Disput eskaliert: Fortnite fliegt aus App Store, Entwickler verklagt Apple

Martin Wendel

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Martin Wendel
Die Kritik am App-Store-Modell von Apple wird immer lauter. Von Donnerstag auf Freitag ist ein Disput zwischen Epic Games, dem Entwicklerstudio hinter dem enorm populären Multiplayer-Shooter Fortnite, und Apple regelrecht eskaliert. Die Konsequenz: Apple schmeißt Fortnite kurzerhand aus dem App Store, Epic Games reagiert mit einer Klage – und ruft dazu auf, sich dem Kampf gegen das App-Store-Modell von Apple anzuschließen.
Fortnite-Update verletzt App-Store-Regeln


In den letzten Stunden ging es Schlag auf Schlag. Epic Games hat eine neue Version von Fortnite im App Store veröffentlicht. Apple dürfte das Update allerdings nicht allzu genau begutachtet haben. Denn mit der Aktualisierung führt Fortnite für seine In-App-Käufe eine neue Zahlungsoption ein, die außerhalb des App Stores abgewickelt wird – und somit eine Umgehung der 30-prozentigen Gebühr für Umsätze im App Store darstellt. Eine klare Verletzung der Richtlinien von Apple.

Die neue Zahlungsoption wurde in Fortnite parallel zu der bestehenden In-App-Abrechnung angeboten. Konkret kann über In-App-Käufe die virtuelle Spielwährung V-Bucks gekauft werden, die innerhalb des Spiels wiederum in kosmetische Items und ähnliches investiert werden können. Der reguläre Preis von 1.000 solcher V-Bucks sind 9,99 US-Dollar, bei direkter Zahlungsabwicklung über Epic Games kostet das Währungspaket nur 7,99 Dollar.

Fortnite V-Bucks
Apple schmeißt Fortnite aus App Store


Apple reagiert kurz danach und wirft das momentan wohl populärste Multiplayer-Spiel aus dem App Store. "Epic Games hat heute den bedauerlichen Schritt unternommen, gegen die App-Store-Richtlinien, die gleichermaßen für alle Entwickler gelten und die Sicherheit unserer Userinnen und User im Store sicherstellen, zu verstoßen. Daher wurde die Fortnite-App aus dem Store entfernt", so Apple in einer Stellungnahme. Epic Games habe bewusst diese Richtlinien verletzt, heißt es weiter.
Epic Games ruft zum Kampf auf


Epic Games hat mit dieser Reaktion wohl bereits gerechnet – und sie bewusst provoziert. Auf YouTube wurde, angelehnt an den ikonischen 1984-Werbespot von Apple, ein Video mit dem Namen "Nineteen Eighty-Fortnite" veröffentlicht. Am Ende des Videos wird unter dem Hashtag #FreeFortnite dazu aufgerufen, sich dem Kampf anzuschließen, damit das Jahr 2020 nicht zu 1984 wird. Zudem hat Epic Games eine Klage gegen Apple wegen wettbewerbsfeindlicher Bedingungen eingebracht.

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Auch Google wird verklagt


Die Bedingungen im App Store sind dabei nicht das einzige Ziel von Epic Games. Denn dasselbe Fortnite-Update mit einer eigenen Zahlungsoption, die den In-App-Kauf günstiger anbietet, ist auch für Android erschienen. Google hat daraufhin ebenfalls Fortnite aus dem Play Store verbannt, woraufhin Epic Games auch eine Klage gegen Google eingebracht hat. Da unter Android Apps allerdings auch aus anderen Quellen installiert werden können, ist Fortnite hier weiterhin verfügbar.
Entwickler wehren sich gegen Apple


In den vergangenen Wochen gewinnen Kampagnen, die sich gegen die App-Store-Bedingungen von Apple wehren, immer mehr an Momentum. In Europa und den USA laufen zudem mehrere Untersuchungen, ob Apple mit dem App-Store-Monopol gegen Wettbewerbsrecht verstößt. Zuletzt wurde bekannt, dass Microsoft schon so wie Google Stadia sein Cloudgaming-Angebot xCloud nicht im App Store anbieten darf.

Via MacRumors (1|2|3)

Den Artikel im Magazin lesen.
 

Mitglied 87291

Gast
Das wird spannend. Ich denke dass die Klage gegen Apple in der EU durchaus potential hat. Gegen Google eher weniger da hier kein reines Monopol vorliegt.

@mainzer999
Darum geht es hier aber nicht. Es geht darum das Apple eine Nutzung des AppStore auf der eigenen Plattform vorschreibt. Das Monopol ist also nicht iOS sondern der AppStore als einzige Möglichkeit der Distribution von Software. Das geht auch aus der Klageschrift hervor. Epic möchte einen eigenen Store anbieten, so wie sie es auch auf dem PC gemacht haben.

In dem Schritt werfen Sie Apple einen Missbrauch ihrer Monopolstellung vor. Was man wohl auch kaum verneinen kann. 30% sind schon sehr happig. Ohne das Apple dafür einen Finger krumm macht (Außer eine App auf ihren Server zu laden und diese zur Verfügung zu stellen).
 

Mitglied 87291

Gast
@mainzer999
Ja natürlich. Du kannst auf jedem Android Handy .apk einfach so installieren oder aber sogar alternative Stores installieren und nutzen. Natürlich hat der Playstore den größten Marktanteil, ist aber definitiv nicht alternativlos.

Bei Apple ist das anders. Hier kommst du am AppStore nicht vorbei.

Aber deswegen sag ich ja dass die Klage gegen Google meiner Meinung nach wenig Chancen hat, die gegen Apple hingegen schon deutlich mehr. Ähnliche Urteile in der Vergangenheit sind gegen den Monopolisten ausgefallen.
 
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Mitglied 87291

Gast
Z.B. gegen Microsoft. Microsoft durfte nichtmal seinen eigenen Webbrowser als Standardinstallation lassen sondern musste eine Auswahl anbieten.

Dabei ist die tragweite des Standardbrowsers noch viel geringer als die des alternativlosen AppStores.
 

Martin Wendel

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Naja... aber als "ähnlich" kann man das nicht bezeichnen. Microsoft war Marktführer bzw. hatte ein quasi Monopol am PC-Markt.
 

Mitglied 87291

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Und der AppStore hat auf dem iPhone kein Monopol?

Nochmal, es wird nicht gegen iOS oder das iPhone geklagt sondern gegen die Marktbeherrschende Stellung des AppStores.
 
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hillepille

Melrose
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Und der AppStore hat auf dem iPhone kein Monopol?

Ist nach meinem Verständnis und deinem Microsoftbeispiel die falsche Frage, Frage wäre doch eher ob Apple mit der Verbreitung des iPhone im Handymarkt überhaupt eine Monopolstellung einnimmt. Sehe ich nicht so.
 

Mitglied 87291

Gast
@hillepille

Nein, in diesem Fall ist das nicht die richtige Frage.
Es geht nicht um die Plattform sondern um die Art der Softwareverteilung auf der Plattform. Und wenn man die Plattform iOS zugrunde legt, hat der AppStore auf dieser ein Monopol.

Es wird nicht gegen iOS geklagt und auch nicht gegen das iPhone. Es wird gegen den AppStore geklagt.
 

Dx667

Stina Lohmann
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Sehr spannend. Der Zeitpunkt ist natürlich perfekt gewählt.
Vorige Woche Microsoft, jetzt Apple, Spotify meldet sich auch schon...

Da ist einiges an Munition für die EU drin.

Vielleicht bewegt sich ja doch noch etwas in der Sache...wäre an der Zeit.
 
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kolvi

Apfel der Erkenntnis
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In unserer zunehmenden "alles-wird-gleich-und-immer-schön-political-correct" Gesellschaft wird dann irgendwann auch diese letzte "Monopol-Bastion" geschleift werden... aus meiner Sicht schade! Ein jeder muss künftig immer mehr befürchten, dass sein Geschäftsmodell - welches auch immer - und in das man viel Zeit und Geld investiert hat, von einem auf den anderen Tag gefährdet wird...

Was allerdings für Viele als offensichtliche Argumentation zählt, mag juristisch anders bewertet werden - hängt sicher auch von der Argumentation (in diesem Fall) seitens Apple ab.

Wobei - ist es denn wirklich ein Monopol? Wenn man das Spiel unbedingt auf dem smartphone spielen will, könnte man sich ja auch ein anderes Smartphone zulegen, oder?...
 

Verlon

Tiefenblüte
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Es geht nicht um die Plattform sondern um die Art der Softwareverteilung auf der Plattform. Und wenn man die Plattform iOS zugrunde legt, hat der AppStore auf dieser ein Monopol.

Das ist aber erstmal völlig irrelevant, so lange Apple keine marktbeherrschende Stellung hat. Die Frage ist, ob Apple das hat. Und wenn man sich die Umsatzanteile im Markt der App-Distribution anschaut, dann wird Apple schon in den USA und Europa einen hohen Anteil haben. Soweit ich weiß spricht man bei 40% Marktanteil von einer marktbeherrschenden Stellung. Dazu kommt, dass es quasi ein Duopol mit Google gibt. Echten Wettbewerb gibt es bei der App-Distribution nicht.
 
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DF0

Wilstedter Apfel
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Ich erinnere mich an eine Zeit, in der Entwickler, wenn sie nicht sogar vollends über den Tisch gezogen wurden und gar nichts bekamen, bestenfalls 30% des Verkaufspreises erhalten haben.
 
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MichaNbg

Goldrenette von Blenheim
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Apple ist genau das geworden, was sie in den 1980ern IBM und den 1990ern Microsoft vorgeworfen haben. Und sie versuchen ihre Stellung nicht weniger hart zu verteidigen als Microsoft in den 90ern und frühen 2000ern. Sie fressen vorher nur etwas Kreide und wissen eine recht betriebsblinde und fanatische Anhängerschar hinter sich.

Nicht mehr, nicht weniger.
 

Martin Wendel

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Es wird nicht gegen iOS geklagt und auch nicht gegen das iPhone. Es wird gegen den AppStore geklagt.
Nein, es wird gegen Apple geklagt.


Und der AppStore hat auf dem iPhone kein Monopol?
Diese Frage halte ich für wenig relevant. Relevant ist: Gibt es eine marktbeherrschende Stellung durch Apple im Bereich mobiler Apps. Und das kann man so und so argumentieren. Wenn die Sache so klar wie Kloßbrühe wäre, würde man sich nicht schon jahrelang damit beschäftigen.
 
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Mitglied 237873

Gast
Ich erinnere mich an eine Zeit, in der Entwickler, wenn sie nicht sogar vollends über den Tisch gezogen wurden und gar nichts bekamen, bestenfalls 30% des Verkaufspreises erhalten haben.
Und ich erinnere mich daran, dass damals ein Programm für 5€/10DM nicht schon von vielen als hochpreisig angesehen wurde.
 

MichaNbg

Goldrenette von Blenheim
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Ist doch eigentlich ganz einfach.

Microsoft sollte ab sofort von jeglichen Umsatz, den Apple auf der Windows Plattform macht (bsp. Apple Music, iTunes Store, ATV+, usw.) 30% bekommen. Sonst wird die Software automatisch deinstalliert.
Google sollte Apple Music aus dem Store werfen, weil Apple in Apple Music alternative Zahlungsmethoden an Google vorbei anbietet. Außerdem lässt sich Apple Music als APK laden und am Store vorbei installieren.
(-> https://support.apple.com/de-de/HT205381 )

Das sollte beides ganz dringend geändert werden. Weil ... äh "Sicherheit" und "Apple versucht auf den Errungenschaften anderer Geld zu verdienen." Das ist voll unfair und so.


Einfach mal Apple alles wegnehmen bzw. bepreisen, was sie anderen nicht zugestehen.
 
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