Happy Birthday!
Heben wir unser Glas auf den 30. Geburtstag eines Unternehmens, das von vielen bewundert, wenn nicht geliebt wird - und das manche hassen, als wärs der Antichrist. Stoßen wir an auf das Jubiläum eines Herstellers, der die großen Erfolge mit seinen Ideen anderen überließ. Freuen wir uns mit einer Marke, die dennoch jedes Kind kennt: Apple.
Dabei hatte es diese Firma wahrlich nicht leicht. Von einem bisweilen chaotischen Steve Jobs gegründet und verlassen, folgte sie treu (aber nicht ins Verderben) seinen Nachfolgern. Sculley kannte sich mit koffeinhaltigem Kaltgetränk besser aus, Spindler hätte Apple am liebsten mit Sun vermählt und Amelios Rotstift richtete noch mehr Unheil an. Um diese Firma wieder ins Licht der staunenden Öffentlichkeit zu rücken, musste erst der bisweilen charismatische Steve Jobs heimkehren.
Dass Apple sein Betriebssystem einst nicht lizenzieren wollte und damit Bill Gates zu Windows inspirierte, ist hinlänglich bekannt. Es war nicht der einzige Fehler, von dem sich das Unternehmen aufrappeln musste. Was haben wir überraschende, überzeugende und überflüssige Produkte mit Apfel-Logo kommen und gehen sehen. Der Newton schob die Mobile-Evolution an, kam 1992 aber um Jahre zu früh. Auch die QuickTake 100, eine der ersten Digitalkameras, wollte Mitte der Neunziger niemand ernst nehmen. Würfelförmige Computer wurden ein Hit, als der bisweilen cholerische Steve Jobs den Cube schon begraben hatte.
OpenDoc verhieß modularen, plattformübergreifenden Code, doch mehr Glück damit hatte Sun. Pink, Taligent, Gershwin, und wie sie alle hießen, verschlangen Dollargebirge und Mannjahrzehnte, liegen aber bis heute im Giftschrank. PlainTalk verstand seinen Nutzer, lange bevor Philips und IBM gutes Geld mit Spracherkennung verdienten. Pippin scheiterte 1996 im Wohnzimmer, das heute Microsoft & Co. besetzen. HyperCard stellte man ein und begriff die Macht der Links erst, nachdem Tim Berners-Lee, ein Mac-Nutzer, das Web geschaffen hatte.
Ironie des Schicksals: Der Milliarden-Coup gelang ausgerechnet mit einer Erfindung anderer. Der iPod fährt deutlich mehr Umsatz ein als der Mac und verschaffte dem Unternehmen das mit Abstand profitabelste Quartal überhaupt. Anscheinend hat Apple endlich sein Erfolgsgeheimnis entdeckt - Ideen anderer ruhig adaptieren, nur eine Spur schicker und durchdachter. Was wünsche ich mir da nicht alles von den Designern aus Cupertino: Den All-in-one-Fernseher? Den digitalen Assistenten in der Armbanduhr? Ein elegantes und sicheres Betriebssystem, das auch auf Nullachtfuffzehn-PCs läuft? Liebe Firma Apple, wenn Ihr jetzt nicht wieder ein paar kapitale Fehler macht, werdet Ihr noch richtig groß. Prosit, auf die nächsten 30 Jahre!
Stephan Ehrmann