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Gastkommentar: Tim Cooks Delle im Portmonee der (noch) treuen Kunden


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Mit Tränen in den Augen hatte ein Tim Cook die Bühne betreten, als Steve Jobs’ Stimme und dessen Philosophie mit 192kbit/s endete. Vermutlich hatte jeder im Saal eine Gänsehaut und vielleicht war der ein oder andere abgetaucht in dem Wunsch, dass der viel zu früh verstorbene Genius, wie Cook ihn nannte, gleich die Bühne betreten würde, denn dies wäre wohl das größte „One more Thing“ ever.

Ich muss gestehen, dass auch ich Gänsehaut hatte und mir fast eine Träne die Sicht auf meinen iMac genommen hätte, auf welchem ich die Keynote verfolgte. Als Apple den Preis des hochwertigeren iPhone Modells nannte, wandelte sich meine Euphorie jedoch und ich hatte einen dicken Kloß im Hals. Dass das iPhone X teuer werden würde, war jedem schon vorher klar. Mancher, so ich auch, hoffte auf das in den USA schon vorhandene Upgradeprogramm Apples, doch dies blieb ebenso unerwähnt wie Apple Pay in Deutschland.

Delle im Universum

Ist Apple zu abgehoben und hat deshalb ein Raumschiff als neuen Firmensitz gebaut? Ja und Nein, wie ich finde, was das Abgehoben Sein betrifft. Ich persönlich schätze Apple leidenschaftlich, da es ein Unternehmen ist, welches noch Visionen hat und dies auch ohne Steve Jobs. Ich mag es, dass Apple stets bemüht zu sein scheint, den Blick für das Ganze nicht zu verlieren. Es ist toll, wie sehr diese Firma sich für Menschenrechte und auch Umweltschutz einsetzt und gar einem Präsidenten die Stirn bietet. Das Löschen der VPN-Apps im chinesischen App Store sehe ich persönlich eher als klugen Schachzug an, da Apple sonst den positiven Einfluss, den dieses Unternehmen haben kann, verspielt hätte. Böse Zungen wittern
wohl eher marktstrategisches Kalkül dahinter. Wahrscheinlich ist das auch so. Und dennoch bleibt das Positive, die Visionen und die Delle, welche Steve Jobs ins Universum hat schlagen wollen, unverkennbar.

Doch Apple lebt von den Menschen die seine Produkte, allen voran das iPhone, kaufen. Stolze 1319€ kostet das anscheinend zukunftsweisende Device in Deutschland, und dies, obwohl der Euro-Umrechnungskurs zum Dollar recht günstig ist. Adam Lashinsky (Fortune) kritisierte jüngst Cook, dass Apple nur Produkte für Reiche mache, und dieser verwies auf die günstigen Einstiegsmodelle des iPhone SE und des iPads. Dennoch verstehe ich, wie wohl die meisten der User, Apples Preispolitik nicht, und frage mich, was wohl ein iPhone in 2018, ja, 2019…2024 kosten wird.

Preistreiberei

Apple bietet immer mehr Sicherheitsfeatures in seinen Geräten und gerade das iPhone wird immer wichtiger für so ziemlich alles. Angefangen von der Gesundheit, dem Banking und dem Pflegen von persönlichen Daten, wie Fotos und Dokumenten, um nur einige zu nennen. Tim Cooks „Preistreiberei“ mag ein Artefakt seiner Zeit bei IBM sein. Visionen einer fairen, freien und demokratischen Gesellschaft mit gleichem Zugang zu den Chancen des digitalen Zeitalters und der Post PC Area mag er ansatzweise haben, aber eine Delle schlägt er nur in das Portmonee der immer noch Apple begeisterten Menschen, zu denen ich mich nach wie vor zähle.

Cook hat Recht, wenn er meint, dass Jobs stolz auf die in der Keynote vorgestellten Produkte gewesen wäre. Beim Preis bin ich mir da nicht sicher.

Autor: Guido Lange, 13. September 2017


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Tags: Steve Jobs, Preis, Kommentar, Gastbeitrag, iPhone X

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