Warum wird in so vielen Beiträgen Innovation mit dem Aktienkurs im Zusammenhang gebracht? Das eine hat doch mit dem anderen nichts zu tun!
Tut mir leid, aber da hast du nicht ganz verstanden, wie das mit der Börse funktioniert. Selbstverständlich hängt der Kurs mit der Frage der Innovationsfähigkeit zusammen - beim einen Unternehmen mehr, beim anderen weniger. Bei Apple besteht quasi 2/3 des Kurses daraus!
Der angenommene Wert eines Unternehmens (und daraus abgeleitet der Aktienkurs) besteht vereinfacht aus zwei Komponenten: den Sachwerten im Besitz der Firma - Fabriken, Gebäude, Geräte, Patente etc. - und dem Potential, das "der Markt" dem Unternehmen in Zukunft zutraut. Wenn ich eine Firma habe, die auf ner Million Bargeld sitzt, sonst aber nix hat außer einem faulen Chef, der das Firmenkapital verbrät, keine Produktion und nix, dann würde die Firma einen Börsenwert von etwas unter einer Million haben - Sachwerte minus der Kosten, die auf einen potentiellen Käufer zukommen würden, wenn er das unrentable Ding sofort dicht macht um einfach das Firmenvermögen zu behalten. Wenn ich andersrum eine Firma ohne jegliche Sachwerte, aber mit Millionenschulden habe, die aber ein paar Genies beschäftigt, welche grad kurz davor stehen, das ultimative AIDS-Heilmittel auf den Markt zu bringen, dann kann das Unternehmen gut und gerne für diverse Milliarden gehandelt werden, einfach weil gigantisches Potential da ist.
Apple hat ein paar Sachwerte, keine Frage, speziell im Patentbereich haben sie inzwischen einiges. Aber rechtfertigen tun die allein keine >500Mrd. $ Marktkapitalisierung. Apple hat z.B. keine einzige eigene Produktionsstätte. Was sie aber haben, ist einen Nimbus der Unfehlbarkeit - der Markt glaubt, dass Apple aus praktisch jeder Scheiße Gold machen kann. Dass jeder einzelne Schuß sitzt, jedes Produkt unglaubliche Margen erzielt und in Massen verkauft wird, dass sie es immer wieder schaffen, einen Markt mit einem neuen Produkt komplett umzukrempeln und von hinten aufzurollen. War ja im Grunde seit der Einführung der iPods mit ein paar wenigen Ausnahmen, die die Regel bestätigen, auch so. Das ist die genannte Innovationsfähigkeit, und die wird natürlich in den Aktienkurs eingepreist, weil die Anleger annehmen, dass Apples Umsatz und Gewinn bedingt durch diese Fähigkeit in Zukunft weiterhin steigen wird, der Unternehmenswert weiter steigt, undsoweiterundsofort. Ergo wollen sie alle Apple-Aktien, um daran teilzuhaben.
Jetzt lass mal gedanklich ein paar Risse im Nimbus der Unfehlbarkeit entstehen, lass die Leute mal realisieren, dass auch Apple gewaltig daneben treten kann, dass auch Apple keine Innovationen einfach zufliegen. Dann entstehen Zweifel an der rosigen Zukunft, man überlegt sich plötzlich, auf welchen Sachwerten denn die irrsinnige Marktkapitalisierung fußt, stellt fest, dass es da nicht soooo viel gibt, und ruck zuck ist der Wert im Keller. Und jetzt erklär mir bitte nochmal, warum die Innovationsfähigkeit nichts mit dem Kurs zu tun haben soll.
War ExxonMobile schon einmal Innovativ um Jahre lang Wertvollstes Unternehmen der Welt zu sein?
Ja, nur bekommst du davon wenig mit, wenn du nicht grad die Fachzeitschriften im Rohstoffbereich liest - Stichwort neue Fördertechniken und so. Ist nicht so sexy wie iPhones und iPads, deshalb wird das in der Öffentlichkeit halt nicht so breitgetreten. ABER: während ich auch ohne iPhone morgen noch mit dem Auto zur Arbeit fahren kann, mir was zu essen im Supermarkt kaufen kann, ne geheizte Wohnung vorfinde, ist all das kaum bzw. nur noch zu absurd hohen Preisen möglich, wenn wir einfach mal Exxon komplett mit allen ihren Sachwerten verschwinden lassen würden. Dreimal darfst du raten, welches Unternehmen sich im Ernstfall weniger Sorgen um die Nachfrage nach seinen Produkten machen muss...
Dazu kommt, dass ich die Sachwerte im Besitz von Exxon für erheblich wertvoller einschätzen würde als die Sachwerte von Apple. Bei Exxon dürfte also ein sehr viel größerer Teil des Unternehmenswerts von eben diesen Sachwerten herrrühren, und der Anteil der künftigen Perspektive am Aktienkurs deutlich geringer ausfallen - obwohl es auch da nicht so mies aussieht, siehe meine Ausführungen im letzten Absatz. Die Perspektive wiederum lässt sich ja durchaus auch nochmal aufspalten in verschiedene Unterbereiche wie z.B. die Frage, wie sich wohl die Nachfrage nach dem Produkt entwickelt, wie die Konkurrenz aufgestellt ist und eben gerade in diesem Zusammenhang die Frage, wie innovativ das Unternehmen im Vergleich zur Konkurrenz ist, um sich eben gegen diese behaupten zu können.
[/QUOTE]Der Aktienkurs ergibt sich aus Angebot und Nachfrage von Leuten, die damit Profit erzielen wollen, logisch das man bei einem Kurs von 700$ so langsam mal Gewinnmitnahmen tätigt.[/QUOTE]
Na ja, ähnlich logisch fand ich das auch, als der Kurs bei ca. 400$ stand und ich schon dachte "okay, irgendwann geht das abwärts, dann will ich raus sein" und folglich meine Aktien verkauft habe - mit gut Gewinn. Hätt ich mal bis heute gewartet...so viel zum Thema "Logik".