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Nach dem "Stil"-Thread von Proteus will ich mal einen separaten kleinen Thread rund um das sog. "gute Benehmen" eröffnen, auch über den bekannten "Knigge" hinaus. Was macht denn (ausser der Klamotte) einen modernen "Gentleman" bzw. eine "Lady" aus? Etikette kann kompliziert sein und häufig ist man unsicher, ob sich das was man tut nun "gehört" oder nicht. Hier kann jeder seine kleineren und größeren Erfahrungen mit dem leidigen Thema "Benimm" posten, sowie vielleicht ein paar zusätzliche "nice to know"-Tipps oder auch Fragen stellen.
Ich fange mal (aus durchaus aktuellem Anlass) an:
Wer bezahlt im Restaurant?
Man führt jemanden z.B. in ein Restaurant aus, einen guten Freund, einen Geschäftspartner, die Freundin, Frau, neue Flamme etc. pp., hat einen schönen Abend und es kommt zum Moment, zu dem die Rechnung bezahlt werden muss. Wer bezahlt nun, und vor allem: was?
Man sollte sich sicherheitshalber darauf einstellen, die Rechnung alleine übernehmen zu können. Wer nichts im Beutel hat kann keine Sprünge machen, also sollte man unter Freunden (männl./weibl.) grundsätzlich vorher diskret klarstellen, wie der "Bezahlmodus" aussieht. Zusammen oder getrennt? Ich sage schon im Vorfeld "Ich lade dich heute ein!", wenn ich das machen will, das verhindert die Diskussion am Ende wer nun die Rechnung bezahlt. Ansonsten gilt für mich bei Freunden, dass die Rechnung durch die Anzahl der Gäste geteilt wird und jeder Trinkgeld gibt soviel er/sie möchte. Fair sind getrennte Rechnungen, das funktioniert auch ganz gut, aber sofort darauf zu bestehen lässt einen kleinlich wirken falls man unterdurchschnittlichen Anteil an der Rechnung hatte. Je nach Einkommenssituation ist das aber vollkommen okay.
Wenn man als Mann mit einer Frau zu einem Date essen geht und ernsthaftes Interesse an der Dame hat, sollte man grundsätzlich die Rechnung übernehmen. Ich weiss, dass das überkommen ist und ein Relikt aus einer Zeit zu der Frauen noch über kein eigenes Einkommen verfügten - da konnte dann der Mann generös einladen und sich profilieren. Aber ich habe bei Dates eher miese Erfahrungen damit gemacht, Rechnungen zu teilen oder Frauen zahlen zu lassen, wenn sie es angeboten haben. Selbst wenn eine Frau also anbietet, die Rechnung zu teilen oder selbst zu zahlen, sollte man es als Mann nicht zulassen. Die Dame mag emanzipiert und weltgewandt sowie finanziell gutsituiert erscheinen, aber es gab es in meinem Leben genug Gelegenheiten, zu denen mir das negativ ausgelegt und im Nachhinein auf's Brot geschmiert wurde. WIRKLICH! Wenn man als Mann selbst zahlt, kann man gar nichts falsch machen, alles andere ist vermeidbares Risiko - man ist zwar moralischer Sieger weil man objektiv und nach allen "Knigge-Regeln" nichts falsch gemacht hat (man darf sich als Mann durchaus einladen lassen) aber das nützt einem hinterher auch nichts. Man kann dem Kellner die Kreditkarte unauffällig unterschieben, selbst unter einem Vorwand zahlen gehen sobald alles abgeräumt ist oder es sonstwie anstellen, nur man sollte Diskussionen am Tisch vermeiden und sie erst gar nicht dazu kommen lassen, die Rechnung zu begleichen, es sei denn man hat vorher eine anderthalbstündige Diskussion über Frauenrechte geführt und selbst da ist es noch nicht sicher dass sie einem das Bezahlverhalten hinterher nicht ankreidet. Ausnahme: sie lädt einen im Vorfeld ein und da sollte man so tun als hätte man es vergessen und zumindest versuchen zu zahlen.
In Beziehungen / Ehen regelt man dieses Thema im Vorfeld oder nachher Zuhause. Das Bezahlen sollte möglichst schnell und unkompliziert vonstatten gehen. Nichts ist nerviger als Päarchen, die sich gegenseitig auf's Brot schmieren, wer nun wieviel diesen Monat wofür ausgegeben hat, sobald die Rechnung kommt. Das sind Themen, die in die eigenen vier Wände gehören.
Wer einlädt, zahlt. Wenn man also großspurig ankündigt dass heute alles auf die eigene Patte geht kann man hinterher keinen Rückzieher machen, egal wie hoch die Rechnung wird (und das kann bei einer großen Runde richtig viel werden). Man sollte also wenigstens eine Kredit- oder EC-Karte dabeihaben. Nichts ist unentspannender als ein "Gastgeber" der beim Bestellen die Erbsen zählt und z.B. bestimmte Teile der Getränkekarte ausschliesst.
Trinkgelder werden in Deutschland auf 10%+ der Rechnungshöhe gegeben. Dabei wird auf einen glatten Betrag aufgerundet. Der Chef de rang muss sich für so ein Trinkgeld nicht sofort überschlagen, aber freundliche und zuvorkommende Bedienung sollte man immer zusätzlich honorieren. Man muss ausgesprochen schlechten Service aber nicht mit einem Trinkgeld belohnen, grundsätzlich sollte man nicht primär einen zuvorkommenden und bemühten Tischservice für Katastrophen aus der Küche verantwortlich machen. Wenn man kein Trinkgeld hinterlässt, spricht man besser an woran es liegt, nach einem besonders unangenehmen Abend geht das nächste Essen oft auf Kosten des Hauses. Trinkgelder kann man sich nebenbei auch quittieren lassen, einfach den Betrag nennen und auf die Rechnung setzen lassen. Wann immer es möglich ist, sollte man Trinkgelder aber in Bar auszahlen. Im Ausland ("tip is not included") gibt man 15-20%+ Trinkgeld im Restaurant. Falls man in die Verlegenheit kommt, in einem Restaurant ohne Reservierung zu erscheinen und alle Plätze sind ausgebucht kann der Maitre d'hotel für ein diskretes Trinkgeld von 20-50 Euro je nach Preisklasse und Belegung manchmal noch etwas regeln, ein Tisch für 2 Personen ist meist noch irgendwo aufzutreiben oder aufzustellen, wenn man keine großen Ansprüche stellt. Bei Rabatten auf das Essen oder dem Bezahlen mit Gutscheinen gibt man Trinkgelder als hätte man den vollen Preis bezahlt. Wenn der Gastgeber ein bisschen geizig mit dem Trinkgeld war, ist es nett auch als Gast beim Rausgehen dem Kellner unauffällig das Trinkgeld aufzustocken. Man wird den Unterschied beim nächsten Besuch merken.
Grundsätzlich sagt man: je offizieller die Einladung war und je eleganter der Abend, desto subtiler sollte der Bezahlvorgang sein. Für das Bezahlen mit Bargeld verlässt man den Tisch, eine Kreditkarte kann man der Rechnung beilegen. Diskretion ist das Wichtigste.
So, das dazu... ich hoffe auf eine angeregte Diskussion...
Ich fange mal (aus durchaus aktuellem Anlass) an:
Wer bezahlt im Restaurant?
Man führt jemanden z.B. in ein Restaurant aus, einen guten Freund, einen Geschäftspartner, die Freundin, Frau, neue Flamme etc. pp., hat einen schönen Abend und es kommt zum Moment, zu dem die Rechnung bezahlt werden muss. Wer bezahlt nun, und vor allem: was?
Man sollte sich sicherheitshalber darauf einstellen, die Rechnung alleine übernehmen zu können. Wer nichts im Beutel hat kann keine Sprünge machen, also sollte man unter Freunden (männl./weibl.) grundsätzlich vorher diskret klarstellen, wie der "Bezahlmodus" aussieht. Zusammen oder getrennt? Ich sage schon im Vorfeld "Ich lade dich heute ein!", wenn ich das machen will, das verhindert die Diskussion am Ende wer nun die Rechnung bezahlt. Ansonsten gilt für mich bei Freunden, dass die Rechnung durch die Anzahl der Gäste geteilt wird und jeder Trinkgeld gibt soviel er/sie möchte. Fair sind getrennte Rechnungen, das funktioniert auch ganz gut, aber sofort darauf zu bestehen lässt einen kleinlich wirken falls man unterdurchschnittlichen Anteil an der Rechnung hatte. Je nach Einkommenssituation ist das aber vollkommen okay.
Wenn man als Mann mit einer Frau zu einem Date essen geht und ernsthaftes Interesse an der Dame hat, sollte man grundsätzlich die Rechnung übernehmen. Ich weiss, dass das überkommen ist und ein Relikt aus einer Zeit zu der Frauen noch über kein eigenes Einkommen verfügten - da konnte dann der Mann generös einladen und sich profilieren. Aber ich habe bei Dates eher miese Erfahrungen damit gemacht, Rechnungen zu teilen oder Frauen zahlen zu lassen, wenn sie es angeboten haben. Selbst wenn eine Frau also anbietet, die Rechnung zu teilen oder selbst zu zahlen, sollte man es als Mann nicht zulassen. Die Dame mag emanzipiert und weltgewandt sowie finanziell gutsituiert erscheinen, aber es gab es in meinem Leben genug Gelegenheiten, zu denen mir das negativ ausgelegt und im Nachhinein auf's Brot geschmiert wurde. WIRKLICH! Wenn man als Mann selbst zahlt, kann man gar nichts falsch machen, alles andere ist vermeidbares Risiko - man ist zwar moralischer Sieger weil man objektiv und nach allen "Knigge-Regeln" nichts falsch gemacht hat (man darf sich als Mann durchaus einladen lassen) aber das nützt einem hinterher auch nichts. Man kann dem Kellner die Kreditkarte unauffällig unterschieben, selbst unter einem Vorwand zahlen gehen sobald alles abgeräumt ist oder es sonstwie anstellen, nur man sollte Diskussionen am Tisch vermeiden und sie erst gar nicht dazu kommen lassen, die Rechnung zu begleichen, es sei denn man hat vorher eine anderthalbstündige Diskussion über Frauenrechte geführt und selbst da ist es noch nicht sicher dass sie einem das Bezahlverhalten hinterher nicht ankreidet. Ausnahme: sie lädt einen im Vorfeld ein und da sollte man so tun als hätte man es vergessen und zumindest versuchen zu zahlen.
In Beziehungen / Ehen regelt man dieses Thema im Vorfeld oder nachher Zuhause. Das Bezahlen sollte möglichst schnell und unkompliziert vonstatten gehen. Nichts ist nerviger als Päarchen, die sich gegenseitig auf's Brot schmieren, wer nun wieviel diesen Monat wofür ausgegeben hat, sobald die Rechnung kommt. Das sind Themen, die in die eigenen vier Wände gehören.
Wer einlädt, zahlt. Wenn man also großspurig ankündigt dass heute alles auf die eigene Patte geht kann man hinterher keinen Rückzieher machen, egal wie hoch die Rechnung wird (und das kann bei einer großen Runde richtig viel werden). Man sollte also wenigstens eine Kredit- oder EC-Karte dabeihaben. Nichts ist unentspannender als ein "Gastgeber" der beim Bestellen die Erbsen zählt und z.B. bestimmte Teile der Getränkekarte ausschliesst.
Trinkgelder werden in Deutschland auf 10%+ der Rechnungshöhe gegeben. Dabei wird auf einen glatten Betrag aufgerundet. Der Chef de rang muss sich für so ein Trinkgeld nicht sofort überschlagen, aber freundliche und zuvorkommende Bedienung sollte man immer zusätzlich honorieren. Man muss ausgesprochen schlechten Service aber nicht mit einem Trinkgeld belohnen, grundsätzlich sollte man nicht primär einen zuvorkommenden und bemühten Tischservice für Katastrophen aus der Küche verantwortlich machen. Wenn man kein Trinkgeld hinterlässt, spricht man besser an woran es liegt, nach einem besonders unangenehmen Abend geht das nächste Essen oft auf Kosten des Hauses. Trinkgelder kann man sich nebenbei auch quittieren lassen, einfach den Betrag nennen und auf die Rechnung setzen lassen. Wann immer es möglich ist, sollte man Trinkgelder aber in Bar auszahlen. Im Ausland ("tip is not included") gibt man 15-20%+ Trinkgeld im Restaurant. Falls man in die Verlegenheit kommt, in einem Restaurant ohne Reservierung zu erscheinen und alle Plätze sind ausgebucht kann der Maitre d'hotel für ein diskretes Trinkgeld von 20-50 Euro je nach Preisklasse und Belegung manchmal noch etwas regeln, ein Tisch für 2 Personen ist meist noch irgendwo aufzutreiben oder aufzustellen, wenn man keine großen Ansprüche stellt. Bei Rabatten auf das Essen oder dem Bezahlen mit Gutscheinen gibt man Trinkgelder als hätte man den vollen Preis bezahlt. Wenn der Gastgeber ein bisschen geizig mit dem Trinkgeld war, ist es nett auch als Gast beim Rausgehen dem Kellner unauffällig das Trinkgeld aufzustocken. Man wird den Unterschied beim nächsten Besuch merken.
Grundsätzlich sagt man: je offizieller die Einladung war und je eleganter der Abend, desto subtiler sollte der Bezahlvorgang sein. Für das Bezahlen mit Bargeld verlässt man den Tisch, eine Kreditkarte kann man der Rechnung beilegen. Diskretion ist das Wichtigste.
So, das dazu... ich hoffe auf eine angeregte Diskussion...
