Wie kleine Kinder - Streit zwischen Apple und Epic

Michael Reimann

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Michael Reimann
Die einen wollen die hohen Provisionen nicht zahlen, die anderen beharren auf der Einhaltung der App-Store-Regeln. Der Streit zwischen Apple und Epic nützt keinem, am wenigsten den Kunden.

Epic, der Hersteller des einigermaßen bekannten Spiels Fortnite, hat es mit voller Wucht auf einen Streit mit Apple angelegt. Per serverseitigem Update hat man durch die Hintertür quasi eine neue Zahlungsmethode für In-App-Käufe eingeführt. Apple verlangt für solche Dienstleistungen vom Anbieter 30% Provision. Die wollte man bei Epic wohl sparen und hat kurzerhand PayPal eingeführt.

Apple reagiert schnell und schmeißt das Spiel Fortnite aus dem AppStore. Normalerweise der Tod für eine App. Ist diese nicht mehr im Store, ist sie quasi nicht mehr vorhanden. Gerade iOS-Nutzer können das Spiel dann nicht mehr laden. Auch Updates lassen sich dann nicht mehr verteilen.
Streit zwischen Apple und Epic


Epic will Rechtsmittel einsetzen, Apple auf der anderen Seite droht, den ganzen Entwickler-Account von Epic dicht zu machen. Es ist, als säße man am Rande eines Sandkastens in dem sich zwei Kinder ums Kuchenförmchen streiten. Beide stampfen mit den Füßen auf und keiner will nachgeben.

Im Gegensatz zum Sandkasten geht es bei diesem Streit aber doch um mehr. Im Grunde steht das ganze System „AppStore“ auf dem Spiel. Während kleiner Entwicklerstudios oder auch Einzelpersonen kaum den Atem haben, sich mit dem Giganten Apple anzulegen, treffen hier zwei Schwergewichte aufeinander.

Epic hat mit der Unreal Engine eine sehr mächtige Plattform für virtuelle Welten in der Hand. Diese kam sogar bei der Erfolgsserie „The Mandalorian“ zum Einsatz.

Apple auf der anderen Seite hat mit seinen Stores eine starke - wenn nicht gar marktbeherrschende - Postion und diktiert seit Jahren mit mehr oder weniger intransparenten Regeln, wer seine Spiele und Apps auf die Plattform bringen darf. Eine Position, die erst kürzlich dazu führte, das Apple-Chef Tim Cook vor dem US-Kongress aussagen musste.
Es geht nur ums Geld


Was bringt nun aber der ganze Zinober? Fortnite ist ein sehr beliebtes Spiel und es kann Epic nicht egal sein, dass es derzeit nicht mehr bei Apple zu haben ist. Sollte Apple Ernst machen und Epic komplett verbannen, könnte auch die Unreal Engine betroffen sein, die eben nicht nur von Epic eingesetzt wird.

Apple könnte sein Store-Privileg verlieren. Schon seit einiger Zeit gibt es Forderungen nach alternativen App-Stores. Außerdem könnte die 30% Provisions-Regelung gekippt werden. Das würde dem Milliardenschweren Unternehmen sicher gar nicht gut gefallen.

Es geht natürlich bei dem ganzen kindischen Getue nur ums Geld. Die einen wollen angeblich zu viel, die anderen sind nich bereit das zu zahlen. Wo wird das ganze ausgetragen? Wie immer auf dem Rücken der Kunden. Diese sind es am Ende doch, die die Provision zahlen müssen.
Alternative Stores als Ziel?


Könnte ein alternatives Verkaufsmodell für Apps wirklich die Lösung sein? Sind Apps aus dem Apple-App-Store nicht ultimativ sicher, weil sie geprüft werden? Das Sicherheitsargument ist aus meiner Sicht keines mehr. Erstens hat es genug Beispiele gegeben, dass auch fehlerhafte oder gar schädliche Apps die Kontrollen passieren können und zweitens könnten auch anderen Firmen auf gleichem Niveau wie Apple arbeiten. Man lässt sie nur nicht.

Epic hingegen spielt sich hier als Retter des ohnehin defizitären App-Geschäftes auf und will uns weißmachen, ganz im Sinne der Kunden zu handeln. Man fragt sich allerdings warum es jahrelang gut ging mit den Einnahmen rund um Fortnite. Steckt da vielleicht ein bisschen Publicity-Gier dahinter, dass in die Jahre gekommene Spiel wieder bekannter zu machen?

Es bleibt also spannend, wer den beiden Kindern die Förmchen wegnimmt!

Den Artikel im Magazin lesen.
 

MichaNbg

Goldrenette von Blenheim
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Braucht gar keinen alternativen AppStore. Es reicht, wenn Appentwickler selbst entscheiden können, wie sie InApp Transactions abwickeln wollen. Selbst, über Apple oder einen Drittdienstleister. Das nennt sich dann Wettbewerb und Apple könnte zeigen, ob sie auch mit Leistung punkten können oder nur unter Zwang genutzt werden.
 

Mitglied 201658

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Ich könnte mir vorstellen das es wie im realem Leben läuft. Während sich die Eltern (Apple +EPIC) noch die Köpfe, sorry für den Vergleich, einschlagen, sitzen die Kinder (Entwickler) schon längst wieder im Sand und spielen gemeinsam mit dem Förmchen. #lebenserfahrung
 
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Jan Gruber

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Ich könnte mir vorstellen das es wie im realem Leben läuft. Während sich die Eltern (Apple +EPIC) noch die Köpfe, sorry für den Vergleich, einschlagen, sitzen die Kinder (Entwickler) schon längst wieder im Sand und spielen gemeinsam mit dem Förmchen. #lebenserfahrung

Nachdem ihnen der Papa die Förmchen nicht gibt, kann ich mir das sehr schwer vorstellen. Sind ja bei weitem nicht nur die Epic's und Spotifys dieser Welt. Heute hat Epic ja international wieder sehr viele, auch kleine, Unterstützer gewonnen 🤷‍♂️
 

Jan Gruber

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Nur mal so gefragt. Warum gibt es mittlerweile 3 Threads zu dem Thema? Einer würde doch reichen.

Der Forenbereich ist zu beachten. Wir sind hier im Magazin - und es gab eben zwei Newsmeldungen und einen Kommentar dazu. Der erste Artikel ist ausschlaggebend ;) Ich darf dir auch ganz feierlich versprechen: Es wird die nächsten Tage noch mehr im Magazin geben.
 

tjp

Altgelds Küchenapfel
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Nur mal so gefragt. Warum gibt es mittlerweile 3 Threads zu dem Thema? Einer würde doch reichen.
Das Thema ist für die wirtschaftliche Zukunft von Apple extrem wichtig, fällt das AppStore Monopol, wird Apple erhebliche Einnahmen verlieren. Nicht dass das Apple in Existenzprobleme brächte, aber die Zeit des leistungslosen Abgreifens von Umsätzen der ISVs wäre vorbei.
 

Bitnacht

Normande
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Das Thema ist für die wirtschaftliche Zukunft von Apple extrem wichtig, fällt das AppStore Monopol, wird Apple erhebliche Einnahmen verlieren.

Es könnte auch eine Abwärtspirale für Softwarequalität und Finanzierungsmodelle in Gang setzen. Echte Gratis Apps von Enthusiasten könnten verschwinden und undurchsichtige Abo-Fallen mit Trackinganhang die Norm werden.
Vielleicht hat dieser Vorgang aber auch schon begonnen. Auch die Public-Domain-Softwareszene aus den 80ern wurde komplett überrollt durch GNU und Shareware. Heute gibt es so etwas nicht mehr. Die Apps, wie wir sie lieben gelernt haben, gibt es vielleicht bald auch nicht mehr.
 
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Ehe Apple weitere "App Stores" zulässt, friert die Hölle zu. Da bin ich mir sicher.
 

Jan Gruber

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Man stelle sich vor das iPhone oder iPad würde neben dem closed Shop auch noch andere Quellen zu lassen, wo kommen wir dann hin? Richtig, zum Mac - klappt da ganz gut =) Apple kann ja zb auch am iPhone einfach Notarization für Apps außerhalb des Stores anbieten. Sie werden das nie von sich aus machen, schon klar, abr möglich wärs - und mit ein bisschen Zwang ☺️
 

saw

Sondergleichen von Welford Park
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Es könnte auch eine Abwärtspirale für Softwarequalität und Finanzierungsmodelle in Gang setzen. Echte Gratis Apps von Enthusiasten könnten verschwinden und undurchsichtige Abo-Fallen mit Trackinganhang die Norm werden.
Warum?
Die Leute die bereit sind für gute apps zu zahlen, wie bisher,
können doch weiter den "Original Appstore" nutzen.
Klappt beim Mac doch auch.
 
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matzl

Süssreinette (Aargauer Herrenapfel)
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Warum?
Die Leute die bereit sind für gute apps zu zahlen, wie bisher,
können doch weiter den "Original Appstore" nutzen.
Klappt beim Mac doch auch.
Bei manch einem Kommentar meint man einige werden dann gezwungen die Alternative zu nutzen :-D
 
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staettler

Juwel aus Kirchwerder
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Man stelle sich vor das iPhone oder iPad würde neben dem closed Shop auch noch andere Quellen zu lassen, wo kommen wir dann hin? Richtig, zum Mac - klappt da ganz gut =) Apple kann ja zb auch am iPhone einfach Notarization für Apps außerhalb des Stores anbieten. Sie werden das nie von sich aus machen, schon klar, abr möglich wärs - und mit ein bisschen Zwang ☺
Man hat aber ein wenig das Gefühl, wir kommen davon weg. Big Sur lässt nur noch signierte Apps von ausserhalb zu. Mal sehen was 11.1 so ändert.
 

Joh1

Golden Noble
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Warum?
Die Leute die bereit sind für gute apps zu zahlen, wie bisher,
können doch weiter den "Original Appstore" nutzen.
Klappt beim Mac doch auch.
So denke ich eigentlich auch.
Es könnte aber auch passieren das viele Apps aus den original Store verschwinden und nur in anderen Stores sind.

Es wäre zumindest möglich ob es wahrscheinlich ist kann ich ehrlicherweise aber überhaupt nicht beurteilen oder einschätzen. Es ist nur ein Gedanke der mir immer wieder kommt wenn ich das Argument lese.
 

Marcel Bresink

Hadelner Sommerprinz
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Es könnte auch eine Abwärtspirale für Softwarequalität und Finanzierungsmodelle in Gang setzen. Echte Gratis Apps von Enthusiasten könnten verschwinden

Es könnte auch eine Aufwärtsspirale für Software-Qualität in Gang setzen. Echte Gratis Apps von Enthusiasten dürften endlich angeboten werden. Apple könnte leistungsfähige Apps, vor allem Apps, die besser sind, als Apples eigene, nicht mehr sperren und der China-Müll aus Apples App Store würde an Bedeutung verlieren.

Auch die Public-Domain-Softwareszene aus den 80ern wurde komplett überrollt durch GNU und Shareware. Heute gibt es so etwas nicht mehr.

Äh wie? Heute gibt es mehr kostenlose Software als je zuvor. Die ganze Linux-Welt baut darauf auf.

Die Leute die bereit sind für gute apps zu zahlen, wie bisher,
können doch weiter den "Original Appstore" nutzen.

Und Leute, die bereit sind, für sehr gute Apps zu zahlen, könnten App Stores verwenden, die höherwertiger und sicherer als die von Apple sind.
 

double_d

Baumanns Renette
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Klappt beim Mac doch auch.
Ich hab keine Schimmer, ob eine valide Signatur ausschließlich unter Apples Zutun vergeben werden kann und ich kann auch nicht beurteilen, was das für den MacApp Store, bzw. den iOS Store bedeutet und ob Programme, welche wie heute auch neben dem MacApp Store installiert werden können, dann grundsätzlich passé sind.

Von daher kann das hier völlig deplaziert sein, aber sowas liest sich für mich in der gleichen Kategorie. Obwohl die Quelle hier eigentlich nicht zu meinen Lektüren zählt. Hier hat mich nur die Überschrift angelockt.

 

saw

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Hatte ich auch gelesen,
würde für mich bedeuten, so lange es geht, bleibt der jetzige iMac hier stehen,
danach wird dann vermutlich zu Windows gewechselt.
Wenn es beim Mac wie beim iPhone werden sollte, sorry,
aber noch nutze ich meinen Computer wie ich es für richtig halte.
Ich kaufe und lade meine Programme fast immer beim Anbieter,
der kann ja gerne parallel seine apps im Apstore anbieten.
 

Marcel Bresink

Hadelner Sommerprinz
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Ich hab keine Schimmer, ob eine valide Signatur ausschließlich unter Apples Zutun vergeben werden kann

Nein, jeder kann auch ohne Apples Mitwirkung eine "Ad-Hoc-Signatur" erstellen. Die ist dann für den eigenen Computer gültig.

und ich kann auch nicht beurteilen, was das für den MacApp Store, bzw. den iOS Store bedeutet

Es ändert sich überhaupt nichts.

und ob Programme, welche wie heute auch neben dem MacApp Store installiert werden können, dann grundsätzlich passé sind.

Auch da ändert sich nichts. Es wird für Viren und andere Malware nur noch schwieriger.