@ Cohni
Ich muss dir rundweg eingestehen, dass mir die Dimensionen der Probleme, die die 'digitale Gesellschaft' erwirkt, lange Zeit in ihrer besonderen Komplexität
nicht bewusst waren. Erst nach Vorträgen, die ich u.a. von Datenschutzexperten in den USA, bei Kongressen in Berlin und an bundesdeutschen Hochschulen gehört habe, ist mir die Tragweite deutlich geworden.
Es ist eben leicht, mal eben bekannte Bilder aus der Real-Welt oder auch nur Bagatellisierungen an Problemstellungen anzulegen. Dazu neigen wir ja
alle. Darunter leidet aber dann auch die gesamte Informationspolitik selbst z.B. im Bundestag. Die Abgeordneten (wie sowieso die meisten Bürger) sind da oft völlig überfordert. Entsprechend neigt man dazu, einfache oder schnelle Lösungen einzugehen. Fatal hinsichtlich der Auswirkungen...
Als gesellschaftsrelevante Beispiele kann man da einfach mal das absurde Abmahnwesen (Störerhaftung) und auch die Quellen-TKÜ (Staatstrojaner) oder das Thema 'Netzsperren' anführen. Öffentlich meist banalisierte, meist polemisch verkürzte Themen, die aber in Wahrheit komplex und vor allem gesellschaftlich ungeheuer bedeutsam sind.
Was kann man also tun?
Ich mein, zuletzt sitzen wir alle im gleichen Boot. Wenn wir Misstände hinnehmen, dann werden wir sie selber irgendwann auch mal ausbaden. Heute ist es indes bereits schwer, Misstände überhaupt in ihrem Kern auzuformulieren, ja, zu erkennen. Unsere Welt ist eben komplexer geworden - und mit der digitalen Gesellschaft auch multi-dimensional.
Erstes Gebot ist dabei dann letztlich: die Mühen nachzuholen - und sich grundlegend zu bilden. Ein Missstand, der ja bereits beim Schulwesen heute zu beklagen ist. Denn den Schülern wird doch beispielsweise nicht einmal mehr hinreichend erklärt, was z.B. eine 'Demokratie' überhaupt ist... Die Schüler bekommen dort Wikipedia-Wissen übermittelt. Völlig unzureichend und sogar irreführend.
Ja, sagen die dann... Demokratie... das ist, wenn die 'Mehrheit' bestimmt... Aber genau das ist schon falsch. Staatsrechtlich ist eine Demokratie eben nicht eine 'Mehrheits'-Gesellschaft, sondern eine 'Ordnung zur Freiheit' hin, die auf Grund von Gesetzen mit Blick auf die Staatsrechtsprinzipien, also dem solidarischen Gemeinwohl, organisiert wird. Sie ist kein 'Herrschafts-Instrument', sondern ein solidarisches Freiheitsgebilde, in dem die gesellschaftlichen Akteure, also Bürger und Institutionen und Firmen usw., einander solidarisch zum Lebensgelingen verhelfen. Und dies sind übrigens keine 'Ideal-Vorstellungen' - dies ist schlichte Staatsrechtslehre, wie sie an Universitäten von Staatsrechtlern gelehrt wird. Nur wird das Bürgern oder Schülern vermittelt? Nein...
Wer glaubt z.B., dass im Staatsrecht Begriffe wie 'Brüderlichkeit' oder gar 'Liebe' außerordentlich wichtig sind... ?!? Da lachen die meisten dann. Ich ebenso. Bis ich meine ersten Vorlesungen gehört habe... Da verging mir dann das Lachen. Nämlich anhand der Versäumnisse und Vergehen, die wir tatsächlich jeden Tag erleben müssen, obwohl wir hinsichtlich einer aufgeklärten Demokratie schon deutlich weiter sein müssten...
Also, was tut man nun konkret?
Man bildet sich, informiert sich grundlegend und gibt sich nicht mit vordergründigen Erkenntnissen und Reiz-Reaktionen zufrieden, begibt sich in Diskussion - beteiligt sich also bürgerlich und informiert dann auch Umfelder. Auch hier...
ich selber bin noch im CCC aktiv. Des weiteren unterstütze ich Initiativen. Z.B. gemeinsam mit meiner Frau hinsichtlich Initiativen gegen den Bildungsabbau... Aber auch gegen die Pathologisierung kindlicher Verhaltensmuster (ADHS usw.). Aber zusammen fahren wir dann auch mit unseren Töchterchen zum Beispiel zum 29C3, also der letzten Großverantstaltung des CCC in Hamburg (Dezember 2012), um uns mit Themen auseinanderzusetzen, mit denen wir in unserem Privat-Leben sonst kaum etwas zu tun haben. Die Informationen dienen dann wieder als Diskussionsgrundlage - wo immer man auch grade ist... Um Sensibilität hinsichtlich komplexer Themen zu wecken. Wie eben auch hier angesichts des Themas 'Zensur durch die Hintertüre - und ihre gesellschaftliche Relevanz'.
Indes ist das Phänomen, dass die meisten Diskutanten sich mit der Komplexität der aktuellen Themen noch gar nicht auseinandergesetzt haben, schier erschütternd. Und wie ja schon festgestellt: es geht hier ja auch nicht um Apple-Bashing... Ich nutze ja nicht umsonst diese Geräte und schätze viele Vorteile der selben. Wäre ich ein Apfel-Hasser, schriebe ich auch nicht solche Beiträge hier...
http://www.apfeltalk.de/forum/showthread.php?t=364752&page=19&p=3381016&highlight=Viren#post3381016
http://www.apfeltalk.de/forum/showthread.php?t=365644&page=2#post3378984
http://www.apfeltalk.de/forum/showt...ge=4&p=3384448&highlight=modulare#post3384448
Indessen habe ich mir bei aller Begeisterung für Apple meine bürgerliche Skepsis bewahrt… Darüber agiere ich. Z.B. stehe ich, nachdem ich Kontakt aufgenommen habe, seit zwei Jahren mit drei Apple-Managern in Austausch, um immer wieder auf Probleme aufmerksam zu machen, die ich mit denen dann diskutiere. Per Mail geht das hervorragend. Und bestenfalls ist ein Umdenken die Folge (siehe Foxconn, wo man anmerken muss, dass Apple noch vor vielen anderen Firmen, jetzt derzeit in Bewegung geraten ist). Das gleiche gilt für die Bundestagsabgeordneten, die man kontaktieren kann. Oder auch Redaktionen... So hat halt jeder seine Hobbys...
Derweil kann ich heute sagen, nachdem ich Vater geworden bin: ich mag meiner Tochter keine Welt zurücklassen, in der sie in ihrem Lebenglück behindert sein müsste... in der sie zu einem a-sozialen Wesen mutieren müsste, um überlebensfähig zu sein... in der sie nur noch 'die halbe Wahrheit' erfährt, weil Zensurmittel mittlerweile beiläufiger Alltag wären, indem Informationszugänge von Firmen willkürlich reguliert wären... Ich habe allzu sehr schätzen gelernt, was es bedeutet, frei und in einer solidarisch gerechten Welt zu leben. So etwas motiviert...
@ TheTripleist
Öffentliche Straßen? Viele Straßen werden/sind privatisiert... Werden sie dann zum rechtsfreien Raum? Ich hoffe, doch wohl nicht... (und glücklicher Weise ist das auch nicht der Fall...).
Aber ist eine desinormierte oder zensierte Gesellschaft weniger gefährlich, als ein rasendes Auto? Ich erinnere an den Irak-Krieg. Ein Krieg, von dem wir heute wissen, er beruhte völlig auf Desinformation. Die Opferzahlen stehen dabei in gar keinem Verhältnis mehr zu Opferzahlen des öffentlichen Straßenverkehrs. Allein Des-Information und Zensur machte dies mögich... Also: irrelevant... ungefählich? Nein. Vielmehr brandgefährlich und für Hunderttausende sogar tödlich...
Oder so etwas:
Apples zweifelhaftes Verhältnis zum Krieg - Anti-Kriegs-App abgelehnt...
http://www.sueddeutsche.de/digital/...s-gespaltenes-verhaeltnis-zum-krieg-1.1456177
iPhone App Store : Apple blockiert Info-App zu US-Drohnenangriffen...
http://www.spiegel.de/netzwelt/apps/apple-verbietet-drohne-app-a-853110.html
Ups, irrelevant? Nein, wir haben es bereits mit einem bedeutsamen Zensur- und politischen Lenkungsmittel zu tun.