Gut gut, jetzt folgt eine Menge Konjunktiv:
WENN Apple jemals eine Spielekonsole herausbringen sollte, dann wird sie nicht direkt mit den bereits vorhandenen Konsolen auf dem Markt konkurrieren sondern eine Art Sonderstellung in einer Nische einnehmen. Damit habe ich aber noch folgende Probleme:
a) der Controller: Eine erfolgreiche Spielekonsole braucht heute einen guten Controller. Die Wii hat am Anfang viel Furore mit ihrem Controllerduo gemacht, allerdings hat sich der Wind auch schon wieder ein bisschen gelegt und das "Wow"-Gefühl ist abgeflaut. Es muss schon ein Controller sein, der die Konsole über viele Generationen hinweg gut beherrschbar macht, ergonomisch ist und ein gutes Spielgefühl vermittelt. Ich persönlich ziehe den PS2/3-Controller dem XBox-Controller vor, wobei es da natürlich verschiedene Meinungen gibt. Eine Apple-Konsole braucht einen guten Controller, der stabil ist und nicht nur Blendwerk. Sowas zu entwickeln kann sehr teuer werden. Der Controller muss auch zu den Spielen passen.
b) breite Spielebasis: Wie bereits skoenig1 geschrieben hat, war Sega mit dem Genesis bei Verkaufsstart ziemlich dünn aufgestellt, es gab keine "Killerapplikation" und nur wenige Spiele die eher mau waren. Sony, Nintendo und Microsoft sind recht erfolgreich damit, alte Spiele wie z.B. Flashback erneut für ihre Konsolen zum Download anzubieten.
Das kann als Zusatzfeature eines Apple-TV eine Art Killerfeature sein, da diese Spiele wenig Rechenkapazität beanspruchen und nur einen einfachen Controller benötigen, den Freizeitwert des Apple-TV aber steigern würden. Mit dem iTunes-Store gibt es ja schon ein passendes Portal dafür. Das würde das Produkt "Apple-TV" aber kompliziert machen. Nicht umsonst hat das Apple-TV nur die kleine Fernbedienung die wir auch von den Macs kennen.
c) digitales Wohnzimmer: Es ist klug und richtig einen Fuß in der Tür zum digitalen Wohnzimmer zu haben. Microsoft tut dies über die Xbox und den Windows Homeserver. Sony hat ganze Kohorten an Geräten zu bieten die alle zusammenarbeiten. Ich würde die Japaner als wesentlich mächtiger in diesem Bereich als Microsoft einstufen, bis auf die Tatsache dass Sony nicht wirklich eigene Software entwickelt. In Zukunft werden sicher weitere Möglichkeiten existieren mit der Elektronik in seinem Haus zu kommunizieren, die wesentlich eleganter sind als Fernbedienungen oder Controller mit Sticks und Pucks. Firmen, die sich bis dahin schon in diesem Markt etabliert und gehalten haben werden einen großen Entwicklungsvorteil besitzen. Sie werden künftige Formate festlegen und Standards diktieren können - siehe BluRay.
Das ist allerdings noch viel zu weit von Apple entfernt um sich darüber Gedanken zu machen. Apple wird in absehbarer Zeit die Wohnzimmer weder beherrschen noch Standards setzen. Wenn dies geschieht, dann eher über die Plattform "Mac" im Computerbereich, wo Apple sich einigermaßen etablieren konnte und evtl. über das iPhone.
Es macht für mich keinen Sinn, einen Markt zu erobern, den man nicht verteidigen kann. Es passt nicht zum Gesamtbild der Firma Apple, etwas herauszubringen was maximal das Zweitbeste ist (und das wird zwangsläufig bei einer Konsole so sein). Es macht keinen Sinn, um einen Markt zu kämpfen der zwar zukunftsrelevant ist, aber der Firma Apple keinerlei Perspektiven bietet ausser dem reinen Wachstum.
Apple ist daran gescheitert, zu breit aufgestellt zu sein. Microsoft hat einen gewissen "Larifari"-Willen, die Wohnzimmer zu beherrschen. Wir haben da dieses Konsölchen und ein paar nette Ideen was Heimserver und Multitouchoberflächen für den Wohnzimmertisch angeht, aber Microsoft ist nur am Wachstum interessiert und nicht wirklich konsequent und agressiv. Sony ist das bessere Beispiel. Sony ist sehr breit aufgestellt und die Firma hat einen guten Ruf im Unterhaltungssektor. Im Gegensatz zu Microsoft nutzt Sony aber die gesamte Basis seiner Entwicklungen, um neue Standards durchzusetzen und baut sie als Killerfeatures in seine Geräte ein. Microsoft setzt seine Standards als saure Gurken in der Sahnetorte um: Keiner will sie haben, man bekommt den Kuchen aber nicht ohne die sauren Gurken was die gesamte Sache ungeniessbar macht. HDDVD wäre eine gute Gelegenheit gewesen, einmal zu beweisen dass die Firma Microsoft Eier hat und einen Sprung in die Zukunft wagt. Microsoft hätte Milliarden in Kooperationen investieren und den HDDVD-Player fest in seine XBOX-Konsole integrieren können - das hätte Sony und BluRay weggefegt, da die XBox zu der Zeit wesentlich populärer war als die PS3. Sony wäre auf seinem Format sitzengeblieben, hätte die PS3 bedienen müssen und BluRay wäre als Spartenformat im HD-Formatkrieg in die Bedeutungslosigkeit gerutscht. Microsoft hätte die XBOX360 als günstigen HDDVD-Player platzieren und aus den Kooperationen Kapital schlagen können. Sony wäre der Wind aus den Segeln genommen worden da die Playstation 3 alleine als Konsole sehr teuer ist, nur als gleichzeitiger HD-Player lohnt sie sich wirklich.
Lange Rede, kurzer Sinn: In diesem Markt muss man den Willen haben, das Spiel bis zum Schluss mitzuspielen und sich mit aller Macht dem Ziel unterordnen, Marktführer zu sein. Microsoft war schon nicht konsequent genug und verplempert Zeit damit, ungeliebte Standards über die Windows-Plattform durchzusetzen anstatt die wirklich wichtigen Entscheidungen zu beeinflussen und z.B. den HD-Streit zu seinen Gunsten zu entscheiden. Apple hätte in diesem Marktsegment nicht viel zu lachen. Es reicht nicht, einfach mal eine Konsole rausbringen zu wollen um mal zu sehen ob's klappt, man muss mit beiden Beinen drinstehen und keine halben Sachen machen. Heisst also: Eine Apple-Konsole könnte sehr gut zum Grab der Firma werden wenn man es ernst meint - anderenfalls kann Apple gleich hingehen und ein paar Milliarden in den nächsten Fluss werfen.