Im Test: Navigon fürs iPhone

Christian Blum

Goldrenette von Blenheim
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[preview]Es war ein langer und beschwerlicher Weg, voller Probleme und nicht-nachvollziehbaren Sperren gegen die Turn-by-Turn Navigation auf dem iPhone. Ein längst überfälliger Schritt in die absolut richtige Richtung, aber ein Später. Nichtsdestotrotz eröffnete OS 3.0 den Usern endlich die Möglichkeit, das herkömmliche Navigationsgerät beiseite zu legen und ein Gerät mehr in das iPhone zu 'integrieren'. Navigation für das iPhone also. Navigon und TomTom buhlten bereits im Vorfeld um Kunden und nun wurde die erste App der beiden Konkurrenten veröffentlicht: Als erste Firma ging Navigon mit der beliebten 'Mobile Navigation' ins Rennen. Doch ersetzt das iPhone wirklich das alt-bewährte 'Navi'? Reicht es, einfach eine Applikation auf dem Handy zu starten um sicher ans Ziel zu kommen? Apfeltalk klärt auf.[/preview]

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Kompatiblität
Bevor wir anfangen zu testen, müssen wir erstmal klären, für WEN wir testen: iPhone 2G-Besitzer müssen leider draußen bleiben. Aufgrund des fehlenden GPS-Moduls kann die Software lediglich als DEMO-Software genutzt werden, sprich es kann zwar die Strecke gezeigt werden, aber keine Navigation erfolgen. Ein Kauf ist also völlig sinnlos. Alle, die jedoch ein 3G oder ein 3G S ihr Eigen nennen, sind für Navigon potenzielle Kunden. Obgleich selbstverständlich, sei an dieser Stelle gesagt, dass iPod Touch-User mit der Software ebenfalls kaum etwas anfangen können (Siehe Nutzen mit iPhone 2G).

Erster Eindruck
Natürlich war die gesamte Apfeltalk-Redaktion erstmal hin und weg, dass der Weg zur Navigation endlich beschritten wurde, und das iPhone jetzt noch ein Stück "runder" ist, als zuvor. Aber auch auf den zweiten Blick waren wir erstaunt. Obwohl sich die Software in der Version 1.0 befindet, macht sie einen ziemlich ausgereiften Eindruck. Das mag an der Erfahrung von Navigon mit Mobilfunknavigation liegen, aber es überrascht dennoch. Der Kern der NAVIGON-Software scheint eins zu eins von der bereits etablierten Software portiert worden zu sein. In einem direkten Vergleich mit einem Navigon-Navigationsgerät fiel vor allem die absolute Synchronität der Ansagen und die exakte Gleichheit der Routenberechnung auf. Insgesamt waren wir mehr als gespannt, wie sich die Navi-App auf dem Weg nach Bremen schlägt, und welche Navigations-Lösung wir am Ende bevorzugen würden.

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Routenführung
Wie bereits erwähnt, weicht die Routenführung nicht von der eines herkömmlichen Navigon-Gerätes ab. Reality View Pro, Fahrspurassistent Pro, Geschwindigkeitsassistent, Tag & Nacht Modus - all das kann die iPhone App genauso gut wie die 'großen Brüder'. Die Ansagen kommen absolut synchron, und die Routenführung schien auf beiden Geräten äußerst genau. Einzige Wehrmutstropfen: In der iPhone-App fehlt TMC. TMC steht für "Traffic Message Channel' und ist nichts anderes, als ein permanentes Abgleichen der eigenen Route mit den Verkehrsdaten der Radiosender. Um es zu vereinfachen, nennen wir es an dieser Stelle einfach mal 'Stauvermeidende Funktion'. Da die Strecke Düsseldorf<->Bremen durch eine extreme Baustellendichte desöfteren Staus provoziert, waren wir dankbar, dass das eingenständige Navigon-Gerät diese Funktion besaß. Während das iPhone uns durch 20 Kilometer Stau geschickt hätte, führte uns das Vergleichsgerät durch ein paar Dörfer und hinter dem Stau wieder auf die Autobahn. Für ein Update der Applikation steht TMC also GANZ oben auf unserer Wunschliste. Ferner warnte uns das Navigationsgerät nach Einstellen der Funktion vor stationären Blitzern. Das iPhone bringt diese Funktion leider (noch) nicht mit.

'Zielstrebigkeit'
Außer der Tatsache, dass TMC fehlt, kann sich der Käufer der Navigon App sicher sein, dass er/sie sicher am Ziel ankommt. Das iPhone wusste zu jeder Zeit (auch bei furchtbarem Wetter), wo wir waren und verlor keinmal die Verbindung zum Satelliten. Selbst wenn: Durch A-GPS gelingt dem iPhone ein erneuter Sat-Fix binnen weniger Sekunden. Adressentechnisch kann die Navigon-App (noch) nicht überzeugen: Zwar kennt die Software alle Straßen und Adressen die ein Navigationssystem kennen sollte, aber was POIs (Points of Interest) angeht, kann das Programm auf dem iPhone noch nicht mit einem eigenständigen Navi mithalten. Zu wenig Content sei an dieser Stelle die Kritik. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

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Zuverlässigkeit
Das Wichtigste an einem Navi ist, dass das Gerät die Verbindung zum Satelliten schnell findet, und beibehält. Geplagt von einem alten Medion-Navi mit über einer Stunde Sat-Fix-Zeit, war das iPhone eine Erlösung. Dank A-GPS findet das iPhone die eigene Position ausgesprochen schnell und exakt, und behält sie stets bei. Trotz 600 Kilometer Fahrt konnten wir keine Abweichungen von der Strecke feststellen. Wie es in Tunneln und Unterführungen aussieht, wissen wir nicht. Fähren und Brücken sind aber kein Problem. Was die GPS-Verbindung angeht, muss sich das iPhone vor keinem anderen Navigationssystem verstecken. Top Leistung.

Fußgänger- und Fahrradmodus
Zwar bietet die Navigon-Software es an, das Geschwindigkeitsprofil auf 'Fußgänger' und 'Fahrrad' zu ändern, aber es bringt zur Zeit nichts. Die Software kennt zwar alle Straßen, aber man merkt schnell, dass diese Software für das Navigieren durch den Straßenverkehr gemacht ist, und nicht für Sight-Seeing-Tours per pedes (Dafür fehlen auch zuviele POIs...). Durch das fehlende Vorlesen der Straßennamen wurde einer entspannten Tour via Headset ohnehin ein Riegel vorgeschoben. Im Notfall jedoch, ist die App für eine schnelle Orientierung gut zu gebrauchen. Dennoch: Vielleicht sollte man hierdran noch ein wenig arbeiten, sofern es Ziel der Software ist, auch dem Fußgänger zu sagen, wo er das nächste Restaurant am besten findet.


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Fazit
Navigon hat insgesamt ein wirklich tolles Programm abgeliefert, ABER einige Features zugunsten einer schnellen Veröffentlichung scheinbar vergessen. Sollte TMC und ein POI-Warner, sowie ein besserer Fußgänger-Modus (Sight-Seeing-Tour via in-App-Purchase?) nachgereicht werden, kann sich das iPhone als vollwertiges Navigationssystem feiern lassen. Eine Sache, die TomTom im Vorfeld bereits besser gemacht hat, ist die fehlende Aufnahmelösung für die Autoscheibe. Der aktuelle Markt ist auf adäquate 'Landscape-Halterungen' anscheinend noch nicht vorbereitet. Zwar bieten zahlreiche Händler Halterungen für das iPhone 3G/S an, aber einen wirklich zuverlässigen Eindruck machen die Wenigsten. Und wenn, dann fehlt der Landscape-Modus (siehe Brodit).


Preise, Varianten und Zukunft
Momentan gibt es das Programm nur in einer Variante, zu einem Preis. Der aktuelle Einführungspreis für eine Europa-Version liegt bei 75 Euro. Bedenkt man jedoch den Preis für eine vergleichbare Windows-Mobile Software, sind 75 ein faires Angebot. Eine 'Lokalvariante' wird bald folgen. 'DACH' zum Beispiel wird dann um die 50 Euro kosten (Einführung). Eine LITE-Version ist ebenfalls geplant, allerdings ohne aktive Routenführung. Nach Meinung der Redaktion also vollkommen sinnlos. In Zukunft hoffen wir, dass Navigon die kritisierten Punkte via Update nachreicht, und eventuell eine Halterung fertigen lässt. Weil sind wir mal ehrlich, ein Navi ohne Halterung ist so sinnvoll wie ein Eisbecher ohne Löffel.
 

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Christian Blum

Goldrenette von Blenheim
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Ich erhebe keinen Anspruch auf absolute Vollständigkeit aller Aspekte :D Aber es ist wirklich ein tolles App.
 
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Jonimac

Transparent von Croncels
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"Weil sind wir mal ehrlich, ein Navi ohne Halterung ist so sinnvoll wir ein Eisbecher ohne Löffel."

Aber man kann es immernoch lutschen ;)

Und die Zukunft, da bin ich mir sicher wird sich durch Smatphones mit navi dastellen.

Und Navigon für's iPhone wirklich ein wichtiger schritt dafür.

Achso:
Toller Artikel ;)
 
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mscsnoopy

Ontario
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Dann bin ich mal gespannt, wie sich TomTom schlägt - die Halterung von TomTom ist absolut genial!
 

iPd

Galloway Pepping
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Wäre nett nachdem man die Navigon App gekauft hat, per Post eine Halterung geschickt bekommt, natürlich im Preis inbegriffen.

Netter Test, hoffe den selben wird es auch mit dem TomTom App geben. ;)
 

effigy_cmf

Grahams Jubiläumsapfel
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Weil sind wir mal ehrlich, ein Navi ohne Halterung ist so sinnvoll wir ein Eisbecher ohne Löffel.

Ich glaub, das soll „wie“ heißen :)

Ansonsten: Klingt wirklich ganz gut, aber ich hab dafür (noch) keine Verwendung :-D

Edit: Man könnte doch auch einfach die Halterung von TomTom nehmen, oder nicht? Für den Endverbraucher bleibt es ja egal.
 

brainchild

Granny Smith
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klingt erstmal nischt schlecht, mal schauen wie HansHans dann abschneidet ...

Gruß
 

patz

Châtaigne du Léman
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Ging bei euch während der Navigation der Bildschirm auch immer auf "dunkel" und schaltete das iPhone in den Standby-Modus, wie man es aus anderen Quellen lesen konnte?
 

k0rben

Fießers Erstling
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Edit: Man könnte doch auch einfach die Halterung von TomTom nehmen, oder nicht? Für den Endverbraucher bleibt es ja egal.

Zur reinen Stromversorgung und eben als Halterung kann man die bestimmt nehmen, ob du allerdings die integrierte GPS-Verstärkung nutzen kannst, glaube ich nicht.
 

Marino

Uelzener Rambour
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Ich habe noch ein paar Ergänzungen, die vielleicht für einige von Interesse sein können.

Ich habe es eben getestet auf dem Weg nach Hause. Da ich Beifahrer war, konnte ich mich dem Navigon widmen :)

- Es ist einmal abgestürzt bei meinem 16gb 3G, als ich zu schnell bei den Favoriten schon beim Scrollen den Namen bestätigte. Ansonsten lief es klasse.

- Batterieverbrauch mit Bluetooth hat er in 30min knapp. 14% des Akkus verbraucht. Das ganze laut der Anzeige von Apple. Nicht vom SBSettings, sondern die Option, die im 3Gs frei ist ist bei mir auch aktiv nach einer kleinen Änderung in einer Datei. Eigentlich eine Fechheit, dass es nicht standartmäßig an ist. Ich habe nun den Eintrag im normalen Menü, wie es auch sein sollte :) (Falls jemand wissen möchte, wie, bei mir melden. Vorraussetzung ist natürlich ein JB).

- Wenn ich einstellte, dass er bei Geschwindigkeit warnen soll, tat er das ca. 5m hinter dem Schild, ab 12km/h zu viel...

- Routenneuberechnung, wenn man einen anderen Weg fuhr, dauerte 3-4 Sekunden.

- Per BT mit Autoratio:
- Autoratio auf BT-Phone: Hier konnte ich die Stimme über Radio hören
- Autoradio auf BT-Audio: Hier war Musik, wenn angeschaltet am iPhone und Stimme zu hören, allerdings
nicht Musik runtergeregelt. Könnte also besser sein.
- Koppelt tat das iPhone mit dem Radio immer nur im Menü selber, wenn ich es manuell gewählt habe.
SBSettings und BT auf On reicht nicht, obwohl das Radio schon zuvor eingerichtet war. Habe es mehrmals
getestet
- Störend bei BT, okay ein wenig OT... Das Radio konnte nicht auf das iPhone zugreifen für Musik, man
musste koppeln und als Lautsprecher das Radio wählen. Steuerung nur über iP. Radio konnte aber die
letzte Nummer wählen und freisprechen... Bei nem Sony E. muss man zwar auch Wiedergabe zuvor
starten, kann dann aber komplett per Radio testen. Vielleicht nur das Radio...

Bin mal gespannt, was TomTom macht ;)
 

ideefix

Cox Orange
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Mal ne ganz andere Frage.
Habe ich das richtig verstanden, dass die Navigation per Navigon mit dem iPhone ganz normal über GPS geht und kein online traffic entsteht?
Da ich überlege den XS Tarif zu nehmen, wäre das schon interessant.
Und da ich mich mit dem iPhone noch nicht beschäftigt habe, bin ich da noch ein blutiger Anfänger, also schon im Mal im voraus: Sorry, für diese Anfängerfrage ...
 

bobandrews

Baldwins roter Pepping
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Mal ne ganz andere Frage.
Habe ich das richtig verstanden, dass die Navigation per Navigon mit dem iPhone ganz normal über GPS geht und kein online traffic entsteht?
Da ich überlege den XS Tarif zu nehmen, wäre das schon interessant.
Und da ich mich mit dem iPhone noch nicht beschäftigt habe, bin ich da noch ein blutiger Anfänger, also schon im Mal im voraus: Sorry, für diese Anfängerfrage ...
ja, richtig verstanden. man kann auch die sim rausnehmen und es navigiert trotzdem.
so wurde es jedenfalls in anderen threads bestätigt
 
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Reaktionen: .david
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kann mir jemand der die app schon getestet hat beschreiben wie die bedienung der ipod-funktion während der navigation funktioniert (play/pause, nächster song)? gibts evtl. sogar eine songtitel-anzeige eingeblendet?
 

k0rben

Fießers Erstling
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Ja, es entsteht kein Traffic, da das gesamte Kartenmaterial im App enthalten ist, somit ist keine Internetverbindung nötig !
 

franziose

Reinette de Champagne
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18.11.07
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Was passiert wenn jemand anruft? Wird das App geschlossen?
Müsste ja fast oder?
Wäre ja ziemlich nervig für Leute die viele nebenbei telephonieren im Auto.
Habe nix dazu entdeckt im Test.
 

MacPhil

Boskop
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07.10.08
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208
Also das ist sehr schön beschrieben und erklärt.
Nicht perfekt, aber für den Anfang sehr gut. :)
Nur eine kleine Sache hätte ich da dann doch noch: Ist die Sache mit dem Warnsystem für stationäre Blitzanlagen nicht in Deutschland illegal?
Wenn ich mich getäuscht habe, verzeiht mir.