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So vielfältig die Farbauswahl mancher Apple Produkte ist, so einseitig scheint die weltweite Sicht der Medien auf den Konzern zu sein - Schwarz oder Weiß lautet die Devise. Beschäftigt man sich mit der Marke Apple, so hat man den Eindruck, dass man sich sehr schnell entscheiden muss, ob man 'dafür' oder 'dagegen' ist. Eine diversifizierte Sichtweise auf den angebissenen Apfel scheinen viele nicht in Betracht zu ziehen. Dies mag einerseits in der Firmengeschichte selbst begründet sein, andererseits vielleicht auch in der offensichtlich ausgesprochen medientauglichen Auswirkung von Beiträgen zu Apple.
Vor wenigen Tagen verfasste daher ein selbsternannter 'Ex-Fan', eigentlich Redakteur bei Spiegel Online, namens Hajo Schumacher einen Artikel mit der Überschrift "Apple, es reicht!". Absatz für Absatz zählt der Autor in diesem Artikel Dinge auf, die ihn an seiner 'Ex-Marke' Apple zunehmend stören und davon abgebracht haben, einer der elitären 'Auserwählten' zu sein, als den sich so mancher Fan aus frühen Zeiten sicherlich sehen mag.
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Bild via wtfoodge
Schumacher schreibt in seinem Artikel, dass er sich von der zunehmenden iPad-Verbreitung in sonst eher technikfernen Generationen ärgert. Anstatt sich zu freuen, dass selbst Bundestagsabgeordnete fortgeschrittenen Alters endlich die Möglichkeit haben, eine Art Computer produktiv im Alltag zu nutzen und die Welt der Technik nicht mehr sehen, wie die katholische Kirche die Erfindung von Kondomen, fühlt sich der Autor anscheinend gekränkt darüber, dass nun auch 'verstaubte Politiker' "ihr Fingerfett über den Touchscreen" verteilen. Es ginge bei der Nutzung der iPads auch nicht um Arbeit, sondern lediglich darum, dass andere sehen, dass man ein iPad hat. Die Gleichsetzung mit dem iPad als "Manta des 21. Jahrhunderts" soll dem Leser anschließend suggerieren, dass es sich zwar um Kult handelt, aber keineswegs um einen erfreulichen.
Abgesehen davon, dass der Vergleich mit einem Auto, welches aufgrund von werksseitig eher schwachen Motoren, aber einem ansprechenden Äußeren, zum Objekt der Begierde einer ganzen Generation von Tunern wurde, im Zusammenhang mit dem iPad arg hinkt, macht der Autor insofern keine verwertbare Aussage, da er lediglich versucht, Besitzer eines iPads in verstaubte Schubladen einzusortieren. Ähnlich wie das iPad selbst, werden also auch dessen Nutzer erstmal ordentlich durch den Kakao gezogen: Auf der einen Seite die, die glauben, sie hätten mit der Anschaffung eines iPads die Mitgliedskarte in einen ganz besonderen Club erworben, auf der anderen Seite die, die das iPad lächerlicherweise 'erfurchtsvoll' anfassen. Die Anmerkung, dass das iPad nicht einmal Flash kann und man mit dem Gerät "nur schwerlich telefonieren" kann, darf natürlich nicht fehlen.
Hier einige Richtigstellungen aus Sicht derer, die sich jeden Tag mit Produkten der Firma Apple und den Auswirkungen von stark vereinfachten Produkten auf Menschen mit wenig Ahnung von Technik befassen: Das iPad ist sicherlich nicht in jedem Haushalt eine sinnvolle Anschaffung. Sofern die Nutzer sich mit Computern auskennen, produktiv arbeiten wollen, über lange Zeit Flashinhalte sehen wollen oder eine richtige Tastatur haben wollen, sollte man tatsächlich darüber nachdenken, ob es Sinn macht, sich ein iPad anzuschaffen.
Doch wenn man ultramobil auf seine wichtigsten Daten zugreifen will, sich Bahnfahrten verkürzen möchte, sich eben NICHT mit Computern auskennt, oder einfach als Konsument die große Bandbreite an Möglichkeiten eines richtigen Computers nicht benötigt, macht ein iPad sehr wohl Sinn.
Wie oft kommt es vor, dass meine Verwandten mich aufgrund eines technischen Problems mit ihrem Rechner angerufen haben, da sie nicht weiter wussten. Die Ursache dieser Probleme waren meistens Fehler der Nutzer, welche bei einem iPad nicht entstanden wären. Das Ergebnis jedoch, also das stundenlange E-Mails-Schreiben und Surfen im Web, wären für die nun problembelasteten mit einem iPad vermutlich ein erfreulicheres gewesen.
Und nur weil dieses Konzept eines 'Computers für die breite Masse' aus Sicht des Altmeisters Hajo Schumacher ein Sakrileg zu sein scheint, wird sowohl das Gerät, als auch die Nutzer, an prominenter Stelle zur Niete gemacht. Und der Konzern gleich mit. Apple verfolge, so ist es dem Artikel weiter zu entnehmen, seit langer Zeit einen ominösen "Masterplan". Dessen Ziel sei es, den Nutzer in Apples Spinnennetz einzufangen und ihn nicht mehr zu freizugeben. Es ist die Rede von Zensur bei iTunes, Musik nur über den eigenen Store, "Wertschöpfungskreislauf", "Freiheitsberaubung" und "Datensaugen". Dass es für nahezu jedes dieser Probleme eine Alternative gibt, die innerhalb der Apple-Produktwelt völlig legal zu realisieren ist, blendet Schumacher aus.
Doch die Streuung falscher Tatsachen scheint dem Autoren ohnehin wesentlich mehr gelegen, als eine fachlich korrekte Recherche. Auszüge: Das iPhone 4 ist nicht in der Lage zu Telefonieren, erst recht nicht, wenn man von iPhone zu iPhone telefonieren möchte. Warum, wird uns nicht mitgeteilt, aber auf der Welle des inzwischen bis zur Erschöpfung diskutierten und mehrfach widerlegten 'Antennagate-Skandals" zu reiten, scheint immer noch einigen Spaß zu machen. Dann ist da noch Mac OS selbst, welches auch nicht mehr so läuft, wie es früher, "als alles besser war", mal lief. Termine aus iCal verschwinden spurlos, Adressen im Adressbuch mehren sich selbstständig, und das System synchronisiert sich mit absolut nichts. Interessant, denn wie bereits erwähnt, arbeiten wir jeden Tag mit ähnlichen Produkten, und können nichts dergleichen nachvollziehen.
Ich möchte nicht sagen, dass das iPhone 4 das beste Handy der Welt ist, aber ich habe damit, insbesondere was Telefonate betrifft, noch nie ein Problem gehabt. Zu Land, zu Wasser, auf dem Dorf oder in der Stadt: Gespräche brechen nicht ab.
Prinzipiell ist die Aufregung über solchen Unsinn, wie ihn Schumacher schreibt, verlorene Zeit. Doch es ist auch amüsant, welche Art von Artikel eine große Redaktion wie der Spiegel seinen Lesern zutraut. Im letzten Absatz disqualifiziert sich der "Ex-Fan" dann endgültig und schreibt:
Natürlich gibt es ein Leben ohne Apple. Wer sagt denn, dass man sich alles kaufen muss, was da so aus Cupertino Richtung Welt geschickt wird? Die Nutzung eines Apple-Produktes mit einer Droge, welche durch chemische Vorgänge zu psychischer und körperlicher Abhängigkeit führt, gleichzusetzen, entbehrt jeglicher Seriosität. Ob wir nun noch erwähnen müssen, dass Dieter Rams nie auch nur einen Finger für Apple gekrümmt hat, sondern lediglich als Quelle der Inspiration von Jonathan Ive genannt wurde, ist fraglich.
Ob also dafür oder dagegen? Die Frage stellt sich nicht. Wer's braucht, soll es sich eben kaufen. Wer's nicht braucht, lässt es halt. Über einen fingierten Zwang zu schreiben macht ebenso wenig Sinn, wie das Beleidigen von Menschen, die sich über stark vereinfachte Technik freuen. Über eine Oma mit Seniorenhandy würde doch auch niemand lachen, oder?
Vor wenigen Tagen verfasste daher ein selbsternannter 'Ex-Fan', eigentlich Redakteur bei Spiegel Online, namens Hajo Schumacher einen Artikel mit der Überschrift "Apple, es reicht!". Absatz für Absatz zählt der Autor in diesem Artikel Dinge auf, die ihn an seiner 'Ex-Marke' Apple zunehmend stören und davon abgebracht haben, einer der elitären 'Auserwählten' zu sein, als den sich so mancher Fan aus frühen Zeiten sicherlich sehen mag.
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Bild via wtfoodge
Schumacher schreibt in seinem Artikel, dass er sich von der zunehmenden iPad-Verbreitung in sonst eher technikfernen Generationen ärgert. Anstatt sich zu freuen, dass selbst Bundestagsabgeordnete fortgeschrittenen Alters endlich die Möglichkeit haben, eine Art Computer produktiv im Alltag zu nutzen und die Welt der Technik nicht mehr sehen, wie die katholische Kirche die Erfindung von Kondomen, fühlt sich der Autor anscheinend gekränkt darüber, dass nun auch 'verstaubte Politiker' "ihr Fingerfett über den Touchscreen" verteilen. Es ginge bei der Nutzung der iPads auch nicht um Arbeit, sondern lediglich darum, dass andere sehen, dass man ein iPad hat. Die Gleichsetzung mit dem iPad als "Manta des 21. Jahrhunderts" soll dem Leser anschließend suggerieren, dass es sich zwar um Kult handelt, aber keineswegs um einen erfreulichen.
Abgesehen davon, dass der Vergleich mit einem Auto, welches aufgrund von werksseitig eher schwachen Motoren, aber einem ansprechenden Äußeren, zum Objekt der Begierde einer ganzen Generation von Tunern wurde, im Zusammenhang mit dem iPad arg hinkt, macht der Autor insofern keine verwertbare Aussage, da er lediglich versucht, Besitzer eines iPads in verstaubte Schubladen einzusortieren. Ähnlich wie das iPad selbst, werden also auch dessen Nutzer erstmal ordentlich durch den Kakao gezogen: Auf der einen Seite die, die glauben, sie hätten mit der Anschaffung eines iPads die Mitgliedskarte in einen ganz besonderen Club erworben, auf der anderen Seite die, die das iPad lächerlicherweise 'erfurchtsvoll' anfassen. Die Anmerkung, dass das iPad nicht einmal Flash kann und man mit dem Gerät "nur schwerlich telefonieren" kann, darf natürlich nicht fehlen.
Hier einige Richtigstellungen aus Sicht derer, die sich jeden Tag mit Produkten der Firma Apple und den Auswirkungen von stark vereinfachten Produkten auf Menschen mit wenig Ahnung von Technik befassen: Das iPad ist sicherlich nicht in jedem Haushalt eine sinnvolle Anschaffung. Sofern die Nutzer sich mit Computern auskennen, produktiv arbeiten wollen, über lange Zeit Flashinhalte sehen wollen oder eine richtige Tastatur haben wollen, sollte man tatsächlich darüber nachdenken, ob es Sinn macht, sich ein iPad anzuschaffen.
Doch wenn man ultramobil auf seine wichtigsten Daten zugreifen will, sich Bahnfahrten verkürzen möchte, sich eben NICHT mit Computern auskennt, oder einfach als Konsument die große Bandbreite an Möglichkeiten eines richtigen Computers nicht benötigt, macht ein iPad sehr wohl Sinn.
Wie oft kommt es vor, dass meine Verwandten mich aufgrund eines technischen Problems mit ihrem Rechner angerufen haben, da sie nicht weiter wussten. Die Ursache dieser Probleme waren meistens Fehler der Nutzer, welche bei einem iPad nicht entstanden wären. Das Ergebnis jedoch, also das stundenlange E-Mails-Schreiben und Surfen im Web, wären für die nun problembelasteten mit einem iPad vermutlich ein erfreulicheres gewesen.
Und nur weil dieses Konzept eines 'Computers für die breite Masse' aus Sicht des Altmeisters Hajo Schumacher ein Sakrileg zu sein scheint, wird sowohl das Gerät, als auch die Nutzer, an prominenter Stelle zur Niete gemacht. Und der Konzern gleich mit. Apple verfolge, so ist es dem Artikel weiter zu entnehmen, seit langer Zeit einen ominösen "Masterplan". Dessen Ziel sei es, den Nutzer in Apples Spinnennetz einzufangen und ihn nicht mehr zu freizugeben. Es ist die Rede von Zensur bei iTunes, Musik nur über den eigenen Store, "Wertschöpfungskreislauf", "Freiheitsberaubung" und "Datensaugen". Dass es für nahezu jedes dieser Probleme eine Alternative gibt, die innerhalb der Apple-Produktwelt völlig legal zu realisieren ist, blendet Schumacher aus.
Doch die Streuung falscher Tatsachen scheint dem Autoren ohnehin wesentlich mehr gelegen, als eine fachlich korrekte Recherche. Auszüge: Das iPhone 4 ist nicht in der Lage zu Telefonieren, erst recht nicht, wenn man von iPhone zu iPhone telefonieren möchte. Warum, wird uns nicht mitgeteilt, aber auf der Welle des inzwischen bis zur Erschöpfung diskutierten und mehrfach widerlegten 'Antennagate-Skandals" zu reiten, scheint immer noch einigen Spaß zu machen. Dann ist da noch Mac OS selbst, welches auch nicht mehr so läuft, wie es früher, "als alles besser war", mal lief. Termine aus iCal verschwinden spurlos, Adressen im Adressbuch mehren sich selbstständig, und das System synchronisiert sich mit absolut nichts. Interessant, denn wie bereits erwähnt, arbeiten wir jeden Tag mit ähnlichen Produkten, und können nichts dergleichen nachvollziehen.
Ich möchte nicht sagen, dass das iPhone 4 das beste Handy der Welt ist, aber ich habe damit, insbesondere was Telefonate betrifft, noch nie ein Problem gehabt. Zu Land, zu Wasser, auf dem Dorf oder in der Stadt: Gespräche brechen nicht ab.
Prinzipiell ist die Aufregung über solchen Unsinn, wie ihn Schumacher schreibt, verlorene Zeit. Doch es ist auch amüsant, welche Art von Artikel eine große Redaktion wie der Spiegel seinen Lesern zutraut. Im letzten Absatz disqualifiziert sich der "Ex-Fan" dann endgültig und schreibt:
Langsam wird klar, warum die Börse Apple-Aktien so liebt. Hier läuft ein für die Ewigkeit angelegtes Kettenbriefspiel ab, das mitmachen muss, wer sich vorn fühlen will. Apple ist eine Droge, und alle sind druff. Fast alle. Gestern die alte Nokia-Stulle aus der Schublade gesucht. Endlich wieder telefonieren. Gibt es ein Leben ohne Apple? Wir werden es ausprobieren.
Natürlich gibt es ein Leben ohne Apple. Wer sagt denn, dass man sich alles kaufen muss, was da so aus Cupertino Richtung Welt geschickt wird? Die Nutzung eines Apple-Produktes mit einer Droge, welche durch chemische Vorgänge zu psychischer und körperlicher Abhängigkeit führt, gleichzusetzen, entbehrt jeglicher Seriosität. Ob wir nun noch erwähnen müssen, dass Dieter Rams nie auch nur einen Finger für Apple gekrümmt hat, sondern lediglich als Quelle der Inspiration von Jonathan Ive genannt wurde, ist fraglich.
Ob also dafür oder dagegen? Die Frage stellt sich nicht. Wer's braucht, soll es sich eben kaufen. Wer's nicht braucht, lässt es halt. Über einen fingierten Zwang zu schreiben macht ebenso wenig Sinn, wie das Beleidigen von Menschen, die sich über stark vereinfachte Technik freuen. Über eine Oma mit Seniorenhandy würde doch auch niemand lachen, oder?
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