Auch auf die Gefahr hin, hier wieder als "Ordnungspositivist" von Kritias erneut rote Punkte zu bekommen, will ich noch einmal aus dem UrhG zitieren:
Verboten sind Programme, die
1. Gegenstand einer Verkaufsförderung, Werbung oder Vermarktung mit dem Ziel der Umgehung wirksamer technischer Maßnahmen sind oder
2. abgesehen von der Umgehung wirksamer technischer Maßnahmen nur einen begrenzten wirtschaftlichen Zweck oder Nutzen haben oder
3. hauptsächlich entworfen, hergestellt, angepasst oder erbracht werden, um die Umgehung wirksamer technischer Maßnahmen zu ermöglichen oder zu erleichtern.
Zusammengefasst: Verbotene Programme müssen das Ziel haben, Kopierschutz zu umgehen oder allein zu diesem Zweck entwickelt, hergestellt, importiert, beworben usw. werden. Programme, mit denen quasi als Nebeneffekt Kopierschutz umgangen werden kann, die jedoch vorrangig andere Ziele verfolgen, sind nicht problematisch. Dazu zählen z.B. die Programme des iLife-Paketes. Allerdings darf z.B. Apple (oder Apfeltalk) iTunes nicht auf Grund seiner eventuellen kopierschutzknackenden Eigenschaften verkaufen, weiterempfehlen usw.
Im berühmt berüchtigten Heise-Fall wurde ein Link auf eine Seite gesetzt, in der ein Programm angeboten wurde, dass zumindest laut Gericht die genannten Voraussetzungen erfüllt und das kommerziell so auch beworben wurde. Heise berichtete auch über diese Eigenschaften. Auch wenn ich Urteil (wie auch das Gesetz) für Käse halte, unterscheidet sich dieser Fall noch immer von der Nennung irgendwelcher Programme hier im Forum (ohne Link).
Vorsicht ist OK, ich will nur verhindern, dass man paranoid wird und eine Mega-Schere im Kopf bekommt. Hält man gesetzliche Vorschriften für Schwachsinn, sollte man dem die normative Kraft des Faktischen bzw. zivilen Ungehorsam entgegensetzen und sich nicht zu sehr einschüchtern lassen. Die nächsten Verschärfungen des UrhG sind nämlich schon in der Pipline, die große Koalition streitet gerade darum. Je "erfolgreicher" bisherige Maßnahmen sind, desto größer ist die Gefahr, dass die Zügel noch schärfer angezogen werden. Dass es dabei nur ums Geld der Lobbyisten geht, ist eh klar.
H.