SilentCry
deaktivierter Benutzer
- Registriert
- 03.01.08
- Beiträge
- 3.831
Hm. Ich bin da wohl eher einer Meinung mit deinem Freund.
Ein plastisches Beispiel (das man sicher wieder zerlegen kann wie jedes Beispiel, jeden Vergleich): Ich fürchte mich nicht vor Verbrechern, ich bin groß und stark, bewaffnet und akzeptiere ein gewisses Lebensrisiko. Gegen einen Einbrecher kann ich mich wehren. Gegen ein paar auch, denn sie müssten schon mit viel Todesverachtung rangehen um ein wirtschaftlich relativ unrentables Ziel wie mich zu überwältigen.
Staatliche Gewalt aber ist unüberwindbar. Gerät man zu Unrecht in die Mühlen eines Überwachungs- und/oder Polizeistaates, dann ist man chancenlos (es sei denn man gibt alles auf, flieht und versteckt sich im Untergrund) weil man anders als nach einem Angriff durch klassische Verbrecher Welle um Welle von organisierter Gewalt abwehren müsste, was man nicht kann.
Im Extremfall würde ich eine Anarchie einem totalitären Polizeistaat vorziehen, die Anarchie mag potentiell gewalttätiger sein, aber die Gegenmaßnahmen, die einem selbst zur Verfügung stehen, sind auf Augenhöhe mit dem Angreifer. In einem Polizeistaat ist das nicht so.
Zudem muss ein klassischer Verbrecher einen wirtschaftlichen Nutzen haben. Für 2,50 Euro setzt der keine Armee ein und ein 100 Millionen Euro Equipment. Ein Polizeistaat schon. Die Aktionen eines totalitären Regimes müssen nicht wirtschaftlich sein, dieses verfolgt andere Ziele. Da ist auch Lieschen Müller wert, mit einer Armee gejagt zu werden.
Man sieht es ja schon. Dein Freund ist nicht alleine. Die Maßnahmen des Überwachungsstaates Europa sind schon so allgegenwärtig, dass sich Menschen wie er und ich ununterbrochen beobachtet fühlen. Erst vor kurzem diskutierten wir, ob es in Österreich eigentlich giftige Pflanzen gibt. Googeln wollte ich es nicht, wer weiß, in welches Raster man kommt, wenn man vom Hausanschluss aus nach Giftpflanzen sucht - vor allem falls dann in zeitlicher Nähe vielleicht ein Giftmord passiert...
Du wirst dir jetzt denken "Hach wie absurd".
Also bitte, Beispiel 4
Ein Jahr Überwachung, Festnahme, Anklage ... wegen Suchbegriffen in Google.
Nein, mein Lieber, wer sich im Europa des dritten Jahrtausends überwacht fühlt, ist _nicht_ paranoid. Und wer bei einem Vorgehen wie diesem nicht die Ansätze eines Polizeistaates erkennt, dessen Wunsch nach einer heilen Welt verstehe ich zwar, die dazu notwendige "Blindheit" kann ich aber nicht nachvollziehen.
Wohin das alles gehen soll sieht man hier: Beispiel 5
Bürokraten erlassen Tötungsbefehle, gedungene Mörder und Drohnen mit staatlichem Segen führen diese dann aus. Keine Anklage, keine Verteidigung, keine Verhandlung, keine Transparenz. Nur selbsternannte Richter, die im Schatten mit Überwachungsmitteln heimlich Informationen zusammen tragen und dann die Henker los schicken. Mal gerne auch ganz offensichtlich gegen einen komplett Falschen - aber was macht das schon. Wobei: Diese Vorgehensweise ist IMMER falsch, in dem Fall war sie falsch UND kafkaesk.
Ein plastisches Beispiel (das man sicher wieder zerlegen kann wie jedes Beispiel, jeden Vergleich): Ich fürchte mich nicht vor Verbrechern, ich bin groß und stark, bewaffnet und akzeptiere ein gewisses Lebensrisiko. Gegen einen Einbrecher kann ich mich wehren. Gegen ein paar auch, denn sie müssten schon mit viel Todesverachtung rangehen um ein wirtschaftlich relativ unrentables Ziel wie mich zu überwältigen.
Staatliche Gewalt aber ist unüberwindbar. Gerät man zu Unrecht in die Mühlen eines Überwachungs- und/oder Polizeistaates, dann ist man chancenlos (es sei denn man gibt alles auf, flieht und versteckt sich im Untergrund) weil man anders als nach einem Angriff durch klassische Verbrecher Welle um Welle von organisierter Gewalt abwehren müsste, was man nicht kann.
Im Extremfall würde ich eine Anarchie einem totalitären Polizeistaat vorziehen, die Anarchie mag potentiell gewalttätiger sein, aber die Gegenmaßnahmen, die einem selbst zur Verfügung stehen, sind auf Augenhöhe mit dem Angreifer. In einem Polizeistaat ist das nicht so.
Zudem muss ein klassischer Verbrecher einen wirtschaftlichen Nutzen haben. Für 2,50 Euro setzt der keine Armee ein und ein 100 Millionen Euro Equipment. Ein Polizeistaat schon. Die Aktionen eines totalitären Regimes müssen nicht wirtschaftlich sein, dieses verfolgt andere Ziele. Da ist auch Lieschen Müller wert, mit einer Armee gejagt zu werden.
Man sieht es ja schon. Dein Freund ist nicht alleine. Die Maßnahmen des Überwachungsstaates Europa sind schon so allgegenwärtig, dass sich Menschen wie er und ich ununterbrochen beobachtet fühlen. Erst vor kurzem diskutierten wir, ob es in Österreich eigentlich giftige Pflanzen gibt. Googeln wollte ich es nicht, wer weiß, in welches Raster man kommt, wenn man vom Hausanschluss aus nach Giftpflanzen sucht - vor allem falls dann in zeitlicher Nähe vielleicht ein Giftmord passiert...
Du wirst dir jetzt denken "Hach wie absurd".
Also bitte, Beispiel 4
heise schrieb:Vor drei Wochen wurde der Berliner Stadtsoziologe Andrej H. unter dem Verdacht der "Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung gemäß § 129a" festgenommen. Als Grund für die Festnahme nannte die ermittelnde Generalbundesanwaltschaft in Karlsruhe die Benutzung von Vokabeln, die auch in Schriften der sogenannten "Militanten Gruppe" vorkommen.
[...]
Dabei stellte sich heraus, dass BKA-Beamte mit einer Google-Suche nach den Begriffen "Gentrification" und "Prekarisierung" auf den Stadtsoziologen aufmerksam wurden. Die Tatsache, dass der Soziologe zu den Begriffen forschte, die für die Aufwertung oder Abwertung von Stadtvierteln benutzt werden, genügte offenbar den BKA-Beamten, um eine Verbindung zur "militanten Gruppe" herzustellen. "Das reichte für die Ermittlungsbehörden für eine fast einjährige Observation, für Videoüberwachung der Hauseingänge und Lauschangriff", [...]
Ein Jahr Überwachung, Festnahme, Anklage ... wegen Suchbegriffen in Google.
Nein, mein Lieber, wer sich im Europa des dritten Jahrtausends überwacht fühlt, ist _nicht_ paranoid. Und wer bei einem Vorgehen wie diesem nicht die Ansätze eines Polizeistaates erkennt, dessen Wunsch nach einer heilen Welt verstehe ich zwar, die dazu notwendige "Blindheit" kann ich aber nicht nachvollziehen.
Wohin das alles gehen soll sieht man hier: Beispiel 5
Bürokraten erlassen Tötungsbefehle, gedungene Mörder und Drohnen mit staatlichem Segen führen diese dann aus. Keine Anklage, keine Verteidigung, keine Verhandlung, keine Transparenz. Nur selbsternannte Richter, die im Schatten mit Überwachungsmitteln heimlich Informationen zusammen tragen und dann die Henker los schicken. Mal gerne auch ganz offensichtlich gegen einen komplett Falschen - aber was macht das schon. Wobei: Diese Vorgehensweise ist IMMER falsch, in dem Fall war sie falsch UND kafkaesk.