• Apfeltalk ändert einen Teil seiner Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB), das Löschen von Useraccounts betreffend.
    Näheres könnt Ihr hier nachlesen: AGB-Änderung
  • Wir haben den Frühjahrsputz beendet, Ihr auch? Welches Foto zu dem Thema hat Euch dann am Besten gefallen? Hier geht es lang zur Abstimmung --> Klick

Gendergerechte Sprache

SomeUser

Ingol
Registriert
09.02.11
Beiträge
2.084
im Normalfall damit diese verständlicher wird, einfacher zu sprechen und zu schreiben ist,
Und deswegen haben wir in DE eine der wortreichsten, vielfältigsten und zeitenreichsten sowie flexionsreichsten Sprachen. Klingt plausibel.

Nein, Sprache entwickelt sich nicht "im Normalfall" in eine Richtung, die einfacher zu sprechen und zu schreiben ist. Da gibt es deutlich mehr Einflussgrößen, wie gesellschaftliche Strömungen, Zeitgeist, Einfluss anderer Kulturen und Sprachen und viele weitere mehr.


Ernste Frage, hast du dann wirklich vor im Alltag so zu sprechen?
Ja. Ich bin Führungskraft und habe zudem mit berufsbedingt mit vielen Menschen bei meinen Mandanten zu tun. Ich kenne die Befindlickeiten der einzelnen Leute nicht, es ist daher für mich "ein kleiner Schritt" mit meinen sprachlichen Gewohnheiten zu brechen, bewusster mit meiner Sprache umzugehen und niemandem - im übertragenen Sinne - vor's Knie zu treten.
D.h., dass ich in der Regel versuche ein geschlechtesneutrales Wort zu nutzen oder eben ein Binnen-I spreche. Gelingt mir das in jedem Fall? Nein, weder gesprochen, noch geschrieben. War das am Anfang anstrengend? Klar, man bricht mit Gewohnheiten. Aber noch mal: Das kostet mich nichts. Ähnlich wie ein Lächeln, ein Danke oder einem freundlichen "Hallo" und dennoch gehe ich damit auf die Befindlichkeiten anderer ein.
Ich halte es für vollkommen verquer, Sprache plötzlich einen Entwicklungsstopp verpassen zu wollen, nur weil sie mir nicht gefällt. Das war "früher" schon Unsinn, als man Worte wie "geil" verbieten wollte und ist es heute immer noch.
Was aber ein wichtiger Punkt ist: Ich schreibe es anderen nicht vor. Ich begrüße es, wenn andere sprachlich entsprechende Rücksicht nehmen, aber würde nicht auf die Idee kommen, das im direkten Gespräch zu erwarten. Ich halte es aber umgekehrt genau so für unsinnig, es anderen verbieten zu wollen. Soweit im direkten, privaten Gespräch. Anders sieht das bei der Kommunikation von öffentlichen Stellen etc. aus. Da halte ich eine umfassende Ansprache für angemessen.
Worüber man sich lange streiten kann, ist die Form des Einbezuges: Doppelpunkt, Binnen-I, ... was auch immer. Ich finde da auch nicht jede Version schön, aber das ist nun mal das Ergebnis einer historisch entwickelten Sprache, bei der man ein männliches Sprachbild bevorzugt hat und nun versucht, das irgendwie "hinzubiegen".
Dennoch fällt es mir mittlerweile eher auf, wenn nicht gegendert wird, als wenn da irgendwas mit ":" steht. Sich darüber dermaßen zu ereifern, halte ich hingegen auch für Unsinn.


Bin ich dann auch automatisch ein Bösmensch wenn ich nicht stottern möchte?
S.o. Nein. Ich halte aber schon die Wortwahl des "Stotterns" für abwertend, das ist das, was mich daran eher stört, als wenn jemand einfach nur sagt: "Ich mag das nicht, mache das nicht, aber wenn du/ihr das macht, ist das euer gutes Recht".
 

Jan Gruber

Chefredakteur Magazin und Podcasts
AT Administration
AT Redaktion
Registriert
01.11.16
Beiträge
14.818
Nein, beim Versuch zwanghaft zu Gendern komplett gescheitert 😎

Ok, gibts zu dem Urteil noch ein fachliches Argument, jenseits einer möglichen Meinung?

Die Doppelpunkte machen das ganze so dermassen kaputt, dass dir nicht mal der Schreibfehler auffällt. Ziel erreicht.
(Da steht "ein: eine" statt "ein:e". Ist zwar noch immer falsch, weil Doppelpunkte nicht in Worte gehören, aber passt besser zum Rest.)

Falsch und Richtig möchte ich im Sinne von Sprachentwicklung und Ethymologie, die hier über 194 Seiten schon einfach völlig ignoriert und vergessen wird, wirklich nicht diskutieren. Meinem Verständnis nach kann man mit ein:e, oder ein:einer gendern bzw mit Arzt:Ärztin zb weils da auch gar nicht anders geht. Mein "Stil" wäre es bei "Artikeln" es auszuschreiben und bei Nomen nicht, "erlaubt" ist beides. Apple machts übrigens ähnlich und gendert auch mit ein:eine in vielen Pressemitteilungen - was es weder "falscher" oder "richtiger" Macht sondern meiner aktuellen Auffassung nach einfach eine Frage des persönlichen Vorzugs des:der Schreiber:Schreibin ist ;)

---

Aber gut um das für mich hier wieder abzuschließen und den Tread nicht weiterzulesen ehrlich gesagt. Akzeptiere das inhaltliche Feedback, dass es ein:e und nicht ein:eine heißen sollte und werde das wahrscheinlich künftig so machen. Und da ich dei Seiten überflogen habe: Daran dass wir Gendern wird sich nichts ändern - bis zu dem Zeitpunkt wo es verboten wird und/oder Apple auch nicht mehr tut ;) Oder ich die Redaktion nicht mehr leite und es jemand anders entscheidet (@Michael Reimann steht da aber auch auf meiner Seite, also siehts eher schlecht aus für alle die mir jetzt schon das Ausscheiden wünschen ;) )

P.S.: Und für alle die gegen nicht natürliche Spracheingriffe sind: Rechtschreibreform haben wir alle schon eine erlebt, ne? ;)
P.P.S.: Da das hier auch mehrmals aufkam. Ja, ich gendere auch gesprochen seit rund 3 Jahren vollkommen. Ist gar nicht so schwer wenn mans mal drinnen hat. Nobody is perfect aber es wird immer besser, ohne viel Anstrengung
 

Carcharoth

Ingol
Registriert
02.07.12
Beiträge
2.091
Meinem Verständnis nach kann man mit ein:e, oder ein:einer

Kannst du von mir aus machen. Trotzdem war da noch ein Leerzeichen drin, das da nicht hingehörte :D

Und bevor mich nun alle für nen voll fiesen Fiesling halten: Binnen-I und Gleichberechtigung find ich super. Ich find die Doppelpunkte da einfach hässlich.
 

MiRu

Meraner
Registriert
26.10.14
Beiträge
224
Dann sage ich mal :

"Ich mag das nicht, mache das nicht, aber wenn du/ihr das macht, ist das euer gutes Recht".

‍♂️ Grüße
 

voyager

Moderator
AT Moderation
Registriert
31.05.06
Beiträge
1.038
An was leider niemand denkt, bei dem ganzen Gendern (ob Sinn oder Unsinn). Meist wird ja mit Sternchen oder Doppelpunkt gearbeitet. Dies ist leider eine Sache, die Blinden und Sehbehinderten Personen, die mit Screenreadern arbeiten(müssen), oft Probleme bereitet.

Diese Personengruppe kann dadurch die Texte nicht ordentlich lesen. Der Deutsche Blindenverband hat dies auch genauer dargelegt und erklärt, wo die Problematik dabei liegt

 

Michael Reimann

Geschäftsführung
AT Administration
Registriert
18.03.09
Beiträge
8.812
An was leider niemand denkt, bei dem ganzen Gendern (ob Sinn oder Unsinn). Meist wird ja mit Sternchen oder Doppelpunkt gearbeitet. Dies ist leider eine Sache, die Blinden und Sehbehinderten Personen, die mit Screenreadern arbeiten(müssen), oft Probleme bereitet.

Diese Personengruppe kann dadurch die Texte nicht ordentlich lesen. Der Deutsche Blindenverband hat dies auch genauer dargelegt und erklärt, wo die Problematik dabei liegt

Diesen Link aus dem Jahr 2019 (also vier Jahre alt) immer wieder zu bringen ist nicht förderlich. Natürlich können Screenreader inzwischen mit der Schreibweise umgehen. Die Welt entwickelt sich weiter. Übrigens gerade noch mal mit der eingebauten Vorlesefunktion von macOS (Ventura) getestet.

Bist Du betroffen (also Blind oder stark Sehbehindert) oder warum machst Du Dich so stark dafür?
 
  • Like
Reaktionen: landplage und saw

Jan Gruber

Chefredakteur Magazin und Podcasts
AT Administration
AT Redaktion
Registriert
01.11.16
Beiträge
14.818
Kannst du von mir aus machen. Trotzdem war da noch ein Leerzeichen drin, das da nicht hingehörte :D

Und bevor mich nun alle für nen voll fiesen Fiesling halten: Binnen-I und Gleichberechtigung find ich super. Ich find die Doppelpunkte da einfach hässlich.

Gut da geb ich dir jetzt mit allem voll Recht - Ja der Abstand war einfach ein Typo, wo mir dann eher schleierhaft wäre, warum der in dem Thread gelandet ist, allerdings.nicht ;)

Ansonsten ja ich bin bei dir, ich finde die Variante mit dem Doppelpunkt auch nicht die Schönste aber wie meine Nachposter schon sagten, und es war auch meine Argumentation immer für den Doppelpunkt - es ist die Variante die diverse Verbände von Menschen mit Einschränkungen EMPFEHLEN. Warum? Genau was hier auch immer wieder geführt wurde: Weil Doppelpunkte in Wörtern sonst nicht vorkommen und von Screenreadern, korrekt, einfach als "kurze Pause" interpretiert werden. Aber anscheinend geht da auch die Meinung, wenn ich mir da durchlese was sonst noch so unterwegs ist.

Darum mal ganz transparent ein Ansatz, der mich damals zu dem pragmatischen Vorschlag führte. Wir sind hier ein Medium das sich mit Apple beschäftigt. Apple gendert mit Doppelpunkt. Vielleicht ist es reiner Zufall, vielleicht nicht, aber die wirklich extrem guten Apple Bedienungshilfen auf allen Betriebssystemen kommen damit sehr gut klar. Also machen wirs so.

---

Eins noch Nachtragend, mir lies das heute Abend keine Ruhe, ich hab nachgedacht warum ich ein:e nicht so charmant finde wie eine:einer - weil ich auch verbal nicht so gendere. Der Grund ist, dass es bei nur einem Buchstaben nach der Auslassung (dem Doppelpunkt) einfach völlig schwer zu sprechen und hören finde ;)

---

Nachtrag: Ich hab mir das DBSV Ding jetzt noch mal ganz im Detail durchgelesen und ich sag jetzt mal sehr wohlwollend: Das was da steht muss einfach wirklich veraltet sein. Wer ein Apple Gerät in der Nähe hat, was hier häufig sein sollte, kanns ja gern einfach selbst ausprobieren ...
 

mbert

Grahams Jubiläumsapfel
Registriert
16.07.20
Beiträge
106
"Komischerweise" kam ja auch keine konstruktive Antwort mehr auf die Frage, wie man das denn am besten schreiben sollte, ohne sprachlich auszugrenzen.
Die Antwort ist ganz einfach: Verwendung der generischen Formen, die unsere Sprache vorsieht. Die sprechen alle gleich an - sofern einzelne nicht für sich selbst beschlossen haben, sich "nur so" oder "nur so" angesprochen zu fühlen. Das wiederum ist das gute Recht aller, bleibt dabei aber deren Privatsache.

So wie ich das beobachte, bewegt sich unsere Gesellschaft immer deutlicher vom Gendern als "Lösung" weg. Eine Forsa-Umfrage dazu hat kürzlich ergeben, dass Gendern von einer deutlichen Mehrheit abgelehnt wird (und, verglichen mit den Umfragen der letzten Jahre zum Thema, wächst diese Mehrheit, während gleichzeitig die Gruppe derer, denen es egal ist, sinkt):
Abgelehnt wird das Gendern von einer großen Mehrheit im Osten wie im Westen des Landes, unter Jüngeren (etwas weniger) und Älteren, unter Befragten mit Hauptschulabschluss wie unter Befragten mit höheren Bildungsabschlüssen und in fast allen politischen Lagern. Männer stehen dem Thema noch deutlicher gegenüber (77 dagegen, 18 Prozent dafür) als Frauen (70 zu 26 Prozent). Die einzige Gruppe, die Gendern mehrheitlich gut findet, sind die Anhänger der Grünen (58 Prozent).
Quelle: Stern.

Es ist eine bewusste Sprachentscheidung, sich durch die generischen Formen nicht mehr angesprochen fühlen zu wollen. Die deutliche Mehrheit der Gesellschaft hat damit keine Probleme, und das betrifft eben nicht nur die "üblichen Verdächtigen", die man ja eh nicht ernst nehmen muss, weil sie entweder weiß, oder alt, oder männlich usw. oder alles auf einmal sind.
 
  • Like
Reaktionen: implied

Martin Wendel

Redakteur & Moderator
AT Administration
AT Moderation
AT Redaktion
Registriert
06.04.08
Beiträge
45.146
und, verglichen mit den Umfragen der letzten Jahre zum Thema, wächst diese Mehrheit, während gleichzeitig die Gruppe derer, denen es egal ist, sinkt
Davon ist in der von dir verlinkten Quelle keine Rede.

Eine Forsa-Umfrage dazu hat kürzlich ergeben, dass Gendern von einer deutlichen Mehrheit abgelehnt wird
Der Titel des Artikels ist irreführend. Während dort steht, dass die Mehrheit vom Gendern genervt sei, ist im Fließtext nur die Rede von Genderzeichen und Sprechpause - die im Gegensatz zur ausgeschriebenen, gegenderten Form (konkret erwähnt wird „Ärztinnen und Ärzte“) stören würde.
 

Freddy K.

Jakob Fischer
Registriert
05.12.05
Beiträge
2.937
… ich gendere auch gesprochen …
Bin schon sehr gespannt, ob du das in 10 Jahren auch noch machst. Oder ob das Gegendere, sich zu der ganzen nicht mehr genutzten Jugendsprache gesellt. Da es umständlich zu benutzen ist und der Mensch grundsätzlich bequem, hab ich schon eine Vermutung.
 
  • Like
Reaktionen: mbert

SomeUser

Ingol
Registriert
09.02.11
Beiträge
2.084
Welch geschwollen Wort, da hab' ich was im Deutschunterricht verpasst.
Nein, es ist nicht geschwollen, aber: Es ist alte, nicht wirklich "komplizierte" Sprache. Dennoch hat sie sich weiterentwickelt. Wer also den heutigen Stand der Sprache einfrieren will, müsste begründen, warum gerade der heutige dafür so prädestiniert sein soll und warum man nicht dann konsequnterweise auf eine Sprache, wie von mir geschrieben, zurück greift.
 

AndaleR

Moderator
AT Moderation
Registriert
09.08.20
Beiträge
7.069
Sprache und Schrift verändert sich im Laufe der Zeit. Sehe ich gut, wenn meine Tochter Hausaufgabe mit der Oma macht…

Alles ändert sich - sonst würden wir noch mit der Pferdekutsche unterwegs sein und Steine aneinander schlagen, um nicht zu frieren. Und bei allen gibt es Gegner davon - 100% Zustimmung werden wir nie erreichen (können)
 

SomeUser

Ingol
Registriert
09.02.11
Beiträge
2.084
Die Antwort ist ganz einfach: Verwendung der generischen Formen, die unsere Sprache vorsieht. Die sprechen alle gleich an - sofern einzelne nicht für sich selbst beschlossen haben, sich "nur so" oder "nur so" angesprochen zu fühlen. Das wiederum ist das gute Recht aller, bleibt dabei aber deren Privatsache.

Das ist schon "witzig": In einer männlich dominierten Welt wird eine maskulin geprägte Sprache etabliert und um dann irgendwann mal alle anzusprechen, wird gesagt, dass das nun das generische Maskulinum ist und somit nunmehr alle umfasst. Diese Chuzpe ist schon interessant, aber ändert nun mal nichts daran, dass es sprachlich ausgrenzend, eventuell persönlich angreifend und sprachlich im Zweifelsfall ungenau, wenn nicht sogar falsch ist.
Aber, wie schon geschrieben: Natürlich wird nur das generische Maskulinum in dieser Form unterstützt - ein generisches Femininum wird kategorisch abgelehnt. Zu kompliziert. Oder sprachlich diesenfalls dann angeblich falsch. Oder so.


Eine Forsa-Umfrage dazu hat kürzlich ergeben, dass Gendern von einer deutlichen Mehrheit abgelehnt wird (und, verglichen mit den Umfragen der letzten Jahre zum Thema, wächst diese Mehrheit, während gleichzeitig die Gruppe derer, denen es egal ist, sinkt):
Wollen wir historisch mal eine ganze Reihe an Beispielen durchgehen, wo Individuuen oder ganze Gesellschaftsgruppen/-stände sich gegen Veränderungen gewehrt haben, diese nicht wollten, ... und heute die Vorteile sehen, ein ganz anderer Standpunkt vorherrscht und man nur den Kopf schüttelt, wenn man sich die damalien Zustände anschaut?
Und dabei ist es vollkommen egal, ob wir über Sprache, gesellschaftliche Beteiligungs- und Gleichstellungsfragen reden oder oder oder...

Ich verstehe aber vor allem nicht, was hier der Punkt an der Aussage sein soll. Es ist ja nicht so, als würde den Leuten vorgeschrieben werden, dass diese nun im Privaten gefälligst zu gendern haben. Aber ebenso wie bei jeder anderen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, sprachlichen, kulturellen oder was auch immer für Entwicklung, kann man da eine eigene Meinung zu haben, aber eben kein Anrecht darauf, dass diese deswegen auch von anderen so umgesetzt/gelebt wird.
 
  • Like
Reaktionen: AndaleR und saw

mbert

Grahams Jubiläumsapfel
Registriert
16.07.20
Beiträge
106
Davon ist in der von dir verlinkten Quelle keine Rede.
Habe ich auch nicht behauptet. Das war eine Ergänzung von mir.
Der Titel des Artikels ist irreführend.
Kann sein. Aber letztlich ist das nur eine von vielen Umfragen, die das selbe sagt. Butter bei die Fische: meinst Du, die Aussage stimmt nicht?
Sprache und Schrift verändert sich im Laufe der Zeit. Sehe ich gut, wenn meine Tochter Hausaufgabe mit der Oma macht…
Richtig. Und so soll es sein. Wenn sich in unserer Gesellschaft eine Änderung "von unten" durchsetzt, kann ich das ästhetisch finden oder nicht, und das sehe ich ganz entspannt.
Was mich beim Thema Gendern so massiv stört (mal abgesehen davon, dass dem Gendern "magische Kräfte" zugeschrieben werden, von denen (a) als ich selber in den 1990er Jahren noch genderte, keine Rede war und die (b) in ihrer Wirksamkeit eher fragwürdig sind), ist, dass es gegen den Willen der Mehrheit mit viel Aufwand über Institutionen und Medien in die Gesellschaft gedrückt werden soll.
Seltsam, wenn ich einen Mann am Tisch frage, ob die Person neben ihm sein Partner ist,
schauen manche immer leicht verstört, deren Frauen ab und an.
Gäääähn, wieder das alte Totschlagargument. Saublöder Kommentar.

Nicht, dass Dich das auf den Pfad der Sachlichkeit bringen wird, aber nach der oben zitierten Umfrage haben wir eine Ablehnungsquote von 70 zu 26 Prozent bei den weiblichen Befragten. Und, weil Du sicher jetzt einwenden wirst, dass diese Umfrage aus irgendwelchen Gründen "falsch" ist, sie ist ja nun wahrliich nicht die einzige, die ein solches Meinungsbild ergibt.
 

mbert

Grahams Jubiläumsapfel
Registriert
16.07.20
Beiträge
106
Das ist schon "witzig": In einer männlich dominierten Welt wird eine maskulin geprägte Sprache etabliert
Das ist wirklich nicht mehr als eine Behauptung.
Diese Chuzpe ist schon interessant, aber ändert nun mal nichts daran, dass es sprachlich ausgrenzend
Chuzpe ist, wenn man ohne seine Meinung wirklich für eindeutig wissenschaftlich belegen zu können, anderern Chuzpe unterstellt, weil sie die eigenen - frei gewählten - Grundannahmen nicht teilen.
Natürlich wird nur das generische Maskulinum in dieser Form unterstützt - ein generisches Femininum wird kategorisch abgelehnt. Zu kompliziert.
Du wirst ja hier nicht konkreter, weshalb ich nur vermuten kann, worauf Du hinaus willst. Nehmen wir mal das Beispiel "Professor", worum sich ja, wenn ich recht erinnere, in Leipzig, ein Vorstoß entwickelte. Das Wort "Professor" ist unmarkiert, also generisch. Das Wort "Professorin", ist markiert, somit nicht generisch. Das ist keine politische Entscheidung, sondern das ist etwas, was Dir jeder Linguist bestätigen wird. In der deutschen Sprache hat jedes Wort einen Genus. Wenn Du z.B. "Versicherung" nimmst, ist das zufällig feminin, und "Löffel" maskullin.

Die Behauptung, dass nun bei Gattungsbegriffen, die dem Konstruktionsprinzip mit dem "er" Suffix (Lehrer, Verbrecher, ...) folgen, eine "maskulin geprägte Gesellschaft" schuld sei, ist wissenschaftlich nicht belegt. Es gibt eine große Anzahl von Gattungsbegriffen, wo gar kein "er" verwendet wird, wo der Genus völlig willkürlich ist. Ist es dann auch Zeichen einer "männlich geprägten" Gesellschaft, dass es die Kuh oder Katze ist, aber der Hund oder Hirsch? Und was sagt uns das Schwein oder Reh?

Linguistik ist eine Wissenschaft. Manchmal habe ich das Gefühl, dass, weil wir nun alle Sprache benutzen, uns berufen fühlen, beliebige Theorien dazu aufzustellen und einfach mal so als "wahr" zu betrachten. Das erinnert mich ein klein wenig an Computer (womit wir beim Thema dieses Forums zurück wären): wie oft erleben wir es, dass Leute ohne "IT-Ausbildung" sich berufen fühlen, Entscheidungen richtiger Experten zu überstimmen, weil sie gerade deren Vorgesetzte sind (und schließlich auch täglich mit Computern arbeiten)?

Verstehen wir uns nicht falsch. Ich bin völlig bei Dir, dass es in unserer Gesellschaft (wie in den meisten anderen) Nachholbedarf zum Thema Gleichberechtigung gibt (wenn ich auch als alter Sack sagen muss, dass wir seit meiner Kindheit in den 1970er Jahren schon eine Menge erreicht haben). Nur sollten wir daher nicht den Fehler machen, in unseren Köpfen Systeme zu schaffen, in die dann alle Dinge um uns herum alle so wunderbar passen und gleich vereinnahmt werden. Du magst mir nicht zustimmen, wenn ich die Vermutung äußere, dass Du genau das tust, aber Du hast dieses Phänomen woanders sicher auch schon beobachtet - es begegnet uns überall, wo Menschen mit einer tiefen Überzeugung zu einem Thema unterwegs sind und sich damit intensiv beschäftigen.
Es ist ja nicht so, als würde den Leuten vorgeschrieben werden, dass diese nun im Privaten gefälligst zu gendern haben.
Richtig. Aber die Übergänge sind oft fließend.

In vielen Schulen wird mit den Kindern systematisch gegendert und zumindest ein sozialer Druck erzeugt, das auch zu tun - obwohl die Eltern das mehrheitlich ablehnen. Hier sollten die Institutionen des Staats als durch die Gesellschaft Beauftragte sich zu offenen Fragen neutral verhalten und nicht Position beziehen.

Wenn ich bei der Arbeit einen einen Aushangstext verfasse, der dann über die entsprechende Fachabteilung produziert, gedruckt und in der Firma ausgehängt wird, wird der Text umgeschrieben und gegendert, obwohl ich explizit darum bitte, das nicht zu tun. Klar "darf" die Firma das. Trotzdem ist es grenzwertig.

Wenn ich im öffentlichen Dienst arbeiten will, wird immer häufiger ganz offiziell von mir verlangt, in der internen und externen Kommunikation zu gendern, und wenn es nicht in den Dienstanweisungen steht, dann gibt es zumindest einen erheblichen sozialen Druck. Ähnlich verhält es sich an vielen Universitäten.

Und so weiter. Ich selber habe mich zu dem Thema früher neutral verhalten. Noch früher habe ich sogar selber über viele Jahre gegendert. Jetzt nehme ich aber wahr, dass vielerorts Gendern sich nicht durchsetzt, sondern durchgesetzt wird. Und da ist der Punkt, wo ich mittlerweile ganz entschieden zu einem Gegner geworden bin, obwohl ich politisch deutlich links von der Mitte angesiedelt bin und das Ziel dahinter nach einer gerechteren Gesellschaft von ganzem Herzen teile (und das ist auch der Grund, warum ich Kommentare wie "rechts", "alter weißer Mann" usw. einfach nur zum Kotzen finde).

Auf Sachebene möchtest Du nicht darüber diskutieren?
Ich bin ja generell schwer zu provozieren. Aber bei Kommentaren wie diesem hier (und dem davor) muss ich mich dann doch mitunter schon etwas zusammenreißen.

Tief Atem geholt. Wer hier auf Sachebene diskutiert und wer nicht, das sollen dann gern andere beurteilen.
 

Jan Gruber

Chefredakteur Magazin und Podcasts
AT Administration
AT Redaktion
Registriert
01.11.16
Beiträge
14.818
Bin schon sehr gespannt, ob du das in 10 Jahren auch noch machst. Oder ob das Gegendere, sich zu der ganzen nicht mehr genutzten Jugendsprache gesellt. Da es umständlich zu benutzen ist und der Mensch grundsätzlich bequem, hab ich schon eine Vermutung.

Ich achte sehr auf meine Sprache, mein Leben lang schon, und werde das ziemlich sicher auch in 10 Jahren noch tun. Es ist in Fleisch und Blut übergegangen und zählt für mich nicht zur Jugendsprache sondern zu Moral und dem wie ich sein will. Sehr überspitzt formuliert fällt das für mich in die gleiche Ecke wie dass ich Formulierungen wie "Durch den Rost fallen" nicht verwende aufgrund der Herkunft der Aussage. Es ist, wenn man sich umstellt schwierig zu nutzen, und umständlich, aber man findet da schnell seine Wege. Ich sage zb wie das hier schon vorkam nicht "Arzt:in" sondern "Ärtzin oder Arzt" usw.. Eine gewisse Faulheit merke ich schon bei mir selbst auch was das betrifft, darum versuche ich immer mehr mir Geschlechtslose Wörter anzugewöhnen (Studierende statt Student:in als Beispiel).

So wie ich das beobachte, bewegt sich unsere Gesellschaft immer deutlicher vom Gendern als "Lösung" weg. Eine Forsa-Umfrage dazu hat kürzlich ergeben, dass Gendern von einer deutlichen Mehrheit abgelehnt wird (und, verglichen mit den Umfragen der letzten Jahre zum Thema, wächst diese Mehrheit, während gleichzeitig die Gruppe derer, denen es egal ist, sinkt):

Zwei Gedanken von mir dazu, macht damit was ihr wollt und wiegesagt es sind persönliche Gedanken und meine Meinung

1) "Die Mehrheit" hat nichts mit "Es ist Richtig" zu tun. Kollektives Versagen haben wir genug in kürzerer und fernerer Geschichte erlebt.
2) Gendern hat einen selten besprochenen Nebennutzen meiner Meinung nach. Es macht Diskurse auf, es schafft Dialog. Meistens wird der, wie alles heut zu Tage, viel zu überhitzt geführt - aber es wird thematisiert und wird zum offenen Thema und bringt SO wahrscheinlich irgendeinen Fortschritt in dem Thema.

Sehr überspitzt formuliert, um klarzumachen was ich meine, Gendern ist so ein bisschen das Klima-Kleben (nein ich mag nicht über Klimakleber jetzt sprechen bitte) der Sprache. Und das find ich persönlich ganz gut.
 
  • Like
Reaktionen: mbert