Für was es alles Richtlinien gibt.... Also wenn die Monitor Oberkante nicht über den Augen liegen darf, wie arbeite ich dann mit einem 30 zoll iMac? Muss ich dann einen halben Kilometer entfernt sitzen oder mir das auf den Schoss nehmen? Gibts auch Richtlinien in welcher Höhe das Klopapier in Bürotoiletten angebracht werden muss? Würde mich nicht wundern.....
Nur mal ein kleiner Einwurf zum Thema Arbeitsschutz:
Dass wir ein Land der Richtlinien sind, ist ja jedem klar. Dass Gesetzesdeutsch nicht immer leicht verständlich ist, auch. Dass die Intention des Gesetzgebers nicht immer klar ist, ist leider auch so. Aaaaaber... ach, hier kommt eine kleine Geschichte:
Stellt Euch vor, Ihr gründet ein kleines Start-Up. Mit ein paar Freunden. Etwas ganz Cooles. In einer Altbauwohnung im Szeneviertel coded Ihr nächtelang, und irgendwann kommt der Durchbruch. Aus Eurem Start-Up wird ein kleines Unternehmen. Jetzt seid Ihr "Chef", hört Euch in eurem Kiez um, wer was kann und stellt ein paar coole Mitarbeiter ein. Da kommen dann auch so Dinge wie Personalrecht, Steuern, Jahresabschluß, Buchhaltung und dergleichen dazu. Alles ungeliebte Themen, denn im Herzen seht Ihr Euch immer noch als die Startupler, die viel lieber die ganze Nacht coden. Aber was sein muss muss sein, Ihr holt Euch jemanden, der diese notwendigen Übel erledigt und macht weiter. In lockeren Runden erzählt Ihr dann immer gern, wie schwer es doch das Bürokratieland Deutschland den Gründern macht, und schüttelt den Kopf über all die 9-to-5-Menschen, die dies so mittragen.
Als Gegenpol zu dieser Spießigkeit zieht Eure Firma in eine coole Stadtvilla aus der Gründerzeit, und die Kühlschränke in den Büros sind immer gut mit Bionade und Club Mate gefüllt. Und die Büros, na die kann sich doch jeder selbst einrichten. Antike Schreibtische, Sitzsäcke, was jeder halt so mag. Euer Finanz- und Rechtsberater erwähnt da mal etwas von Richtlinien, von wegen Oberkante Bildschirm und Umgebungslicht und Blendfreiheit und so. Zunächst schüttelt Ihr den Kopf über das Bürokratenland Deutschland. Doch Ihr denkt Euch, was solls, und geht durch die Büros. Eurer Art Director (ein alter Schulfreund) lacht sich kaputt, weil er seinen Sitzsack vom Fenster wegdrehen soll und zeigt Euch einen Vogel. Der Videocutter (Kumpel aus dem Studium) schmeisst Euch fast heraus, als Ihr ihm ankündigt, seine Kreativhöhle mit Neonröhren an der Decke zu verschandeln... Na gut, dann nicht, denkt Ihr...
10 Jahre später. Mittlerweile hat der Cutter einen Bandscheibenvorfall und der Art Director braucht eine dicke Brille (Leider sind die Hipster Ray Ban's wieder out, aber das ist ein anderes Thema). "Berufskrankheit" lautet die Diagbnose. Haltungsschäden durch jahrelange Arbneit in unergonomischem Umfeld. Und die Augen, auch eine "Berufskrankheit" - und was erfahren die guten Freunde aus alten zeiten dann so nebenbei? Dass Arbeitsschutz, also die Fürsorge für die Gesundheit der Mitarbeiter, eine Verpflichtung eines jeden Arbeitgebers ist.
Dass dieser dafür sorgen muss, dass seine Mitarbeiter - auch wenn sie es lächerlich finden - in einem Umfeld arbeiten, welches allen Gesichtspunkten der Ergonomie entspricht und nicht dazu geeignet ist, irgendwelche Folgeschäden herbeizuführen. Und die kommen manchmal auch erst 20 Jahre später.
Und was erfahrt Ihr? Einiges... Z.B. dass bei Geld die Freundschaft aufhört. Dass selbst der hipsterigste Start-Up-ler plötzlich ganz ernst und bürokratisch wird, wenn es um seine spätere Rente oder Versorgung geht. Und dass es nicht angenehm ist, mit alten Schulfreunden und Kollegen vor Gericht zu stehen...
((Achtung: Diese Geschichte kann Spuren von Klischee enthalten ))