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Apple ist bekannt dafür, Innovationen auf den Markt zu bringen. Sie haben einen Computer mit grafischer Benutzeroberfläche und Maus, ein Telefon, das fast gänzlich über einen Touchscreen zu bedienen ist, und einen Musik-Player, der den Musikmarkt aufmischte, veröffentlicht. Doch das sind nur die großen Meilensteine in Apples Geschichte. Apple ist mindestens ebenso bekannt dafür, kleine Neuerungen als das große Ding zu verkaufen. Manchmal sind das Dinge die unter einem anderen Namen bereits vor Jahren das Licht der Apple-Welt entdeckt haben und jetzt, erweitert und an den neuen Stand der Technik angepasst, eine Wiedergeburt erleben dürfen. Drei solcher Funktionen werden hier vorgestellt.[prbreak][/prbreak]
Ein Gastbeitrag von Kurt Höblinger.
Diese drei Features – das neue Yosemite-Spotlight, iCloud Drive und "Hey Siri!" – waren vor bis zu 21 Jahren bereits Bestandteil von Apples Innovationsportfolio. Doch fast alle wurden eingestampft, um sie ein paar Jahre nach ihrem Tode zu exhumieren und ihnen neues Leben einzuhauchen.
Auf der Suche nach Informationen
Vor 16 Jahren, im Jahre 1998, veröffentlichte Apple ein Betriebssystem, das in gewisser Hinsicht mit Snow Leopard vergleichbar ist. Es war nämlich Mac OS 8.5, das eine alte Prozessor-Architektur beerdigte und sich komplett auf eine Neue stützte. Im Falle von 8.5 war das der PowerPC. Doch mit Mac OS 8.5 fand eine weitere Neuerung Einzug in Apples Betriebssystem: Sherlock. Sherlock ist der Großvater der (Yosemite-)Spotlight-Suche. Mit Sherlock war es möglich, das ganze Internet (und im Speziellen eBay, Flugdatenbanken, Aktienmärkte und Filmdatenbanken), Wörterbücher und Lexika zu durchsuchen. Außerdem konnte man Sherlock mit Plug-Ins erweitern – ein Feature, das man bei der (Yosemite-)Spotlight-Suche noch vermisst. Freilich, verglichen mit Spotlight wirkt Sherlock schwerfällig und alt, der Feature-Umfang war aber wohl größer oder zumindest anders. Wer muss schon das ganze Internet nach Filmen durchsuchen, wenn man auch iTunes durchsuchen kann und daneben einen Kauf-Button anzeigen kann, denkt man sich vermutlich bei Apple.
iCloud-Drive – ein neuer Cloud-Speicher war geboren
Mit MobileMe starb auch ein beliebtes Feature: iDisk. Man kann nun generell sagen, dass iCloud wohl nur eine MobileMe-Variante für Arme ist, weil einige Features (z.B. iWeb Publish) fehlen (iWeb selbst wurde aber auch schon eingestellt), doch hier geht es um Features die als unglaubliche Neuerungen angepriesen wurden. Und als solche wurde eben iCloud Drive vorgestellt. iCloud Drive sollte es nun nicht mehr nur bestimmten Apps ermöglichen, Dateien in der iCloud zu speichern, sondern auch dem User selbst per Finder- und Web-Interface. Der Vorteil von iDisk war, dass man per WebDav darauf zugreifen konnte und so auch andere Programme als die Apple-eigenen darauf Zugriff haben konnten. Außerdem konnte man auf den "Web"-Folder per Browser zugreifen. In diesem Ordner konnte man eine Homepage, die mit iWeb erstellt wurde speichern. All das sind Features die man unter iCloud noch (schmerzlich) vermisst. Sollte Apple nicht versuchen wollen, Web 1.0 wieder aufleben zu lassen, wird man auf iWeb und iWeb Publish wohl verzichten müssen.
Sprachsteuerung auf dem Mac
Zu guter Letzt wenden wir uns einem Feature zu, das durch iOS 8 seinen Weg auf das iPhone gefunden hat, allerdings schon lange auf dem Mac verfügbar ist. Wir sprechen von "Hey Siri!", einem Feature das die berührungsfreie Bedienung des iPhones erleichtern soll. Man spricht dazu ein Schlüsselwort (nämlich "Hey Siri!") und befielt dem iPhone dann, was es zu tun hat. Doch wirklich neu ist das mit den Schlüsselwörtern nicht. Man kann den Mac schon seit 1993 mit der Sprache steuern. Irgendwann wurde diese Funktion erweitert sodass man mit einem Schlüsselwort (z.B. "Computer") den Mac ansprechen konnte. Dieses Feature nennt sich "Speakable Items" und ist bis heute in der Rubrik "Bedienungshilfen" der Systemeinstellungen zu finden. Mit Speakable Items lässt sich OS X ähnlich weit steuern wie iOS mit Siri und sogar noch weiter: Automator-Aktionen können mit Speakable Items gestartet werden.
Alte Funktionen in neuem Glanz
Interessant an all diesen Features ist, dass sie bereits viel länger als man glaubt – und noch länger als hier angeführt – herumschwirren. Sherlock war, bevor es von Apple gekauft wurde, unter dem Namen Find Pro auf dem Markt. iDisk war, bevor es in das kostenpflichtige MobileMe aufgenommen wurde, bereits kostenlos mit iTools von Apple verfügbar, und Speakable Items war seit 1990 in Entwicklung und gehört zur PlainTalk-Gruppe. Siri an sich ist übrigens auch durch einen Zukauf an Apple gegangen. Die Liste an solchem Feature Recycling ließe sich auch noch fortführen. Aus iChat wurde zum Beispiel Messages und aus iChat AV wurde FaceTime.
Apple hat also schon vor Jahrzehnten den Grundstein für heutige Innovationen und Features gelegt und bis Heute daran gefeilt. Diese Features waren damals Sensationen und sind es bis Heute. Apple vorzuwerfen, sie seien nicht mehr Innovativ mag also insoweit stimmen, dass die "neuen" Ideen eigentlich alte sind. Aber es sind zumindest ihre eigenen. In diesem Sinne "Okay, Google" – ähm ich meine natürlich "Hey, Siri!".
Ein Gastbeitrag von Kurt Höblinger.
Diese drei Features – das neue Yosemite-Spotlight, iCloud Drive und "Hey Siri!" – waren vor bis zu 21 Jahren bereits Bestandteil von Apples Innovationsportfolio. Doch fast alle wurden eingestampft, um sie ein paar Jahre nach ihrem Tode zu exhumieren und ihnen neues Leben einzuhauchen.
Auf der Suche nach Informationen
Vor 16 Jahren, im Jahre 1998, veröffentlichte Apple ein Betriebssystem, das in gewisser Hinsicht mit Snow Leopard vergleichbar ist. Es war nämlich Mac OS 8.5, das eine alte Prozessor-Architektur beerdigte und sich komplett auf eine Neue stützte. Im Falle von 8.5 war das der PowerPC. Doch mit Mac OS 8.5 fand eine weitere Neuerung Einzug in Apples Betriebssystem: Sherlock. Sherlock ist der Großvater der (Yosemite-)Spotlight-Suche. Mit Sherlock war es möglich, das ganze Internet (und im Speziellen eBay, Flugdatenbanken, Aktienmärkte und Filmdatenbanken), Wörterbücher und Lexika zu durchsuchen. Außerdem konnte man Sherlock mit Plug-Ins erweitern – ein Feature, das man bei der (Yosemite-)Spotlight-Suche noch vermisst. Freilich, verglichen mit Spotlight wirkt Sherlock schwerfällig und alt, der Feature-Umfang war aber wohl größer oder zumindest anders. Wer muss schon das ganze Internet nach Filmen durchsuchen, wenn man auch iTunes durchsuchen kann und daneben einen Kauf-Button anzeigen kann, denkt man sich vermutlich bei Apple.
iCloud-Drive – ein neuer Cloud-Speicher war geboren
Mit MobileMe starb auch ein beliebtes Feature: iDisk. Man kann nun generell sagen, dass iCloud wohl nur eine MobileMe-Variante für Arme ist, weil einige Features (z.B. iWeb Publish) fehlen (iWeb selbst wurde aber auch schon eingestellt), doch hier geht es um Features die als unglaubliche Neuerungen angepriesen wurden. Und als solche wurde eben iCloud Drive vorgestellt. iCloud Drive sollte es nun nicht mehr nur bestimmten Apps ermöglichen, Dateien in der iCloud zu speichern, sondern auch dem User selbst per Finder- und Web-Interface. Der Vorteil von iDisk war, dass man per WebDav darauf zugreifen konnte und so auch andere Programme als die Apple-eigenen darauf Zugriff haben konnten. Außerdem konnte man auf den "Web"-Folder per Browser zugreifen. In diesem Ordner konnte man eine Homepage, die mit iWeb erstellt wurde speichern. All das sind Features die man unter iCloud noch (schmerzlich) vermisst. Sollte Apple nicht versuchen wollen, Web 1.0 wieder aufleben zu lassen, wird man auf iWeb und iWeb Publish wohl verzichten müssen.
Sprachsteuerung auf dem Mac
Zu guter Letzt wenden wir uns einem Feature zu, das durch iOS 8 seinen Weg auf das iPhone gefunden hat, allerdings schon lange auf dem Mac verfügbar ist. Wir sprechen von "Hey Siri!", einem Feature das die berührungsfreie Bedienung des iPhones erleichtern soll. Man spricht dazu ein Schlüsselwort (nämlich "Hey Siri!") und befielt dem iPhone dann, was es zu tun hat. Doch wirklich neu ist das mit den Schlüsselwörtern nicht. Man kann den Mac schon seit 1993 mit der Sprache steuern. Irgendwann wurde diese Funktion erweitert sodass man mit einem Schlüsselwort (z.B. "Computer") den Mac ansprechen konnte. Dieses Feature nennt sich "Speakable Items" und ist bis heute in der Rubrik "Bedienungshilfen" der Systemeinstellungen zu finden. Mit Speakable Items lässt sich OS X ähnlich weit steuern wie iOS mit Siri und sogar noch weiter: Automator-Aktionen können mit Speakable Items gestartet werden.
Alte Funktionen in neuem Glanz
Interessant an all diesen Features ist, dass sie bereits viel länger als man glaubt – und noch länger als hier angeführt – herumschwirren. Sherlock war, bevor es von Apple gekauft wurde, unter dem Namen Find Pro auf dem Markt. iDisk war, bevor es in das kostenpflichtige MobileMe aufgenommen wurde, bereits kostenlos mit iTools von Apple verfügbar, und Speakable Items war seit 1990 in Entwicklung und gehört zur PlainTalk-Gruppe. Siri an sich ist übrigens auch durch einen Zukauf an Apple gegangen. Die Liste an solchem Feature Recycling ließe sich auch noch fortführen. Aus iChat wurde zum Beispiel Messages und aus iChat AV wurde FaceTime.
Apple hat also schon vor Jahrzehnten den Grundstein für heutige Innovationen und Features gelegt und bis Heute daran gefeilt. Diese Features waren damals Sensationen und sind es bis Heute. Apple vorzuwerfen, sie seien nicht mehr Innovativ mag also insoweit stimmen, dass die "neuen" Ideen eigentlich alte sind. Aber es sind zumindest ihre eigenen. In diesem Sinne "Okay, Google" – ähm ich meine natürlich "Hey, Siri!".