Es gibt Lehrer, die haben nicht die Möglichkeit auf ihre Schüler einzugehen und es gibt zahlreiche, die es einfach nicht wollen. Ich war etwas schockiert als ich von einem Freund, der vor kurzem sein Mathestudium auf Lehramt angefangen hat, mitbekommen habe, dass er das Fach Pädagogik zwingend belegen muss und es sogar relativ fordernd sei. Wenn ich mir im Hinblick darauf noch mal die Lehrer aus meiner Schulzeit in Erinnerung rufe, kommt es mir so vor, als hätten die ihre komplette Pädagogikvorlesung zu Studienzeiten geschwänzt...
Nun, ich hab auch Pädagogik, Psychologie und so studieren müssen. Bringt einem aber nichts. Auf 36 Pubertierende in einem Raum kann einen kein Buch und keine Vorlesung vorbereiten. Das ist auch das Hauptproblem der Lehrerausbildung. Nur die Praxis zeigt, ob man's drauf hat oder nicht. Bis die meisten Praxis bekommen, ist der Zug, sich für einen anderen Job zu entscheiden, meist schon abgefahren.
Schulen sind Masseneinrichtungen, es ist klar, dass ein gewisses Maß an Individualität verloren geht. Etwas dagegen unternehmen tut aber keiner, weil es sich keiner leisten will...und das in Zeiten, in denen Schüler immer mehr die Oberhand über ihre Lehrer und Mitschüler übernehmen.
Ganz ehrlich? Wenn ich mich so umschaue, sehe ich ganz viele Lehrer, die kaputt sind. Menschen, die vor 25 Jahren in den Job gegangen sind und das Ziel hatten, die Welt zu verbessern. Zumindest so ein ganz kleines Stück. Und dann wurden die Klassen größer. Und die Anforderungen mehr. Und der Druck von aussen stieg an: Lernstandserhebungen, Zentrale Abschlussprüfungen, Zentralabitur, Schulzeitverkürzung, Verlagerung von Verwaltungsaufgaben auf die Lehrerschaft, Kopfnoten, keine Bezahlung mehr für das Anbieten von AGs, unbezahlte Überstunden, Massiver Korrekturaufwand, Druck von der Landesregierung (kein Schüler bleibt mehr sitzen), usw. usf.
Im Endeffekt sind einfach ganz viele an den Zielen zerbrochen.
Natürlich gibt es auch unter den Lehrern schwarze Schafe - der berühmte Kollege, der um 13.15 Schulschluss hat und ab 13.45 auf dem Tennisplatz steht ist keine Legende, den gibt es und den hat es immer gegeben. Aber faule Säcke gibt es in jedem Job.
Dennoch bin ich davon überzeugt, dass 90% der Lehrer mit wirklich hohen Zielen in die Schule gehen - und dann merken, dass die Rahmenbedingungen so bescheiden sind, dass so unendlich viel einfach nicht möglich ist. So lange man jung ist, mag man da durch Engagement einiges reißen können. Aber irgendwann steht man da und fragt sich: "Warum bin ich jeden Nachmittag länger in der Schule? Warum gehe ich bei Firmen um Geld betteln? Warum repariere ich die Schulausrüstung selbst? Warum putze ich den Musiksaal selber? Warum sitze ich jedes zweite Wochenende über Korrekturen bis spät in die Nacht?"
Klar - ich mach das, weil ich nichts schöner finde als lachende Kids, die gerne zum Chor kommen, die gerne in der Schulband rocken und Beatboxen und Rappen und im Orchester spielen und Musicals aufführen und so.
Aber bezahlt mir das jemand? Nein. Überstunden sind ein Fremdwort im Lehrerjob.
Und dann bist Du irgendwann 50 und denkst Dir: Sollen doch die anderen ran. Und machst Dienst nach Vorschrift.