Ein US-Gerichtsurteil hat das kontroverse Thema der Nutzung urheberrechtlich geschützter Werke im KI-Training neu beleuchtet. Im Rahmen einer Sammelklage von Autor:innen entschied Bezirksrichter William Alsup, dass die Nutzung von geschützten Texten durch das KI-Unternehmen Anthropic für die Entwicklung KI-basierter Tools im Sinne des fair use (fairen Nutzung) zulässig sei. Dieses Urteil könnte wegweisend sein, da es eine rechtliche Grundlage schafft, wie Künstliche Intelligenz urheberrechtlich geschützte Inhalte nutzen darf.
Was bedeutet faire Nutzung in diesem Fall?
Laut der Rechtsprechung kann die Verwendung urheberrechtlich geschützter Materialien dann als faire Nutzung eingestuft werden, wenn sie einen transformierenden Charakter hat. Dies bedeutet, dass das Ergebnis der Nutzung kein Ersatz für die Originalwerke darstellt, sondern eine neue, eigenständige Funktionalität oder Nutzen schafft. Richter Alsup schrieb in seinem Urteil:
„Die fragliche Technologie gehörte zu den transformativsten, die viele von uns in ihrem Leben sehen werden.“
Im Kontext großer Sprachmodelle wie der von Anthropic entwickelten Tools wird argumentiert, dass der primäre Zweck nicht in der Reproduktion der Werke, sondern in der Analyse ihrer Muster für die Sprachverarbeitung liegt.
Die andere Seite: Vorwurf der Piraterie bleibt bestehen
Obwohl das Gericht die Nutzung für das Training der KI-Modelle als rechtens einstuft, hält es andere Vorwürfe gegen Anthropic aufrecht. Konkret geht es um den Vorwurf der Piraterie. Die Kläger:innen argumentieren, dass Anthropic über sieben Millionen Werke ohne Genehmigung heruntergeladen hat. Diese Werke seien auch dann noch in der Datenbank des Unternehmens verblieben, als Anthropic beschlossen hatte, sie nicht länger aktiv für Training zu verwenden. Richter Alsup befand:
„Anthropic hat für diese Raubkopien keinen Cent bezahlt und hätte dies tun müssen.“
Daher könnten die Autor:innen Schadenersatzansprüche für die unerlaubte Speicherung und Nutzung geltend machen.
Anthropic Urteil Wegweisend für zukünftige Rechtsprechungen
Das Urteil ist eines der ersten seiner Art und könnte in zukünftigen Diskussionen und Streitfällen eine zentrale Rolle spielen. Die Nutzung geschützter Materialien für KI stellt eine rechtliche Grauzone dar. Auf der einen Seite benötigen Unternehmen wie Anthropic massive Datenmengen, um ihre Modelle zu optimieren. Auf der anderen Seite kämpfen Urheber wie Autor:innen, Musiker:innen oder Künstler:innen um die Kontrolle über die Verwendung ihrer Werke.
Das Urteil zeigt den schmalen Grat zwischen der Förderung technologischer Innovation und dem Schutz geistigen Eigentums. Es wird erwartet, dass der Fall eine Grundlage für künftige Diskussionen um faire Nutzung, Piraterie und die gesetzliche Kontrolle von KI-Anwendungen bieten wird.
Via Wired