Ich bin zwar sprachlich nur mäßig begabt und zudem durch Zweisprachigkeit gehandicapt, hoffe aber dennoch, dass ich etwas beisteuern kann, was vielleicht der Diskussion zuträglich ist.
Ich finde die Diskussion, ob es Schutzbestrebungen geben sollte um die deutsche Sprache (oder irgendeine andere for that matter) möglichst "reinrassig" zu erhalten eigentlich ziemlich müßig.
Viel wichtiger ist mir, dass eine Sprache alle Mittel zur Verfügung stellt, mich ästhetisch, ein- oder vieldeutig, kompakt oder langatmig, präzise oder schwammig etc. auszudrücken.
Ich habe an eine Sprache vor allem die Anforderung, dass Sie ein funktionierendes Mittel ist um sprachlich all das tun zu können was ich mir wünsche (und DANN kann man sich überlegen wie das mit "Erhaltung" der Sprache zusammen hängt).
Dies beinhaltet allerdings ausdrücklich auch ästhetische Anforderungen!
Diejenigen, die sich gegen eine "Verschlampung" der Sprache wehren, tun dies meist, weil Ihnen die Ästhetik fehlt, oft auch weil wir die Einhaltung von komplexen Regeln als kunstvoll empfinden. Wer dies gut kann (Satzbau, Zeichensetzung, Wortwahl) setzt sich gegenüber denjenigen ab, die dazu intellektuell nicht in der Lage sind oder deren Erziehung dies nicht geleistet hat.
Jeder der mich reden hört, kann mich nach wenigen Sätzen ziemlich genau einordnen. Das gilt im Guten wie im Schlechten, d.h. meine soziale Herkunft, meine Bildung und meine Intelligenz sind ziemlich transparent durch die Art meiner Ausdrucksweise.
In dem Moment, wann formal und ästhetisch "gute" Sprache entwertet oder gering geschätzt wird, würde theoretisch dieses Mittel der sprachlichen Differenzierung entfallen.
Um dies auf die Fragestellung "Wer Deutsch nicht schützt, schadet Einwanderern" zuzuspitzen sage ich:
Einwanderer, die die Ressourcen (Intellektuell/Bildung) haben, die deutsche Sprache formvollendet zu lernen, können damit anderen ihre Leistungsfähigkeit beweisen und sich auch gegenüber Einheimischen profilieren! Anpassungsfähigkeit ist doch ein Kriterium für "Survivability"! Das darf man keinesfalls verwechseln mit "Verlust der eigenen kulturellen Identität". Ich denke in den weitaus meisten Fällen ist Einwanderern dies viel bewusster als uns Muttersprachlern. Wir wehren uns gerne gegen die Vorstellung, dass unser Sprachgebrauch uns so eindeutig klassifiziert, es erscheint uns unfair, schließlich könnte es ja sein, dass jemand aus einem bildungsfernen Elternhaus dennoch klug ist! Na klar, auch dass kann ich mit Sprache beweisen. Zumal: Was nutzt Klugheit, wenn es an Ehrgeiz fehlt?
Ich denke also, die Ästhetik und damit die Form der Sprache wird sicherlich stets wertgeschätzt werden, da es immer Menschen geben wird die sich große Mühe geben die Sprache formvollendet zu verwenden, da sie sich einen konkreten Vorteil davon versprechen.
Übrigens: kuckt mal im angelsächsischen Bereich-da wird "sozialer Status" fast ausschließlich über Sprache definiert! Es ist dort völlig undenkbar, in einer bestimmten Stellung Arbeit zu finden wenn man die dieser Stellung entsprechenden sprachlichen Voraussetzungen nicht mitbringt. Das geht so weit, dass Menschen, die die Sprache zwar formal korrekt verwenden, jedoch nicht die mit einem bestimmten sozialen Status assoziierten Formulierungen und Ausdrucksweisen beherrschen diskriminiert werden!
Zur Frage: Funktioniert Sprache als Informationsübertrager:
Das scheint mir nicht gebunden zu sein an z.B. die ausschließliche Verwendung von deutschen Vokabeln. Wenn ich erwarte, dass die Verwendung anders-sprachlicher oder gar frei erfundener Worte verstanden wird, dann ist dagegen nichts einzuwenden. Interessant hier vielleicht die Bücher von Ze do Rock zu lesen. Es ist stets völlig klar, was gemeint ist und die verwendete Sprache ist durchaus nicht unästhetisch.
Die saubere und eindeutige Verwendung von Sprache ist jedoch anstrengend, anstrengend, anstrengend...
Ich frage mich immer: Was ist hier Pflicht, was ist Kür?
Einerseits jemand dem die Form der Sprache nicht ausreichend klar ist, der sich aber inhaltlich sauber ausdrückt...
Umgekehrt:
Jemand der sich formal toll ausdrücken kann, aber z.B. zu viel verklausuliert, so dass der Inhalt auf der Strecke bleibt...
Ich schätze, dass es ungleich schwerer fällt sich sauber auszudrücken, wenn man in der Verwendung der Sprache nicht sicher ist.