Ich bin auch in der Lehre an der Uni (Naturwissenschaften) beschäftigt und wir haben ChatGPT letztens auch in einer Runde besprochen. Gerade was schriftliche Arbeiten angeht (Einleitung bzw theoretsicher Hintergrund für Versuchsprotokolle) war schon immer ein cop&paste-Problem. Die Studis sollen da einfach Lehrbuchwissen in eigenen Worten widergeben - Eine Steilvorlage für ChatGPT.
ChatGPT würde dort kurz vorgeführt und fast alle haben sich (wie hier) auf das Abfragen von Faktenwissen fokussiert. Je tiefer man in die Materie geht, desto ungenauer wurden natürlich die Antworten und die Resonanz von vielen war ganz klar: ist doof, funktioniert nicht richtig, halt nur ein Computer.
Dabei soll ChatGPT doch eine Intelligenz sein und kein sprechendes Lexikon! Und das funktioniert beeindruckend gut. Einem Studenten, der in einer Klausur eine Frage falsch beantwortet, sprechen wir ja auch nicht die menschliche Intelligenz ab. Er weiß halt die Antwort nicht und schreibt trotzdem was, in der Hoffnung noch ein paar Punkte zu ergattern.
Als zweiten Test habe ich, da ich in einer meiner Vorlesungen über die Leberfunktion und pharmako-logische und -kinetische Prozesse spreche, Chat GPT mal gebeten mir 10 Folien zu dem Thema zu machen. Folien konnte er zwar nicht aber er konnte mir sagen was drauf stehen sollte. Ergebnis - Beeindrucken. Das hatte mehr einen "roten Faden" als meine aktuellen Folien.
Das was tomtom hier beschreibt, ist auch bei uns eine Gefahr, was Protokolle, Abschlussarbeiten und auch Vorträge angeht. Aber anhand dieses Beispiels kann man doch wunderbar demonstrieren, wie "kreativ" ChatGP sein kann:
Frage: Beschreibe den Stoffwechsel in der Leber wie Heinz Erhardt.
ChatGPT:
Die Leber ist ein Organ, so wunderbar und fein, sie tut so vieles, das ist kein Schein, kein Scherz, kein Sein. Sie filtert das Blut, das ist ja klar, und sortiert das Gute vom Bösen, das ist wahr.
Sie produziert die Galle, so braun und schön, und hilft uns beim Essen, so ist es zu verstehen. Sie speichert Zucker, das ist ja toll, und gibt ihn frei, wenn der Körper ihn braucht, das ist keine Troll.
Sie wandelt Fette um, in Wärme und Kraft, und tut dies mit einer solchen Leichtigkeit, als wär's 'ne Luft. Sie baut Proteine ab und wieder auf, und sorgt dafür, dass unser Körper bleibt fit und voller Lebenslauf.
Doch Vorsicht, wenn man zu viel Alkohol trinkt, dann wird die Leber müde und das sollte man bedenken, ohne Winke und ohne Wink. Drum pass auf deine Leber auf, sei achtsam und gesund, denn sie ist ein kostbares Gut, das ist kein Hund, kein Hund, kein Hund.
Ich weiß nicht wie man bei so einem Ergebnis, das übrigens in wenigen Sekunden erzeugt wurde, von "dumm" und "funktioniert nicht richtig" sprechen kann.
Man kann sich die Funktion der Leber auch mit den Worten eines betrunkenen Piraten aus der Karibik erklären lassen, in Form eines Gedichts mit beliebigem Versmaß, usw. und so fort.
Ich schließe mich
@Michael Reimann an und sage auch, dass man ChatGPT nicht als sprechendes Lexikon ansehen sollte. Das ist weit unter der Kapazität. Wenn man bedenkt, dass es sich hier um eine erste Version handelt, dann ist das überaus beeindruckend. Ich kann mir gar nicht vorstellen was passiert, wenn so eine KI mit dem entsprechende Fachwissen füttert und zwar nicht, um es im Sinne eines sprechenden Lexikons abzurufen, sondern um Informationen zu kombinieren zu lassen, um so einen künstlichen Geistesblitz zu erzeugen.
Mit dem Gedicht oben ist ja bereits etwas neues erzeugt worden. Sicher ist das jetzt kein Meisterwerk, aber es geht deutlich über das hinaus, was ich von einer "Maschine" erwartet hätte.
Alleine die Fähigkeit von ChatGPT, hypothetische und komplexe Fragen zu begreifen, ist verblüffend. Hier mal ein Beispiel:
Frage: Wenn ich mit einer Zeitmaschine Wolfgang Amadeus Mozart zu einem Live-Konzert der Beatles im Jahre 1964 mitnehmen würde, was würde er seiner Frau Constanze bei seiner Rückkehr berichten?
Ich poste die Antwort mal nicht, da sie lang (und sehr plausibel) ist. ChatGPT stellt bei sowas immer voran, dass es unmöglich ist ist zu wissen, was tatsächlich passiert ist und gibt dann an, was vorstellbar wäre.