Grund 1: Du warst da
So trivial es klingen mag: Du warst auf diesem Festival. Und du hast das Märtyrertum über dich ergehen lassen, welches damit verbunden ist. Du bist mehrere Stunden in einem vollgepackten Auto zum Gelände gefahren. Du hast dein Zelt im Regen aufgebaut und die Heringe in weichen Schlamm geschlagen. Du hast darin geschlafen, obwohl dir die Mittelstange durchgebrochen ist. Du hast dich mit Security-Beamten gestritten, ob du Sonnencreme mit aufs Gelände nehmen darfst. Du hast dich schlafen gelegt, während um dich
herum eine riesige Party tobte. Du hast dich in eine Unmenge von Leuten gedrängelt und stundenlang unter sengender Sonne gestanden, bis dir der Kreislauf weggesackt ist, um deine Bands zu sehen. Du bist, mit nichts als Turnschuhen bewehrt, durch knietiefen Schlamm gewatet, um dir einen Döner zu kaufen. Du bist morgens aufgestanden, hast dir die Zähne geputzt und danach um 9.00 Uhr morgens das erste Bier gezischt. Du hast sowieso mehr Bier getrunken, als in der restlichen Zeit des Jahres zusammengezählt.
Du hast eine Woche lang nichts anderes als Fertignudelsuppen aus dem Chinamarkt gegessen. Du hast eine Woche lang nicht geduscht. Es ist schwer, jemanden das Gefühl eines Festivals zu vermitteln, der nicht dabei gewesen ist. Auf einem Festival zu sein, bedeutet, für eine Zeitlang auf den Luxus zu verzichten, den man gewöhnt ist, und sich in eine Art Wildnis zu begeben, in der eigene Regeln herrschen und die eigenen Gesetzen unterliegt. Und so gesehen ist ein Festivalbländchen ein Orden, den man sich verdient
hat, und den man stolz am Handgelenk trägt.
Grund 2: Nicht nur du warst da
Du bist natürlich auch mit Freunden auf das Festival gefahren, die selbstverständlich auch ein Bändchen bekommen haben und es mit dem gleichen Stolz tragen. Und auch das macht einfach Spaß: Einen Blick auf das Handgelenk eines guten Freundes zu werfen und ein kleines Lächeln auf den Lippen wachsen zu sehen, weil man sich daran erinnert, was für eine geile Zeit man da verlebt hat. Davon abgesehen wird man verblüffend oft von Leuten angesprochen, die man gar nicht kennt, und mit denen man sich sonst nie unterhalten
hatte, nur, weil sie deine Bändchen gesehen haben: "Das war ne richtig geile Party, oder?"
Grund 3: Die Erinnerung
Es war einfach eine schöne Zeit. Egal, wie beschissen das Festival war, egal, wie oft deine Lieblingsband sich bei deinem Lieblingssong verspielt hat, du warst da und hast es miterlebt, du warst dabei und ein Teil davon. Und das fühlt sich gut an.