Die hier kommentierenden hatten offensichtlich noch keine Uhr aus Edelstahl. Wenn die Uhr mal zerkratzen sollte, dann weil man sich wirklich dämlich angestellt hat. Und dann poliert mand halt weg. Ende der Geschichte. Poliert mal Alu, viel Spass.
Da mich solche Aussagen ja nicht wirklich loslassen, habe ich mal geschaut, was der Käufer einer AppleWatch da so geboten bekommt.
Die Werkstoffbezeichnung ist lt. dem Datenblatt ein 316L.
Dies entspricht der europäischen Norm 1.4404, 1.4435 oder 1.4440.
Welche dieser Stahlsorten allerdings nun verwendet wird, bleibt bei der US-Norm im Dunkeln.
Die genannten Stähle sind RSH-Stähle (Rost-Säure-Hitzebständige Stähle) mit einer geringen Härte zwischen 190HB und 210HB.
Anwendung finden diese hoch chrom- und nickelhaltigen Stähle in der chemischen, sowie der Erdölindustrie, aber auch im Automobilbau und in der Lebensmittelindustrie, wo die geringe Härte eher gegenüber der hohen Säurebeständigkeit kaum eine Rolle spielt. Nebenbei werden sie auch zu dekorativen Zwecken und bei Kücheneinrichtungen eingesetzt.
Hier hinkt mein Vergleich zu den Edelstahlfronten meines Backofens und der Spülmaschine schon mal nicht. (Wenn ich ihn denn gezogen hätte)
In der Uhrenindustrie sind sie ebenfalls beliebt. Jedoch nicht nur wegen ihrer positiven Eigenschaften, welche da natürlich Korrosionsbeständigkeit und letztlich auch die hervorragende Polierfähigkeit sind, sondern eher wegen der geringen Anschaffungs- und Verarbeitungskosten. Ich schätze, dass eine Tonne etwa 1700,- bis 2000,- € kostet. Kann man sich ja ausrechnen, was der Materialwert eines 38mm Gehäuses mit ein paar Gramm dann ist.
Da es ein eher weicher Stahl ist, lässt er sich viel kostengünstiger formen, bearbeiten, polieren etc. Die vergleichsweise geringe Härte, könnte man nun auch als positive Eigenschaft für eine Uhr anführen, da sie Stöße und Schläge besser abfedern kann. Leider ist die Anfälligkeit von Kratzern dadurch wesentlich erhöht.
Selbstverständlich könnte man die Oberfläche eines "weichen" Stahls durch entsprechende Wärmebehandlungen kratzfester machen, jedoch müsste solch eine Behandlung
vor dem Polieren erfolgen und würde die Kosten dafür in die Höhe treiben, da das Material sich anschließend natürlich
schwerer polieren lässt.
Der Vorgang würde länger dauern und mehr Verarbeitungsmaterialen verbrauchen.
Meine Uhren haben lt. Zertifikat ein Gehäuse aus 1.3974
Gemeinhin bekannt als U-Boot Stahl, wie ich ergoogeln musste. Kannte ihn auch nicht unter dieser Bezeichnung.
Die Härteeigenschaften hier sind aber bei etwa gleicher Dichte um ein vielfaches höher. Gegenüber der "härtesten" 316L Legierung hat der 1.3974 einen etwa 140% höheren Härtegrad.
Möglicherweise der Hauptgrund, warum meine Uhren nach über 20 Jahren nicht so zerkratzt sind.
Hier wage ich noch mal zu unterstreichen, dass derjenige, welcher eine zerkratzte Edelstahluhr besitzt, sich möglicherweise noch keine mit vernünftigem Gehäuse gekauft hat.
Und was wäre das wohl für ein Apple-Aufhänger gewesen:
Neben Gorillaglas aus der Flugzeugindustrie (oder Hubschrauber) und Saphirglas nun auch noch U-Boot-Stahl.
Das hätte doch eher zum Konzern gepasst, als auf Youtube Videos zu finden, wie man AppleWatches nachträglich poliert. Hehe...
Und da darf ich, nachdem ich mir diese Infos zusammengetragen habe, aus eigenem Antrieb und mit meinen Worten sagen: Die Watch hat ein
billiges Gehäuse. Billiger Stahl, billige Verarbeitung und macht eigentlich nur auf dicke Hose. Ich persönlich halte das nicht für Apple-Like.