Mhm....ein sehr wichtiger Gedanke.
Ich finde, dass man jedes Problem angehen muss und es reichlich bequem wäre, sich darauf ausruhen zu wollen, dass man ohnehin nichts tun kann und es zu viele Probleme auf einmal sind. Was folgt denn daraus?
Wie soll es denn eine positive Entwicklung geben, wenn man auf einer solchen Haltung verharrt? Da kann nichts vorwärts gehen. So kann sich nie etwas verändern, Stillstand.
Solche Dinge dauern eine Zeit und wir alle hier werden es nicht mehr erleben, dass es keinen Rassismus, keinen sinnlosen Hass, keine Armut, keine Ungerechtigkeit mehr gibt. Vielleicht wird dies nie ganz verschwinden. Aber deswegen nichts tun? Kann man egoistischer denken? Ich stelle mir die Fragen oft selber, weil auch ich diesen meinen eigenen Ansprüchen manchmal bzw. viel zu oft nicht genüge.
Ich als fetter Westeuropäer kann wunderbar selbstgerecht über Gerechtigkeit, Armut...was weiß ich schwafeln, während ich allein durch das Glück der Geburt in der der Lage bin, hochtrabende Worte auf einem überteuerten elektronischen Gerät zu tippen, dessen Preis eine ganze Familie irgendwo in der Welt für lange Zeit ernähren könnte...und zu gleicher Zeit verhungert anderenorts ein armes Schwein im dreckigen Straßengraben, ohne dieses Glück der Geburt an einem bestimmten Ort der Welt gesegnet. Was unterscheidet uns? Als Mensch erstmal grundsätzlich rein gar nichts. Ich sitze hier, satter Mensch auf dem Sofa...fasele von Gerechtigkeit...und irgendwo liegt er...der Mensch im Graben...und verreckt elendig.
Beides aber nur...Menschen.
Natürlich kann ich als einzelner Mensch nicht die Menschheit retten.
Aber wenn wir nichts tun, und wenn es nur kleine Schritte sind...dann wird nie etwas passieren. Und lieber kämpfe ich gegen Windmühlen, als gar nicht zu kämpfen. Selbst der aussichtslose Kampf ist für mein Selbstwertgefühl tausendmal besser, als aufzugeben.
Rassismus ist auch keine Geschichte, die staatlich abgeschafft werden kann oder per Gesetz ausgemerzt.
Rassismus ist eine menschliche Eigenschaft, die auf den einzelnen Menschen zurückgeht und die nur durch Bildung, Erziehung, aktivem Vorleben usw. zurückgedrängt werden kann. Das ist eine lange lange Entwicklung, die Geduld und Ausdauer bedarf.
Kein Kind ist zum Beispiel von Geburt an Rassist. Im Gegenteil....Kinder sind in dieser Beziehung in ihrer Unschuld die viel besseren Menschen.
Im Kindergarten ist es dem Moritz aus Buxtehude wurschtegal, ob der Kazim Eltern aus Kenia hat und eine dunkle Hautfarbe. Moritz ist vielleicht am Anfang neugierig, weil er bisher nur helle Menschenhaut gesehen hat, aber niemals würde Moritz von sich aus den Kazim aus Kenia als minderwertig betrachten, nur weil der dunkle Hautfarbe hat und er selber hellere.
Kazim tobt nämlich genauso fröhlich laut durch den Garten und nervt die Nachbarn, hat genauso viel Spaß wie der weiße Moritz. Weil es eben keinerlei Bedeutung hat, wo Kazim oder seine Eltern herkommen. Alle wollen leben, alle wollen spielen, alle wollen essen, alle wollen lachen, alle müssen weinen, alle gehen aufs Klo...the same procedure with everybody.
Genauso wie...was weiß ich. Es gibt gelbe und rote Äpfel...Beide haben gemeinsam, dass es Äpfel sind. Kinder leben das einfach. Und wir? Wir Großen? Wir Erfahrenen, wir Erwachsenen, wir Vernünftigen?
Wir sind die eigentlichen Arschlöcher und wir haben es in der Hand, unseren Zwergen Antirassimus und eine humanistische Grundhaltung vorzuleben, ihnen die Selbstverständlichkeit der menschlichen Diversität des Äußeren und der örtlichen Herkunft nicht zu nehmen. Da hängt ja noch viel viel mehr dran, als nur Aussehen und Herkunft...
Wäre es nicht mal Klasse, diesem komischen Bernd Hitler aus Thüringen oder wie der heißt...der kommt ja noch nicht mal aus Thüringen...wäre es nicht herrlich, diesem Rassisten ein Tröpfchen Blut abzunehmen und eine genetische Untersuchung zu machen? Wunderbarer Mischmasch mit einem nicht unerheblichen Anteil schwarzer Gene aus Afrika wie der oben erfundene Kazim aus Kenia...Dazu kommen noch ein paar mongolische Gene und weiß der Geier. Deutsche Rasse? Ha...ein ordentlicher Verschnitt und Cocktail aus aller Welt. Manchmal eben auch sehr unappetitlich...
So etwas sind z.B. messbare wissenschaftliche Wahrheiten, mit denen jeder argumentieren kann, man muss sie nur wissen.
Man kann nichts tun? Wäre eine völlig falsche Schlussfolgerung. Man muss noch nicht mal ein Aktivist sein, muss noch nicht mal seine Stimme erheben. Man muss es nur einfach leben...ganz einfach. Vor allem muss man bei sich selber anfangen.
Nichts zu tun zu wollen oder besser den Eindruck zu haben nichts tun zu können, ist nur eine billige Ausrede und vielleicht auch das Nichteingeständnis, dass dieser Rassismus vielleicht doch auch ein Stückchen unbewusst in einem selber steckt. Spiegel lügen nicht, man muss nur reinglotzen. Mir graut es schon vor dem nächsten Morgen im Bad...
