Ich finde den amerikanischen Stil der Außenpolitik einfach katastrophal. Ob Obama oder McCain... verkrustetet sind die außenpolitischen Ansichten beider Parteien. Härte zeigen, Fehler auf Andere schieben (böser Iran, böses China), sein eigenes Land in einer weltweiten unerschütterlichen Führung sehen und immer wieder auf Europa zurückkommen, wenn es im Konzept passt.
Das kann man so pauschal sicherlich nicht sagen. Der außenpolitische Stil eines Landes wird stark von der jeweils amtierenden Regierung geprägt. Während das Credo des „peace and democracy for the world“ sicherlich langfristig gilt, kann jeder Machthaber dies jedoch kurzfristig unterschiedlich auslegen. Was Bush daraus gemacht hat, haben wir gesehen, daraus auf folgende Regierungen zu schließen, halte ich für überhastet. Viele gehen davon aus, dass sowohl Obama als auch McCain sich als Präsidenten weniger unilateral gäben, eher den Dialog zu den Partnern suchen würden und mehr Rücksicht auf die internationalen Organisationen (allen voran die UNO) nähmen. Dieses schwankende „je nach dem, wie es ins Konzept passt“ war zunächst typisch für die Bush-Regierung, wird sich so jedoch nicht fortsetzen lassen. Selbst die jetzige Regierung hat ja schon gemerkt, dass man so nicht weiter kommt, zukünftige werden sich umso mehr daran erinnern.
Irgendwo hörte ich den Spruch: "Frage als Amerikaner nicht, was dein Land für dich tun kann, frage dich, was du für Amerika tun kannst"
Das Originalzitat stammt aus John F. Kennedys Antrittsrede 1961 und lautet:
"Und so, meine amerikanischen Mitbürger: Fragt nicht, was euer Land für euch tun wird - fragt, was ihr für euer Land tun könnt. Meine Mitbürger in der Welt: Fragt nicht, was Amerika für euch tun wird, sondern fragt, was wir zusammen für die Freiheit des Menschen tun können."
Im Originalkontext bedeutete das nicht, dass die Amerikaner ihre Verantwortung abstritten, sondern dass man diese nicht alleine wahrnehmen könne. Jeder sollte damals nach seinen Möglichkeiten seinen Beitrag leisten, selbstverständlich auch die Vereinigten Staaten. Dieser Grundsatz kann, wie ich finde, heute und in Zukunft uneingeschränkte Gültigkeit besitzen.
Und da kommen wir wieder zur Rolle der Weltpolizei. Kann Amerika sich überhaupt noch leisten Weltpolizei zu sein? Ist es noch der
leistbar? Wer bezahlt den? Wir, die Chinesen, die Afrikaner, die schamlos ausgenutzt werden? Amerika? Amerika ganz sicher nicht.
Wir alle sollten den Kampf bezahlen. Nur eben auf andere Weise. Dass man der asymmetrischen Kriegführung von Terroristen nicht mit „hard power“, sprich militärischer Gewalt, begegnen kann, haben wir bereits gesehen.
Was bleibt übrig? „Soft power“! Wir alle müssen versuchen, in den potentiellen Krisengebieten dieser Welt die Kraft der westlichen Werte wirken zu lassen. Dazu gehört es, die wirtschaftlich am Boden liegenden Staaten in fairer und angemessener Weise am Welthandel teilhaben zu lassen und nicht den uneingeschränkten Freihandel zu propagieren, der die Industrieländer bisher so schamlos bevorteilt. Dazu gehört es, die Überlegenheit demokratischer Werte in der Welt deutlich zu machen. Insofern ist der amerikanische Anspruch nicht falsch. Nur die Mittel sind und waren es bisweilen. Überzeugungskraft ist gefragt, und die leistet man nicht mit militärischer, sondern mit wirtschaftlicher und politischer Arbeit. Das ist ein langfristiger Job und seine erfolgreiche Bewältigung eine Utopie. Aber warum nicht den Versuch wagen?
Die weltweite Zusammenarbeit auf gesellschaftlicher und politischer Ebene ist möglicherweise die einzige logische Perspektive einer weltweiten Globalisierung. Amerika ist dann nicht mehr als ein Mitglied in dieser weltweiten Zusammenarbeit. Eines unter vielen. Eines das keine höhere Ansprüche stellen kann, ohne nicht entsprechende Leistung in die Welt zu tragen.
Nicht nur möglicherweise, sondern ganz bestimmt ist die weltweite Zusammenarbeit auf gesellschaftlicher und politischer Ebene die einzige logische Perspektive. Allerdings werden die USA auch auf Dauer eine Vorreiterrolle in diesem System besitzen. Die nonpolare Welt wird es so nicht geben, eher eine multipolare Welt mit mehreren Großmächten und einigen Mittelmächten. Denn dass das Land mit der mit Abstand größten Wirtschaftskraft nur ein Mitglied unter vielen sein wird, ist für mich schlicht nicht vorstellbar. Insofern wird der amerikanische Präsident auch in Zukunft einer der wichtigsten Menschen, wenn nicht der wichtigste, auf diesem Planeten bleiben.
Nein, ist er nicht und darum wird sich nichts ändern. (Als Präsident ist er ja eh nur das Püppchen der Wirtschaft und darf halt ab und zu den Soldaten den Marsch angeben, von daher... was soll's) Vielleicht ein bisschen politische China-Israel-Europa Kosmetik hier und da, aber die Welt besteht bekanntlich aus mehr.
Möglicherweise, möglichweise aber auch nicht. Wir sehen, dass ein Mensch wie Obama die Massen dazu bewegen kann, sich wieder mit Politik zu beschäftigen, ja sogar wieder an die Politik zu glauben. Nur durch Leute wie ihn kann es möglich werden, dass wir weltweit aufgerüttelt werden und gemeinsam ein System schaffen, dass uns wieder Handlungsspielraum im Spiel der internationalen Finanzmärkte und der globalisierten Welt verschafft. Wer sagt, das schaffen wir eh nicht, hat schon verloren.
Wer aber sagt "Don't tell me change is not possible" und „Yes, we can!“, der hat vielleicht eine Chance. Ich bin außerordentlich gespannt.