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Jon Avnet - USA, 2008
Original im Blog - IMDB - de.wikipedia - en.wikipedia
De Niro und Pacino in einem Film, leider eine Rarität, denn "Heat" gehört ebenso wie "The Godfather Part II" zu den besten Filmen, die ich je gesehen habe. Mit diesen Kalibern kann es dieser neue Streifen zwar meiner Meinung nach nicht aufnehmen, stellt dabei aber trotzdem die meisten Filme mit Polizei-Drama-Thematik (etwa "16 Blocks" oder "Street Kings") der letzten Zeit mit Leichtigkeit in den Schatten. Auch auf ihre alten Tage überzeugen die befreundeten Schauspieler, denen ein gemeinsamer Film sehr wichtig war. Die meisten Filme mit Beteiligung von Jon Avnet sind mindestens solide Werke, oft auch überdurchschnittlich gut. "Righteous Kill" gehört sicherlich zu seinen besten Arbeiten und auch die übrige Besetzung braucht sich nicht zu sehr hinter den Großmeistern des "Method acting" zu verstecken.
Die Story ist clever aufgebaut, wenn auch von Anfang an sehr direkt und nicht versteckt. Die moralische Frage stellt der Film nicht als erster seiner Art in dem Raum - im Wesentlichen behandelt der Film einen Cop, der die Schnauze gestrichen voll hat von Bürokratie, die die Ermittlungen behindert und der resultierenden Ohnmacht gegenüber den Verbrechern. Er beschließt, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und wird zum Serienmörder. Einen "bad guy" nach dem anderen führt er seinem gerechten Ende zu. Ist es gerecht? Das ist die große Frage, die wohl so alt wie die Menschheit selbst ist. Wenn ein hundertprozentig schuldiger Vergewaltiger wegen eines Verfahrensfehlers freigesprochen werden muss, ist es dann moralisch vertretbar selbst über ihn zu richten? Darf man Folter anwenden, um das Leben eines Kindes zu retten?
Ich denke den meisten wird es ähnlich wie mir gehen - eine gewisse Genugtuung lässt sich nicht leugnen, wenn in einem Film "der Böse" endlich so richtig bekommt, was er verdient. Man liest schließlich jeden Tag in der Zeitung von so viel Ungerechtigkeiten - Freispruch aus Mangel an Beweisen, wegen Verfahrensfehlern oder nur weil sich der Angeklagte den besseren Anwalt leisten konnte. Nun widersprechen vielleicht einige und meinen der Böse könne gar nichts dafür, er wurde als Kind gehänselt und von seinem Vater geschlagen. Das klingt hämisch und im Endeffekt ließe sich so jede böse Tat bis zum Biss in den Apfel zurückentschulden, aber ganz so leicht darf man sich es bei dieser Frage nicht machen. Auffallend ist, dass vor allem aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten (wie etwa Water-Boarding) seit Jahren mehr und mehr Filme und Serien kommen, die dem Image der rechtschaffenden Gutmenschen einen enormen Schub verpassen. Jedenfalls ist das mein Eindruck - zwar kann man natürlich auch älteren Filmen wie "Lethal Weapon" diese Tendenz zuschreiben, aber Serien wie "The Closer", "24", "CSI eins zwei drei" bauen ja schon fast grundlegend auf diesem Stereotyp auf. "Dexter" schlägt hierbei eine sehr ähnliche Richtung ein wie der "Cop-Killer" aus dem Film. Ich will diesen Serien keinen Vorwurf machen, aber es schadet nicht, mal ein wenig darüber nachzudenken.
"Righteous Kill" nimmt die Frage selbst ernst genug - hier kommt man um das Nachdenken nicht rum, wenn man sich auf den Film einlässt. Nicht nur aus diesem Grund definitiv ein sehenswerter Streifen, wie ich es nicht anders erwartet hätte.
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Hat den Film sonst schon jemand gesehen?