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Apple und die Vermarktung unserer Sterblichkeit: Ein kritischer Blick

Jan Gruber

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Jan Gruber
Zugegeben: Die Eröffnung der letzten Keynote hat mir ein, zwei Tränen in die Augen getrieben. Aber etwas kritischer betrachtet: Apple vermarktet unsere Sterblichkeit.

Apple ist bekannt für seine innovativen Produkte und Marketingstrategien. Doch in den letzten Jahren hat sich der Fokus verschoben. Es geht nicht mehr nur um schicke Gadgets und coole Features. Es geht ums Überleben. Ja, du hast richtig gehört: Apple möchte, dass du weißt, dass seine Produkte dein Leben retten können.

Die neue Marketingbotschaft: Leben retten​


Früher warb Apple für die Apple Watch als ultimatives Fitness- und Lifestyle-Accessoire. Heute ist die Botschaft anders. In neuesten Anzeigen wird klar: Die Apple Watch und das iPhone können im Ernstfall dein Leben retten. Ob Herzprobleme, Notfälle oder Autounfälle – Apple hat für alles eine Lösung parat.

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Funktionen, die überzeugen sollen​


Apple hat in den letzten Jahren zahlreiche Sicherheitsfeatures in seine Produkte integriert. Von Sturzerkennung bis hin zu Satellitenkonnektivität. Diese Features sind nicht nur nette Extras, sondern können in kritischen Situationen wirklich nützlich sein. Und Apple möchte, dass du das weißt. Das Unternehmen scheut sich nicht, diese Funktionen in den Mittelpunkt seiner Marketingkampagnen zu stellen.

Unsere Sterblichkeit: Ethik und Verantwortung​


Die Frage, die sich stellt, ist: Ist es ethisch vertretbar, die Angst vor dem Tod als Verkaufsargument zu nutzen? Frühere Apple-Anzeigen fokussierten sich auf die positiven Aspekte der Produkte. Heute scheint das Unternehmen eine andere Strategie zu verfolgen. Es setzt auf die Angst der Konsument:innen, um den Verkauf anzukurbeln. Das wirft Fragen nach der Verantwortung des Unternehmens auf.

Apple hat zweifellos beeindruckende Sicherheitsfeatures in seine Produkte integriert. Aber ist es richtig, diese Funktionen mit einer so drastischen Botschaft zu vermarkten? Es ist ein schmaler Grat zwischen sinnvoller Aufklärung und Angstmache. Und es bleibt abzuwarten, ob Apple diesen Grat erfolgreich navigieren kann.

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JoeJoe69

Boskop
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Das was Apple hier macht nennt man im Vertrieb „geistige Brandstiftung„ und ist nichts Neues!
Seit es Werbung gibt (so richtig angelaufen ist die Werbung Ende des 19. Jahrhundert),
wird auch mit der Angst geworben.Man denke nur an die vielen Versicherungsunternehmen,
die schon lange rein über die Angst werben, dass was passieren könnte und es auch in ihren Spots zeigen.
Aber selbst bei der Einführung der AW 7 wurde von Apple diese Methode schon angewandt.
Ob man hier gleich die Frage nach einer Ethischen Verantwortung aufwerfen muss, halte ich
für überzogen……
 

Andreas Vogel

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Großartiger Text @Jan Gruber
Ja Apple ist längst in den neoliberalen Trend zum "betreuten Leben" eingestiegen. "Wenn du unsre Produkte nutzt, wenn du dich gesellschaftlich an unsere Spielregeln hältst, hast du Garantieanspruch auf dein Leben."
Einerseits befördert das deinem Gedanken folgend mehr Menschen mit generalisierten Ängsten, gar Angststörungen, dass entweder gemessene Werte bedrohlich sein könnten oder sie ohne zB die AW hilflos verloren seinen, oder Menschen, die der Technik messianische Heilsversprechen zuschreiben.
Beides ist ungesund, da es immer noch um Technikgadgets -sprich "Spielzeug"- handelt, das mit Sinn und Verstand, also aufgeklärter Relativierung, eingesetzt werden sollte.
Setzt man es im Sinne Apples als Sicherheitsanker ein, wird es schnell zur digitalen Fußfessel der Gesundheitsindustrie. Und DAS sollten wir alle verhindern!
 
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landplage

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Wenn ich mir ansehe, was ich täglich an Medikamenten schlucke, ist das schon lange keine Fußfessel mehr, sondern eher ein Exoskelett der Gesundheitsindustrie...

Vielleicht ist es eine Frage des Alters, ob man sich mit dem eigenen Tod und den Möglichkeiten, diesen hinauszuschieben, mehr oder weniger beschäftigt.
Ob ich Tabletten schlucke oder per Watch versuche, einen Herzinfarkt zu verhindern oder zumindest gut zu überstehen, ist meine eigene Entscheidung. Ich kenne in meinem Umfeld einige, die eine Watch tragen. Aber bisher habe ich als Grund noch nie die Gesundheitsfunktionen genannt bekommen. Viel mehr der Einsatz beim Sport, die Messenger- und Musik-Funktionen, die Ergänzung zum iPhone oder einfach "schick".
 

u0679

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Die Watch geht in die absolut richtige Richtung mit den Möglichkeiten der Gesungsheitsvorsorge und -überwachung. Und warum soll Apple nicht damit werben, wenn die Watch durch ihre Möglichkeiten dazu beigetragen hat Leben zu retten.
Ich hoffe, die Entwicklung geht weiter.
 

AndaleR

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Kurz nach dem die Apple Watch 4 raus kam hatte ich einen Verkehrsunfall - und es stand das Herz in Verdacht. Es gab sehr viele Untersuchungen und zwischendurch habe ich dann die Uhr gekauft, einfach für die gewisse Dosis „Sicherheit“. Hilft / nützt es nur einmal, hat es sich gelohnt.

Und zwischendurch ist es eben eine gute Uhr+.
 
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Mure77

Golden Noble
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Wenn ich an meine Kindheit und Knight Rider denke dann war das einfach crazy, das jemand mir seiner Uhr quasselt und das Auto kommt angefahren. Wie von einem einem anderen Stern.

Heute kann ich mit meiner Uhr reden und meine Frau kommt angelaufen 🤠. Was will man(n) mehr? (Ja, solche Späße gehen auch noch in 2023 😜)

Mal ernsthaft. Ich persönlich habe meine Erfahrungen mit Garmin gemacht, wo die Uhr mir durch die Werte gesagt hat das was nicht stimmt. Ich habe es abgetan und lag dann mit einem abgehenden Nierenstein in der Notaufnahme. Das hat sich über Monate aufgebaut.

Ich fahre viel Rad und ich brauche nur noch die Uhr mitnehmen, auch zum Fitness-Studio, oder mal auf Geburtstage, Einkauf oder spazieren/walken gehen.

Falle ich auf die Nase würde mir die Uhr helfen können.

Wer aus dem Mehrwert der Uhr in Bezug auf Gesundheit Angst bekommt sollte die Probleme nicht bei Apple suchen.
 

Bitnacht

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Ich sehe das auch durchaus kritisch. Herman Melville (der Autor von Moby-Dick) hat da mal so eine Kurzgeschichte über einen Vertreter für Blitzableiter geschrieben, die ich immer sehr gemocht habe: The Lightning-Rod Man
 
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AndaleR

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Wer aus dem Mehrwert der Uhr in Bezug auf Gesundheit Angst bekommt sollte die Probleme nicht bei Apple suchen.
Der Beitrag geht aber in die Richtung, dass Apple gezielt mit der Angst vor dem Tod wirbt.

Nicht mit x Gesundheitsfunktionen, Spielereien und Zeugs - sondern in Richtung: „Ohne Apple Watch stirbst Du!“.
 

Mure77

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Auch das interpretiere ich nicht so derbe in diese Richtung.
 

AndaleR

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Nein, ich auch nicht. Aber irgendwie muss man werben - und ich finde die Werbung aber auch nicht schlecht.

Auch gehört der Tod zum Leben - und wenn es wirklich Mittel gibt, Probleme rechtzeitig erkennen zu können, ist es ja gut, auch darauf hinzuweisen. Bei manchen vielleicht sogar wichtiger, als die täglichen Schritte angezeigt zu bekommen.
 
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P78FFM

Starking
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Auf andere Branchen übertragen: Wäre es moralisch verwerflich, wenn ein Automobilkonzern mit Menschen werben würde, die dank Airbag/Sicherheitsfeatures einen Autounfall überlebt haben?

Sicherheit ist nunmal ein wichtiges Argument bei der Kaufentscheidung. Wir kaufen sichere Autos, warum also nicht auch Gadgets die unseren Alltag sicherer machen?

Klar ist diese Zurschaustellung gesundheitlicher Schicksale recht amerikanisch (und für uns zurückhaltende Europäer daher erst einmal ungewohnt), aber moralisch verwerflich finde ich es nicht.
 
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Luckymorpheus74

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Auf andere Branchen übertragen: Wäre es moralisch verwerflich, wenn ein Automobilkonzern mit Menschen werben würde, die dank Airbag/Sicherheitsfeatures einen Autounfall überlebt haben?

Sicherheit ist nunmal ein wichtiges Argument bei der Kaufentscheidung. Wir kaufen sichere Autos, warum also nicht auch Gadgets die unseren Alltag sicherer machen?

Klar ist diese Zurschaustellung gesundheitlicher Schicksale recht amerikanisch (und für uns zurückhaltende Europäer daher erst einmal ungewohnt), aber moralisch verwerflich finde ich es nicht.

Ist was dran
 

P78FFM

Starking
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Ich schreibe das jetzt einfach nochmal um es für mich selbst nochmal einzuordnen 😊

Jans Text möchte ja nicht (bitte korrigieren wenn ich mit falschen Annahmen arbeite) zur Diskussion über die Funktionen an sich anregen (die sind sicherlich unstrittig sinnvoll und teilweise auch beeindruckend), auch nicht darüber, ob Apple diese Funktionen in der Werbung erwähnen bzw. als Produktvorteil hervorheben darf, sondern eben um die Art und Weise, "wie" Apple das tut.

Und Menschen zu zeigen, die ohne Apple Watch nun (angeblich?) nicht mehr am Leben wären, ist schon eine drastische Kunstform.

Andererseits spielt das Thema Krankheiten im amerikanischen Alltag eine noch größere Rolle als bei uns - wenn man sich bei uns beim Sommerfest kurz über die Hüft-OP austauscht, spielen die Amerikaner voller Stolz (unbelegte Behauptung meinerseits) ihr komplettes Quartett an Krankheiten aus.

Möglicherweise ist es also ein Mentalitätsthema. Wirbt Apple in Europa mit der gleichen Kampagne wie in den USA?
 

AndaleR

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Und Menschen zu zeigen, die ohne Apple Watch nun (angeblich?) nicht mehr am Leben wären, ist schon eine drastische Kunstform.
Ich erinnere mal an Aktionen, für Afrika zu spenden - da wird mit unterernährten Kindern „geworben“.

Werbung muss wirken - und das muss/kann/darf auch mal mit dem Finger in der Wunde passieren.
 
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Wuchtbrumme

Golden Noble
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um mal den Antipol zu bilden: niemand hat explizit gesagt, dass man überlebt, wenn man ein iPhone hat. Ich halte die Behauptung für a bisserl überzogen. Andere hätten das anders gemacht und ich sehe immer noch ein Gesundheits- und Sicherheitsfokus.
 
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