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Bisher konnte ich über Werbungen von Samsung noch lachen. In durchaus amüsanter Art und Weise wurden iPhone-User als treudoofe Schafe dargestellt, die alles kaufen, so lang der große, heilige Apfel darauf ist. Es ist der alte Stereotyp, geschaffen von Menschen, die Apples Zielsetzungen und Qualitätsmerkmale nicht verstanden haben und genährt von Apple Store-Campern, der allgemeinen Geheimhaltungspolitik und dem Messiaskult um Jobs sowie dem Papstkult um Cook. Die Werbungen waren für mich alle kein Problem, denn bisher fühlte ich mich nicht angesprochen.
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Es ist doch so: Die Zielgruppe der Samsungwerbungen war bisher nicht die Gruppe der aktuellen iPhone-User. Inhaber von Apple-Handys sind, je nachdem welcher Studie man glaubt, zu über 90 % mit ihrem Gerät zufrieden und werden nicht zu Android wechseln. Einmal iPhone, immer iPhone, einmal Mac, immer Mac. So lange, bis Apple die eigenen Produkte in den Sand setzt, was durchaus auch schon geschehen ist, wenn man sich an die zwölf Jahre erinnert, in der ein ehemaliger Chefverkäufer von koffeinhaltigem Zuckerwasser die Geschäfte leitete. Die eigentliche Zielgruppe sind nicht die Apple-Kunden. Die eigentliche Zielgruppe dieser Werbung sind die treudoofen Schafe, die auf gar keinen Fall ein iPhone wollen, weil der verhasste Satansapfel drauf ist.
[video=youtube;GWnunavN4bQ]http://www.youtube.com/watch?v=GWnunavN4bQ[/video]
Wir erleben es immer wieder. Immer wieder werden Apples Geräte von Menschen, die sie nicht verstehen, als Eintrittskarte in einen Club verklärt, als sei das einzige Kaufargument für ein iPhone der Fakt, dass alle anderen auch eins haben. Und wenn es auch sicherlich wahr ist, dass es Käufer gibt, die ihren Kauf nicht anders begründen können, so gibt es auch auf der anderen Seite zahlreiche Smartphone-Besitzer, die kein iPhone haben, weil sie kein iPhone haben wollten. Eben weil sie es können.
[video=youtube;NjK_mKfosvw]http://www.youtube.com/watch?v=NjK_mKfosvw[/video]
Und dahingehend zielten bisher immer die Werbungen. Man wollte zukünftigen Kunden das Gefühl geben, besonders cool zu sein, weil man bei dem ganzen iPhone-Wahnsinn nicht mitmacht. Während Apple-Kunden für ihr Produkt Schlange stehen, sind Samsung-Kunden cool und klug und stehen daneben. Ach wie gut, dass wir keine Schafe sind, sondern auf eine neue Galaxie hoffen können. Features egal, Kundenzufriedenheitsstudien egal, Hauptsache wir sind nicht Mainstream. Entschuldigt die Anmaßung, aber klingt das nicht nach einem Club mit Eintrittskarte?
[video=youtube;GxkjASoWoF8]http://www.youtube.com/watch?v=GxkjASoWoF8[/video]
Das in den Werbungen dargestellt zu sehen, ist alles kein Problem, man weiß es ja besser, man steht ja drüber, mit einem minimalen Talent in Sachen Selbstironie wird die Sache sogar richtig lustig. Wer es cool findet kein iPhone zu haben, bekommt genau das selbe müde, bemitleidende Lächeln, wie der, für den die Coolness des iPhones das Hauptfeature ist. Doch dann ist Samsung einen kleinen Schritt zu weit gegangen. [PAGE]Doch dann ist Samsung einen kleinen Schritt zu weit gegangen.[/PAGE]Apple Store, Sydney, Anfang der Woche. Ein schwarzer Bus fährt vor. Schwarz gekleidete Menschen mit schwarzen Klamotten und schwarzen Protestschildern mit weißer Aufschrift „Wake Up“ steigen aus. Laut, mit und ohne Megafon, werden die harmlosen, sich in dem Geschäft befindlichen Kunden angebrüllt: „Wake up, wake up.“ Danach zieht der Mob durch die Straßen der australischen Großstadt.Das Ganze ist von Samsung organisiert und bezahlt.
[video=youtube;Ldq2tNLRDwA]http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=Ldq2tNLRDwA[/video]
Moment. Ihr meint das Ernst? Ihr glaubt tatsächlich der Erfolg des iPhones sei ausschließlich auf eine Art Massenhypnose zurückzuführen? Menschen ohne Smartphone davon überzeugen, dass es ganz besonders cool ist, kein Apfelhandy zu haben, okay. Aber Menschen, die sich bereits entschieden haben, vorzuwerfen, ihr freier Wille würde von Cupertino aus gelenkt?
An dieser Stelle ein paar Anmerkungen zum Autor. Ich besitze kein iPhone. Ich habe einen Mac, ich habe ein iPad, ich brauche einfach kein iPhone. Ein Nokia E71 tut es auch, mehr als Mails lesen, SMS schreiben und telefonieren will ich mit meinem Handy auch gar nicht machen können. Zum Surfen unterwegs habe ich das iPad, das macht mit dem großen Bildschirm sowieso mehr Spaß, dank relativ großer Hände waren Touchkeyboards bei Smartphones ohnehin nie meins. Auf mich passt ein iPhone einfach nicht. Und doch gibt es sehr viele Menschen, auf die es passt.
Ein Bekannter von mir wollte das mit den Smartphones mal ausprobieren. Er ging auf den genannten Clubwahnsinn gar nicht erst ein, sondern kaufte sich erstmal ein paar Fachzeitschriften, achtete auf Features und Testsieger. Heraus kam ein Sony Ericsson XPERIA. Gekauft, eingerichtet, benutzt, für schlecht befunden.
Spaß am Gerät kam gar nicht erst auf. Fundamentale Features wie E-Mails beantworten funktionierten nicht. Immer wieder diese Frustration, dass das Gerät etwas nicht kann, was es können sollte. Sicherlich, mit etwas mehr Know-how in Sachen Smartphones, mit sehr viel googeln, um Probleme zu lösen, und mit ein paar Ratschlägen von Sachkundigen hätte einiges besser funktioniert. Aber Spaß macht das dann keinen mehr.
Nach dieser ernüchternden Erfahrung sah er bei mir bald das iPad. Ich berichtete, dass ich sehr zufrieden mit dem Gerät bin, dass man sich zwar im Klaren darüber sein muss, was es kann und was es nicht kann und dass es nicht für viele Kunden einen vollständigen Rechner ersetzen wird, dass es aber, wenn man sich darüber im Klaren ist, vollständig begeistert. Der gute Mann kaufte sich eins. Ich habe noch ab und zu ein paar Anrufe bekommen, wie das funktioniert, und wie jenes funktioniert, aber es hielt sich in Maßen, denn im Grunde bedient sich das Gerät intuitiv und Probleme tauchen nicht auf. Schon ein paar Monate ist man mit dem Apple-Tablet problemlos glücklich und zu Ostern gabs ein iPhone.
Natürlich sind das Einzelfälle, die über die große Masse nichts aussagen, aber sie stehen dem Vorwurf, dass der einzige Grund, sich ein iPhone zu kaufen, ein willenloses Folgen der Diktatur der Masse ist, entgegen. Es ist das alte Mantra, dass wir hier bei Apfeltalk immer wieder runterbeten: Verschiedene Smartphones haben verschiedene Qualitäten.
Wer technikaffin ist und kein Problem damit hat, die ein oder andere Herausforderung, die im Wege stehen könnte, zu meistern, wer kein besonderes Interesse an guten Kamera-Linsen in einem Smartphone hat, wer ein Retina-Display für ziemlich übertrieben und irgendwie unnötig hält, wer lieber Apps aus hundert Quellen als brav sortiert und teilweise gefiltert in einem App Store haben will, der sollte sich gegen ein iPhone entscheiden und kann wahrscheinlich sogar ein paar Euro sparen. Doch Menschen, auf die diese Beschreibung nicht passt, könnten an einem iPhone sehr viel Spaß haben und sind deshalb noch lange nicht willenlos.
In diesem Sinne: "I'm awake, I'm awake."
UPDATE: Samsung hat soeben dementiert, etwas mit obigen Flash-Mob zu tun zu haben. Die in diesem Artikel genannten Vorwürfe werden nun nicht mehr gegen Samsung sondern gegen einen Unbekannten erhoben.
UPDATE 2: Wie die australische Macworld berichtet, deuten Teile des Codes der Wake-Up-Seite darauf hin, dass der Blackberry-Hersteller RIM hinter der Kampagne steckt.
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„Were there some people who didn‘t vote for me, because I‘m black? Probably. Were there people who only voted for me, because I‘m black? There certainly were.“
- Barack Obama
Es ist doch so: Die Zielgruppe der Samsungwerbungen war bisher nicht die Gruppe der aktuellen iPhone-User. Inhaber von Apple-Handys sind, je nachdem welcher Studie man glaubt, zu über 90 % mit ihrem Gerät zufrieden und werden nicht zu Android wechseln. Einmal iPhone, immer iPhone, einmal Mac, immer Mac. So lange, bis Apple die eigenen Produkte in den Sand setzt, was durchaus auch schon geschehen ist, wenn man sich an die zwölf Jahre erinnert, in der ein ehemaliger Chefverkäufer von koffeinhaltigem Zuckerwasser die Geschäfte leitete. Die eigentliche Zielgruppe sind nicht die Apple-Kunden. Die eigentliche Zielgruppe dieser Werbung sind die treudoofen Schafe, die auf gar keinen Fall ein iPhone wollen, weil der verhasste Satansapfel drauf ist.
[video=youtube;GWnunavN4bQ]http://www.youtube.com/watch?v=GWnunavN4bQ[/video]
Wir erleben es immer wieder. Immer wieder werden Apples Geräte von Menschen, die sie nicht verstehen, als Eintrittskarte in einen Club verklärt, als sei das einzige Kaufargument für ein iPhone der Fakt, dass alle anderen auch eins haben. Und wenn es auch sicherlich wahr ist, dass es Käufer gibt, die ihren Kauf nicht anders begründen können, so gibt es auch auf der anderen Seite zahlreiche Smartphone-Besitzer, die kein iPhone haben, weil sie kein iPhone haben wollten. Eben weil sie es können.
[video=youtube;NjK_mKfosvw]http://www.youtube.com/watch?v=NjK_mKfosvw[/video]
Und dahingehend zielten bisher immer die Werbungen. Man wollte zukünftigen Kunden das Gefühl geben, besonders cool zu sein, weil man bei dem ganzen iPhone-Wahnsinn nicht mitmacht. Während Apple-Kunden für ihr Produkt Schlange stehen, sind Samsung-Kunden cool und klug und stehen daneben. Ach wie gut, dass wir keine Schafe sind, sondern auf eine neue Galaxie hoffen können. Features egal, Kundenzufriedenheitsstudien egal, Hauptsache wir sind nicht Mainstream. Entschuldigt die Anmaßung, aber klingt das nicht nach einem Club mit Eintrittskarte?
[video=youtube;GxkjASoWoF8]http://www.youtube.com/watch?v=GxkjASoWoF8[/video]
Das in den Werbungen dargestellt zu sehen, ist alles kein Problem, man weiß es ja besser, man steht ja drüber, mit einem minimalen Talent in Sachen Selbstironie wird die Sache sogar richtig lustig. Wer es cool findet kein iPhone zu haben, bekommt genau das selbe müde, bemitleidende Lächeln, wie der, für den die Coolness des iPhones das Hauptfeature ist. Doch dann ist Samsung einen kleinen Schritt zu weit gegangen. [PAGE]Doch dann ist Samsung einen kleinen Schritt zu weit gegangen.[/PAGE]Apple Store, Sydney, Anfang der Woche. Ein schwarzer Bus fährt vor. Schwarz gekleidete Menschen mit schwarzen Klamotten und schwarzen Protestschildern mit weißer Aufschrift „Wake Up“ steigen aus. Laut, mit und ohne Megafon, werden die harmlosen, sich in dem Geschäft befindlichen Kunden angebrüllt: „Wake up, wake up.“ Danach zieht der Mob durch die Straßen der australischen Großstadt.
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Moment. Ihr meint das Ernst? Ihr glaubt tatsächlich der Erfolg des iPhones sei ausschließlich auf eine Art Massenhypnose zurückzuführen? Menschen ohne Smartphone davon überzeugen, dass es ganz besonders cool ist, kein Apfelhandy zu haben, okay. Aber Menschen, die sich bereits entschieden haben, vorzuwerfen, ihr freier Wille würde von Cupertino aus gelenkt?
An dieser Stelle ein paar Anmerkungen zum Autor. Ich besitze kein iPhone. Ich habe einen Mac, ich habe ein iPad, ich brauche einfach kein iPhone. Ein Nokia E71 tut es auch, mehr als Mails lesen, SMS schreiben und telefonieren will ich mit meinem Handy auch gar nicht machen können. Zum Surfen unterwegs habe ich das iPad, das macht mit dem großen Bildschirm sowieso mehr Spaß, dank relativ großer Hände waren Touchkeyboards bei Smartphones ohnehin nie meins. Auf mich passt ein iPhone einfach nicht. Und doch gibt es sehr viele Menschen, auf die es passt.
Ein Bekannter von mir wollte das mit den Smartphones mal ausprobieren. Er ging auf den genannten Clubwahnsinn gar nicht erst ein, sondern kaufte sich erstmal ein paar Fachzeitschriften, achtete auf Features und Testsieger. Heraus kam ein Sony Ericsson XPERIA. Gekauft, eingerichtet, benutzt, für schlecht befunden.
Spaß am Gerät kam gar nicht erst auf. Fundamentale Features wie E-Mails beantworten funktionierten nicht. Immer wieder diese Frustration, dass das Gerät etwas nicht kann, was es können sollte. Sicherlich, mit etwas mehr Know-how in Sachen Smartphones, mit sehr viel googeln, um Probleme zu lösen, und mit ein paar Ratschlägen von Sachkundigen hätte einiges besser funktioniert. Aber Spaß macht das dann keinen mehr.
Nach dieser ernüchternden Erfahrung sah er bei mir bald das iPad. Ich berichtete, dass ich sehr zufrieden mit dem Gerät bin, dass man sich zwar im Klaren darüber sein muss, was es kann und was es nicht kann und dass es nicht für viele Kunden einen vollständigen Rechner ersetzen wird, dass es aber, wenn man sich darüber im Klaren ist, vollständig begeistert. Der gute Mann kaufte sich eins. Ich habe noch ab und zu ein paar Anrufe bekommen, wie das funktioniert, und wie jenes funktioniert, aber es hielt sich in Maßen, denn im Grunde bedient sich das Gerät intuitiv und Probleme tauchen nicht auf. Schon ein paar Monate ist man mit dem Apple-Tablet problemlos glücklich und zu Ostern gabs ein iPhone.
Natürlich sind das Einzelfälle, die über die große Masse nichts aussagen, aber sie stehen dem Vorwurf, dass der einzige Grund, sich ein iPhone zu kaufen, ein willenloses Folgen der Diktatur der Masse ist, entgegen. Es ist das alte Mantra, dass wir hier bei Apfeltalk immer wieder runterbeten: Verschiedene Smartphones haben verschiedene Qualitäten.
Wer technikaffin ist und kein Problem damit hat, die ein oder andere Herausforderung, die im Wege stehen könnte, zu meistern, wer kein besonderes Interesse an guten Kamera-Linsen in einem Smartphone hat, wer ein Retina-Display für ziemlich übertrieben und irgendwie unnötig hält, wer lieber Apps aus hundert Quellen als brav sortiert und teilweise gefiltert in einem App Store haben will, der sollte sich gegen ein iPhone entscheiden und kann wahrscheinlich sogar ein paar Euro sparen. Doch Menschen, auf die diese Beschreibung nicht passt, könnten an einem iPhone sehr viel Spaß haben und sind deshalb noch lange nicht willenlos.
In diesem Sinne: "I'm awake, I'm awake."
UPDATE: Samsung hat soeben dementiert, etwas mit obigen Flash-Mob zu tun zu haben. Die in diesem Artikel genannten Vorwürfe werden nun nicht mehr gegen Samsung sondern gegen einen Unbekannten erhoben.
UPDATE 2: Wie die australische Macworld berichtet, deuten Teile des Codes der Wake-Up-Seite darauf hin, dass der Blackberry-Hersteller RIM hinter der Kampagne steckt.
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