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Soziale Brennpunkte

Hallo

Gast
Viele Menschen mit psychische Krankheiten können ihre Wohnung nicht sauberhalten. Die gezeigte Wohnung zeigt ein solch typisches Bild eines psychisch kranken Menschen. Oft ziehen sich Menschen mit solchen Problemen in ihre eigene Welt zurück, so dass erst nach langer Zeit (wenn es denn so aussieht) soziale Institutionen darauf aufmerksam werden können.
 

JörgM aus OWL

Alkmene
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31
Ich denke nicht. Solange die Objektivität .....

ich glaube das es kaum möglich ist bei einem solchen thema absolut objektiv zu diskutieren, denn die wahrnehmung von armut ist nun mal sehr individuell.

das menschen, die ihren bedarf an nahrung nicht ausreichend decken können arm sind sthet sicher ausserhalb jeder diskussion.

was ist mit menschen die ihr soziales umfeld verlieren, weil es die vorhandnen liquidität nicht mehr erlaubt an den freizeitaktivitäten des freundeskreis teilzunehmen? wenn kinobesuch, essengehen, oder ähnliches einfach nicht mehr finanzierbar ist. was ist mit den kindern die nach den sommerferien in der klasse halt nicht von ihren tollen urlaubserlebnissen erzählen können, weil das geld nicht mehr reicht um auch nur ferienparks oder ähnliches zubesuchen ...... sind die arm?

eine reihe freunde und ich haben im letzten jahr mit einer gruppe von kinder aus, wie sagt man? "sozial schwachen" familien einen wochenend ausflug unternommen. zelten, grillen, nachtwanderung, besuch eines freizeitparks und so weiter ...... keines dieser kinder war unterernährt oder musste barfuss laufen ..... armut hat viele gesichter!

grüsse
jörg
 

Bully Bull

Reinette de Champagne
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ich glaube das es kaum möglich ist bei einem solchen thema absolut objektiv zu diskutieren, denn die wahrnehmung von armut ist nun mal sehr individuell.

das menschen, die ihren bedarf an nahrung nicht ausreichend decken können arm sind sthet sicher ausserhalb jeder diskussion.

was ist mit menschen die ihr soziales umfeld verlieren, weil es die vorhandnen liquidität nicht mehr erlaubt an den freizeitaktivitäten des freundeskreis teilzunehmen? wenn kinobesuch, essengehen, oder ähnliches einfach nicht mehr finanzierbar ist. was ist mit den kindern die nach den sommerferien in der klasse halt nicht von ihren tollen urlaubserlebnissen erzählen können, weil das geld nicht mehr reicht um auch nur ferienparks oder ähnliches zubesuchen ...... sind die arm?

eine reihe freunde und ich haben im letzten jahr mit einer gruppe von kinder aus, wie sagt man? "sozial schwachen" familien einen wochenend ausflug unternommen. zelten, grillen, nachtwanderung, besuch eines freizeitparks und so weiter ...... keines dieser kinder war unterernährt oder musste barfuss laufen ..... armut hat viele gesichter!

grüsse
jörg

Da muss ich zustimmen. Ich meinte die Aussage so, dass eine "möglichst hohe" Objektivität gewährleistet sein sollte, und dass Subjektivität, egal, in welche Richtung, hier nicht hilft, sondern das Thema nur scheitern lässt.
 

T-lo

Weißer Winterglockenapfel
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Dieses Bild belegt aber nicht unbedingt Armut. Ein Messy zu sein ist mittlerweile schon eine anerkannte Krankheit, und kann in jeder Gesellschaftsschicht eintreten, oder irre ich mich? Schlimm und bedauernswert ist sowas aber natürlich trotzdem.

Stimmt - diesen Beitrag kann ich genau so unterschreiben!

Für mich sieht es auch weniger nach Armut aus, als nach Chaos. "Arm" ist der Mensch, der sich Viererpackungen Kümmerling meterhoch stapeln kann, ist in meinen Augen zumindest aus finanzieller Sicht nicht unbedingt arm...

Für mich sieht es auch eher nach der Wohnung eines Messies aus, und die sind (ob man es glaubt, oder nicht) eher in gesellschaftlich "höheren" Schichten zu finden. Kein Witz: unter Messies findet man eine Menge Akademiker.
 

T-lo

Weißer Winterglockenapfel
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was ist mit menschen die ihr soziales umfeld verlieren, weil es die vorhandnen liquidität nicht mehr erlaubt an den freizeitaktivitäten des freundeskreis teilzunehmen? wenn kinobesuch, essengehen, oder ähnliches einfach nicht mehr finanzierbar ist. was ist mit den kindern die nach den sommerferien in der klasse halt nicht von ihren tollen urlaubserlebnissen erzählen können, weil das geld nicht mehr reicht um auch nur ferienparks oder ähnliches zubesuchen ...... sind die arm?

Viele Menschen mit psychische Krankheiten können ihre Wohnung nicht sauberhalten. Die gezeigte Wohnung zeigt ein solch typisches Bild eines psychisch kranken Menschen. Oft ziehen sich Menschen mit solchen Problemen in ihre eigene Welt zurück, so dass erst nach langer Zeit (wenn es denn so aussieht) soziale Institutionen darauf aufmerksam werden können.

Wenn man beide Kommentare gegenüberstellt, muss ich ehrlich zugeben, dass ich eher zu Jürgens/Hallos Sicht neige.
Ich möchte gar nicht abstreiten, dass JörgM nicht durchaus recht haben kann, aber ich denke auch, dass es in den meisten Fällen eher an dem von Jürgen geschilderten liegt, als am Geldmangel, dass solche Menschen den Kontakt zur Außenwelt verlieren - kein Wunder:
stellt Euch vor, Eure Wohnung sähe so aus, und ihr würdet mit Freunden in Kino, Essen, oder sonst wo hingehen. Am Ende des Abends will man noch gemütlich nen Bierchen trinken, aber man weiß nicht wohin. Plötzlich schlägt ein Freund vor: "lass doch zu Dir gehen"...
Tja, wohl eher nicht. Nicht in solch eine Wohnung, würde ich sagen. zumindest ich würde niemanden bei mir reinlassen, wenn es so aussieht..
Am Geld muss solch ein Verhalten also nicht wirklich liegen, und ausgrenzen werden sich die Meisten wohl in solch einer Situation selbst...
 

Jenso

Gast
Hallo, hallo, liebe Leute!
Da schon wieder munter spekuliert wird, kopiere ich einen Teil meiner Erklärung (Vorgeschichte) aus dem Galerie-thread hier hinein und erkläre nochmals, daß es sich nicht um einen Messy handelt, beim Betroffenen (es liegt eine andere Erkrankung vor).

Anfang des Zitats:
Mir ging es mit dem Bild um ein Schlaglicht auf andere Lebensweisen und zwar vorrangig wegen unserer (ja: auchund gerade wir hier, in Apfeltalk) Saturiertheit und der leider weitverbreiteten Unkenntnis über die Lebensumstände weniger vom Schicksal Begünstigter. Die Sonnenseite…

Der arme Mann, der hier lebt, versucht dies seit zwanzig Jahren! und sein persönlicher Trend kennt bisher nur eine Richtung: abwärts.
Aus großer Familie stammend, durch Scheidungsstreit und Abgleiten in vollkommene Frustration fiel er der Alkoholsucht in die stets offenen Arme. Der bekannte Teufelskreis: erst Abstieg durch Umstände, dann Verschlimmerung durch ungeeignetes Verhalten/Konsum. Weitergehende Stigmatisierung des nun als „Säufer“ abgetanen Menschen. Daß er trotz guten Willens bei seiner Lage am Arbeitsmarkt nicht vermittelbar war, sollte einleuchten. Also Sturz in die Sozialhilfe, Verschlimmerung der Gesundheit, Sucht, Geldnöte pipapo.
Massive körperliche Nebenwirkungen bringen mich nun dazu, ihn in eine Heim- /Pflegeeinrichtung der Eingliederungshilfe zu verfrachten, um zumindest ein Überleben sicherzustellen. Leider traten aber bereits hirnorganische Schäden auf, so daß keine besonders tollen Hoffnungen bestehen: immerhin hat sich ein Tochter (nach fast 20 Jahren Funkstille) nun wieder bei ihm gemeldet.

Unsere schöne Freiheit bedeutet für manchen (und dies ist herrschende Auffassung unserer Gesetzgebung) nur die Freiheit, krank zu sein und zu bleiben gegen jede Vernunft, den Kopf in den Sand zu stecken vor jedem Ausweg und Hilfen erst anzunehmen, wenn buchstäblich nichts mehr geht. (Er lag im Graben und wurde dadurch zwangseingewiesen, wegen Hilflosigkeit…)

Bevor ich ihm beigeordnet wurde, haben alle früheren Bekannten, die Verwandtschaft, aber auch die wenigen beteiligten Stellen (Ämter) ihn einfach (in Rückzug auf seinen angeblich freien Willen) kaltlächelnd-unbeteiligt ins Elend fallen lassen.
Kein Mensch (!) gebot Einhalt.

- der alte, lästige Prioritätenstreit, ob erst eine Sucht die folgenden Erkrankungen auslöst oder diese für das Abgleiten in eine Sucht verantworltich zu machen sind: lassen wir ihn mal beiseite.
Ende des Zitats.


- und zur schlichten Frage nach der Finanzierung des Beikonsums habe ich auch schon etwas erklärt (#13):
Ein großer Irrtum ist es auch, zu glauben, daß vorhandenes Leergut auf vorausgegangene Käufe verweist: da gibt es andere Mittel und Wege, wenn sonst schon alles verloren scheint…
Ende des zweiten Zitats -

Da der unter hohem Suchtdruck Stehende irgendwann keinen Gedanken an Legalität u. dgl. Ballast verschwenden kann, greifen die simplen Ideen von wegen Einteilung oder Vorenthaltung der Gelder nicht, sind leider genauso naiv, wie die Idee vom „just say NO“.
Wenn es soo einfach wäre…


Mut zu Glück und Freiheit
Jens
 

groove-i.d

Rote Sternrenette
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danke für das thema und das bild, was ja offenbar vieles angestoßen hat hier im at.

ich selber hatte damals während meines zivildienstes den einen oder anderen zu betreuenden "klienten", bei welchem selbst ich als damals junger mensch erschreckt und ernsthaft besorgt war über den seelischen und wirtschaftlichen zustand dieser menschen.
einer von ihnen war ein messi, psychosomatisch-physisch erkrankter und sicherlich auch psychich nicht ganz gesunder mensch. in seiner wohnung roh es auffällig nach minzöl ("meine chronische erklätung wegen der feuchten wände"; die wohnung war zwar in einem sozialbau, wohl aber in ordnung), übervoll mit gestapelten zeitungen bis unter die decke und die wände dekoriert mit aus magazinen und zeitungen herausgerissener bunter werbung, die wohl als postererstz oder sonst was dienen sollte.
ich war damals für einkäufe udgl. zuständig, nahm mir aber trotz der zeitknappheit immer einige minuten, um mich den belangen des mannes zu widmen und wohl auch, um ihn zu "verstehen".

heute - gut 10 jahre später - arbeite ich in der jugend- und erziehungshilfe eng mit kindern aus, mhh, sagen wir mal, "besondern" verhältnissen, und bemerke, wie wenig weit entfernt die jungs heute schon von dem gebaren besagten mannes sind.
viele "unserer kinder" in der einrichtung kommen aus mehr als umständlichen verhältnissen, haben die unglaublichsten dinge hinter sich (erst haute morgen erzählte mir ein kollege von einem schüler und seinem verschobenen gefühl für schmerzen) und sind stark traumatisiert.
einige von diesen kindern sind in verhältnissen aufgewachsen wie oben auf dem bild zu sehen.

mal ganz abgesehen von aller anteilnahame und betroffenheit drückt dieses bild für mich eine seltsam abenteuerliche und geheimnisvolle stimmung aus; wohl weil es real ist und es mir persönlich fremd ist, weil nie am eigenen leib erlebt.

so zu wohnen könnte man zur kunstform erklären: leben im müll, mit müll als signal persönlicher betroffenheit.
 
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Irreversibel

Holländischer Prinz
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Hallo alle miteinander, danke für den Thread Jenso.

Zuerst einmal: Arme Leute sind nicht dreckig. Arme Leute sind nicht dumm. Arme Leute müssen sich nicht (wie Edmund Stoiber das getan hat) als NPD-Wähler stigmatisieren lassen. Arme Leute sind einfach nur finanziell arm.

Soviel zur Definition von Armut vorneweg (für Doofe). Eine Bekannte von mir lebt in noch schlimmeren Umständen als denen, die auf dem Bild herrschen. Ich weiss das, weil ich zufälligerweise zu Gast in ihrer Wohnung war. Die Wohnung ist nicht schmutzig, es ist eine Müllhalde - und wie gesagt: Ich war dort Gast, normalerweise räumt man ja ein bisschen auf bevor Besuch erscheint. Sie und ihr Freund leben dort mit 2 Katzen (Wohnungskatzen, die nicht nach draussen dürfen) und JA, es stinkt. Sie und ihr Freund sind beide bei der Bahn angestellt, haben also theoretisch Geld in der Hand mit dem sie ihre Lebensumstände ordnen könnten. Sie selbst hat sogar Geschichte studiert, das Bildungsniveau ist also durchaus hoch. Ich habe kein Wort zu den Umständen dort verloren, aus Höflichkeit. Innerlich habe ich mich mehrmals übergeben beim Anblick von Küche, Bad und Wohnzimmer. Das Schlafzimmer war verschlossen, das war wahrscheinlich sogar ihr zu peinlich. Sie hat Freunde, sie hat Familie, sie hat eine Beziehung und einen guten Bildungshintergrund. Ich würde sie nicht als psychisch krank bezeichnen, ausser mangelnder körperlicher Hygiene und dieser absolut nicht vorzeigbaren Wohnung hat sie einen ziemlich starken Charakter und weiss sich durchaus durchzusetzen, weswegen sie wahrscheinlich keiner auf diese Bude anspricht.

2 weitere Leute auf meinem Bekanntenkreis leben ähnlich. Ich bin bei keinem von ihnen gerne zu Besuch, sage aber auch nicht gerne unter irgendeinem Vorwand ab da ich diese Leute sowieso ziemlich selten sehe. Zu den Gründen, hier wurden oft finanzielle Nöte, psychische Gründe usw. angeführt, kann ich einfach nur sagen: In deren Fall ist es eine Art von "Scheissegal-Mentalität" mit einer gehörigen Portion Gewöhnung. Von denen ist keiner psychisch krank oder finanziell benachteiligt, sie sind einfach nur scheissenfaul, es ist ihnen egal was sie ihren Gästen zumuten und es ist ihnen auch egal was Nachbarn/Freunde/Familie denken. Herrgott, da kann man auch nicht mit Argumenten wie "Die hat nie gelernt richtig aufzuräumen" oder "Das hat die von zuhause mitgenommen" kommen, irgendwo hat doch jeder mal ein Zimmer gesehen in dem es aufgeräumt war, oder? Und klar, nicht jeder weiss wie man mit Spiritus, heissem Wasser und einem Fensterleder dreckige Fenster streifenfrei sauber bekommt, aber um mal den Boden freizuräumen und durchzulüften wird es doch gerade noch reichen, oder? Nur um es nochmal zu bekräftigen: Es sieht NOCH schlimmer aus als auf Jensos Bild am Threadeingang. Worte können es nicht beschreiben, es ist durch und durch ekelhaft und ich selbst bin nicht der Typ, der jeden Tag mit dem Putzlappen durch die Bude rennt, also pedantisch ist.

Wenn ich wirklich ehrlich mit mir selbst bin: Ich besuche alle 3 Leute immer noch, weil ich mir manchmal Sorgen um sie mache. Aber da ist nichts, ausser diesen vor Dreck starrenden Wohnungen. Niemand hat ein Problem mit Alkohol oder anderen Drogen, keinem fehlt Anschluss an die Gesellschaft, sie alle haben Jobs, einen Freundeskreis. Sie alle sind mehr oder minder ein wenig merkwürdig, aber das bin ich auch. Manchmal denke ich mir "das nächste Mal sprichst du es an". Ich wüsste aber nicht wie ich es anfangen sollte ohne einen Streit zu provozieren der mit "Was geht dich das eigentlich an?" enden würde. Ich könnte entgegnen, dass mich das als Gast gezwungenermaßen etwas angeht, aber ich bin auch kein Sozialarbeiter und diese Bekannten scheinen sonst ziemlich gut klar zu kommen. Es ist also "mein Problem", so habe ich das akzeptiert und da mir die Freundschaft zu einigen Leuten wichtiger ist als dieses Problem sehe ich darüber hinweg.

Aber ist das gut? Ich weiss es nicht. Das Ganze diente nur einmal als Beispiel um mit dem Vorurteil aufzuräumen dass solche Wohnungen wie auf Jensos Bild nur in sozial schwachen Umgebungen und bei Leuten mit psychischen Problemen vorkommen. Ja, dass eine Wohnung so aussieht legt den Schluss nahe, aber weitere Symptome fehlen. Wenn es also ein eigenes Krankheitsbild ist: wie sieht die Therapie aus?
 

Hallo

Gast
@Irreversibel

Menschen die unter von denen von Dir beschriebenen Umständen leben können, haben meistens ein ganz anderes Problem als die von Dir beschriebene Faulheit. Ich kenne übrigens keine wirklich faule Menschen. Selbst ein Bettler arbeitet hart - er bettelt.
Ein Mensch der unter solchen Umständen leben kann (obwohl er nicht muss), muss einfach ein ernsthaftes psychisches Problem haben - sonst geht das gar nicht.
Ein Kranheitsbild wie Du es Dir vorstellst gibt es natürlich nicht. Aber z.B. eine lavierte Depression die so kompensiert werden kann.
 

Jenso

Gast
Hallo, danke Vorredner,

wir kommen der Sache näher; die Stichworte Depression, das (zunächst noch) vorhandene Potential, um mit den Absonderlichkeiten zurechtzukommen und das Ausweichen in alibisierende Nebenerklärungen (Erkältung, Psychosomatisches, sonstige körperliche Erkankung, soziale Schwierigkeiten, Hoffnungslosigkeit nach verlorenem Job), schließlich die temporäre Erleichtung durch Drogenmißbrauch (hier: nur Alkohol) und dann die schweren Nebenwirkungen beim folgenden, schleichend erreichten Abusus: das „ganze Paket“. Polymorbid.

Daß alles zur weiteren Veschlechterung des Auslösers (Verlust der sozialen Bindungen) führte, wundert ja wohl nicht. Teilweise wurden dann die bescheidenen Mittel auch dazu verbraucht, Freundschaften und/oder Aufmerksamkeit zu kaufen. Not.

Die Umgebung gab den Betroffenen auf, dieser selbst bemühte sich irgendwann nicht mehr (vollkommene Hoffnungslosigkeit), irgendwie aufzutauchen; paradoxes Verhalten kommt dann nicht selten vor; die selbstgemachten Prophezeihungen erfüllen sich scheinbar.

Körperliche Leiden blieben nicht aus und dann, sukzessive, baute das Hirn ab - und damit ging das letzte Bißchen an freiem Willen (wenn man hier überhaupt noch davonreden konnte) verloren.

Da keinerlei Ansprüche an den Betroffen von diesem mehr erfüllt wurden, stellte man Geld-, Wasser- und Gashahn ab: dies erbrachte aber keine Veränderung des Verhaltens, der Mann schaltete auf stur, wollte sich nicht anpassen. Leider zeichnete er sich wohl schon viel früher durch gewisse querulatorische Eigenschaften aus: dies wurde stärker und auch die letzten Hilfsbereiten gaben dann auf; erklärten sich ihr Aufgeben mit seiner Unfähigkeit. Zermürbt.

Keine Mittel, keine Menschen, keine Aussichten: das meinte ich mit seiner Armut. Mitten in einer Kleinstadt, die sonst relativ viele Netze aufspannt und kein schlechten Ruf in der Szene hat.
So.

Und nun wir (auf der sonnigeren Seite): meistens tun wir wenig, reden aber viel, bewegen uns dennoch nicht von der Stelle. Die Armut jener, die ohne äußere Hife nichts bewegen können (eben nicht einmal mehr sich selbst), bleibt und wird womöglich durch unser Vehalten zementiert.
Man könnte versuchen, etwas aufzuwachen. Den Mund zu öffnen, bevor eine Situation irreversibel (keine Anspielung!) wird.
„Ruck!“ war mal ein Stichwort. „Zivilcourage“ auch und ebenso „Mehr Demokratie wagen“. Fehlt leider alles, bzw. immer noch und immer wieder.
Geht mir selbst ja auch nicht besser, bin auch kein Gutmensch.

Versuchen wir, gelegentlich aufzumerken und aufzustehen. Für andere!
Nicht als Lobbyisten in eigener Sache: derer gibt es gar zu viele.

Soviel, nochmal, zu meiner Absicht beim Ausstellen des Bildes (den Menschen dahinter wollte ich natürlich nicht vorführen).

Glück und Freiheit
Jens
 
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groove-i.d

Rote Sternrenette
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Arme Leute sind nicht dumm.

nach unseren erfahrungen in der jugend- und erziehungshilfe leider trifft das nicht immer zu; sowohl für jung und alt.
dabei sollte man mal genauer festlegen, was mit "dumm" gemeint ist.
wenn kinder in "familien" sozial (und körperlich) verwahrlosen, ihnen lediglich ein minimum an emotionaler und materieller wärme gezollt wird, so kann das selbstverständlich vollkommen unterschiedliche ursachen haben. dummheit oder sagen wir mal etwas professioneller geistige unbedarftheit und ein kleiner horizont kann eine davon sein.
 

Irreversibel

Holländischer Prinz
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Nun, grundsätzlich haben Dummheit und Armut natürlich Synergien zueinander. Aber dumme Menschen müssen nicht arm sein; arme Menschen müssen nicht dumm sein. Ich möchte da bewusst wage bleiben was eigentlich mit "dumm" gemeint ist, da die gesamte Sphäre der Interpretationsmöglichkeiten des Wortes "dumm" (intellektuell, emotional, erfahrungsmäßig usw.) meiner Meinung nach erstmal nichts mit materieller Armut zu tun haben.
 

Hallo

Gast
Nun, grundsätzlich haben Dummheit und Armut natürlich Synergien zueinander. Aber dumme Menschen müssen nicht arm sein; arme Menschen müssen nicht dumm sein. Ich möchte da bewusst wage bleiben was eigentlich mit "dumm" gemeint ist, da die gesamte Sphäre der Interpretationsmöglichkeiten des Wortes "dumm" (intellektuell, emotional, erfahrungsmäßig usw.) meiner Meinung nach erstmal nichts mit materieller Armut zu tun haben.

Wir machen es uns immer sehr leicht, in dem wir immer wieder bewerten. Z.B. "dumm" oder "arm". Ich kann dem leider nicht folgen. Z.B. kenne ich einen Menschen, der besitzt in Ffm eine gesamte wichtige Straße. Der fährt ausgerüstet mit den billigsten zerschundenen Kleidern, mit seinem alten 200D in eine der Baumärkte, um den Handwerkern den "Zement" aus dem Angebot zu bringen. Der Mensch ist nun finanziell reich aber kann es für sich nicht nutzen.
Reichheit besteht aus den für sich nutzbaren Quellen. Genau hier beginnt der Begriff der psychischen Störung - und der Wertung von wirklicher "Reichheit" - die ich annehmen für mich kann.
 

Irreversibel

Holländischer Prinz
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Wir machen es uns immer sehr leicht, in dem wir immer wieder bewerten. Z.B. "dumm" oder "arm". Ich kann dem leider nicht folgen. Z.B. kenne ich einen Menschen, der besitzt in Ffm eine gesamte wichtige Straße. Der fährt ausgerüstet mit den billigsten zerschundenen Kleidern, mit seinem alten 200D in eine der Baumärkte, um den Handwerkern den "Zement" aus dem Angebot zu bringen. Der Mensch ist nun finanziell reich aber kann es für sich nicht nutzen.
Reichheit besteht aus den für sich nutzbaren Quellen. Genau hier beginnt der Begriff der psychischen Störung - und der Wertung von wirklicher "Reichheit" - die ich annehmen für mich kann.

Ich verstehe nicht wirklich was du meinst. Bei deinem Beispiel verstehe ich nicht ganz, wo die psychische Störung nun liegen soll. Jemand der in FFM teure Immobilien besitzt und immer noch nicht so abgehoben ist dass er sich zu fein wäre selbst die günstigsten Angebote im Baumarkt zu suchen hat meine Achtung. Die einfachste Antwort auf die Frage "Wie werde ich reich?" lautet: Vom Geld ausgeben auf jeden Fall nicht. Solange der Geiz nur einen selbst betrifft und nicht das nähere soziale Umfeld ist meiner Meinung nach alles okay.
 

groove-i.d

Rote Sternrenette
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vermutlich meint hallo da eine gewisse segnifikante unverhältnismäßigkeit bei besagtem immobilienmenschen. diese unverhältnismäßigkeit könnte man auch "leichte" störung des geiz-gewinnstrebens nennen. da gibt's in der tat einige von; von den wirtschaftlich reichen, die bei natürlichen dingen geizen, was das zeuchs hält. muß nicht immer gestört sein, meist eher neurotisch oder tickbehaftet. aber ich denke, mit diesem beispiel bewegen wir uns von dem ausgangsbeispiel weg.