Apple und die Positionierung des MacBook... eine "neverending Story"...
Reisen wir mal zum Spaß etwa zehn Jahre in die Vergangenheit. Gerade hatte Steve Jobs den Intel-Switch verkündet, und schon bringt die Apfelfirma ein komplett neues Lineup an MacBook Pros und kurz darauf MacBooks heraus. Sie alle basieren auf der neuen Core-Duo-Architektur von Intel und haben die gleichen CPUs, maximalen Arbeitsspeicher und Festplatten. Doch der Kunde erkennt die "Consumer"-Geräte am weißen Plastikgehäuse, während die Profinotebooks in schickem Aluminium daherkommen.
Auch die Werbung zu den Geräten sorgt für eine eindeutige Wahrnehmung des Einsatzzwecks: Auf der einen Seite wird das MacBook Pro stets mit Aperture, Logic Pro oder Final Cut als Arbeitstier gezeigt, auf der anderen Seite sorgt eine verspielte Darstellung des MacBook mit Kinderfotos und lachenden Studenten für eine Einordnung des MacBooks als Consumergerät.
Doch was passierte? Apple hatte bei der Platzierung der Geräte zu sehr auf's Marketing und zu wenig auf die Ingenieure gehört. Denn letztlich waren beide Geräte zu ähnlich - das MacBook erreichte in vielen Benchmarks und auch im Realbetrieb annähernd gleiche Werte wie das MacBook Pro - klar, werkelten darin doch identische Core(2)Duo-CPUs und gleich schneller DDR2-Arbeitsspeicher. Grafikapplikationen wie Adobes Branchenlösung "Creative Suite" waren dank Rosetta eher halbherzig auf Intel portiert, so dass der Flaschenhals im professionellen Einsatz sowieso eher woanders lag.
Außerdem hatte Apple einen weiteren Fehler gemacht. Beflügelt von der Vielfalt der neuen Schnittstellen von Intel-Boards hatten sie das MacBook inflationär mit Anschlüssen und Ports ausgestattet. Unter anderem FireWire400 und MiniDVI sorgten dafür, dass der Nutzer die gleiche professionelle Peripherie der ausgehenden Nullerjahre nutzen konnte wie sein Kollege, der das doppelt so teure MacBook Pro gekauft hatte.
Das MacBook war im wahrsten Sinne des Wortes "Ready for anything".
Doch was erzählte einem der Store-Genius oder der geschulte Gravis-Mitarbeiter, wenn man mit ratloser Miene im Store stand und sich für sein Studium einen Rechner kaufen wollte?
(bla,bla,bla...auswendiggelernter Tonfall...) "Das MacBook ist für Surfen, bisschen Internet und Musikhören. Wenn Sie Fotos bearbeiten wollen oder Videoclips schneiden müssen Sie das MacBook Pro kaufen, das hat die nötige Leistung."
Der mündige Nutzer merkte natürlich schnell, dass das weiße Gerät im Grunde alles konnte, was er machen wollte. Deshalb schien das MacBook sich ein wenig zu gut zu verkaufen. Offenbar überlegte man bei Apple fieberhaft, wie man die Käufer des teureren MBP halten und gleichzeitig sein Gesicht wahren konnte. Gottseidank verlor FireWire langsam im Consumerbereich an Bedeutung, und somit hatte man endlich den Ansatz, wieder mehr "Consumerfeeling" in das Multitalent MacBook zu bringen. FireWire wurde 2008 aus den MacBooks gestrichen.
In den Pro-Geräten wurde es behalten - was im Sinne von Jobs' Argumentation zunächst etwas absurd erscheint. Die einfache Logik: Profis nutzen Peripherie länger, haben einen großen Park an FW-Festplatten und Interfaces. Profis müssten investieren, wenn FW wegfiele. Consumer haben meist nur einen Camcorder oder eine Kamera und die neuesten davon nutzen USB...
Als Resultat daraus experimentierte Apple noch weiter mit den Geräten (MacBook Alu, dann wieder Plastik, dann durch Air ersetzt, dann wiederbelebt...) und der Formel "Consumer <--> Pro" herum - um am Ende eine klare Strategie zu finden. Der "Pro-sumer" war im Apple-Universum angekommen.
Hatte Jobs den klassischen PC als "Truck" bezeichnet, und die Post-PC-Ära eingeläutet, so sollte nun jeder, der noch mehr als ein Smartphone oder Tablet brauchte, zukünftig ein "professionelles" Gerät kaufen. Das MacBook Pro wurde zum Gerät für den Endkunden, superflach, superstylisch und mit einer Ausstattung, die wenige Jahre zuvor noch von den MacBooks übertroffen wurde. Dass es das "Pro" von seinen ehrwürdigen, mit Wechselakku und DVI-Buchse ausgestatteten Vorfahren geerbt hatte, verlieh ihm eine gewisse Seriosität, doch letztlich blieb es bis heute ein mittelmäßig ausgestattetes Arm-Candy für den Information-Worker des 21. Jahrhunderts - der seine Arbeit bei Starbucks verrichtet und diese auch auf jedem MacBook Baujahr 2006 tun könnte...
Durch dieses Hin- und Her verlor die Abgrenzung "Pro-" / "Nicht Pro" im Apple-Universum zuletzt völlig an Bedeutung. Doch aus Marketinggründen ist es nach wie vor enorm wichtig.
All diese Erkenntnisse aus einer Dekade Herumexperimentierens mit den Produktklassen haben zu einem Portfolio geführt, welches heute die schicksten, schlanksten und -sicher noch- innovativsten Notebooks auf dem Markt beinhaltet.
Jedes dieser Geräte eignet sich rein technisch für so ziemlich alles, was der Consumer, Prosumer, Student, Startup-Gründer oder Businessprofessional damit machen möchte.
Dennoch tragen auch heute zwei der Geräte das klassische "Pro" im Namen. Sogar iPads schmücken sich heute mit dem Zusatz "Pro".
Und auch der Gravis-Verkäufer wird nicht müde, gebetsmühlenartig jedem Kunden, der einmal ein Handyfoto zuschneiden will, zu erklären, dass die Geräte ohne "Pro" im Namen zum Surfen, Musikhören und ... aber lassen wir das