Den Menschen rein biologisch auf die Geschlechtsorgane beschränkt zu betrachten ist mit Verlaub eine dermaßen eingeschränkte Betrachtungsweise, die tatsächlich an die Sichtweise zur flachen Erde erinnert. Im Sinne dessen, dass ich nur das glaube, was ich im konkreten Moment aus meiner geringen Höhe stehend sehen kann. Da man die Krümmung des Horizont nicht sieht und er gerade erscheint, ist der Schluss nahe, die Erde sei flach.
Wenn man die ganze Geschichte aber ein bisschen näher betrachtet, erforscht, misst, experimentiert, berechnet, kommt man auch ohne Weltraumflug schnell zu der Erkenntnis, dass die Erde rund ist und der eigene Horizont vorher sehr eingeschränkt war, was zu einem falschen Schluss führte.
Der biologisch normierte Mensch kommt tatsächlich entweder als Weiblein oder Männlein auf die Welt. Dabei ist der genetische Unterschied mit dem Y-Chromosom biologisch gesehen extrem gering.
Aber die Biologie geht noch viel viel weiter, als nur bis zur zufälligen Bereitstellung eines Chromosom, um ein Geschlecht mit den entsprechenden körperlichen Merkmalen herauszustellen. Die Entwicklung des Gehirnes, die Zusammensetzung der Hormone usw. usw. all diese biologischen Prozesse im Körper bestimmen, wie man ist, als was man sich fühlt. Dieses Fühlen wird biologisch bestimmt.
Man wird also sexuell so geboren, wie man ist. Ob dann die körperlichen Merkmale hinzupassen oder nicht. Oder aber sie passen, weil man sich als Frau oder Mann, sich aber dennoch zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlt.
Die sexuelle Identität als Gesamtheit der biologischen Prozesse im Körper wird ebenso biologisch vorgegeben, wie die Geschlechtsorgane. Diese sind aber nicht bestimmend für die sexuelle Identität, sondern nur ein Teil derer.
Es ist einfach so unfassbar unfair, den Menschen absprechen zu wollen, in welche sexuelle Identität sie hineingeboren wurden. Ein Vorgang, den man schwerlich beeinflussen kann. Es hat einfach viel mit der Angst vor dem Fremden, vor dem Anderen, vor dem Nichtnormierten zu tun.
Aber lasst doch die Menschen sein, wie sie wollen, nein sogar müssen, wenn sie nicht mental krank werden wollen. Die biologische Frau oder der biologische Mann sind im Zweifel viel weniger eindeutiger, als mancher hier glauben mag.
Übrigens zeigt die Geschichte der Menschheit, dass weder eine offene, noch eine autoritär konservative Gesellschaft Einfluß auf die Entstehung von "abweichenden" Sexualidentitäten hat. Nur der Umgang damit ist anders. Wobei der Begriff "abweichend" Unsinn ist. Es gibt eine unterschiedliche Mengenverteilung der Identitäten und nichts abweichendes.
Weder Erziehung, noch gesellschaftlicher Zwang können eine angeborene sexuelle Identität "bezwingen".