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Das Ding verkauft sich wie die gute, alte Butterbrezel. Das wird sich so schnell auch nicht ändern. Die Käuferschaft allerdings, die ist sicher eine andere geworden. Die echten Apple-Jünger sieht man immer seltener vor den Stores campieren. Das gemischte Allerlei hat sie abgelöst – die, die das Gerät später auf Ebay verticken. Und während irgendwelche Halbstarken einen Skandal herbeibiegen möchten, wird man das Gefühl nicht los: das iPhone ist längst nicht mehr das Wichtigste am iPhone. Eine Abrechnung.[prbreak][/prbreak]
„Ich nehm gleich zwei, das andere verkauf’ ich“
Zwei Wochen und ein paar Zerquetschte ist es her, als es sie wieder vor den örtlichen, für viele nicht ganz so örtlichen, Apple-Store zog. Sie, das waren früher vor allem die Nerds, die Huldiger, die, für die Steve Jobs Worte Mantras waren. Man wartete also geduldig auf die Vorstellung neuer Produkte, um später in der Schlange stehen zu können. Dort wurde unter Gleichgesinnten geschwärmt, vielleicht auch gesponnen, sich aber vor allem ausgetauscht über die Gadgets, die unsere Welt nach und nach verändern sollten. Das war irgendwie verrückt-sympathisch, es wurde schließlich zum Kult.
Mit dem Release des ersten iPhones machte Apple einen Schritt Richtung Jeder – und so bahnte sich langsam an, was jetzt Realität vor den heiligen Verkaufshallen ist. Aus umliegenden Ländern wird angereist, weil das Gerät dort erst eine ganze Woche später erhältlich sein wird – zu lang für die Generation „Haben will“. Tage vorher sitzen sie da, für das Update des Smartphones, das alle so beschäftig. Auch die seriösesten aller Medien schalten die Werbung dazu kostenlos, Twitter quillt über und auf Facebook gibt es das Selfie des Wartenden im Minutentakt. Das iPhone? Sekundär. Man ist dabei. Und das ist alles.

Der Mitarbeiter im blauen Shirt ruft „Der nächste!“ in die Meute. Etwas weiter hinten wird einer laut, weil sich wieder jemand vorbeidrängeln möchte– klar, man muss doch vorne sein. Man muss einfach. Streit bahnt sich an, um den Platz in der Schlange. Noch etwas weiter hinten prahlt der Apple-Fan von heute im „Thank You, Steve“-Shirt, er wolle sich gleich zwei Geräte holen, das andere würde er für eine schöne Stange Geld auf Ebay verscherbeln. Das ist irgendwie verrückt-unsympathisch. Und das ist sicher nicht mehr das, was mal Kult war.
Von Hatern und solchen, die welche sein wollen
Jetzt, wo die halbe Welt auf ein Telefon schaut, brauchen wir aber auch einen passenden Skandal dazu. Weil wir wohl so sind. Wir finden es geil, wenn andere Fehler machen. Auch wenn es gar nicht ihre sind, sondern welche, die mit fragwürdigen Methoden daherprovoziert werden. Man stelle sich vor, man küsse beim einfahren in die Garage jedes Mal mit Absicht die Wand vor dem Auto – um die entstehenden Beulen als Herstellungsfehler zu reklamieren. Lächerlich, oder? Wohlwollend kann man das jetzt auf den „Bendgate“ zurückspiegeln, der so schon fast wie eine Kurzanleitung für Aktien-Bingo wirkt. Und so biegen Menschen Smartphones – auf Youtube, so, dass die halbe Welt ihnen dabei zusehen kann.
„Aluminium? Das biegt sich ja – woah!“ Das schlimmste daran sind selbsternannte Technik-Journalisten, die bei der Biegerei auch noch eine Hauptrolle spielen. So wurde der Computer Bild nach ihrem Video von Apple mitgeteilt, dass Testgeräte von nun an Tabu seien. Recht so, denn wo hört das denn auf? Wird das nächste iPhone am Asphalt entlang gezogen, um dem Gerät eine unzureichende Kratzfestigkeit zu attestieren? Berichterstattung für Skandalgeier braucht nun wirklich keiner und Ende September zieht das Argument des „Sommerlochs“ auch nicht mehr. Videos wie der Test von Unbox Therapy mit über 50 Millionen Klicks in einer Woche zeigen aber, wie stark das Interesse an dem „Skandal“ ist, der mittlerweile als Farce enttarnt wurde.
Fest steht eines, und das muss Cupertino klar sein: ihr Smartphone, so schön und fortschrittlich es sein mag, spielt mittlerweile die zweite Geige hinter all denjenigen, die das System zu ihrem Vorteil nutzen – oder einfach ihren Senf dazugeben wollen, so unqualifiziert er auch ist. Schuld daran ist der Hersteller in letzter Instanz selbst. Denn das ist der Preis für die Öffnung, dafür, ein Telefon zu kreiert zu haben, dass allen dienen soll, und nicht nur ein paar wenigen. Die Aufmerksamkeit ist ungebrochen, der nächste Skandal wird kommen. Und: Das iPhone wird sich auch weiterhin verkaufen. Aber wie es ist, wie es aussieht und was es kann – das wird sekundär bleiben.
Der Autor wirft an dieser Stelle regelmäßig einen Blick auf Vergangenes und Kommendes. Ob ernst oder luftig – die Kolumne widmet sich interessanten Themen, rechnet gerne ab und dichtet noch lieber dazu. Der Apfelblick spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wider.

Geht es wirklich noch ums iPhone? flickr / Sonny Abesamis
„Ich nehm gleich zwei, das andere verkauf’ ich“
Zwei Wochen und ein paar Zerquetschte ist es her, als es sie wieder vor den örtlichen, für viele nicht ganz so örtlichen, Apple-Store zog. Sie, das waren früher vor allem die Nerds, die Huldiger, die, für die Steve Jobs Worte Mantras waren. Man wartete also geduldig auf die Vorstellung neuer Produkte, um später in der Schlange stehen zu können. Dort wurde unter Gleichgesinnten geschwärmt, vielleicht auch gesponnen, sich aber vor allem ausgetauscht über die Gadgets, die unsere Welt nach und nach verändern sollten. Das war irgendwie verrückt-sympathisch, es wurde schließlich zum Kult.
Mit dem Release des ersten iPhones machte Apple einen Schritt Richtung Jeder – und so bahnte sich langsam an, was jetzt Realität vor den heiligen Verkaufshallen ist. Aus umliegenden Ländern wird angereist, weil das Gerät dort erst eine ganze Woche später erhältlich sein wird – zu lang für die Generation „Haben will“. Tage vorher sitzen sie da, für das Update des Smartphones, das alle so beschäftig. Auch die seriösesten aller Medien schalten die Werbung dazu kostenlos, Twitter quillt über und auf Facebook gibt es das Selfie des Wartenden im Minutentakt. Das iPhone? Sekundär. Man ist dabei. Und das ist alles.

Glückliche Szenen sehen anders aus. Eher befremdlich wirkt das Ringen ums neue iPhone in Augsburg. Till Eckert
Der Mitarbeiter im blauen Shirt ruft „Der nächste!“ in die Meute. Etwas weiter hinten wird einer laut, weil sich wieder jemand vorbeidrängeln möchte– klar, man muss doch vorne sein. Man muss einfach. Streit bahnt sich an, um den Platz in der Schlange. Noch etwas weiter hinten prahlt der Apple-Fan von heute im „Thank You, Steve“-Shirt, er wolle sich gleich zwei Geräte holen, das andere würde er für eine schöne Stange Geld auf Ebay verscherbeln. Das ist irgendwie verrückt-unsympathisch. Und das ist sicher nicht mehr das, was mal Kult war.
Von Hatern und solchen, die welche sein wollen
Jetzt, wo die halbe Welt auf ein Telefon schaut, brauchen wir aber auch einen passenden Skandal dazu. Weil wir wohl so sind. Wir finden es geil, wenn andere Fehler machen. Auch wenn es gar nicht ihre sind, sondern welche, die mit fragwürdigen Methoden daherprovoziert werden. Man stelle sich vor, man küsse beim einfahren in die Garage jedes Mal mit Absicht die Wand vor dem Auto – um die entstehenden Beulen als Herstellungsfehler zu reklamieren. Lächerlich, oder? Wohlwollend kann man das jetzt auf den „Bendgate“ zurückspiegeln, der so schon fast wie eine Kurzanleitung für Aktien-Bingo wirkt. Und so biegen Menschen Smartphones – auf Youtube, so, dass die halbe Welt ihnen dabei zusehen kann.

Cool, oder? Da hat einer ein iPhone verbogen: Lewis von Unbox Therapy. forbes
„Aluminium? Das biegt sich ja – woah!“ Das schlimmste daran sind selbsternannte Technik-Journalisten, die bei der Biegerei auch noch eine Hauptrolle spielen. So wurde der Computer Bild nach ihrem Video von Apple mitgeteilt, dass Testgeräte von nun an Tabu seien. Recht so, denn wo hört das denn auf? Wird das nächste iPhone am Asphalt entlang gezogen, um dem Gerät eine unzureichende Kratzfestigkeit zu attestieren? Berichterstattung für Skandalgeier braucht nun wirklich keiner und Ende September zieht das Argument des „Sommerlochs“ auch nicht mehr. Videos wie der Test von Unbox Therapy mit über 50 Millionen Klicks in einer Woche zeigen aber, wie stark das Interesse an dem „Skandal“ ist, der mittlerweile als Farce enttarnt wurde.
Fest steht eines, und das muss Cupertino klar sein: ihr Smartphone, so schön und fortschrittlich es sein mag, spielt mittlerweile die zweite Geige hinter all denjenigen, die das System zu ihrem Vorteil nutzen – oder einfach ihren Senf dazugeben wollen, so unqualifiziert er auch ist. Schuld daran ist der Hersteller in letzter Instanz selbst. Denn das ist der Preis für die Öffnung, dafür, ein Telefon zu kreiert zu haben, dass allen dienen soll, und nicht nur ein paar wenigen. Die Aufmerksamkeit ist ungebrochen, der nächste Skandal wird kommen. Und: Das iPhone wird sich auch weiterhin verkaufen. Aber wie es ist, wie es aussieht und was es kann – das wird sekundär bleiben.
Der Autor wirft an dieser Stelle regelmäßig einen Blick auf Vergangenes und Kommendes. Ob ernst oder luftig – die Kolumne widmet sich interessanten Themen, rechnet gerne ab und dichtet noch lieber dazu. Der Apfelblick spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wider.
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