Ausnahmen bestätigen die Regel, aber man sollte nicht die Illusion haben, dass man mit Youtube und ein paar Howtos SW-Entwicklung lernt.
Zunächst: Den Threadersteller ging es nicht um eine Berufsausbildung sondern um autodidaktisches Lernen einer Programmiersprache. Er wollte ein Buch empfohlen haben.
Aber ich finde Deinen Einwand sehr interessant, daher ein paar Gedanken dazu:
Dieses Thema hat doch mehrere Facetten. Klar, so einfach wie Du es formulierst - "...ein paar Youtube-Howtos.." wird keiner eine qualifizierte Berufsausbildung bekommen. Doch zusätzlich zur Berufsausbildung ist es doch auch oftmals ein ständiges "Am-Ball-bleiben", eine Leidenschaft für sein Themenfeld, die - um bei Deinem Beispiel zu bleiben - aus jemandem, der "gelernter Softwareentwickler" ist, jemanden zu machen, der "erfolgreicher Softwareentwickler" ist.
In meiner Jugend gab es noch keine Möglichkeiten, über das Internet Wissen in der heutigen Form zu vermitteln. Da mussten Bücher verschlungen werden, die entweder in der kleinstädtischen Bibliothek geliehen werden mussten oder teuer (für Taschengeld oft zu teuer) gekauft werden mussten. Ich hatte das Glück, einen Onkel im IT-Bereich zu haben und hatte so recht früh Zugang zu Computern und eine Quelle aktueller Informationen.
Wie viele Leute mit wirklichem Talent haben sich vielleicht nie für einen Beruf im IT-Bereich interessiert, weil ihnen in der Jugend der Zugang zu solchem Wissen fehlte? Auch die Bildungswelt erkennt ganz langsam, dass zu einer erfolgreichen, lebenslangen Tätigkeit in einem Bereich mehr gehört, als sich drei bis fünf Jahre auf der Hochschule damit zu befassen.
Plakative Aktionen wie
http://www.code.org/ sind das eine, aber ein wirkliches Umdenken ist in vielen Bereichen des unflexiblen und starren Bildungswesens meiner Meinung nach bitter nötig.
Mit dem Wandel zur Informationsgesellschaft hat sich auch die Selbstverständlichkeit, mit der wir Informationen abrufen und nutzen, gewandelt. Ich kenne viele Softwareentwickler, und da ist kein einziger dabei, der sich nicht täglich mit neuesten Entwicklungen und Trends befasst und der bei Problemen nicht auch im Web nach HowTos oder Workarounds suchen würde.
Klar, die "Eintrittskarte" in eine berufliche Tätigkeit ist der Abschluss einer entsprechenden Ausbildung, wichtiger noch berufliche Erfahrung. Das wird sich wohl auch nicht so schnell ändern.