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Auf Desktop-Systemen vollkommener Alltag, erlaubt Apple auf seinen iOS-Geräten nicht, mehrere Benutzer anzulegen. Selbst Konkurrent Microsoft macht sich in einem seiner jüngsten Werbespots für das Surface lustig über diese Einschränkung in Apples mobilem Betriebssystem. Ob zurecht oder nicht, darüber zerbrechen sich unsere Redakteure Michael Reimann und Martin Wendel die Köpfe.[PRBREAK][/PRBREAK]
Hat ein Multi-User-System in der Post-PC-Ära keine Bedeutung mehr? Natürlich hat es das!
von Martin Wendel
Mit der Veröffentlichung des iPads haben Steve Jobs und Apple die Post-PC-Ära quasi eingeläutet. Fort von stationären Computern, Bildschirmen, Tastaturen, Mäusen und komplizierten Betriebssystemen führt der Weg hin zu einem für jeden einfach zu bedienenden Gerät, in der Cloud abgesicherten Daten und auf wenige Funktionen spezialisierte Apps. Eine der elementaren Funktionen von modernen Betriebsystemen – die Unterstützung mehrerer Benutzer – hat es bislang aber nicht ins Konzept von iOS geschafft. Geräte der Konkurrenz, die auf Windows oder Android als Betriebssystem setzen, bieten eine solche Funktionalität hingegen bereits länger.
Genau wie OS X baut auch iOS auf einem Unix-Kernel, einem waschechten Mehrbenutzersystem, auf. Die Voraussetzungen sind theoretisch also gegeben, bisher hat sich Apple aber geweigert, mehrere Benutzer für iOS-Geräte anlegen zu lassen. Mag das beim iPhone, bei dem es sich doch eher um ein persönliches Gerät handelt, nicht unbedingt notwendig oder wichtig erscheinen, würde eine solche Funktion vielen iPad-Nutzern sehr gelegen kommen. In vielen Familien und auch Unternehmen gehört es nämlich zum Alltag, dass ein iPad von mehreren Personen verwendet wird – und hier fangen die Probleme an.
Die Bedienung des iPads ist darauf ausgerichtet, Apps zu verwenden. Und Apps haben die Eigenart, in der Regel nur auf die Anmeldung oder Nutzung einer Person ausgelegt zu sein. So müsste man sich in der Facebook-App immer wieder an- und abmelden, in vielen Spielen an einem gemeinsamen Spielstand daddeln oder auf die persönliche iCloud verzichten, da man sich für den Zugriff auf Kontakt- und Kalenderdaten nur mit einer ID am Gerät anmelden kann. Von der Problematik, dass jeder Nutzer Zugriff auf alle persönlichen Daten hätte, ganz zu schweigen. Mit dieser Aufzählung kratzt man selbstverständlich nur an der Oberfläche an Einschränkungen, die einem von iOS bei der Nutzung mit mehreren Personen auferlegt werden.
Diese Probleme schreien förmlich nach der Möglichkeit, mehrere Benutzer für iOS-Geräte anlegen zu können. Warum Apple diese Funktion bisher nicht anbietet, kann nur spekuliert werden. Als Argument wird immer wieder hervorgebracht, dass Apple so einfach mehrere Geräte verkaufen könne – jedem Kopf im Haushalt sein iPad. Warum bietet dann zum einen die Konkurrenz, die genauso auf hohe Verkaufszahlen aus ist, genau eine solche Funktionalität an und warum stellt zum anderen dann niemand bei einem Desktop-System den Multi-User-Support in Frage?
Die Gründe liegen meiner Meinung nach woanders. Apple ist bekannt dafür, Funktionen erst dann in iOS zu integrieren, wenn sie perfekt funktionieren. iOS-Geräte haben derzeit nicht mehr als ein Gigabyte Arbeitsspeicher eingebaut. Um einen nahtlosen Wechsel der Benutzer mit laufenden Prozessen zu erlauben, könnte sich das als Flaschenhals erweisen. Ebenso könnte eine Unterstützung von mehreren Benutzern derzeit einfach nicht in Apples großen Plan passen. Zu gerne hält man Hardware- und Software-Funktionen zurück, um Verkaufsargumente für die nachfolgenden Geräte zu schaffen – man denke nur an Retina-Displays und Touch ID. Vielleicht wird es aber mit iOS 8 ja endlich so weit sein? Man kann nur hoffen und abwarten.
Multi-User-Betrieb - Nein Danke!
von Michael Reimann
Mehrere Benutzer unter iOS. Da kann ich nur sagen: „Nein Danke“. Aus ganz einfachen Gründen – und ich will dabei nicht das „Apple will mehr Geräte verkaufen“ Argument bringen. iPads, iPhones und iPods sind darauf ausgelegt, als persönliche elektronische Geräte zu funktionieren. Ich will damit sagen: Sie gehören in der Regel einer Person, die sie dann auch uneingeschränkt (im Rahmen der normalen iOS-Beschränkungen) nutzt. Daher ist dafür kein Multi-User-Betrieb nötig.
Der nächste Grund ist die Stabilität. Wir alle schätzen unsere Apple-Devices doch für ihre – in der Regel – reibungslose Funktion. Wir müssen uns keine Gedanken machen, ob das Gerät funktioniert oder nicht, es funktioniert. Mit einem Multiuserbetrieb handelt man sich zahlreiche Probleme ein. Vom zu geringen Speicher und der vielleicht noch nicht ausreichenden CPU-Leistung mal abgesehen, benötigen Mehrbenutzer-Systeme zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, was passiert wenn Benutzer A auf dem System eingreift um Benutzer B zu manipulieren. Oder wenn ein Benutzer vorhat, einen Jailbreak durchzuführen und der andere Nutzer das nicht möchte.
Aber auch ganz alltägliche Probleme kommen damit hoch. Wenn es mehrere Benutzer unter iOS geben soll, welcher davon ist der „Chef“? Wer darf die anderen Benutzer einrichten? Dieser Administrative Nutzer hat dann naturgemäß mehr Rechte auf dem System, als die anderen. Das führt dann neben technischen Sicherheitsproblemen auch zu sozialen. Was ist, wenn das „Admin-Kennwort“ in falsche Hände gerät? Was ist, wenn der Admin-User aus einer Laune heraus alle anderen User sperrt oder gar löscht (inklusive der iCloud-Daten)? Was passiert mit Ortungsdiensten, wenn User A sie einschaltet, User B das nicht möchte? Und wenn es keinen Admin-User gibt, weil doch alle gleichberechtigt sind: Wem gehört das Gerät dann eigentlich?
Diese Fragen bleiben derzeit unbeantwortet und nur, weil der Kernel (wirklich auch nur die unterste Schicht im System) einen Multi-User-Betrieb unterstützt muss man das noch lange nicht zur Oberfläche durchreichen. Die Probleme sind aus meiner Sicht größer als der Nutzen.
Hat ein Multi-User-System in der Post-PC-Ära keine Bedeutung mehr? Natürlich hat es das!
von Martin Wendel
Mit der Veröffentlichung des iPads haben Steve Jobs und Apple die Post-PC-Ära quasi eingeläutet. Fort von stationären Computern, Bildschirmen, Tastaturen, Mäusen und komplizierten Betriebssystemen führt der Weg hin zu einem für jeden einfach zu bedienenden Gerät, in der Cloud abgesicherten Daten und auf wenige Funktionen spezialisierte Apps. Eine der elementaren Funktionen von modernen Betriebsystemen – die Unterstützung mehrerer Benutzer – hat es bislang aber nicht ins Konzept von iOS geschafft. Geräte der Konkurrenz, die auf Windows oder Android als Betriebssystem setzen, bieten eine solche Funktionalität hingegen bereits länger.
Genau wie OS X baut auch iOS auf einem Unix-Kernel, einem waschechten Mehrbenutzersystem, auf. Die Voraussetzungen sind theoretisch also gegeben, bisher hat sich Apple aber geweigert, mehrere Benutzer für iOS-Geräte anlegen zu lassen. Mag das beim iPhone, bei dem es sich doch eher um ein persönliches Gerät handelt, nicht unbedingt notwendig oder wichtig erscheinen, würde eine solche Funktion vielen iPad-Nutzern sehr gelegen kommen. In vielen Familien und auch Unternehmen gehört es nämlich zum Alltag, dass ein iPad von mehreren Personen verwendet wird – und hier fangen die Probleme an.
Die Bedienung des iPads ist darauf ausgerichtet, Apps zu verwenden. Und Apps haben die Eigenart, in der Regel nur auf die Anmeldung oder Nutzung einer Person ausgelegt zu sein. So müsste man sich in der Facebook-App immer wieder an- und abmelden, in vielen Spielen an einem gemeinsamen Spielstand daddeln oder auf die persönliche iCloud verzichten, da man sich für den Zugriff auf Kontakt- und Kalenderdaten nur mit einer ID am Gerät anmelden kann. Von der Problematik, dass jeder Nutzer Zugriff auf alle persönlichen Daten hätte, ganz zu schweigen. Mit dieser Aufzählung kratzt man selbstverständlich nur an der Oberfläche an Einschränkungen, die einem von iOS bei der Nutzung mit mehreren Personen auferlegt werden.
Diese Probleme schreien förmlich nach der Möglichkeit, mehrere Benutzer für iOS-Geräte anlegen zu können. Warum Apple diese Funktion bisher nicht anbietet, kann nur spekuliert werden. Als Argument wird immer wieder hervorgebracht, dass Apple so einfach mehrere Geräte verkaufen könne – jedem Kopf im Haushalt sein iPad. Warum bietet dann zum einen die Konkurrenz, die genauso auf hohe Verkaufszahlen aus ist, genau eine solche Funktionalität an und warum stellt zum anderen dann niemand bei einem Desktop-System den Multi-User-Support in Frage?
Die Gründe liegen meiner Meinung nach woanders. Apple ist bekannt dafür, Funktionen erst dann in iOS zu integrieren, wenn sie perfekt funktionieren. iOS-Geräte haben derzeit nicht mehr als ein Gigabyte Arbeitsspeicher eingebaut. Um einen nahtlosen Wechsel der Benutzer mit laufenden Prozessen zu erlauben, könnte sich das als Flaschenhals erweisen. Ebenso könnte eine Unterstützung von mehreren Benutzern derzeit einfach nicht in Apples großen Plan passen. Zu gerne hält man Hardware- und Software-Funktionen zurück, um Verkaufsargumente für die nachfolgenden Geräte zu schaffen – man denke nur an Retina-Displays und Touch ID. Vielleicht wird es aber mit iOS 8 ja endlich so weit sein? Man kann nur hoffen und abwarten.
Multi-User-Betrieb - Nein Danke!
von Michael Reimann
Mehrere Benutzer unter iOS. Da kann ich nur sagen: „Nein Danke“. Aus ganz einfachen Gründen – und ich will dabei nicht das „Apple will mehr Geräte verkaufen“ Argument bringen. iPads, iPhones und iPods sind darauf ausgelegt, als persönliche elektronische Geräte zu funktionieren. Ich will damit sagen: Sie gehören in der Regel einer Person, die sie dann auch uneingeschränkt (im Rahmen der normalen iOS-Beschränkungen) nutzt. Daher ist dafür kein Multi-User-Betrieb nötig.
Der nächste Grund ist die Stabilität. Wir alle schätzen unsere Apple-Devices doch für ihre – in der Regel – reibungslose Funktion. Wir müssen uns keine Gedanken machen, ob das Gerät funktioniert oder nicht, es funktioniert. Mit einem Multiuserbetrieb handelt man sich zahlreiche Probleme ein. Vom zu geringen Speicher und der vielleicht noch nicht ausreichenden CPU-Leistung mal abgesehen, benötigen Mehrbenutzer-Systeme zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, was passiert wenn Benutzer A auf dem System eingreift um Benutzer B zu manipulieren. Oder wenn ein Benutzer vorhat, einen Jailbreak durchzuführen und der andere Nutzer das nicht möchte.
Aber auch ganz alltägliche Probleme kommen damit hoch. Wenn es mehrere Benutzer unter iOS geben soll, welcher davon ist der „Chef“? Wer darf die anderen Benutzer einrichten? Dieser Administrative Nutzer hat dann naturgemäß mehr Rechte auf dem System, als die anderen. Das führt dann neben technischen Sicherheitsproblemen auch zu sozialen. Was ist, wenn das „Admin-Kennwort“ in falsche Hände gerät? Was ist, wenn der Admin-User aus einer Laune heraus alle anderen User sperrt oder gar löscht (inklusive der iCloud-Daten)? Was passiert mit Ortungsdiensten, wenn User A sie einschaltet, User B das nicht möchte? Und wenn es keinen Admin-User gibt, weil doch alle gleichberechtigt sind: Wem gehört das Gerät dann eigentlich?
Diese Fragen bleiben derzeit unbeantwortet und nur, weil der Kernel (wirklich auch nur die unterste Schicht im System) einen Multi-User-Betrieb unterstützt muss man das noch lange nicht zur Oberfläche durchreichen. Die Probleme sind aus meiner Sicht größer als der Nutzen.
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