut verzichten. Das bedeutet Autos, die nicht mehr - wie bisher - durchschnittlich 8 bis 10 Liter Sprit verbrauchen. Das bedeutet Wärmepumpen usw.

Hätten wir das ganze Know-How der Ingenieure und das ganze Geld, das wir in die Atomkraft gepumpt haben, für derartige Energieformen und -verteilung verwendet - wir würden heute schon längst nicht mehr über Laufzeitenverlängerung oder gar den Neubau von AKWs diskutieren. Ich bin in einer Gegend aufgewachsen, in der damals eine Wiederaufarbeitungsanlage gebaut werden sollte (Wackersdorf/Oberpfalz). Mrd. wurden ausgegeben, es gab bürgerkriegsähnliche Zustände, v.a. nach dem 26.4.1986. 1988 entschied sich die Atomindustrie, das ganze Projekt sang- und klanglos sterben zu lassen. Die CSU, die das Projekt ohne Rücksicht auf Verluste durchpeitschen wollte, wurde mit über 50% wieder gewählt...

1986 war ich 13 Jahre alt. Ich war zum ersten Mal verliebt und rannte auf dem Gemeindeausflug am 1. Mai 1986 meiner Angebetenen hinterher. Es war ein milder Regen. Am Abend sagte der Bundesinnenminister, zu keiner Zeit hätte irgendeine Gefahr für die Bevölkerung bestanden. Am 7. Mai war helle Panik, Kinder durften nicht mehr draußen spielen. Jahrzehntelang sollten wir keine Pilze und kein Wildfleisch essen dürfen.

Die Bürger sollten sich nicht wieder mit leeren Versprechungen vom billigen und sauberen Atomstrom und irgendwelchen Beschwichtigungsversuchen vera... lassen! Tschernobyl ist das Ende des Atomzeitalters gewesen, auch wenn das einige heute noch immer nicht begriffen haben.

Gruß

Harald
 
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newman

Roter Eiserapfel
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Ich habe in Bezug auf Kernkraft gemischte Gefühle.

Die brutalstmögliche Zerstörung des Ökosystems durch massenhaften Verbrauch fossiler Brennstoffvorräte erscheint mit allerdings als noch erheblich fragwürdiger, denn die Auswirkungen spüren wir jetzt bereits und sie scheinen irreversibel. Wie viele Tote Feinstaub und Abgase durch Verbrennung fossiler Brennstoffe bisher forderten würde mich auch mal interessieren. Ich will nicht zynisch sein, vermute aber dass diese Zahl die Toten durch Unfälle in AKWs um ein 'zigfaches übersteigen. Egal, jeder lügt es sich eben so hin, wie er es braucht.

Solarenergie die mehr Strom zur Produktion benötigt als sie hinterher produziert oder landschaftsverunstaltende Windparks welche außer geldgeilen Investoren niemandem gefallen und ebenso wie Solarenergie kein Watt Grundlast (entscheidend für ein tragendes Energiekonzept!) beisteuern sind eine Alternative? Ja, ne, schon klar...

Ein guter Anfang wäre es, wenn jeder mal konsequent Strom sparen würde. Ich habe durch den Einsatz von Energiesparlampen, sparsamer Rechner (liebevoll den iMac CD 20" streichelnd) und anderer Elektrogeräte (auch Standby-Verbrauch beachten) meinen Verbrauch massiv nach unten gedrückt. Privat werden wir als nächstes Fahrzeug einen Toyota Prius kaufen. Als Einzelhaushalt ist das nicht viel, aber wenn viele das machen, würde es massiv etwas verändern.
 

morten

Gast
newman schrieb:
Ein guter Anfang wäre es, wenn jeder mal konsequent Strom sparen würde.

Genau das wollte ich auch gerade einwänden, um der Betroffenheitswelle hier noch mal einen kleinen Seitenhieb zu verpassen.

JEDER hier sitzt vor einem Rechner, lässt diesen womöglich 24/7 laufen, da der Ruhezustand ja soo praktisch ist und macht sich keine Gedanken über den Energieverbrauch. Heute ist der 20. Jahrestag schon wieder Geschichte und der Newsbeitrag rutscht nach unten, also in Vergessenheit.

Ich halte es ähnlich wie newman, Energiesparlampen, Geräte ausschalten, Zeitschaltuhren usw.
 

substrobe

Riesenboiken
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Ich haette gestern uebrigens Geburtstag, sowie Jet Li, Kevin James alias Doug Heffernan und Marc Aurel, ausserdem war gestern Welttag des geistigen Eigentums und in diesem Sinne doch nicht alles von einer Katastrophe ueberschattet!!!

obwohl

gestern war auch der Jahrestag der Einfuehrung der Mehrwertsteuer....

also vielleicht doch katastrophal :eek:
 

ametzelchen

Rheinischer Bohnapfel
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Danke für den Artikel Dave.

Ich weiss noch, dass ich vor 20 Jahren auf der 1. Mai Demo verdammt viel Schiss hatte, weil das Thema allgegenwärtig war und es an dem Tag in Berlin eher diesig und leicht regnerisch war. Viele fragten sich damals, was so der Regen mit sich bringt.
Ein Grossteil der Demonstranten trug "Ostfriesennerze", auf dem Rücken das Zeichen für Radioaktivität.
Mit meiner damals 6jährigen Tochter auf den Schultern war mir alles andere als wohl zumute.
Eine sehr beklemmende Atmosphäre auf der 1. Mai Kundgebung 1986.
 

arris

Celler Dickstiel
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DasSCHWITZENDEÖltier

Zabergäurenette
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Zunächst ein großes Danke für diesen Artikel!
Der von pete99 verlinkte Wiki-Artikel zu den Sicherheitskonzepten in AKW fördert folgende Passage über eine Studie zu Tage die mich nicht wirklich beruhigt (...Wahrscheinlinchkeit eines großen Störfalls in einem Kernkraftwerk bei ca. 2%...):
Allerdings bleiben in dieser Studie mehrere Aspekte unberücksichtigt. Sabotagemaßnahmen oder panikbedingte Fehlentscheidungen des Personals wie in Harrisburg fließen nicht in die Berechnungen ein.

Gerade solche Fehlentscheidungen waren maßgeblich für die Katastrophe in Tschernobyl verantwortlich.